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Sie sind wieder da

Huch, warum reagieren Ossis nicht so auf Antifa-Phrasen und Kulturschaffenden-Aufrufe, wie sie sollten? Vielleicht deshalb, weil sie den Westdeutschen bestimmte Erfahrungen voraushaben

Neben der Affäre um Hans-Georg Maaßen gab es in den vergangenen Tagen noch ein weiteres Großereignis, das in fast allen Zeitungen zu fast gleichlautenden Überschriften führte: Ein Aufruf von 290 Kulturschaffenden, die von Angela Merkel die Entlassung von Bundesinnenminister Horst Seehofer fordern.

Seehofer soll nach dem Willen der Kulturschaffer entlassen werden, weil er sich weigerte, den Chef des Verfassungsschutzes zu entlassen, der sich wiederum weigerte, in einem verwackelten 19-Sekunden-Clip aus Chemnitz eine Hetzjagd resp. „Hetzjagden“ (A. Merkel) zu erkennen. Aber es geht nicht nur um die akute Weigerung der beiden. Nach Ansicht der Kulturschaffenden steht Seehofer auch sonst, so kann man den Aufruf zusammenfassen, der guten Zukunft Deutschlands im Weg. Wichtig an dem Aufruf ist vor allem der Begriff Kulturschaffende. Zu den 290 gehören unter anderen Günter Wallraff, Antje Ravic Strubel und Hugo Egon Balder, also tutti frutti und viele Leute mit Wikipediaeintrag, die sich auch bei gutem Willen weder unter Künstler noch Prominente subsumieren lassen. Nebenbei, es fehlen ein paar Namen auf der Liste, Feuilletonverantwortliche sollten aufmerken. Jetzt wäre es höchste Zeit für die Schlagzeile: „Große Sorge um Julie Zeh“.

Kulturschaffende, wie gesagt, das passt schon. Es klingt vor allem für den wirklich problematischen Teil der Bevölkerung schön vertraut, nämlich für die ostdeutsch Sozialisierten bis etwa zum Jahrgang 1970. Der Begriff stammt zwar aus den zwanziger Jahren, eine Aufwertung erfuhr er ab 1933.

 

 

Einige Senioren erinnern sich vielleicht noch daran. Aber Ostdeutschen älterer Jahrgänge dürfte der Begriff erst Recht bekannt vorkommen, sogar vertraut, nämlich von der überwältigenden Zustimmung der DDR-Kulturschaffenden zur Biermann-Ausbürgerung 1976.

 

Im Westen gab es zwar die Tradition der Aufrufe der gutmeinenden Mahner von Albertz bis Zwerenz. Allerdings richteten sich diese Appelle meistens gegen die Regierung beziehungsweise irgendeine Regierungsentscheidung wie den Nato-Doppelbeschluss. Die Besonderheit des Aufrufs der 290 Kulturschaffenden gegen Seehofer liegt gerade darin, dass er genau das verlangt, was die Kanzlerin eigentlich gern tun würde, aber aus naheliegenden strategischen Gründen unterlassen muss. Die DDR-Führung hatte es mit dem Rauswurf Biermanns eben bedeutend leichter als Merkel mit dem Rauswurf des CSU-Chefs. Das ist ein nicht zu unterschätzender Unterschied, den sich alle hinter die Ohren schreiben sollten, die immer von DDR 2.0 reden.

Im Ernst, es gibt schon ein paar Unterschiede. Umso bemerkenswerter wirkt der Elan, mit dem „Meinungsschaffende“ (Archi W. Bechlenberg) derzeit alte Wortschätze aus zwei alternativlosen deutschen Staaten reaktivieren. Besonders für die Phrasen aus der DDR-Kiste gilt: Sie sind wieder da.

Die Kulturschaffenden trommeln also wieder für den Kurs der Staatsführung und fordern couragiert weitergehende Maßnahmen gegen jemanden, der einer besseren Zukunft im Wege steht. In diesem Zusammenhang kehrt auch der Schädling zurück. Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen nämlich ist nach Ansicht von ZDF-Redakteuren ein „Schädling“, der alles „untergräbt“ und deshalb bekämpft gehört.

