Der Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache Walter Krämer schrieb kürzlich einen Brief an die Rundfunkräte des WDR, dessen Intendant gerade den ARD-Vorsitz innehat, und an den Rat des ZDF, um die Gremienmitglieder zu bitten, über die Praxis des Genderns in Nachrichten und Moderationen zu diskutieren.
Krämer kritisierte die gesprochene Gender-Lücke wie bei “Ärzt-innen”, “Journalist-innen” oder „Steuerzahler-innenbund“ (AnneWill). Die Sprechpause wird dabei durch einen sogenannten Glottisschlag erzeugt, eine laut Lexikon „plötzliche, stimmlose Lösung eines Verschlusses der Stimmlippen“, was sich wie ein Knacklaut anhört.Anne Will praktiziert den Glottisschlag schon durchgehend, die Mitarbeiter des Jugendangebots „funk” auch, Claus Kleber versucht es ab und zu. Sprache, kritisiert Krämer, müsse flüssig und verständlich vorlesbar sein. Das sei die Knacklautsprache eben nicht.
Über seinen Brief und die Gegenreaktion des Vereins „Genderleicht“ berichtete das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND), und ließ dessen Vertreterin Christine Olderdissen ausführlich zu Wort kommen:
„Beim Projekt ‚Genderleicht’ hält man Krämers Argumentation für wenig überzeugend. Die Initiative des Journalistinnenbundes setzt sich für eine geschlechtergerechte Sprache in deutschen Medien ein. ‚Der Verein für Deutsche Sprache kann den Sprachwandel nicht aufhalten’, sagt Christine Olderdissen. ‚Er kommt aus der Mitte der Gesellschaft und wird insbesondere von jungen Menschen vorangetrieben. Wir im Journalismus gehören zu denen, die sich der Schönheit der Sprache verpflichtet fühlen und die Regeln der Rechtschreibung einhalten. Diese sind jedoch dehnbar und passen sich dem Sprachwandel an. In den Redaktionen bemerkt der Journalistinnenbund vor allem durch jüngere Kolleginnen und Kollegen Veränderungen. ‚Es ist der journalistische Nachwuchs, der geschlechtergerechte Sprache im Praktikum und Volontariat und als junge Redakteurinnen und Redakteure in die Medienhäuser trägt’, so Olderdissen.“
In den RND-Text hatte die Redaktion eine Abstimmungsfunktion eingebettet. Leser konnten dort votieren, ob sie so wie Olderdissen glauben, dass sich die Gendersprache gesellschaftlich durchsetzt. Nach mehr als 800 angegebenen Leserstimmen stand das Meinungsbarometer bei 91 Prozent, die das nicht glauben. Und später am Tag nach 1400 Stimmen immer noch bei 91 Prozent.
Es mag also sein, dass vor allem Praktikantinnen und Volontäre die frisch erlernte Doktrin in die Medienhäuser tragen, dass die Gesellschaft sich durch Sprachoperation ändern lässt. Aber die Mitte der Gesellschaft zieht nicht recht mit. Übrigens schwankt die Lehre zwischen zwei einander eigentlich ausschließenden Annahmen: Zum einen sollen die Fortgeschrittenen mit der richtigen Erkenntnis über die Sprache auf die Gesellschaft einwirken, zum anderen gibt es die richtige Erkenntnis in der breiten Mitte der Gesellschaft laut Olderdissen längst, sie muss sich nur noch sprachlich niederschlagen. Nur spricht ein Abstimmungsergebnis von 91 Prozent gegen Genderjargon weder für die eine noch die andere Variante. Was zu der Frage führt: Mag sein, dass Gegner der Knacklautsprache sich überdurchschnittlich motiviert fühlen, dagegen zu stimmen.
Andererseits dürfte das Leserpublikum von RND eher links stehen. Wo bleiben also die Befürworter? Die kommen auf vier Prozent, weitere fünf Prozent wollten sich nicht entscheiden.
