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Fall Magnitz: Alles ein bisschen anders

Hat die AfD den Angriff auf ihren Politiker falsch dargestellt? Das hatten viele Medien behauptet. Stimmt das? Ein Faktencheck

Selten lasen sich Überschriften zu ein und demselben Ereignis so ähnlich wie in der zweiten Berichterstattungswelle zum Überfall auf den Bremer AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz, 66:

Tagesschau: „Staatsanwaltschaft widerspricht AfD“

Zeit Online: „Bremer Staatsanwaltschaft weist AfD-Darstellung von Angriff zurück“

T-Online: „Bremer Staatsanwaltschaft weist AfD-Darstellung zurück“

Westdeutsche Zeitung: „Fall Magnitz: Staatsanwaltschaft widerspricht AfD-Darstellung“

Deutsche Welle: „Staatsanwaltschaft widerspricht AfD“

Im Kern geht es bei dem Widersprechen und Zurückweisen darum, dass die AfD zunächst davon gesprochen hatte, Magnitz sei „mit einem Kantholz“ auf den Kopf geschlagen worden, und den Überfall als „Mordversuch“ bezeichnete. Nach Auswertung des Tat-Videos hatte der Sprecher der Bremer Staatsanwaltschaft Frank Passade gesagt, es sei nicht mit einem Gegenstand auf Magnitz eingeschlagen worden. Vielmehr habe der Täter „mit dem Ellenbogen voran“ sein Opfer von hinten angesprungen. Passade: „Wir gehen davon aus, dass die gesamten Verletzungen allein dem Sturz geschuldet sind.“

Es werde auch nicht wegen versuchten Mordes ermittelt, sondern wegen gefährlicher Körperverletzung nach Paragraf 224 des Strafgesetzbuchs.

Der Medientenor las sich so: Die AfD hatte mit ihrer Pressemitteilung zu dem Überfall wichtige Details in Übertreibungsabsicht falsch dargestellt. Und der Subtext: alles ganz anders. Und vor allem nicht so schlimm.

Doch so einfach ist es nicht.

• Um mit dem „Kantholz“ zu beginnen: Dass bei dem Angriff auf den Politiker ein Gegenstand einsetzt wurde, war keine Erfindung der AfD Bremen. Sondern dieses Detail stand in der ersten Mitteilung der Polizei Bremen (8.1.19 “Polizei bildet Sonderkommission”). Im Gespräch mit Publico sagte Staatsanwalts-Sprecher Passade: „Dass ein Gegenstand zum Einsatz kam, war die erste Einschätzung. Die Ärzte im Krankenhaus waren zunächst der Ansicht, die Kopfverletzung könnte nur von einem Schlag herrühren. Nach der Auswertung des Videos konnten wir sehen, dass das nicht der Fall war.“

Nur der Terminus „Kantholz“ stammte von der AfD. Woher er kam – von einem Arzt oder Polizisten, oder eine Vermutung von Magnitz selbst – lässt sich bisher nicht klären. Darauf kommt es aber auch angesichts der ersten Mitteilung der Polizei nicht an. Die Staatsanwaltschaft „widerspricht“ also nicht der AfD. Sie teilte einen neuen Ermittlungsstand mit. Das ist ein erheblicher Unterschied. Der Sprecher der Bremer AfD sagte, mit dem heutigen Kenntnisstand hätte er die Pressemitteilung anders formuliert. Er sagt also im Prinzip nichts anderes als die Staatsanwaltschaft: Es gibt neue Erkenntnisse.

Die Bewertung „Mordversuch“ durch die AfD stützte sich auf die Annahme, der Täter hätte Magnitz mit einem Schlagwerkzeug am Kopf getroffen. In dem Fall wäre die Annahme eines versuchten Totschlags oder Mordes als politische Bewertung nicht abwegig. Die fachliche Einschätzung liegt sowieso bei der Staatsanwaltschaft.

Neubewertungen des Tatvorwurfs sind übrigens nicht selten, selbst, wenn sie von erfahrenen Juristen stammen. Im Fall des attackierten Bürgermeisters von Altena Andreas Hollstein etwa ermittelte die Staatsanwaltschaft zuerst wegen Mordversuchs, nach einer genaueren Untersuchung des Falls (Hollstein hatte keine Schnittverletzung von 15 Zentimetern davongetragen, wie es zuerst in fast allen Medien hieß, sondern eine fünf Zentimeter große oberflächliche Abschürfung) änderten die Ermittler den Vorwurf in Körperverletzung.