Auch die zentrale Kundgebung kommt wieder zu Ehren, organisiert wie weiland das Pfingsttreffen der FDJ mit Gratismusik, zu der junge Menschen aus der ganzen Republik mit Gratisbussen angekarrt werden. Unter ausdrücklicher Würdigung durch das Staatsoberhaupt geht es dann zur antifaschistischen Sache. Allerdings, das in Chemnitz von KIZ geschmetterte Liedchen „ich ramme meine Messerklinge in deine Journalistenfresse“ als Beitrag zum „Zusammenhalt“ (F.-W. Steinmeier) zu verkaufen, so weit in Richtung Byzantismus wären Staatsführung und die Werktätigen von Funk & Druck in der DDR wahrscheinlich doch nicht marschiert.

Gutmeinenden Westdeutschen mag es ja schleierhaft vorkommen, warum ältere Ostdeutsche auf bestimmte Triggerworte seltsam reagieren. Den niedergeschlagenen Aufstand vom 17. Juni 1953 hatte die SED-Führung als „faschistischen Putsch“ klassifiziert, die Mauer als „antifaschistischen Schutzwall“. Und als die Mauer schon gefallen und die alte SED-Führung gekippt war, beschmierten am 28. Dezember Unbekannte den Sockel des sonst immer penibel bewachten sowjetischen Ehrenmals in Berlin-Treptow mit Losungen, worauf die SED-PDS unter ihrem damaligen Chef Gregor Gysi flugs eine Großkundgebung mit 250 000 Teilnehmern organisierte und forderte, die Stasi müsse jetzt sofort in eine antifaschistische Schutztruppe umgewandelt werden.

„Unser Land ist in Gefahr, und zwar von rechts“, so Gysi seinerzeit, am 3. Januar 1990: „Wir müssen diese Gefahr bannen, sonst brauchen wir über demokratischen Meinungsstreit und anderes gar nicht erst zu diskutieren. Wie wollen wir denn demokratisch wählen, wenn hier Neonazis alle Freiräume besetzen?“

Wie gesagt: die erfahrungsgesättigten Bundesbürger, also die älteren Ostdeutschen, wissen derzeit vor lauter Déjà-vus nicht mehr ein noch aus. Vor allem „Antifaschismus“ als Knüppelwort zur moralischen Erpressung und Gefolgschaftserzwingung ist ihnen bestens vertraut.

Es hört ja auch nicht auf mit dem Honecker- respektive Gysisprech. Selbst der gute alte „Kampfauftrag“ ist wieder da: im bewährten Tagesspiegel vom 24. September 2018.

Und selbstredend handelt es sich auch hier wieder um einen Kampfauftrag gegen Rechts.

Über Ostdeutsche heißt es derzeit in Qualitätsreden und Qualitätsmedien, sie seien eben noch nicht so weit. In Wirklichkeit sind sie schon längst weiter.

 

 

 

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Kommentare anzeigen (28)

  • Wenn man einen Sinn für Nuancen hat, bemerkt man, dass Anna Seghers, die in der DDR die Funktion ihres eigenen Denkmals hatte, in ihren Zeilen gerade nicht für Partei und Regierung eintrat, sondern für das Land. Das ist nicht oppositionell oder gar widerständisch, aber die Distanz, die es gerade noch gestattete, nicht vom Sockel gestoßen zu werden.
    Könnten die heutigen Kulturschaffenden nicht.

  • Zitat: "Wie gesagt: die erfahrungsgesättigten Bundesbürger, also die älteren Ostdeutschen, wissen derzeit vor lauter Déjà-vus nicht mehr ein noch aus. Vor allem „Antifaschismus“ als Knüppelwort zur moralischen Erpressung und Gefolgschaftserzwingung ist ihnen bestens vertraut."

    Da muss man sich nicht wundern.
    Die KGEs und Merkels dieser schönen "antifaschistischen" Welt (und sicherlich viele weitere, was eine eigene Recherche wert wäre) wurden ja in der DDR sozialisiert.
    Der Westen hat nach der Wende zwar diesen Teil Deutschland förmlich überrannt, aber einiges hat er auch übernommen - keineswegs nur zum Vorteil. Meinungsdiktatur und Deutungshoheit zum Beispiel sowie das konsequente Ignorieren der eigenen Bevölkerung.
    Vielleicht auch das unterbewusste Wissen der Regierenden, dass man ja automatisch wieder gewählt wird vom unterdrückten Volk.
    Der getötete Pluralismus in Deutschland ist der Verdienst der Grünen und des Erbes der DDR.