Eine ähnliche Erfahrung machte gerade das Management des KaDeWe in Berlin. Dort kamen Werber auf die Idee, für die neue Imagebroschüre des Kaufhauses der gehobenen Preisklasse unter anderem die taz-Kolumnistin Hengameh Yaghoobifarah als Model zu verpflichten. Die Redakteurin hatte eine Bekanntheit über taz– und Missy-Magazin-Kreise hinaus erlangt, als sie vor einigen Monaten die 300 000 Polizisten in Deutschland als Müll bezeichnete, und stolz twitterte, dass sie auf Black-Lives-Matter–Demonstrationen mit dem Schild „all cops are targets“ (alle Polizisten sind Ziele) gezogen sei.
Bessere Kreise waren auf die Autorin, die Biodeutschen in ihrer Kolumne eine „Dreckskultur“ attestiert hatte, schon früher aufmerksam geworden; Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Frau hatten Yaghoobifarah ins Schloss Bellevue eingeladen. Das Beisammensein scheiterte daran, dass die taz-Autorin sich durch die Anrede ‚Frau’ auf der Einladungskarte missgegendert fühlte, und außerdem die Briefmarke für das Antwortschreiben nicht bezahlen wollte, „weil kein cent für almanya“.
Zwischen ihr und dem KaDeWe lief es offenbar besser, sie wurde geschminkt, auf einen stabilen Sessel gesetzt, und bewarb für das Kaufhaus einen Mantel für 3900 und Stiefletten für 459 Euro. Darunter setzten die Werber als sogenannten Claim die Parole „Alles Allen“. So nennt sich auch eine linksextreme Veranstaltung bei den Krawallen gegen die G20 In Hamburg 2017 beziehungsweise gegen die „kapitalistische Verwertungsmaschine“.
Auf der Facebookseite der Konsummaschine KaDeWe sammelten sich innerhalb weniger Tagen etwa 1000 Wortmeldungen von Leuten, die das Unternehmen fragten, was es sich bei der Wahl seiner neuen Werbeträgerin gedacht hatte. Sehr viele kündigten an, in Zukunft woanders einzukaufen. Und auch hier machte sich die Abwesenheit von Befürwortern und Begeisterten bemerkbar.
In Großwokistan hätte man wenigstens ein paar davon erwarten können. Es handelt sich immerhin um eine Stadt, in der die Agentur Jung von Matt gerade die alte DDR-Zwangskollektivierungsparole „Vom Ich zum Wir“ als neue Werbekampagne der Stadtregierung wiederaufarbeitete („Es geht nicht in erster Linie um ein neues Logo, sondern um eine Haltung der Stadt gegenüber ihren Bürgerinnen und Bürgern“).
Aber selbst in dieser Metropole blieb die Zustimmung zum neuen inklusiven Markenauftritt des KaDeWe aus. Publico fragte bei der Pressestelle des Kaufhauses, ob es auch – auf Facebook oder anderswo – positive Rückmeldungen gegeben habe. Die Mail blieb leider unbeantwortet.
Die Redaktion der Stern versuchte ebenfalls, die Größe eines bestimmten Milieus auszutesten, als sie im Heft 26/20 den Selbsttest „Wie rassistisch bin ich?“ anbot. Es wurde jedenfalls die bis dahin am schlechtesten verkaufte Ausgabe in der Geschichte der Illustrierten.
Die Beatles fragte in ihrem Song Eleanor Rigby:
All die einsamen Leute / wo kommen sie nur her?
Bei den Beispielen von der Knacklautaffirmation bis zum Rassismus-Selbstdiagnose-Kit drängt sich die umgekehrte Eleanor-Rigby-Frage geradezu auf: Wo sind all die woken Leute? Wo sind sie alle hin?
Die Antwort ist relativ einfach: Es gibt sie. Nur eben nicht so viele davon, dass alle Werber, Art directors, Mandatsträger, Zeitschriften- und Luxusmantelverkäufer, die dieses Milieu umschwärmen wie ein Wespenstaat um ein Petit four, davon satt würden. Statt ‚Alles Allen“ gilt: es reicht nur für wenige.
