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Die besten Journalisten 2020 stehen fest – wir gratulieren!

Am vergangenen Montag überreichte das medium magazin in Berlin die Preise für die Journalistinnen und Journalisten des Jahres. Insgesamt handelte es sich um ein Ranking von 10 Medienschaffenden. Publico dokumentiert die Platzierungsbegründungen für die ersten drei Preisträger.

Die Dokumentation dient auch dazu, allfällige Fragen, ob es sich hier um eine Satire, Parodie, Fake oder ähnliches handelt, von vorn herein zu beantworten: Nein.
Die Platzierungen und sämtliche Zitate aus der Jurybegründung sind authentisch und im Kress Report nachzulesen.

1. Platz: Annette Dittert / ARD/NDR

Begründung der Jury:

„Das ARD-Büro in London sollte ihre letzte Station als Auslandskorrespondentin werden. Sagte Annette Dittert vor fünf Jahren. Gut, dass sie es sich anders überlegt hat. Im Januar 2019 kehrte sie für eine zweite Runde an die Themse zurück, als Studioleiterin und international bestens vernetzte Korrespondentin. Ihr Publikum hierzulande weiß es zu schätzen: Ditterts Brexit-Analysen in Tagesschau und Tagesthemen sind erstklassig.
Geistreich und lesenswert auch ihre Tweets. Kaum jemand kann britische Demokratie on- und offline so gut erklären wie sie.“

Wir erfahren nicht, auf welchen Personenkreis sich das „kaum jemand“ bezieht. Schließt es auch britische Kollegen ein? Ein Bild resp. ein Video sagt oft mehr als tausend noch so geistreiche Tweets. Zumal es gar nicht so einfach ist, in Annette Ditters Twitter-Timeline unter allen Reetweets etwas zu finden, das von der Autorin stammt. Aber doch, eine ebenso luzide wie kongeniale Besprechung der letzten Anne-Will-Sendung findet sich dann doch:

Für ihre erstklassigen Brexit-Analysen in der ARD steht wie kaum etwas anderes ihr Tagesthemen-Kommentar von 2016, in dem sie erklärt, warum der Brexit höchstwahrscheinlich nie stattfinden wird, und dass Boris Johnson politisch erledigt ist.

 

 

Einen verdienten Couragepunkt extra gab es für die Garderobenwahl.
So sehr Annette Dittert auch herausragt: Sie fügt sich mit ihrer Berichterstattung über Albion Großbritannien exzellent in die deutsche Medienlandschaft ein.

Courage – das Stichwort passt perfekt als Überleitung zum Zweitplatzierten:

2. Georg Restle / ARD/WDR

Begründung der Jury:

„Ein mutiger Journalist, der sich – trotz und wegen des gesellschaftlichen Klimas (inklusive Morddrohungen gegen ihn, die sein Arbeitgeber WDR öffentlich machte) – klar gegen Rechtsextremismus positioniert und in der Hinsicht wertvolle Aufklärungsarbeit leistet. Seine Analysen und kritischen Kommentare auch zu anderen Themen des Zeitgeschehens sind eine Bereicherung.“

Georg Restle positioniert sich nicht nur in diesem gesellschaftlichen Klima zusammen mit ARD, ZDF, Parteien, Gewerkschaften, Stiftungen, NGOs und Kirchen gegen Rechtsextremismus. Er leitet auch die Hauptabteilung Aufklärung des WDR, für die er teils am Bildschirm, teils auf Twitter sendet. Im vergangenen Jahr warf Restle in seiner Monitor-Sendung Beamten der Justizvollzugsanstalt Kleve vor, sie hätten dem Häftling Ahmed A., der Feuer in seiner Zelle legte, absichtlich zu spät geholfen, sie seien also für seinen Tod verantwortlich.

 

 

Die Staatsanwaltschaft Kleve stellte zu diesen Vorwürfen eine umfangreiche Ermittlung an, in der sie zu dem Schluss kam, dass die Vorwürfe gegen die JVA-Beamten nicht zutreffen. Bei ihrer Untersuchung befragte die Staatsanwaltschaft auch zwei Zeugen, die Monitor für seine Darstellung anführte. Beide sagten etwas anderes aus als gegenüber Monitor, und beide gaben zu Protokoll, von WDR-Mitarbeitern zu einer bestimmten Aussage überredet beziehungsweise gedrängt worden zu sein. Einer erhielt ein Informationshonorar von 300 Euro.