    • Vermutlich wurde einiges übernommen, weil es sich einfach zur Unterdrückung und zum Machterhalt bewährt hat? Das ist doch nichts DDR-Spezifisches.
      Ich denke auch nicht, dass die Sozialisation von Merkel eine ausreichende Erklärung dafür darstellt, dass westlich Sozialisierte da mitspielen.

    • Schöner Einwand. In der Tat hätten solche Typen wie Merkel und Gauck auf Bonner Boden wohl nur schlecht gedeien können.

      • Das "Stasigewächs" Kahane nicht zu vergessen , bei Licht betrachtet kommt es mir vor wie Erich´s Rache, was hier momentan gegeben wird....

        • gemäß dem Witz (oder ist es sogar die Wahrheit), Merkel sei Honneckers Rache an Kohl, weil letzterer ihm sein Spielzeug DDR genommen hat.

    • Der getötete Pluralismus ist nur oberflächlich betrachtet ein „Verdienst“ der paar, an den Fingern einer Hand zählbaren, in der DDR sozialisierten Politiker. Diese werden von westdeutschen „Intelektuellen“ der Jahrgänge 1960 und älter gerne nach vorne geschoben um die Entwicklungen der letzten Jahre zu erklären und so das Versagen der eigenen Generation zu verschleiern. Die paar Nasen aus der ehemaligen DDR sind ein trauriger Haufen Handpuppen für die wirklichen Strippenzieher. Wer das Geld hat, hat die Macht und wer zwei Kriege hintereinander gewinnt sowieso. Beides trifft auf die Ossis in der Politik nicht zu. Das mit dem Gewinnen im Krieg trifft natürlich auf alle Deutschen nicht zu. Aber der von o.a. Generation aus Westdeutschland geschürte Selbsthass und die „kultivierte“ Kleinstaaterei (ich bin Badener und kein Schwabe, ich bin Franke und kein Bayer, ich bin Rheinländer aus Düsseldorf und habe mit Köln nichts am Hut) oft vermischt mit einer grotesken Anbiederung an Frankreich und den Suprastaat Europa (ich fühle mich an erster Stelle als Hesse, an zweiter als Europäer und überhaupt nicht als Deutscher) führte zu den jetzigen Zuständen. Die Gleichgültigkeit weiter Teile des westdeutschen Bürgertums gegenüber Deutschland, die lächerliche Einbildung Weltbürger oder wenigstens Europäer zu sein führte zu der vorherrschenden ideologisch getriebenen Politik. Es ist die Politik des westdeutschen spies- und bildungsbürgerlichen Mainstreams. Sehr gut an den Wahlergebnissen der Grünen in den diversen Bundesländern und Wahlkreisen zu erkennen. Die Ossis sind die Stimme der Vernunft im Irrenhaus namens Deutschland.

