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Wochenrückblick: Der „Stern“ zeigt die Kanzlerin lässig wie nie

Ich will auch Ausnahmen zulassen. Nicht jeder Wochenrückblick muss lang ausfallen, zumal Ausführlichkeit ja wieder nur auf Kosten der nächsten Texte ginge. Obendrein soll der Text dieses Mal mehr als sonst aus Zitaten bestehen. Der Bernstein meines Wochenrückblicks schließe zuallererst Jörg Thadeusz ein, Journalist und Inhaber einer Sendung bei der ARD-Anstalt Rundfunk Berlin-Brandenburg.

Bekanntlich war in der verwichenen Woche viel von dem Hormon Testosteron die Rede. Ein breites Bündnis von Katrin Göring-Eckardt, Anton Hofreiter und Tagesschau-Chefredakteur Kai Gniffke legte dar, dass es in der Auseinandersetzung zwischen Seehofer, der CSU, größeren Teilen der CDU und nach allen Umfragen der letzten gut zwei Dritteln der Wähler über Abweisungen und Grenzkontrollen nicht um juristische und verfassungsrechtliche Fragen geht, sondern um die individuelle Konzentration der oben genannten chemischen Verbindung. Jörg Thadeusz fügt nun der Verbindung zwischen Körperlichkeit und Falschdenk einen neuen Qualitätsgedanken hinzu. In der „Berliner Morgenpost“ vom Samstag schreibt er:

„Feist, gemein, selbstvergessen, so beschreibe ich das Auftreten der CSU-Patrone, die in den vergangenen Wochen viel zu viel Redezeit in den nationalen Nachrichtensendungen hatten.“

An ihrem Stiernacken sollt ihr sie erkennen! Auch wenn Horst Seehofer und Alexander Dobrindt genau besehen nicht wirklich feist sind. Aber die haben wennschon nicht den falschen Bodymass-Index, dann aber die falschen Ansichten, genau so wie Markus Söder und etwa zwei Drittel der Wähler, was wiederum vom Testosteron kommt. Deshalb stimmt das gesinnungsästhetische Bild, das der Georg Grosz der Merkelzeit von der Reaktion im Lande zeichnet, eben cum grano salis doch.

Falls es nun jemand der Vollständigkeit halber sehen möchte, der ARD-Journalist Thadeusz sieht so aus:

Womit wir bei der Amtsinhaberin selbst wären. „Prost, lässige Kanzlerin!“ titelt der „Stern“ zu einem Foto der Hauptperson im Stück: „So lässig sieht man die Kanzlerin selten – und das mitten in der Krise.“ Und weiter: „Sie schreitet mit dem Weinglas voraus, Seehofer trottet mit Wasser hinterher.“

Diese lässige Merkel wiederum ist die schönste Entdeckung des „Stern“ seit den Tagebüchern von FH:

 

Nur ein bisschen willkürlich denkt der Betrachter des Bildes an die Bemerkung des Militärarztes in der Musterungsszene in „Felix Krull“: „So, so, die Lebenslust.“

Jedenfalls steht frohen Altersjahren in Templin oder „anderwo“ (E. Jandl) nix im Wege.

Zumal auch ein Blatt den Weg dorthin weist – nämlich die New York Times – das ansonsten Donald Trump zu Land, zu Wasser und in der Luft bekämpft und allzeit für Multilateralismus steht.

Schließen wir den Zitatreigen mit dem Bundespräsidenten. Das kann nicht ganz falsch sein nach dieser Woche, in der es aufgeregte Beiträge im öffentlich-rechtlichen Fernsehehen über Framing gab, also das Setzen von Begriffen:

Endlich muss sich wieder um echte Themen gekümmert werden. Dank des ARD-Sommerinterviews mit Frank-Walter Steinmeier gibt es nun eine neue Kategorie des Politischen – neben Testosteroncocktails und der lässigen Kanzlerin, die gerade ihre Tavor herunterspült – , nämlich die Anrufe besorgter Staatsoberhäupter. Man stellt sich vor, wie der Präsident des Nachbarlandes, der noch nicht direkt als Feindpolitiker gilt,

eindringlich mahnt: Sozialstaat, das ist das richtige Thema. Nicht der Nebenschauplatz Migration. Das bleibende Verdienst der Partei des Bundespräsidenten, die aktuell bei 17 Prozent liegt, besteht darin, beide Themen voneinander zu trennen, ja geradezu abzuschotten und nicht die kleinste Transitlösung dazwischen zuzulassen.

 

 

Alexander Wendt: Weitere Profile:

Kommentare anzeigen (12)

  • Irgendwie erinnert mich Jörg Thadeusz auf diesem Foto an den Film „ Der Untertan“.
    Ein serviler Schleimer der Karriere machen möchte, bzw gemacht hat. Er dankt seiner Herrin für die Audienz. Braves Hündchen.

  • Mir ist, als hätte ich diese lässige Kanzlerin kürzlich auf einer Parkbank sitzend gesehen. Sie hatte ein Fläschchen Wein in der Hand und blickte so lässig drein wie es wohl nur die Kanzlerin vermag. Dann bat sie mich um einen Euro und ich um Bedenkzeit.

  • Die endlosen Worthülsenkaskaden des Sozialdemokraten und stolzen Mit-Architekten von Hartz IV und seinen üblen Folgen, Frank-Walter Steinmeier (momentan noch Bundespräsident), konnte ich mir nur wenige Minuten antun, dann musste ich angewidert abschalten.