• Mittlerweile veröffentlichte die Polizei das Video des Überfalls auf Magnitz. Hier ist zu sehen, dass auch die Darstellung des Staatsanwalts nicht ganz richtig beziehungsweise ungenau war: Der Politiker „stürzte“ nicht einfach. Das Video zeigt, dass der Täter hinter ihm beide Hände ausstreckt und ihm mit der rechten Hand – und mit Anlauf – einen Schlag in den Nacken versetzt. Der wuchtige Schub nach vorn, durch den magnitz ungebremst zu Boden fiel,  erklärt die Gesichtsverletzung Der Täter scheint außerdem auch noch von links mit einem kleineren Gegenstand zuzuschlagen, den er anschließend an einen Mittäter weitergibt. Publico fragte mehrere Ärzte nach ihrer Beurteilung der Wunden. Ihre Einschätzung lautet: Gesichtsverletzung und Stirnverletzung scheinen, wie es bei Gerichtsmedizinern heißt, durch verschiedene Bewegungsmechaniken verursacht worden zu sein.

Behördensprecher Passade sagte ursprünglich, die Formulierung „mit nach vorn gestrecktem Ellenbogen angesprungen“ stamme von ihm. Er könne sie nicht „als unbedingt falsch“ erkennen. Eine Absicht bei der Formulierung kann auch gar nicht unterstellt werden. Allerdings mittlerweile ein etwas anderer Hergang.

Das Video zeigt auch, wie routiniert und geplant der Überfall vonstatten ging: Zwei Männer des Täter-Trios gehen voran, einer sichert nach hinten ab. Wenige Sekunden vorher ziehen sich die vorderen die Kapuzen tiefer ins Gesicht, und scheinen sich abzusprechen.

• Drittens: die Sache mit dem „Raubüberfall“. Sehr kurz nach dem Angriff sprach BILD mit dem verletzten Magnitz. Der sagte auf eine entsprechende Frage, ob es sich auch um einen Raubüberfall gehandelt haben könnte: Das sei zwar sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Er selbst habe aber so gut wie keine Erinnerung an die Attacke. Zu ungefähr gleicher Zeit hatte Passade, der das Video schon kannte, klar gestellt, dass es sich auf keinen Fall um einen Raub gehandelt haben könne. Tatsächlich beugt sich keiner der Täter zu dem am Boden liegenden Magnitz herunter, alle drei laufen schnell weiter.

Trotzdem stellten die meisten Medien den Passus „laut Magnitz auch ein Raubüberfall“ in fast jedem Bericht prominent heraus. Die gegenteilige Aussage Passades taucht dagegen entweder nur kurz oder gar nicht auf. Beim „Kantholz“ wird also der Widerspruch deutlich herausgestrichen und zum Überschriftenthema gemacht. Dort, wo die Staatsanwaltschaft eine Formulierung von Magnitz in die andere Richtung korrigiert, ist das den Berichterstattern offenkundig nicht so wichtig: Eine Entpolitisierung des Falls passt eben gut ins Konzept.

• Viertens die Frage: wurde bei dem Überfall ein Gegenstand eingesetzt? Auf dem Video ist nicht zu erkennen, ob der Täter etwas in der linken Hand hielt, ob er Handschuhe trug, unter denen sich beispielsweise ein Schlagring verbergen kann, oder aber – wenn er welche tragen sollte – Quarzhandschuhe benutzt. Staatsanwaltsschafts-Sprecher Passade sagt, zu der Frage habe er keine Erkenntnisse. Sollte es sich herausstellen, dass der Schläger doch einen Gegenstand benutzte, einen verborgenen Schlagring, Quarzhandschuhe, „dann wird das entsprechend zu bewerten sein“. Die Frage ist also noch offen. Und offen heißt: Es gäbe keinen Grund für Publico, nach dem Vorbild der anderen Medien zu twisten: „Staatsanwaltschaft rudert zurück“. Dass neue Erkenntnisse besser sind als die alten, dass Details ungeklärt sind – solche Punkte gehören zu fast jeder Ermittlung.

Für die Bewertung der Tat spielt die Frage des Gegenstandes keine Rolle. Gefährliche Körperverletzung nach Paragraf 224 ist schon gegeben, wenn Täter gemeinschaftlich beziehungsweise arglistig angreifen. Und auch bei diesem Delikt können die Verletzungen – wie bei Magnitz – erschreckend sein.