Im Juli 2018 demonstrierte Restle, wie sich Säulendiagramme in einer Sendung kreativ bearbeiten lassen.

Nach der Tötung eines jungen Chemnitzers durch zwei Asylbewerber im August 2018 und den folgenden Demonstrationen und Auseinandersetzungen in der Stadt twitterte Georg Restle am 28. August – ohne auf den Tod des Chemnitzers einzugehen, seine Ansichten über ein ganzes Bundesland:

„Immer wieder Sachsen. Und immer wieder die Frage, über wen man sich mehr empören soll: Die rechten Schläger? Die klammheimlichen Unterstützer? Die lauwarmen Reaktionen der Regierung? Das Komplettversagen der staatlichen Organe?“

Für seinen Vorwurf „Komplettversagen der staatlichen Organe“ in Sachsen legte er keine Belege vor.

Größere Bekanntheit erwarb sich Restle durch ein Essay, in dem er einen „werteorientierten Journalismus“ forderte. Restle prägte den Begriff „Neutralitätswahn“; in seinem Text plädierte dafür, Journalisten sollten endlich damit aufhören, „nur abbilden zu wollen, ‚was ist’.“

Und das gelingt dem WDR-Redakteur in kongenialer Weise. Den zweiten Platz belegt er hochverdient.

Gefolgt von

3. Christian Bangel / Zeit Online

Begründung der Jury:

„Das Jahr 2019 hat Christian Bangels Expertise noch einmal deutlicher nach oben gespült: Mit seinen herausragenden Stücken über Ostdeutschland und Rechtsextremismus prägt er das Image von Zeit Online als Plattform für tiefgründigen Journalismus entscheidend mit.“

Bangel hatte auf Zeit Online tatsächlich neue Maßstäbe für tiefgründingen Journalismus gesetzt, als er nach der Thüringer Landtagswahl 2019 den „Kampf um den Osten“ ausrief. In einem Beitrag schlug er eine Strategie vor, die diesen Ostkampf entscheiden sollte: „Der Osten muss besiedelt werden. Massiv.“

Und zwar mit progressiven Großstädtern und Migranten aus dem Ausland, um die Bevölkerungszusammensetzung in Thüringen und anderswo in Deutschost zu verändern:

„Wer den Osten dauerhaft stabilisieren will, der muss vor allem für eines kämpfen: Zuwanderung. Massiv und am besten ab sofort. Zuwanderung aus dem Westen, Binnenzuwanderung aus den großen Städten in die ländlichen Räume, und ja, auch gezielte Migration aus dem Ausland. Nur so gibt es auch in bisherigen Verliererregionen die Chance, stabile wirtschaftliche Strukturen aufzubauen. Und nur dann ist es möglich, dass auch dort ein Miteinander von Generationen, Milieus und Hautfarben entsteht, die eine Partei wie die AfD mit ihren weißen Hoheitsfantasien schon heute an vielen Orten Deutschlands lächerlich erscheinen lässt.“

Wenn solche Szenarien nicht von progressiven Medienschaffenden wie Bangel entworfen werden, sondern jenseits der Zeit, dann gelten sie bekanntlich als Verschwörungstheorien.

Auch die Formulierung der Jury, das Jahr 2019 habe „Christian Bangels Expertise noch einmal deutlicher nach oben gespült“, hat sich der Autor dieser Zeilen übrigens wirklich, wirklich nicht selbst ausgedacht. Er wäre auch kaum in der Lage dazu. Es steht so da.
Aber inhaltlich trifft es durchaus zu. Publico hatte schon frühzeitig darauf hingewiesen, dass Christan Bangel als Gründer einer linken Raum- und Siedlungspolitik gelten kann.

Überhaupt kennen Leser jeden der drei Geehrten schon aus Publico, was für Relevanz und Gewicht der Preisträger in der Medienlandschaft spricht.

Es war uns eine Ehre, frühzeitig auf die Besten hinzuweisen.