    Stattdessen wurde ich, wie so oft in letzter Zeit, im Internet fündig, siehe dazu
    https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/alexander-wallasch-heute/kampf-um-deutungshoheit-kleines-einmaleins-der-massenzuwanderung/

    Der Sozialstaat, mit seinen vielen Suppenküchen (euphemistisch Tafeln genannt), um die sich Obdachlose und Mittellose immer zahlreicher scharren, ist also nun das Top-Thema, das Hauptthema und nicht mehr die anhaltende illegale Migration?
    So so, die illegale Immigration, betrieben mit illegalen Mitteln (und das nicht nur beim Bamf), zu Lasten aller ehrlichen und steuerzahlenden Deutschen, in Milliardenhöhe, Jahr, für Jahr, für Jahr, ist offiziell nun zum Nebenschauplatz degradiert worden?
    Ja, dass hätten Sie gerne, die Heuchler, die Lügner, die Framer, die Faktenverdreher, der Linken, der Grünen, der Roten, der Medien nebst Merkel-Mitläufer im Kanzlerettenverein.

    Wie dumm muss man eigentlich sein, um sich noch immer solch einen Unfug im gelenkten Staatsfernsehen anzuhören und wie kaltschnäuzig realitätsfern muss man sein, um so einen groben Unfug immer wieder zum Besten zu geben?

    Hartz IV und seine verfassungswidrigen Sanktionsmechanismen hat viele Millionen Deutsche nachweislich für immer in die Armut getrieben. Merkel nahm das rot-grüne Schröder-Steinmeier-Fischer-Geschenk gerne an und baute Ihre - immer noch währende - Macht darauf auf. Und die grenzenlose sowie ebenfalls verfassungswidrige Immigration und spätere Dauerduldung von Millionen kulturfremder Menschen, ausgelöst von Merkels Gnaden und ihren Mitläufern in Wirtschaft, Medien und Kirche, verstärkte diesen unsozialen Zustand. Ließ die ohnehin schon große Zahl der Armen und Obdachlosen in diesem Land weiter ungebremst in die Höhe schießen und das einst so schöne und sichere Deutschland an vielen Ecken und Enden zunehmend verwahrlosen.

    Wer dieses zusammengehörenden Fakten zu trennen, zu bestreiten, zu vertuschen oder zu relativieren versucht, handelt im günstigsten Fall ideologisch borniert und schurkisch. Doch vermutlich eher sogar vorsätzlich rechtswidrig und zum schweren Nachteil des deutschen Volkes. Siehe dazu auch
    https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/alexander-wallasch-heute/wdr-monitor-georg-restle-retter-des-untergehenden-abendlandes/

    Wissen Sie, lieber Herr Alexander Wendt, was ich an der Französischen Revolution schätze?
    Richtig, den Tatendrang der Macher. Und
    ihren - im wörtlichen Sinne - durchschlagenden Erfolg.

    • Der Bundespräsident bestimmt also über das, was wir reden dürfen und die Wortpolizei welche Wörter wir dabei verwenden dürfen.

  • Ja wie? Van der Bellen im Gespräch mit Sellner? Da tun sich ja Abgründe auf ...

  • Danke Herr Wendt,

    da ich die deutsche Qualitaetspresse schon seit Jahren meide, haette ich den STERN-Scoop beinahe verpasst, waeren Sie nicht davor gewesen. Jetzt wird mir auch klar, warum sich unsere Gottkanzlerin und Schonklod so gut verstehen!

  • Zum Foto der "lässigen" Kanzlerin mit Weinglas:
    Es ist mir unbegreiflich, wie man dieses traurig-desolate Bild als Inbegriff der lässigen "Lebensfreude" und als Zeichen der "Macht" (fehl-)interpretieren kann, wie es der Stern-Autor macht.
    Eine gebeugt gehende ältere Frau, mit Gesichtszügen, die nun wirklich nicht nach dem Gläschen Wein aus "Lebensfreude" aussehen. Dieses Foto wirkt sehr erschreckend auf mich!

  • Da wurden wohl 2 Bilder vertauscht. Das ist nicht die lässige Kanzlerin, sondern eines der Schockbilder die bald in jedem Supermarkt am Spirituosenregal angebracht werden müssen!

  • So, die schreitende Staatenlenkerin mit Bacchus' edlem Traubenelixier. Von der Physiognomie und Körperfülle her kommt mir aber eher eine Tolkiensche Hobbit-Dame in den Sinn. Oder diese brutal ehrliche Nahaufnahme von Stephen Bannon damals, die, da schließt sich der Kreis, zu Spekulationen über wiederum dessen Neigung zu edlen Tropfen geführt hat.

  • Der Bundespräsident bestimmt also über was wir reden dürfen und die Wortpolizei welche Wörter wir dabei verwenden dürfen.

  • Eine wunderbar treffende Auswahl. Irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass bei der Bild-und Textwahl des Stern-Artikels über Merkel nicht unbedingt Wohlwollen des verantwortlichen Redakteurs gegenüber selbiger vorlag. Keine Karrikatur hätte mehr vermocht. Sellner und van derBellen? Wäre so nicht schlecht. Leider kein Abbild der Realität.

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