Der frühere Fridays-For-Future-Aktivist Clemens Traub beschreibt diesen grünurbanen Kreis der Bessermeinenden in seinem Buch „Future for Fridays?“:
„Arzttöchter treffen darin auf Juristensöhne. Gin-Tasting und Diskussionen über plastikfreies einkaufen und Zero Waste stehen nebeneinander auf der Tagesordnung.“
Traub, 23, erzählt, wie er erst Teil von FFF war und dann merkte, wie selbstreferentiell und homogen die Gesellschaft war, in der er sich bewegte. Ernsthaft diskutiert wurde dort nicht, weil sich alle schon als Erwachte – also woke – empfinden, und ihre Aufgabe darin sehen, ihre Erkenntnisse an die noch Unerweckten weiterzugeben. Den Grund dafür, dass dieses eher begrenzte Milieu ein so großes Gewicht bekommen könnte, sieht Traub in dessen extremer medialer Überrepräsentation. Der Kreis mag klein sein – aber seine Mitglieder besetzen Redaktionen, Werbeagenturen, NGOs und zunehmend auch Parteiapparate. Vermutlich gab es noch nicht einmal im Kaiserreich eine derart im Gleichtakt schwingende Gesellschaftsklasse. Den Woken geht es also wie dem Besucher eines Spiegelraums, der allein dasteht, aber den Eindruck bekommt, von einer unendlichen Menschenmenge umgeben zu sein.
Ausreichend gut leben nur die angestammten Dienstleister mit den älteren Rechten von diesem Gesellschaftssegment: die Grünen, die Biosupermärkte, die Verkäufer teurer und von den Berliner beziehungsweise süddeutschen Steuerzahlern subventionierten Lastenräder, in Randbereichen noch die anderen traditionell linken Parteien, wobei es dort schon knapp wird.
Was beispielsweise nach der Landtagswahl in Bayern und nach der Kommunalwahl in Frankreich medial als grüne Welle bejubelt wurde, erweist sich beim Nachrechnen – das nur nicht jedem liegt – als Stimmumverteilung innerhalb des linken Lagers.
In Bayern schrumpfte dieses Lager per Saldo sogar leicht. Wahrscheinlich reicht der Zirkel, in dem Menschen tatsächlich die Genderlücke mit Glottisschlag auch privat sprechen, kaum über ein und der Kreis der Befürworter nicht über fünf Prozent hinaus. Unterhalb dieser Grenze bewegt sich vermutlich auch die Zahl derjenigen, die jeden Weißen per se für rassistisch halten. Das von Clemens Traub geschilderte Milieu ist größer, aber eben auch nicht so groß, dass man dort auch noch größere Mengen des Stern absetzen, FAZ-Onlineabos oder FDP-Politik verkaufen könnte. Christan Lindner versucht es trotzdem. Ihm geht es darin ähnlich wie dem Stern.
Die taz-Kolumnistin hat es gegenüber ihrem eigenen Hinterland leichter. Sie kommentierte ihren KaDeWe-Auftritt so:
„More likely ist doch, dass ich linke Propaganda im Luxuskaufhaus bewerbe.“
Und das auch noch so umsonst wie ein taz-Online-Besuch. Auf jeden Fall aber kostenlos.
Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.
Liebe Leser von Publico: Medien erhalten derzeit reichliche Zuwendungen – aus dem Bundesetat demnächst 220 Millionen Euro an sogenannten Förderungen. Außerdem 43,5 Millionen Euro in Form von Anzeigen der Bundesregierung im Jahr 2019, wobei es 2020 mehr sein dürfte. Der Organisation „Neue Deutsche Medienmacher“ zahlte das Bundeskanzleramt 2019 für deren Projekte mehr als eine Million Euro.
Dazu kommen noch großzügige Hilfen von Stiftungen diverser Milliardäre für etliche Medien.
Publico erhält nichts davon, und würde auch weder Staats- noch Stiftungsgeld annehmen. Unser Unternehmen finanziert diese Subventionen durch seine Steuern vielmehr mit (was sich nicht ohne weiteres ändern lässt).
Publico erhält keine Zuwendungen von Organisationen. Nur von einer informellen Organisation: seinen Lesern. Mit Ihren Beiträgen ermöglichen Sie die Beiträge auf Publico – auch umfangreichere Recherchen und Dossiers. Jeder Beitrag hilft, auch wenn Sie weder Regierungsbeamter noch Milliardär sind. Mit Ihrer freiwilligen Zahlung bewirken Sie viel. Unabhängig von dem Betrag.
Danke.
Unterstützen Sie Publico
Publico ist werbe- und kostenfrei. Es kostet allerdings Geld und Arbeit, unabhängigen Journalismus anzubieten. Mit Ihrem Beitrag können Sie helfen, die Existenz von Publico zu sichern und seine Reichweite stetig auszubauen. Danke!
