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Wie Bento Juden zu Menschenjägern machte

„Israel sucht Freiwillige, die Jagd auf Flüchtlinge machen“, meldete Bento, das Schüler-Medium von Spiegel Online, am 29. Januar. Zwar ist im Spiegel und erst Recht auf Spiegel Online selten etwas Ausgewogenes über Israel zu lesen – aber dieser speziell für junge Leser gemixte Beitrag ging über alles bisher Übliche hinaus. Israels Regierung, so hieß es im Text, suche „übereifrige Zivilisten“, die für Geldprämien gewissermaßen als Bürgerwehr Flüchtlinge „jagen“ sollen.

An der Darstellung war praktisch alles falsch: In Wirklichkeit handelte es sich um eine Stellenausschreibung der israelischen Migrationsbehörde, die Mitarbeiter braucht, um etwa 35 000 illegale Einwanderer aus Afrika abzuschieben. Und die künftigen Inspektoren sollten auch nicht zwei Monate angestellt werden, sondern 2 Jahre. Mit der angeblich kurzen Anstellungszeit hatte Bento gegenüber einer ganzen Reihe von Kritikern die Formulierungen „Jagd“ und „jagen“ verteidigt und suggeriert, so, als würden Leute gewissermaßen im Nebenberuf und mit dem Versprechen von Kopfprämien auf Jagd geschickt. Das Ganze garnierte der Spiegel-Ableger noch mit dem Hinweis auf eine Rabbiner-Initiative, die die afrikanischen Einwanderer mit der niederländischen Jüdin Anne Frank in Verbindung brachten:

„Und Hunderte Rabbiner versprachen, Flüchtlinge bei sich zu verstecken, falls die Behörden sie aufgreifen wollen – ganz so, wie im Zweiten Weltkrieg Anne Frank vor den Nazis versteckt wurde (Newsweek).“

Wer sich den verlinkten Newsweek-Artikel durchliest, stößt allerdings nur auf eine einzige Rabbinerin namens Susan Silvermann, die den grellen Vergleich liefert. Und nicht jeder Leser – von Newsweek wie Bento – dürfte wissen, dass sich jeder Jude prinzipiell Rabbi nennen kann: die Position entspricht nicht dem katholischen Priester.

Unter dem Strich blieb also beim Leser hängen: Juden jagen heute in Israel Menschen wie die Nazis einst Anne Frank.

Nachdem sich zahlreiche Leser bei dem Medium beschwerten, unter anderem auch der ehemalige israelische Armeesprecher Arye Sharuz Shalicar, und auf die absurde Verdrehung und Falschübersetzung des Ausschreibungstextes hinwiesen, korrigierte Bento die Überschrift und etliche Stellen im Text. An das Ende setzte die Redaktion noch einen Disclaimer mit dem Hinweis auf die ursprünglichen Falschdarstellungen.

Allerdings verlinkte Bento immer noch ausschließlich das hebräische Original des Ausschreibungstextes.

In der Übersetzung lautet er folgendermaßen:

„Für eine Initiative von nationaler Wichtigkeit unter der Führung des Einwohner- und Einwanderungsministeriums werden gesucht:
Einwanderungsinspektoren
zum Ausführen von Vollstreckungsaufgaben gegen illegale Einwanderer.
Stellenbeschreibung:
Erfüllung von Vollstreckungsmaßnahmen, darunter Fahndung, Untersuchung und Festnahme von sich illegal im Land Aufhaltenden und deren Arbeitgebern; Arbeit vor Ort und Büroaufgaben, deren Ziel das Bearbeiten von (Anträgen von) fremden Staatsangehörigen darstellt.
Erfahrung und notwendige Kenntnisse:
– Erfahrung in Aufgabenbereichen der beschriebenen Stelle. Nach Abschluss von 12 Schuljahren – mindestens 2 Jahre. Nach BA-Universitätsabschluss. Für Basisaufgaben keine Erfahrung notwendig.
– Gültiger Führerschein
– Weitere Voraussetzungen sind auf der Webseite ausgeführt
Vollzeitstelle, Schichtarbeit
Die Stelle ist zeitlich auf 24 Monate begrenzt
Arbeitsbeginn: März 2018
Einsatzort: Großraum Tel Aviv
Persönlicher Vertrag und Lohnzusätze für angestellte Bewerber!

Bedeutender Geldbonus von bis zu 30.000 Shekel wird nach Arbeitsende vergeben – nur für Qualifizierte.

Bewerbungen können durch das Online-Bewerbungssystem auf der Bewerbungsseite für Staatsdienst (Bewerbungscode Nr. 53032) eingereicht werden, mit angefügtem Lebenslauf, Urkunden über Schulabschluss und Ausbildung und Nachweisen über Arbeitserfahrung bis zum 21.01.18.“

Die Aufgabenbeschreibung unterscheidet sich also praktisch kaum von der, die im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und in den Ausländerbehörden in Deutschland für Mitarbeiter gelten.