Wie penibel viele Medien bei dem Magnitz-Überfall jeden Stein hin und her wenden, ist beachtlich. Die gleichen Plattformen, Zeitungen und Sender hatten im Fall Chemnitz kein Problem damit, eine „Hetzjagd“ in einem Video zu erkennen, das keine Hetzjagd zeigte. Die „Hetzjagd“-Sprachregelung stammte seinerzeit von Regierungssprecher Steffen Seibert und Angela Merkel. Bei der ermittelnden sächsischen Generalstaatsanwaltschaft fragte damals zunächst nur ein Medium nach, ob sich diese Bewertung mit den Ermittlungsergebnissen deckte: nämlich Publico. Selbst, als die Behörde feststellte, es gebe keine Erkenntnisse zu einer Hetzjagd, hielten etliche Medien an dem Begriff fest.

Ganz nebenbei, wäre ein Grünen-Politiker von drei Schlägern überfallen worden und mit einer tiefen Platzwunde liegen geblieben: Hätten dann die alten Medien penibelst jede Formulierung in den Pressestatements der Partei gedreht und gewendet und bei neuen Erkenntnissen und der geringsten Differenz getextet: „Staatsanwaltschaft widerspricht Habeck?“ Und außerdem kommentarlos Kommentare der AfD weitergereicht mit dem Inhalt: der Anschlag sei zu verurteilen, man dürfe eben nicht „Hass mit Hass“ beantworten, und überhaupt nütze der Vorfall nur den Grünen?

Um die Frage zu beantworten, muss niemand lange Untersuchungen anstellen.

 

Alexander Wendt: Weitere Profile:

Kommentare anzeigen (51)

  • Propagandamedien halt, was nicht in den Kram passt, wird weggelassen, was passen könnte wird hervorgehoben oder, noch besser, übertrieben - man denke nur an den Politiker, der beinahe dem "Mordanschlag mit 15cm Schnittwunde am Hals" zum Opfer fiel.
    Seine Verletzung verglichen mit der hier erlittenen : die politisch korrekte Brille macht den Unterschied.
    Und ja kein Mitleid mit jemandem, der eine andere Meinung vertritt - im Gegenteil : Verbales Nachtreten unbedingt erforderlich.
    Mainstream at its best.

    • "Verbales Nachtreten unbedingt erforderlich". Na klar, möglichst mehrmals! Der Untreue-Vorwurf! Es wird zwar erst ermittelt, aber da bleibt gleich etwas hängen. Ich wollte gerade das FAZ Online +-Abo für monatlich 2,95 abonnieren. Eigentlich überhaupt kein Thema für den Preis. Die FAZ, die mit Hanfeld und Lübberding ja noch Journalisten hat, die oft Klartext schreiben, spielt dieses Spiel auch immer mit.

      • Betr.: Abo-Kosten FAZ

        Wenn meine Recherche richtig ist, kostet das angegebene Abo 2,95 € pro Woche!!!

    • Ich möchte vorschlagen, den viel zu harmlosen und überstrapazierten Begriff "Mainstream" durch das zu ersetzen, was es ist: Demagogie. Es sind demagogische Entstellungen, Verzerrungen, Lügen. Und es sind demagogische Medien, die das tun.

    • Mein Kumpel ist ein absoluter Gutmensch. Er teilte mir mit, dass die AfD was mit Kantholz berichtet hat, es ging ihm nicht um den Angriff. Er konnte den Fakt nicht erkennen.
      Dann schrie er durchs Telephon Dinge vom Film Schindlers Liste der lief gerade im Fernsehen. Mein Kumpel saß im Knast politisch in der DDR, er weiß wie Linke sein konnten. Ich denke mein Kumpel ist gut erzogen. Das TV nutzte auch alles um die AFD als Verdreher und Trottels darzustellen, wir hatten Hoffnung nach der Wende, echt trauriges Ergebnis der Aktion. AfD und Opfer sind Trottels, welch eine armselige Berichterstattung

  • Sehr geehrter Herr Wendt,
    Ihrer Sammlung möchte ich ein weiteres Spitzenerzeugnis journalistischer Interpretationskunst hinzufügen, diesmal aus dem Rundfunk-Nachtprogramm der ARD, gesendet vom Mitteldeutschen Rundfunk am 10.01.2019, 4.00 Uhr morgens. Die Meldung lautete wörtlich:

    „Der Landeschef der Bremer AfD, Magnitz, macht Linksextreme für den Angriff auf ihn verantwortlich. Der Politiker sagte der Zeitung "Die Welt", der Anschlag trage die entsprechende Handschrift. Außerdem werde er weiter von einem Mordanschlag sprechen. Er sei hinterrücks angegriffen worden und hätte ums Leben kommen können. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor die Darstellung der AfD zu dem Angriff zurückgewiesen. Videoaufnahmen zeigten nicht, dass Magnitz mit einem Kantholz bewusstlos geschlagen und danach noch getreten worden sei. Vielmehr habe ihn ein vermutlich unbewaffneter Angreifer von hinten angesprochen. Der AfD-Politiker sei daraufhin gestürzt und habe sich dabei seine schweren Kopfverletzungen zugezogen.“ (Auszug aus einer an mich gerichteten Mail vom Do., 10.01.2019, 10.25 Uhr )

    Erst nach weiterer umfangreicher Korrespondenz räumte der Mitteldeutsche Rundfunk mir gegenüber ein , dass es sich hier um eine Fehlleistung gehandelt habe.

    • Die Agitationen des MDR werden vom Staatsfunk mit ganz besonderen relotiutinen Freiheiten betrieben. Dem MDR steht die verdienstvolle Aufgabe zu Dunkeldeutschland, dunkel, da von blinden Ideologen betrachtet, mit linkem Lügengewitter zu erhellen. Intrigen und unselige Machenschaften in Bezug auf die im Osten anstehenden Wahlen sind bereits in Vorbereitung, und man sollte (möchte es aber nicht) wissen, welche
      Mittel zur Bekämpfung der Andersdenker, von Linken Nazis genannt, zur Wahlmanipulation erdacht oder wieder verwendet werden, nach dem Motto: Es ist nicht wichtig wer wählt, es ist nur wichtig wer zählt.

  • Guter Beitrag.
    Ergänzung: Auf dem Video ist nicht klar zu sehen, ob nach dem ersten Schlag bzw. dem 'Anspringen' ein weiterer Schlag mit dem linken Arm sein Ziel trifft, der Versuch eines zweiten Schlages ist jedoch relativ deutlich sichtbar. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist jedoch zu sehen, dass der Haupttäter nach der Tat seinem linksseitig parallel laufenden Mittäter etwas in die Hand drückt, zumindest bewegen sich die Hände aufeinander zu und berühren sich. Das war sicher nicht das ominöse Kantholz, ich halte jedoch einen Schlaggegenstand (Schlagring o.ä.) für wahrscheinlich.
    Am Ende des Tages ändert es aber nix: Gewalt ist scheiße, egal von welcher Seite. Ein verbales Abrüsten wäre allen Parteien angeraten. Nicht auszudenken, wenn irgend ein blauer Honk sich zur 'Vergeltung' an Frau Kracher oder anderen Scheinmenschenfreunden vergreift, das Rauschen im Blätterwald würde und bis ins sommerliche Freibad verfolgen. Von deutlichen, aber moderateren Tönen würde derzeit ganz nebenbei die AFD am meisten beim Wahlvolk profitieren.

    • Ich bezweifle mal stark, dass es überhaupt wehrhafte, geschweige denn gewalttätige (echte oder mutmaßliche) AfD-Sympathisanten gibt, die sich jemals an linken Hetzerinnen u. Brandstifterinnen der schreibenden Zunft vergreifen würden ... Die Gegner und deren Unterstützer wissen doch genau, wie harmlos die AfD im Grunde ist. Meiner Meinung nach sollte jeder feige, hinterrücks zuschlagende Angreifer notfalls seine eigene Medizin zu spüren bekommen. Aber Vergeltung üben für hasserfülltes Geschreibsel einer komplexbeladenen Frau? Da hätten die "blauen Honks" wie sie sie verächtlich nennen, ja viel zu tun ... Wer Gegengewalt von Seiten der AfD herbeifantasiert, ist der Relotius-Presse m.E. schon voll auf den Leim gegangen.