Sie können auch gern einen Betrag Ihrer Wahl auf ein Konto überweisen. Weitere Informationen über Publico und eine Bankverbindung finden Sie unter dem Punkt Über.
W. Hoffmann
27. September, 2020Die neue “Klasse” von linken Selbstbeweihräucherern merkt überhaupt nicht, wie sie von riesigen, globalen Konzernen für deren Ziele mißbraucht wird. Hier vorne mit dabei: Amazon, Microsoft, Unilever, Facebook, uvm. Die, sich selbst als globale Steuerer verstehenden, Manager dieser Firmen trafen und treffen sich dann in Davos, um die weitere Gestaltung der Welt nach ihren Vorstellungen festzulegen. Dazu werden die führenden Politiker der Welt gewogen bzw. über UN-Kreise und NGOs gefügig gemacht. Großzügige Spenden an einschlägige Medienhäuser und scharfe Zensur in den eigenen Medien tun ein Übriges. Die Stellungnahmen der entsprechenden Leute sprechen Bände.
ToNo
27. September, 2020Ein wirklich stabiler Stuhl!
Am meisten beunruhigend finde ich nicht, dass diese Minderheit in Redaktionen und Parteien vorgedrungen ist, sondern dass sie so viele Wähler überzeugt, die zwar kein knackendes Deutsch sprechen, aber den “woken” in die bessere Zukunft folgen wollen.
ToNo
27. September, 2020Vermutlich sollte die Stuhlmarke beworben werden. Was kostet der?
Katharina Pehle
28. September, 2020Hahahaha! Wunderbar!
Jürgen
27. September, 2020Kleiner Tipp am Rande: Die angehenden Journalisten (m/w/d) sollten, bevor sie abenteuerliche neue Formen der deutschen Sprache praktizieren, erst einmal ihre Grundkenntnisse der deutschen Sprache, vor allem der Rechtschreibung, Grammatik und Syntax erlernen und anwenden, dann findet man in der Presse (wahllos) und bei den ÖR nicht solche Dinge wie ….”das bestverkaufteste…”, oder …”weil, das Auto ist rot..” oder die korrekte Anwendung von …das selbe… und …das gleiche…. Diese Aufzählung ließe sich noch beliebig fortsetzen. Unsere journalistischen Jungstars haben also noch einiges zu lernen…..
Andreas Schneider
27. September, 2020Da hier u. a. die Personaille Hengameh Yaghoobifarah angesprochen wird, hier ein Fundstück (Najib Karim, Hamburg):
“Darf eine taz-Autorin unter dem Slogan “Alles allen” Werbung für Luxus-Ledermäntel im Kaufhaus des Westens machen?
Ja, darf sie, wenn sie ihren Kommunismus und queeren Feminismus als reine Pose entlarven oder beweisen will, dass auch Kommunismus und queerer Feminismus käuflich und nur ein kapitalistisches Angebot an eine bestimmte Verbrauchergruppe sind.
Warum schweigt übrigens PETA dazu? Man stelle sich vor, Frau Klum hätte sich im Ledermantel präsentiert.”
Najib Karim ist eine Person, an der ich mich hin und wieder reibe. Dennoch (oder vielleicht gerade deswegen?) finde ich diesen Post (wie so einige seiner Beiträge) sehr treffend. Und paßt seine Feststellung nicht zum Tenor dieses Artikels?
TinaTobel
27. September, 2020Lieber Alexander Wendt,
Sie haben mit diesem Artikel voll und ganz Recht, auch beim Thema Glottisschlag “Journalist-Pause-Knack-innen”.
Aber die Argumentationskette dagegen stimmt nicht ganz. Der Glottisschlag ist ein Wesensmerkmal der deutschen Sprache. Er tritt vor jedem Vokal am Wortanfang auf. Jedes “ich”, “und”, “Onkel”, “Auto”, “unterschreiben”, “egal”, “ach”… beginnt mit einem Glottisschlag. Wenn man so will, ist unsere Sprache tatsächlich – auch ohne den neuesten Schrei der Genderei – eine Knacklautsprache. Nur beim Gendern ist der Glottisschlag völlig fehl am Platz, weil er Wortgrenzen markiert und damit aus “Journalistinnen” zwei Wörter macht. Man hört: “Journalist innen” und man fragt sich, warum der Journalist sich innen und nicht draußen aufhält und warum dieser räumliche Umstand überhaupt berichtenswert ist.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde diese Knack-Lücke im Sprachfluss als angebliche Repräsentation von Minderheiten grauenhaft.
