Zeller der Woche
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Volltreffer, aber dennoch finde ich es eigenartig, dass ich bei "die Leute" fremdel, fühle mich gar nicht mehr betroffen bzw. angesprochen. Wahrscheinlich habe ich mich schon zu sehr an "die Menschen" gewöhnt.
"Leute, Personen, Bürger"... sind mittlerweile vom Aussterben bedrohte Begriffe.
Wenn heutzutage noch jemand "Leute" schreibt, weiß ich sofort: "Aha, alles klar! Das ist einer von uns." :-)
Den Austausch von "Personen" oder "Leuten" durch "Menschen" habe ich zum ersten Mal vor einigen Jahren im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bewusst wahrgenommen. Da hieß es vorher immer in den Verkehrswarnungen: "Achtung, Personen auf der Fahrbahn." Wie auf Kommando befanden sich von einem auf den anderen Tag nur noch "Menschen auf der Fahrbahn". Fortan hat NIE wieder einer der Sprecher das Wort "Personen" in den Mund genommen. Bei Zuwiderhandlung gegen das Personen-Verbot würde er vermutlich sofort entlassen. :-)
Trifft ins Schwarze!
Und es betrifft nicht nur die Floskel "Die Hintergründe sind unklar", sondern auch die von der "psychischen Erkrankung" (wobei mir immer die psychisch Kranken leid tun, auf die zur Zeit ganz hemmungslos alles geschoben wird, was an besonders Schockierendem und Entsetzlichem passiert).
Aber auch einzelne Wörter haben ein Eigenleben bekommen. So läuft inzwischen vor dem geistigen Auge ein ganzer Film ab, wenn man einfach nur das Wörtchen "Mann" liest ...
Wir sagen auch nicht mehr: "Wir schaffen das!", sonst denken die Menschen: "Etwa nicht?".
Ist es nicht typisch deutsche Manier, stets am falschen Ende anzufangen, um dann
den rechten Weg zu finden?
Nur durch diese Manier ist es dem Deutschen vermutlich möglich,
ungehemmte Einbildungskraft zu entwickeln,
zwischen den Zeilen zu lesen,
und zu hören, was nicht gesagt wurde.
Kein Problem verschwindet aus der Welt, nur weil man es verbirgt, verdreht, verschließt, vernachlässigt oder verbietet. Werden wir Deutschen diese recht einfache Binse irgendwann noch lernen?
Der Deutsche wächst mit seinen Aufgaben - oder mit den Reparationen, die er zu zahlen hat.
`Sieh dir zuerst den Stock des Dirigenten an, bevor du anfängst, im Chor zu singen.´
Stanislaw Jerzy Lec