      • Warum sollte es keine gewaltbereiten „echten oder mutmaßlichen AFD-Sympathisanten“ geben? In einer derart aufgeheizten Stimmung wie derzeit wäre es abwegig zu glauben, dass es Gewalttäter nur auf der bösen linken Seite gäbe. Frau Kracher jedenfalls hat nach eigenem Bekunden diverse Mord- und Vergewaltigungsdrohungen erhalten, einige Nächte aus Angst nicht geschlafen und ihr Vortrag in München wurde aus Sicherheitsgründen verlegt. Vorausgesetzt, dass sie dies nicht alles erfunden hat, um sich als Opfer finsterer Nazi-Mächte zu inszenieren (was durchaus möglich ist, immerhin gab es in der Süddeutschen sogar einen Artikel darüber), hält sich mein Mitleid mit ihr durchaus in Grenzen: Vor allem, da sie zu dösig ist, das gleiche Recht auf Schlaf und angstfreies Leben, dass sie für sich einfordert, auch anderen zuzugestehen und zu erkennen: Auch Rechte haben Rechte. Und manchmal vielleicht sogar recht…

        Stattdessen propagiert sie Gewalt gegen Nazis, möchte selbst definieren, wer denn grad ein Nazi ist und verdroschen gehört und hält das für eine humanitäre Tat. Ich gebe Ihnen recht (und das ist statistisch auch belegbar), dass der Großteil der politischen Gewalttaten aus dem linken politischen Spektrum kommt, dennoch ist politische Gewalt kein exklusives linkes Phänomen. Nun ist es so, dass sich AFD-Sympathisanten oft ziemlich sicher sind, dass „linksgrüne Gutmenschen“ mit ihren ANTIFA Straßenschlägertrupps und ihrem Massenmedienzugriff und dadurch auch politischem Durchgriff unrettbar für einen demokratischen Diskurs und einen vernünftigen Zukunftsweg für dieses Land verloren sind. Ähnlich dürften es die so Gescholtenen für die AFD – Sympathisanten sehen.

        Dazwischen gibt es allerdings eine große, scheue, aufgescheuchte und höchstsensible Gruppe von Konservativen, die nur wenige Dinge davon abhalten, politisch eine Gegenkraft zum Mainstream zu entwickeln und z.B. AFD zu wählen. Dazu gehört das dort herrschende Gefühl, dass sich linke und rechte Hetze, linke und rechte Gewalt, linke und rechte Verfassungsfeindlichkeit irgendwie aufheben, neutralisieren. Anstatt also nur Gewalttaten oder Bedrohungen nur aus dem linken Umfeld anzuprangern, aus dem rechten Umfeld aber zu beschweigen, kann es schon helfen, zügig, klar und eindeutig klarzustellen, dass niemand, der Andersdenkende bedroht oder ihnen Gewalt antut, ein Teil der Alternative für dieses Land sein kann. Mir ist klar, dass dies irgendwie und irgendwann von der AFD alles schonmal gesagt wurde, aber man muss es wieder und wieder wiederholen ohne es ständig zu verwässern. DAS bekommen unentschiedene Wähler durchaus mit. Das ist eine Alternative auch im Stil des Umgangs, ein bisschen weniger „Jagen“ und ein bisschen mehr „Gestalten“. Ein bisschen weniger Kräfte vergeuden im Parieren von Angriffen, sondern den Gegner öfter mal ins Leere laufen lassen.