Ich mache jedesmal das Radio aus, wenn ich ihn höre. Denn was mich noch mehr als der Gender-Glottis-Schlag selbst stört und erschreckt, ist diese rasante (Selbst-)Gleichschaltung von Journalisten (m/w/d) und “Kulturschaffenden”, die sich hier erneut zeigt.
Libkon
27. September, 2020Zitat:”Die taz-Kolumnistin hat es gegenüber ihrem eigenen Hinterland leichter. Sie kommentierte ihren KaDeWe-Auftritt so:
„More likely ist doch, dass ich linke Propaganda im Luxuskaufhaus bewerbe.“
Und das auch noch so umsonst wie ein taz-Online-Besuch. Auf jeden Fall aber kostenlos.” Zitatende.
Exzellent, Herr Wendt, denn “gerne” wird “kostenlos” mit “umsonst” verwechselt.
Zum Thema selbst: Ich vermute bei der “woken” Gemeinde und bei anderen widersinnigen Ideen der Linken eher eine schwere psychische Störung, die Ergebnisse sollen dann in die Köpfe der Bürger gepresst werden, siehe den Gender Klick-Klack oder wie der Unsinn heißt. Das “Ziel” der Neider, so meine Vermutung, ist es, das bisherige Aufgebaute der alten weißen Männer zu zerstören, weil die es nicht länger ertragen können, nicht zu den Erfolgreichen zu gehören. Mit der Meinung stehe ich nicht allein. Auch ScienceFiles, die sich mit dem Gender Phänomen befasst, hat nach langen Analysen auch diese Ansicht vertreten.
Rationale Gründe, warum man sich die Polizei auf den Müll wünscht, gibt es nicht, irrationale jedoch schon, wie man in der vorgeblichen “Satire” lesen konnte. Satire soll einen Sachverhalt sarkastisch/ironisch überhöhen, um ihn zu verdeutlichen/kritisieren, aber nicht in den Dreck ziehen.
Albert Schultheis
27. September, 2020Keine Sache gehört so sehr allen – gemeinsam mit der Luft zum Atmen und dem Wasser zum Trinken – wie die Sprache zum Sprechen! Daher ist das, was irgendwelche Pressure Groups behaupten und erzwingen wollen im Hinblick auf zu sprechende Normen, unrechtmäßig, übergriffig, anmaßend und sowieso zum Scheitern verurteilt. Denn Sprache wird in den Straßen und Häusern gesprochen von Menschen die ein eigentliches Kommunikationsbedürfnis befriedigen wollen und müssen, daher ist sie ökonomisch, effizient und effektiv. Sie ist eher wie eine Wolke im Himmel, sie bildet sich spontan und löst sich ebenso spontan auf, da wo die sprach-physikalischen Bedingungen das ergeben. Verordnungen gehen da – Gott sei Dank! – ins Leere, sie verpuffen. Im Übrigen: Eine Vorschrift die da die Formel “Studentinnen und Studenten” durch “Student*Innen” ersetzt – in Schrift und Aussprache mit glottal stop -, ersetzt ganz einfach die Ganzheit der Studenten durch deren weibliche Hälfte! Wo bleiben die Studenten? Wo die Gendergerechtigkeit? Sind die männlichen Vertreter nur die Vorstufe der älteren (weißen) Männer, die grundsätzlich im neuen Deutschland der Pressure Groups nichts mehr zu sagen haben und nicht mehr zählen? Lasst doch diese Lackaffen bei den Öffentlich-Rechtlichen sich selber zum Gespött machen! Diese Spindoctors und Klugscheißer! Dem Volk geht das am Arsch vorbei.