    • Nein, nicht nur, leider. Auch in der alten Bundesrepublik bis 1989 gab es Tendenzen zur Verabsolutierung der Meinungen derjenigen, die an der Tete saßen. Glücklicherweise gab es aber ebenso immer demokratisch gesinnte Persönlichkeiten, die "wider den Stachel löckten", dies aus der Erkenntnis heraus, dass Demokratie stets verteidigt werden muss, da in ihr Möglichkeiten wohnen, die es ermöglichen, sie selbst mit demokratischen Mitteln zu unterwandern und schleichend zu beseitigen. Ich will uns hier nicht mit der Türkei vergleichen, das ginge zu weit, aber ein Demonstrationsbeispiel ist das Erdogansche Machtstreben schon. Diese Persönlichkeiten von damals, die in ihrer jeweiligen Art über die bundesdeutsche junge Demokratie wachten, gibt es bei Heutigen in dieser "Prominenz-Stufe" kaum noch bis gar nicht; die verteidigte Demokratie wird von vielen für absolut gesichert gehalten und manches, was eigentlich "Demokratie-Verteidigung" ist, wird infolge von Indoktrinierung durch klandestine Demokratiefeinde, die unbehelligt bleiben, festgeklopft. So ist es also nicht nur ein völlig unbestrittenes "positives" DDR-2.0- und Grünen-"Erbe" sondern auch ein "negatives" Erbe der "alten" Bundesrepublik, nämlich politische Saturiertheit, Trägheit, Kleben an einem davon gespeisten neoliberalen Weltbild, Ignorierung der tatsächlich ständig wachsenden Probleme, politisches "Ausweichen" auf die "europäische Spielwiese" und Machtspielchen, die die Prosperität des deutschen Wirtschaftsraumes angetan sind aufzugeben. Mehr will ich gar nicht anführen. Dass nun zufällig Ostdeutsche wie Merkel oder Gauck oder so an der politischen Tete sind, hat zwar "ostdeutsch-sozialisierten" Einfluss auf das Handeln, da es aber auf der gesamtdeutschen Basis und damit auf der tatsächlichen Mehrzahl ehemals "westdeutscher" Mitglieder in Parteien und, als Ausdruck dessen, meist "westdeutscher" Funktionäre (Kauder, Nahles, Roth u.a.) fußt, sowie auch von einem großen Teil gerade der "westdeutschen" Bevölkerung getragen wird, ist das Ganze sehr komplex. Ich jedenfalls bin oft entsetzt, mit welcher Ignoranz und Überheblichkeit jetzige Fehlentwicklungen ("Wir haben alles richtig gemacht!") ideologisch "verteidigt" und nachgeplappert werden: Genau das war aber in der "alten" DDR klandestin nicht wirklich der Fall. O.K., vielleicht habe ich als Mann mit "falschem" Geburts- und Sozialisierungs- sowie Lebensort (Dresden/Meißen) ja nicht wirklich "Durchblick"...

  • Seniler alter Depp
    über Afrika lacht die Sonne, über Deutschland die ganze Welt.
    Gibt es eigentlich eine Abwrackprämie für Regierungen?

    Wie sich doch die Parolen gleichen.
    Die derzeitige Berichterstattung erinnert an die letzten Tage der DDR mit der ein Unrechtsstaat verzweifelt gerettet werden sollte (s. Schrottstudien wie "Integrationsbarometer" oder "die Deutschen sind stolz auf ihre Politiker")
    Große Teile der Pseudointellektuellen, der Möchtegernkünstler, der "Qualitätsmedien" und vor allem Teile der Parteien im Bundestag führen sich selbst ad absurdum (bildungssprachlich: sich als widersinnig, sinnlos, unsinnig erweisen. Quelle: Duden). Und sie merken es nicht einmal.
    Nach den "Hetzjagden" und "Zusammenrottungen", die es nicht gab, finden ersatzweise Hetzjagden auf Hans-Georg Maaßen und wegen nur bedingten Erfolgs schließlich auch noch auf Horst Seehofer statt.
    In jeder Hinsicht unbefriedigte, teilweise völlig nutzlose Zeitgenossen brauchen eben ihren Ersatzorgasmus.
    Und da Hugo Egon Balder im Artikel schon genannt wurde sollte sein "Kulturschaffen" allvorabendlich auf SAT.1 nicht unerwähnt bleiben.
    Die Sendung heißt bezeichnenderweise "Genial daneben". Noch Fragen?

  • Sehr geehrter Herr Wendt, Sie haben alles trefflich beschrieben; kann es als gereifter 1961er aus zentraler Ostlage vollständig bestätigen.

    Der hiesige Wandlungsprozess begann ja schleichend bereits vor längerem ... als Kritiker als Verschwörungstheoretiker oder Putinversteher verunglimpft wurden. Deutlicher schon, als die Große Vorsitzende mit 10 Minuten stehendem stürmischem Beifall bedacht wurde und Vergleiche zu anderen Wahlen über diese Zeitdauer angestellt wurden. Damals schrieb ich als empfindsames Ostgewächs meinen Freunden manchmal in E-Mails die Grußformel "Vorwärts immer, rückwärts nimmer" auf; später dann warf ich mal ein "Ich liebe Euch doch alle" hin. Auf letzteres müssen wir leider noch ein paar Tage warten - am Ende der Treibjagd auf Maaßen wäre es natürlich eine äußerst hübsche und passende Remineszenz gewesen (aber nicht aus seinem Munde).