        Zwei Beispiele:
        1. Sachlicher Umgang, faktenbasierter Umgang mit Fall Magnitz: Eigene Website einrichten (keine Unterseite des AFD Ortsverbandes) und die sachliche Chronologie der Ereignisse/Ermittlungsergebnisse aktuell halten. Dann könnte jeder nachlesen, dass die behandelnden Ärzte von einer durch einen Gegenstand verursachten Verletzung ausgingen und dies keine Erfindung der AFD war. Dass die AFD sich sicher ist, dass der Angriff von der ANTIFA ausging, hat auf einer solchen Seite nichts verloren, wohl aber, dass wegen Verdachts einer politischen Straftat ermittelt wird und hier kann eine Auflistung politisch motivierter Angriffe auf die AFD folgen. Kurzum: Wer diese schmale und ausschließlich den aktuellen Ermittlungsstand und dessen Chronologie wiedergebende Website dann kennt und anderes schreibt, der lügt. Und dies kann dann fröhlich in den Kommentarspalten der Medien geteilt werden. So werden Menschen in der AFD eine Alternative erkennen, die heute noch mit ihr „fremdeln“ und zum Beispiel auch mögliche Widersprüche zwischen den Äußerungen des Staatsanwaltes und des Videos erkennen.
        2. Ins Leere laufen lassen und mit eigener Angriffskraft selbst treffen im Fall der „Unteilbar“ Demo: Nachdem das Motto der Demo soweit geöffnet wurde, dass von radikalen, gewaltbereiten linken Gruppierungen bis zu diversen islamistischen Organisationen alle mitlatschen durften, hätte die AFD offiziell ihre Teilnahme anmelden können. Man hätte erklären können, dass man um die Brisanz des eigenen Erscheinens wüsste, und daher auf alle AFD Erkennungsmaterialien, AFD Shirts, AFD Fahnen usw. verzichte, um nicht zu provozieren und die Veranstaltung nicht zu gefährden. Man sei jedoch UNTEILBARER Bestandteil der Gesellschaft dieses Landes und schließe sich dem Motto „Für eine offene und freie Gesellschaft, gegen Rassismus und Menschenverachtung“ vollumfänglich an. Wohlgemerkt bedeutet offene Gesellschaft NICHT offene Grenzen für alle. Nur Deutschland Fahnen als Symbol dieses freiheitlichen Staates führe man mit sich. Egal, was nun passiert wäre: Die AFD wäre als Sieger vom Feld gegangen. Wenn die Polizei die Teilnehmer vor den „Bunten“ hätte schützen müssen, wenn die Polizei Deutschlandfahnen als „Provokation“ konfisziert hätte (sie waren vom Veranstalter als „ungern gesehen“ so halbuntersagt worden), wenn die Teilnahme verboten worden wäre: In jedem Fall hätte die AFD gewonnen. Moralisch, aber auch potentielle Wähler des unerschlossenen Kreises in der Mitte, deren vor Augen geführt worden wäre, was tatsächlich vor sich geht in diesem Land und die sich weder ihre Fahne, noch diesen Staat schreddern lassen wollen.

        • Ich präzisiere noch mal: Sicherlich gibt's hier und da ein paar vereinzelte wehrhafte jüngere AfD-Sympathisanten (das hoffe ich jedenfalls), aber eben keine organisierten AfD-nahen Gewalttäter, die sich aus politschen Gründen dazu noch an einer wehrlosen Frau ("zur ‘Vergeltung’ an Frau Kracher") - und schriebe sie auch den größten Unsinn - vergreifen würden. Bestreite ich einfach mal rundweg. (Selbst die schlimmstmöglich dämonisierten und verunglimpften Identitären setzen zu 100 % auf gewaltfreie Aktionen.) Der Gedanke unprovozierter Gewalt aus liberalkonservativer Ecke gegen Wehrlose ist aus meiner Sicht völlig abwegig, und das wissen die linken Schreibtischtäter natürlich auch ... Am Rest und dem Kerngedanken Ihres Beitrags habe ich (natürlich) nichts auszusetzen.

    • Meine Sicht der Dinge: Beim Anblick des Videos dachte ich - in Anbetracht der klaffenden Stirnwunde - auch sofort an einen Schlagring (oder einen ähnlichen in der Hand mitgeführten harten Gegenstand). Der handelnde Täter wollte seinem Opfer offenbar unbedingt ins Gesicht schlagen und ihn verletzen. Einen Mordversuch erkenne ich darin noch nicht, aber es ist völlig klar, dass es sich um ein geplantes politisches Attentat auf die körperliche Unversehrtheit des arg- und wehrlosen 66jährigen AfD-Abgeordneten handelte. Und wer auf diese brutale Weise vorgeht, muss auch damit rechnen, dass so etwas im schlimmsten Fall tödlich enden kann (daher meine Meinung: es lag ein bedingter Tötungsvorsatz vor).

  • Guten Abend Herr Wendt,
    wieder einmal bringen Sie zur Sprache was angebracht und eigentlich auch für jeden mit einem kleinen Rest an Gehirn erkennbar sein müsste!

    Ich hab das Video gesehen. Für mich ist klar, dass der Täter einen Gegenstand-welcher Art auch immer- auf den Kopf des Nazis schlägt, den er direkt im Anschluss seinem Nebenmann überreicht.
    Die Schlagrichtung von links hinten mit einem länglichen, harten Gegenstand passt auch ganz genau zu den wohl unstrittigen Verletzungen des Nazis. Nämlich von links oben nach rechts unten (gesehen aus der Richtung des Nazis)
    Eine derart scharfkantige und tiefe Verletzung, die auch noch exakt in der Richtung hin zum ebenfalls schwer verletzen Auge des Nazis verläuft kann nicht durch den Aufschlag auf eine Ebene Fläche wie zb Asphalt oder Pflastersteine entstanden sein. Kann nicht. KANN NICHT.
    Man braucht sich dazu nur die unverletzte Nase ansehen. Die Nase steht bekanntlich in der Regel am weitesten aus einem Gesicht hervor. (Bei Nazis auch. Ich hab das eben noch mit einem Bild des hier thematisierten Nazis vor dem ‚Zwischenfall‘ kontrolliert...)
    WIE sollte sich also diese Verletzung beim Aufprall auf eine ebene Fläche ergeben haben und was übergibt der Täter seinem Komplizen direkt nach der Tat?