Die Bento-Methode ist bemerkenswert: erst eine auf wilde Faktenverdrehung und Agitation basierende Geschichte gegen Israel unter einer schrillen Überschrift kreieren, die viele Stunden über den ganzen Tag online bleibt. Und dann praktisch die komplette Rücknahme der Geschichte, im sicheren Wissen, dass sich die erste Variante tief in die Köpfe eingegraben und über soziale Medien vervielfacht hat.

Die toxische Anne-Frank-Assoziation blieb übrigens auch in der zweiten Bento-Textvariante stehen.

 


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10 Kommentare
  • Reiner Arlt
    30. Januar, 2018

    Den Text der Ausschreibung sollte man bitte im Innenministerium archivieren – man wird ihn früher oder später hoffentlich auch hier gebrauchen können.

  • Alma Ruth
    30. Januar, 2018

    Spiegel ist ein Meister in der Verdrehung von Tatsachen, Nachrichten, Geschichten. Wenn
    es nur nicht eine seelisch-mentale Vergiftung als Folge hätte, könnte man es sogar bewundern. Aber so…
    Die Schreiber, nicht nur jene von bento, könnten auch für die Hamas & Co schreiben. Mit
    diesem Talent…
    lg
    Alma Ruth

  • Zabka
    31. Januar, 2018

    „bento“-CvD Marc Röhlig greift gern daneben, wenn’s der Gesinnung dient. Letzten Sonntag hatte er auch behauptet, dass Björn Höcke (AfD) „der Türkei den Islam verbieten will, sobald die AfD an der Macht ist“. Das gleiche Spiel wie später beim Israel-Fake: SPON-Leser (darunter ich) fragten Röhlig, ob er als einer gelten will, der nicht imstande ist, einen Satz seinem Sinn nach zu verstehen, es folgte die Umformulierung einzelner Passagen, der Grundtenor blieb.

    Höcke hatte bei einer Rede in Eisleben wie immer großmäulig irgendwas behauptet, aber dass er der Türkei den Islam verbieten will, hatte er nicht gesagt, wäre ja auch zu albern, er wolle, sagte er, „dass am Bosporus“, also an der Grenze zu Europa, „mit den drei großen M, Mohammed, Muezzin und Minarett, Schluss ist“.

    Aber es ist wohl sinnlos, „Spiegel“-Chefredakteur Brinkbäumer darauf hinzuweisen, dass der Hauptproduzent gezielter Fake-News seine Kinderableger „bento“ ist. „bento“ ist gewollt, wie es ist.

  • Christian
    31. Januar, 2018

    Meine Schwester wollte meinem Sohn ein Bento-Abo zu Weihnachten schenken. Das wäre doch genau das Richtige für einen lesehungrigen 10-Jährigen und soooo informativ für Kinder …

    Tja, eben nicht. Ich habe dankend abgelehnt. Er hat sich dann über eine Erweiterung seiner Römer-Sammlung von Playmobil gefreut …

    • Amiga-Freak
      31. Januar, 2018

      Ein Bento-Abo? Wie das?

      Bento ist kein Print-Magazin und der Online-Auftritt nicht kostenpflichtig.

      • PetraM
        1. Februar, 2018

        Da haben Sie natürlich Recht! Ich habe das auch gar nicht in meinem heutigen Kommentar beachtet, da ich mehr so in Richtung Spiegel- Abo gedacht habe. Man sollte wirklich genauer lesen, um sich nicht zu blamieren:-)!

  • Simon Templar
    31. Januar, 2018

    Spiegel – Stiegel – Stürgel – Stürmer.

  • pit
    31. Januar, 2018

    SCHeiße SCHings und SCHupkarr schieben wird mit SCH geschrieben .

  • Sabine Schönfelder
    31. Januar, 2018

    Könnte mir vorstellen, daß Jakob Memme Augstein sich als kompetenter Berater bezüglich antisemitischer Propaganda bei diesem geistigen Auswurf in Bento eingebracht hat. Ein Magazin, daß die Analpenetration bei Homosexuellen und antisemitische Skandalisierung einer Stellenausschreibungen in einem israelischen Magazins zum Leseanreiz braucht, um die Jugend für sich zu interessieren, offenbart seine geistige Redundanz und Verzweiflung selbst .
    Mag’s du’s fakig und debil –
    lese BENTO aber viel! Das Magazin von Spiegel für den verblödeten Jugendlichen oder solche, die es werden wollen.

  • ordo ab chao
    1. Februar, 2018

    “Alles nur Satire! Wir sind doch linke faschos, wir dürfen/müssen so hetzen & hassen. Sonst kommt mamamurksel & streicht uns unser Butterbrot (nicht mehr)” 😉

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