    Grabe in meinen Erinnerungen Details hervor ... Biermann Ausweisung ... darauf folgender Aufruf von Kulturschaffenden (damals waren das aber richtige Künstler!). Da war ich in der 9. Klasse einer EOS: Wir Schüler sollten uns als Klassenkollektiv diesem offenen Brief/Aufruf mit unserer Unterschrift anschließen. Ich verweigerte dies mit der Begründung, ich könne Niemanden verurteilen, dessen Musik und Texte ich nicht vorher mal hören könne... Kam damit auch ungeschoren durch, wohl eher, weil ich bei dieser guten Musiklehrerin einen Stein im Brett hatte, die selbst getarnt progressiv war.
    Aber wenn ich genau überlege, dann haben wir in anderer Form auch schon die völlige Einbeziehung der jugendlichen Basis nicht nur bei solch unsäglichen Konzerten sondern auch durch Schülersprecher, die sich beschwichtigend bis negierend zu Gewalttaten äußern, durch Anleitung von Schülern zu Gegendemos, geförderten starken Gruppendruck, pro etwas vereintlicht Gutem oder contra - zu Schlechtem Verurteilenswertem, das zu bekämpfen sei (Wir können schon mal auf das Wort Ausmerzen warten), etc. pp.

    An die Großkundgebung am sowjetischen Ehrenmal - eingerahmt von NVA-Fallschirmjägern - erinnere ich mich lebhaft. Sehr gut, dass Sie genau diese hier anführen, weil mir dieses Ereignis als ganz perfide Sache in mein Gehirn eingebrannt ist! Ich war damals dabei - als ich hin ging, mit voller Überzeugung, dass dies sehr wichtig und richtig sei. Während der Reden auf dieser Veranstaltung spürte ich immer stärker die Instrumentalisierung und ging mit dem Gefühl des Widerwillens und einer Inszenierung nach Hause - es war kein Wissen, sondern Bauchgefühl.

    Wir müssen wohl noch eine Weile Déjà-vus erdulden und ich befürchte, das wird nicht mehr so lustig, wie solche Kulturschaffenden. Dazu schreibe ich nachher vielleicht noch einen weiteren Meinungsbeitrag.

  • Sie scheinen sich ja nach der DDR zu sehnen, Herr Wendt. Besser kann man konservative Leser nicht konsternieren als mit solchen Texten, die insinuieren, es laufe hier ausweglos auf die Katastrophe zu. Genau so lähmt man die eigenen Leute. Es wird dadurch nicht besser, dass es ein Versehen ist.

    In Deutschland gilt:

    Willst Du die Nazis ausweglos vor der Machtergreifung sehen, lies linke Blätter. Willst Du davor zittern, dass allmächtige Linke Stasi und Stacheldraht wiedereinführen, lies rechte Blätter.

    Wäre die Rechte in diesem Punkt nicht genauso wirkpsychologisch schlicht wie die Linke es notorisch ist, und würde nicht ebenfalls mit jedem Satz die eigenen Leute lähmen, wir wären weiter.

    Natürlich muss man die neomarxistischen Clowns aus dem Verkehr ziehen. Aber so zu tun als wären die in der Lage, irgend etwas zu schaffen und aufrecht zu erhalten, ist lächerlich. Und es gibt keinen großen Aufpasser namens rote Armee. Die Linke hat die DDR versenkt, die ein Heimspiel ohne Gegner für sie war.

    Solche Leute sind keine Gegner, schon gar keine, die man als riesengroß darstellen muss. Wozu?