    Spielt ja keine Rolle, denn wie schon der Cem sagte, ist das - wenn auch nicht ganz richtig - nur die Antwort auf den Hass des Nazis!

    • Hallo und Guten Tag !

      Nazi ist ein Kurzwort für einen Anhänger des Nationalsozialismus und wird umgangssprachlich meist abwertend gebraucht.

      Was ist Nationalsozialismus? = eine Weltanschauung.

      Der Nationalsozialismus war die geistige Grundlage der politischen Bewegung (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, NSDAP), die seit 1920 von Adolf Hitler geführt wurde und die 1933-1945 Deutschland beherrschte.

      Der überfallene AFD-Politiker Frank Magnitz ist Mitglied einer in der BRD erlaubten Partei.

      Wer kann ein Parteiverbot beantragen?
      Politische Parteien sind in Deutschland verboten, wenn sie verfassungswidrige Ziele verfolgen. Ob dies der Fall ist, entscheidet - jedoch nur auf Antrag - das Bundesverfassungsgericht. Ein Parteiverbot kann nur von der Bundesregierung, dem Bundestag oder dem Bundesrat beantragt werden.

      Danke für Deine Aufmerksamkeit !

    • Hey Andreas, Ihre subtile Art der Ironie ist noch nicht subtil genug! Es könnten einige Menschen missverstehen und tatsächlich glauben, Sie sind der Meinung, das Opfer wäre ein Nazi.

    • Bloß, Magnitz Kopfverletzungen sind ausschließlich auf der rechten Seite!
      Ein Täter der von hinten mit der linken Hand zuschlägt würde das Opfer aber links treffen!

  • Die Staatsanwaltschaft wäre Partei: nämlich Partei des Opfers. (Der Täter habe auch einen parteiischen Beistand, den Strafverteidiger, und der Richter schließlich entschiede allein nach Gesetz und Gewissen.) So meine naive Idee vom Rechtsstaat.

    Anders in Bremen: der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Frank Passade, teilte mit: „Wir gehen davon aus, dass die gesamten Verletzungen allein dem Sturz geschuldet sind.“ Also KEIN VERLETZENDER SCHLAG durch den Angreifer, und schon gar KEINE SCHLAGWAFFE! Und was sagen die Ärzte zum Verletzungsbild? Wird es ein medizinisches Gutachten geben? - Müßte das nicht zwingend erstellt werden? Nein, denk Frank Passade weiß Bescheid. Er ergreift, ganz Staatsanwaltschaft, Partei für die Täter: Die Angreifer haben das Opfer nicht durch einen Schlag verletzt! (sondern höchstens zu Fall gebracht). Ich füge an: wenn überhaupt.

    Ein zweites Zitat zur Raffinesse Passades :
    "Im Gespräch mit Publico sagte Staatsanwalts-Sprecher Passade: „Dass ein Gegenstand zum Einsatz kam, war die erste Einschätzung. Die Ärzte im Krankenhaus waren zunächst der Ansicht, die Kopfverletzung könnte nur von einem Schlag herrühren. Nach der Auswertung des Videos konnten wir sehen, dass das nicht der Fall war.“
    Satz eins: 'ein Gegenstand sei zum Einsatz gekommen.' Satz zwei: 'Kopfverletzung könne nur von Schlag herrühren' (meinten die Ärzte). Satz drei: Video zeigt, daß (1.) kein Gegenstand, (2.) kein Schlag, (3.) keine Verletzung, (4.) kein Kopf und (5.) keine Straftat. // 6. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob das angebliche Opfer die vermeintliche Straftat - die wohl keine war - nur vorgetäuscht hat.

    Fazit: Täter von "der richtigen Seite" brauchen keinen Verteidiger mehr. Das erledigt gleich der Staatsanwalt, wie beim ollen Stalin. Es lebe der Rechtsstaat! Merkel-Deutschland 2019.