Immo Sennewald
27. September, 2020Im Kampf um die Deutungshoheit haben die “Woken” zweifellos dank ihrer Präsenz in den zwangsweise beitragsfinanzierten Anstalten und Presseerzeugnissen, die sich gern mit Steuern über Wasser halten ließen, falls sie nicht sowieso parteieigenen Konzernen zugehören, die Übermacht. Aus der Geschichte – insbesondere der deutschen – ist bekannt, dass zum Umsturz entschlossene Minderheiten durchaus nach der informellen auch die materielle Macht an sich reißen können, zumal eine Parteienoligarchie durchaus potente Unterstützer in der Wirtschaft in die entsprechende Richtung dirigieren kann. Ob die “schweigende Mehrheit” der neuen “lichten Zukunft der Menschheit” noch vor deren Proklamation durch die Weltenretter im Geiste Marx’, Lenins und Maos entgegentritt oder erst wieder nach dem nächsten Kollaps unverdrossen Trümmer wegräumt, ist eine interessante Frage.
Versuchen wir ruhig weiter, der ersten Variante voranzuhelfen.
Theophil
27. September, 2020Nachdem die taz-Kolumnist*in? mit dem Bandwurmnamen schon von Steinmeier eingeladen war, böte sich doch als nächstes das Finanzministerium als Werbepartner an. “Kein cent für almanya” finde ich als Slogan absolut überzeugend.
Albert Schultheis
27. September, 2020Lieber Gottlieb,
noch besser fände ich den Slogan “Kein cent VON almanya!” Aber damit versänke der deutsche Teil der Welt wieder in tiefer Erb-Schuld und Verstrickung!
Dietmar Schell
27. September, 2020„Geschlechtergerechte Sprache“ ist das Gegenteil dessen, was sie vorgibt zu sein. In Wahrheit ist sie frauendiskriminierend und -herabsetzend. Während man den Männern ohne Weiteres genug Verstand und Intelligenz zuspricht, zu erkennen, dass sie auch mit grammatikalisch weiblichen Ausdrücken wie „Person“, „Aushilfe“, „Koryphäe“ oder „Niete“ etc. gemeint sein können, traut man den Frauen diesen Abstraktionsschritt nicht zu. Man unterstellt, sie könnten sich nur “gemeint” fühlen, wenn für sie ein auch grammatikalisch weiblicher Ausdruck verwendet wird. Diese Ungleichbehandlung in der Zuschreibung von Intelligenz und Sprachkompetenz ist antiemanzipatorisch und rückschrittlich.
Wer gendert, hält Frauen offenkundig für intellektuell überfordert, die Prinzipien der Sprache zu verstehen.
Was für eine Geringschätzung! Nicht ohne Grund nimmt die Anzahl der Frauen zu (so jedenfalls meine Wahrnehmung), die sich gegen die Diskriminierung durch das Gendern auflehnen.
Albert Schultheis
27. September, 2020Danke, lieber Herr Schell,
super pointiert auf den G-Punkt gebracht! Dennoch erstaunt es mich immer wieder, wie wenig Frauen sich gegen diesen Schwachsinn in ihrem Namen auflehnen. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man tatsächlich auf den Gedanken verfallen, dass besagte “Ungleichbehandlung in der Zuschreibung von Intelligenz und Sprachkompetenz” durchaus einen realistischen Kern treffen könnte.
Sigrid Ebert
28. September, 2020Vielen Dank für diese Klarstellung!
Dr. Wolfgang Hintze
28. September, 2020Lieber Herr Schell,
Herzlichen Dank und Gratulation! Sie haben mit Ihrem Kommentar eine überraschende und endgültig schlagende Argumentation gegen das Gendern vorgelegt, der eine größtmögliche Verbreitung zu wünschen ist.
Dr. Wolf Manuel Schröter
28. September, 2020Volle Zustimmung, Herr Schell; dazu bin ich auch mit @ToNo einer Meinung, die/das/der (Reihenfolge-Problem?) ankreidet, dass derart viele Wähler*Innen (wo bleibt aber jetzt das “*Diverse”?) denen ein Mandat zubilligen, die diesen ganzen Unsinn predigen bzw. jene stützen, die solchen Blödsinn verbreiten helfen … Meine Ehefrau und ich sind der vordergründig-ablenkenden PC-Übung des Gendern mehr als müde.