    • Ich sehe keine Neomarxisten. Was genau ist denn in Marx' Sinne, was diese Leute hier erzeugen wollen?
      Was ist daran links? Was ich in der derzeitigen Situation sehr verheerend finde, ist dieses Rechts-Links-Schema.
      Dieses wird von Politik (und ihren Vasallen in den Medien) konstruiert und aufrecht erhalten, um die Bevälkerung zu spalten und aufeinander zu hetzen. Es geht aber im Moment weder um rechte noch um linke Ideen, es geht darum, uns Plänen zu widersetzen, die eine Zerstörung unseres Landes und Europas auf der Agenda haben. Den Kräften, die dahinter stehen ist "rechts" oder "links" vollkommen egal, denen geht es um Geld und Macht und dabei stören aufmüpfige unabhängige Menschen.

  • Schon bezeichnend wie diese Begriffe tradiert werden von einem System zum anderen, unabhängig von der Ideologie und der Herrschaftsform. Die zugrundeliegende autoritäre Geisteshaltung ist offensichtlich dieselbe. Der Gebrauch des Wortes "Schädling" allerdings ist schon mehr als unbedarft. Eigentlich kaum zu glauben! Würde Gauland es in den Mund nehmen, wäre es ein Riesenskandal. Aber mei, beim Verfassungsschutz gibt es ja auch Maulwürfe. Also ZDF, passt schon! Die "Kulturschaffenden", da scheint der Sozialismus, der ja immer irgendwie dabei ist, noch deutlicher hervor. So fühlen die Unsrigen ja auch wieder die besondere Berufung, Welch erlesene Geister sich unter ihnen finden. Eh, Hugo Egon, endlich kann ich zu Dir aufschauen! Aber Herr Wendt, dass wir unbedarften Westdeutschen diese Erfahrung auch noch machen sollen. Nein danke, muss nicht sein! Wir hatten den Marsch durch die Institutionen im bürgerlichen Gewand. Merkel hat sich vorhin angeblich "entschuldigt". Für was eigentlich? Und bei wem? Bei Maaßen bestimmt nicht. Bei den Chemnitzern und Sachsen wohl auch nicht. Ich möchte jetzt Endzeitstimmung haben, wie bei Schabowskis Pressekonferenz. "Frau Merkel, wann treten sie zurück?". Merkel: "Sofort, Unverzüglich!"

  • Herr Wendt, niemand, der ernst genommen werden möchte, wird behaupten, die "DDR 2.0" sei bereits geschaffen oder eingetreten. Aber wer nicht sieht, dass die Bundesrepublik Deutschland sich auf dem Weg in eine DDR 2.0 befindet, ist blind... Zwei weniger bekannte Hinweise: In Neustadt/Hessen wurden Schüler von der Schulleitung dazu beordert, sich für eine politische Aktion (#wir sind mehr) im Schulhof fotografieren zu lassen. In Chemnitz mussten Mitarbeiter des dortigen VW-Werkes unter Androhung des Verlustes ihres Arbeitsplatzes bei den linken Gegendemonstationen antreten. Wer das - und die übrigen Dinge einer ellenlangen Liste - nicht als Krakenarm einer sich entwickelnden oder aufziehenden "DDR 2.0" sehen will - der ist blind.

    • Warum nennen Sie es DDR2.0. Warum nicht Zeichen einer aufziehenden Diktatur?Diese sind, da stimme ich Ihnen zu, zahlreich und nicht mehr zu übersehen.

  • "Ebendeshalb hatte die NSDAP früh ihre sozial weit gefächerten Massenorganisationen aufgebaut: für Frauen und reitende Ärzte, für Lehrer ebenso wie für Freunde des Kraftfahrzeugs, für Jugendliche, Juristen, Kulturschaffende, Bierproleten, Studenten oder Bauern." Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/kultur/deutsches-reich-hitlers-aufstieg-zur-macht-1009306. Was hätte sich der Führer gefreut, wenn der von ihm und seinem Propagandachef geprägte Begriff "Kulturschaffende" in der späteren DDR wie auch BRD so viele Fans gefunden und die Presse heute wie damals so regierungstreu über entsprechende Aktionen gegen den Feind berichtet hätte. Apropos "Reitende Ärzte gegen Seehofer", das würde mir gefallen, könnte z.B. die Merkel-treue Ministerin, Medizin-Doktorin und Dressur-Reiterin UvdL ganz vorne mit traben! Da dürfen wir uns noch was erwarten an interessanten Kampagnen bestimmter Berufsgruppen.

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