 

 

Alexander Wendt: Weitere Profile:

Kommentare anzeigen (34)

  • Der Herr Bangel erinnert mit seinen brandgefährlichen Ideen schon irgendwie an einen Vorgänger in diesem, speziellen Geiste. Der suchte seinerzeit "Lebensraum" im Osten und die Teutonen fuhren darauf ab wie auf geschnitten Brot. Ich fass' es nicht, dass diese Geistestitanen ständig was von Nazi absondern und tatsächlich selbst so dermaßen NSDAP-affin um die Ecke kommen. Mein Rat, um im Sujet zu bleiben: "Bangel-mann geh' du voran, du hast die größten Stiefel an" und als Zugabe vielleicht noch "Bangel machen gilt nicht". Bei Meister Restle und dem Erklärbär Dittert erübrigt sich jeder weitere Kommentar... außer vielleicht "dito". Mehr als ätzender Spott geht nicht, monumental affig diese Farce... je mehr Zucker diese Leute in den Hintern geblasen kriegen, umso abgehobener glauben die an ihre intellektuelle Omnipotenz.

  • Da wundert einen nichts mehr. Haltung, Haltung über alles. Und wenn es noch so hirnrissig und abartig ist. Relotius war nur einer von vielen. Und auch mehrfach preisgekrönt.

    • Es sieht so aus, als ob es eine große Menge "Relotiusse" unter der Qualitätsjournaille gibt.

      EINEN hat man geopfert, weil er es mit dem Märchenerzählen zu bunt getrieben hatte.

      Viele Relotiusse sitzen noch in den Redaktionen, verprassen unsere Zwangsgebühren und erzählen uns täglich einen vom linken Pferd!

    • Unter den Blinden ist der Einäugige König. Wer aber nur Blinde hat, Haltungsblinde, kann auch nur drei Blinde zu Preisträgern erklären. Im Grunde ist es sowieso egal, da es sich um eine Selbstbeweihräucherungsveranstaltung handelt. Wenn man in einen Misthaufen hineinfaßt, kann man nur etwas Stinkendes an die Oberfläche befördern. So what?

  • Hallo Wendt,
    wieder Mal vorzüglich recherchiert und dargestellt. Den 1. Und alle weiteren Plätze hätten Sie verdient.
    MfG. Klaus Mittasch

  • Phrasendrescher, politisch unbedarft wenn nicht dumm - Gratulation zum Niveau des deutschen Journalismus!
    (Den Ausnahmen, die es zum Glück auch gibt, auch wenn zu wenige, gebührt Ehre!)
    lg
    caruso

  • Die oben vorgestellten "Preisträger" der Merkel'schen Haltungsmedien, und die zwangsalimentierten linksgrünroten Staatsfernseh-Höflinge, verunglimpfen einen gesamten Berufstand. Irgendwo habe ich einmal den Begriff gelesen: "Journaille-Kanaillen", ich glaube das trifft genau.

  • Die Truppe hat satirisches Talent - wenn sie es nur selber wüßte...Highlight neben der schillernden clownesken Kommentatorin mit Hang zur Projektion ganz klar die Metapher von der nach oben gespülten Bangel-Expertise, als hätte irgendeine Hirnwindung rebelliert und einen freud´schen Versprecher produziert.

    Hat die Bestechung von Zeugen durch den WDR irgendeine juristische Auswirkung gehabt, läuft da was?

    Ich halte ja mittlerweile Idealismus und Dilettantismus für sehr unterschätzte Player der Weltgeschichte. Und im Medienbereich sind beide wohl vereint. Empfehlenswert in dem Zusammenhang "Der Mann ohne Eigenschaften" von R. Musil, insbesondere die Figur des Diplomaten Tuzzi, der die pazifistische Bewegung für eine große Kriegsgefahr im Europa der K.u.K Monarchie hielt.

  • Das Gruselkabinett des deutschen Journalismus: 2 GEZ'ler, davon ein Blutroter und noch einer von einem der hanseatischen Papierverschwender...
    Die Dittert bekommt darüber die Goldmedaille auch wenn ihre Brexit-"Analyse" sowas von - im wahrsten Sinne des Wortes - daneben ist. - Falscher als falsch.
    Über den Gesinnungskardinal Restle ist jedes Wort zuviel...

    Übrigens, wieso wird ein Preis für 2020 verliehen, wenn dieses Jahr gerade mal 7 Wochen alt ist??

  • für wahr der Bodensatz dessen, was ich mir an Journalismus nicht vorzustellen in der Lage bin ...
    ...aber durch diese Leute vorgeführt bekam.