  • Ich erkenne auf dem Video klar, dass der Haupttäter Magnitz den rechten Ellbogen von hinten gegen Kopf rammt, während er ihn mit dem linken Arm imgreift und ihn mit einem länglichen, hellen Gegenstand von vorn ins Gesicht schlägt. Anschließend übergibt er diesen Gegenstand an den zweiten der drei Täter mit der linken Hand in dessen rechfe Hand. Den Ablauf haben auch mehrere Bekannte so gesehen, die das Video unabhängig von mir betrachtet haben. Auch ein AfD - Vertreter in der Tagesschau hat sich dann heute abend so geäußert. Wie auch könnte das Opfer einen solchen tiefen, senkrechten Riss auf der Stirn davontragen, nachdem es auf dsn flachen Boden gestürzt ist und nicht auf eine Kante. Wie schlampig sieht die Staatsanwaltschaft sich das Video an? Oder versucht man schon gleich, die Schwere der Tat von Vornherein herunterzuspielen?

    • Der rechte Ellebogen des feigen Täters im Nacken des Opfers sollte auch verhindern, daß bei dem Schlag mit der linken Faust in das Gesicht (z.B. mit Schlagring -> Wunde an der Stirn) der Kopf nicht nach hinten ausweichen konnte.

  • In der Einzelbild-Darstellung sihet man deutlich, dass der Täter mit der linken Hand ausholt und auf das Opfer einschlägt. Die Darstellung, das Opfer sei von hinten geschlagen/gestoßen worden und danach gefallen, ist definitiv falsch.

    • Meiner Meinung nach fällt er auch auf die Seite und nicht auf die Stirn.
      Und ein Sturz erklärt mE auch nicht sein blaues Auge.

  • Offensichtlich ist die Verletzung oberhalb der sogenannten "Hutkrempe". Laut Theorie sind alle Verletzungen oberhalb diese Linie nicht einem Sturz auf geradem Untergrund zuzuordnen. Zu finden ist das in Büchern über Kriminaltheorien. Mediziner wissen das auch, daher wohl die oben genannte, ursprünglich dahingegende Aussage der behandelnden Ärzte. Wohlan...

  • Wenn man das Video Frame-by-Frame durchgeht, sieht man, dass zwei kurze flexible Gegenstände, (vielleicht Ketten) verwendet werden.
    Auf einem Smartphone und in Echtzeit erkennt man das bei der Qualität natürlich nicht.

    Erster Schlag:
    Mit der rechten Hand von links nach rechts. Rückhand, NICHT Ellenbogen.
    Zweiter Schlag:
    Mit der linken Hand von oben nach unten.

    Bei 0:34 erfolgt die Übergabe der Waffe an den Komplizen. Man sieht sogar, wie sie zurückschwingt.
    Das Schwingen des anderen Gegenstandes in der rechten Hand des Täters nach dem ersten Schlag (0:29) läßt sich zumindest erahnen.

    https://www.youtube.com/watch?v=5U9ro3ANWdE

    • Michi, Du könntest recht haben mit den Ketten o.ä.. Ich habe mir Gedanken gemacht, ob so eine Platzwunde, da, wo sie beim Opfer ist, so auftreten kann, wenn man flach aufs Pflaster knallt. Doch, das ginge m.E. nach. Es ist eine Frage der Kopfhaltung: Auf den Bauch gelegt, Kinn etwas auf die Brust und schon setzt (bei mir) die Stirn auf dem Boden auf. Das geschwollene Auge kann dann allerdings nur vom Schlag kommen, nicht vom Sturz. Das Ganze ginge wohl auch umgekehrt: Auge vom Straßenpflaster, Stirn vom Schlag.
      Deshalb ist Deine "Ketten-Theorie" auch so interessant, denn daß man das Opfer von hinten anspringt und mit beiden "nackten" Händen einfach auf den Kopf schlägt, erscheint einfach zu diletantisch für die Tatsache, daß es m.E. geplant war.

      • Sry, das ist amateurhaft begründet und somit falsch. Ein Sturz des Kopfes auf eine plane Fläche erzeugt niemals so eine tiefe vertikale Platzwunde, eher eine stumpfe Prellung mit Hämatom. Außerdem müßte die Nase bei fehlenden Sturzreflexen der oberen Extremitäten als prominente Struktur mitbeteiligt sein. Also ganz klar: Verletzung durch scharfkantige Schlagstruktur und nicht Sturz bedingt.
        Siehe meinen Kommentar u den von Andreas.

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