Max
27. September, 2020Jedenfalls treffende Werbung für diese Schwerlastsesselmarke …
Herzlichst abgelacht …
“Full Ack”, lieber Herr Wendt …
Etix
28. September, 2020Auch in dieser repräsentativen Civey-Umfrage kommen nur (oder immerhin) 21 % Befürworter der „staatlichen Förderung geschlechtergerechter Sprache“ zusammen, satte 70 % sind dagegen:
https://civey.com/umfragen/10929/sollten-behorden-und-staatliche-bildungseinrichtungen-ihrer-meinung-nach-den-einsatz-geschlechtergerechter-sprache-fordern.
Der Marsch durch die Institutionen der 68er und in ihrer zeitgeistig-aktuellen Ausprägung nun der woken Leute war derart erfolgreich, dass die nicht mit Regierungs-, Verwaltungs- oder Medienmacht ausgestattete Bevölkerungsmehrheit, die deren ideologische Ausrichtung nicht teilt, weitgehend resigniert hat. Sie überlässt der laut und nicht selten agressiv agierenden Minderheit die Bühne und artikuliert ihren Dissens bestenfalls in den im Artikel erwähnten Kommentarspalten oder Umfragen.
Wohin mag diese rasant fortschreitende gesellschaftliche Spaltung noch führen?
Joseph
28. September, 2020Herr Wendt,
laden Sie doch mal Herr/Frau Yaghoobifarah zum Interview und finden heraus was es eigentlich erreichen möchte mit den Artikeln und Beiträgen. Möglicherweise ergibt sich z.B. für mich ein Erkenntnisgewinnung, der mir bisher verborgen blieb.
Viele Grüße
Sabine Schönfelder
28. September, 2020Es wird Zeit, daß wieder über die Inhalte des Wortes Demokratie sinniert und berichtet wird. In einer gesunden Demokratie werden die Wünsche der Minderheiten berücksichtigt, aber gelebt wird die Stimme der MEHRHEIT. Hinter dieser ganzen Diskriminierungsrhetorik verbirgt sich der politische Wille Vorstellungen von Subkulturen einer ganzen Gesellschaft aufzuzwingen. Wenn hier nicht bald die Mehrheit auf“wokt“, befinden wir uns in der Öko-Masken-Diktatur und sehen nur noch Sternchen.
Gastino
28. September, 2020Die KaDeWe-Werbung wird sicherlich missverstanden. Für mich gibt es da eigentlich nur zwei rationale Möglichkeiten:
1. Da hat einer, der die Firma verlässt, seinem Arbeitgeber nochmal richtig eins ausgewischt.
2. Man wollte sich mal so richtig über diese Person lustig machen.
Ich denke, Variante 2 ist die wahrscheinlichere. Für mich sieht das wie ein ganz böser Scherz auf Kosten dieser Person aus. Oder auch: Eine richtig subtile Satire.
Werner Bläser
29. September, 2020Es mag sein, dass die ‘loony left’ nur eine kleine Minderheit bei uns darstellt. Aber seit wann herrschen immer Mehrheiten? Max Weber hat das “Gesetz der kleinen Zahl” sicher anders gemeint, aber es lässt sich auch hier anwenden. Seilschaften funktionieren am besten, wenn sie nicht zu gross sind.
Eine “revolutionäre Avantgarde” hat Russland jahrzehntelang beherrscht – wobei man am Ende witzelte, in der Sowjetunion gäbe es keine Kommunisten mehr, die würden nur noch im Westen vorkommen.
Max Frisch war kein grosser Politik-Theoretiker, aber sein ‘Biedermann und die Brandstifter’ ist als politische Parabel wert, in Gold gefasst zu werden. Solange die Mehrheit, von aussenpolitischer Sicherheit und innerem Wohlstand verwöhnt, sich alles in “mürrischer Indifferenz” (H. Münkler) gefallen lässt, was diese Polit-Spinner ausbrüten, so lange werden sie unangefochten herrschen.
TOPCTEH
30. September, 2020Ich bin ja für die Verwendung von Xhosa-Knacklauten, die haben sogar verschiedene, so dass man für Stern und Unterstrich eigene verwenden kann – oder ist das schon wieder “kulturelle Aneignung”?
Frank Wurstmann
3. Oktober, 2020Was für ein Glück, dass ich seit mindestens 20 Jahren kein TV konsumiere und mich dieser sinnlose Schwachsinn nicht mal peripher tangiert.