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Baerbocks Iran-Kenntnisse: „Wenn du sagst, da gibt es keine Erhängung von Schwulen, dann nehme ich das erstmal so hin“

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Die Kanzlerkandidatin der Grünen Annalena Baerbock will mittlerweile keine „Völkerrechtlerin“ beziehungsweise „Völkerrechtsexpertin“ mehr sein. Beide Bezeichnungen hatte sie sich selbst gegeben (“ich komme aus dem Völkerrecht“) und damit suggeriert, sie sei Juristin.

Nach zahlreichen Änderungen auf offiziellen Seiten nennt sie seit der vergangenen Woche stattdessen ihren Master-Abschluss in Internationalem Recht, den sie bis 2005 in einem 12-Monatskurs an der London School of Economics erhielt. Auch die Behauptung, sie habe in Hamburg einen Bachelor in Politologie erworben, ließ sie fallen.

Aus ihren früheren Auftritten gibt es allerdings eine Reihe von Äußerungen, die ihr bei der Wählerklientel der Grünen größere Schwierigkeiten machen könnten als die Angaben zu ihrer Bildungskarriere. In einem Gespräch mit dem Video-Blogger Tilo Jung am 20. August 2018, an dem auch Robert Habeck teilnahm, äußerte sie sich zur internationalen Politik. Sie betonte, dass sie Waffenlieferungen an Israel ablehnt („Krisenregion“), und nahm eine bemerkenswert verständnisvolle Position gegenüber dem Iran ein. Auf die Bemerkung eines Diskussionsteilnehmers, im Iran würden keine Schwulen durch Erhängen hingerichtet, meinte Baerbock: „Ich bin keine Iran-Expertin. Ich will jetzt nicht sagen, was es wie und wo ist. Wenn du sagst, da gibt es keine Erhängung von Schwulen, dann nehme ich das erstmal so hin.“

Das ist insofern bemerkenswert, als der Iran offiziell die Hinrichtung von Homosexuellen gar nicht bestreitet. Im Jahr 2016 gab der theokratische Staat beispielsweise die Hinrichtung eines 19-jährigen Jugendlichen wegen Homosexualität bekannt. Die Prozesse nach Scharia-Recht finden ohne öffentliche Beobachtung und eine Möglichkeit zur Verteidigung nach westlichem Standard statt. In einigen Fällen erklärte das Regime, es habe sich um eine Hinrichtung wegen erzwungenem Geschlechtsverkehr gehandelt. Überprüfen lassen sich diese Behauptungen nicht.

Im Jahr 2019 fragten Reporter der Bild-Zeitung den iranischen Außenminister Mohammed Dschawad Sarif: „Warum werden Homosexuelle im Iran wegen ihrer sexuellen Orientierung hingerichtet?“
Sarif antwortete:
„Unsere Gesellschaft hat moralische Prinzipien. Und wir leben nach diesen Prinzipien. Diese moralischen Prinzipien betreffen das allgemeine Verhalten von Menschen. Und das bedeutet, das Gesetz ist zu respektieren und zu beachten“ .

Das Video mit Baerbock gibt schon einmal eine Vorstellung, wie Gespräche zwischen einer Kanzlerin oder Außenministerin Baerbock und Regierungsvertretern aus Teheran künftig laufen könnten.

Ende 2020 beschlossen die Grünen nach eigener Erklärung das „queerste Grundsatzprogramm, das je eine Partei hierzulande hatte“.

Gleichzeitig schickt die Partei eine Spitzenkandidatin ins Rennen, die aus lauter Rücksicht auf andere Wählerschichten öffentlich bezweifelt, dass im Iran Homosexuelle hingerichtet werden.
Es ist also für jeden etwas dabei.

 

 


Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

 


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Alexander Wendt: Weitere Profile:

Kommentare anzeigen (38)

  • Herr Wendt, Bildung und Kompetenz sind in Deutschland weder für die Mehrheit der Wähler noch für das Macht-Establishment die entscheidenden Kriterien für die Vergabe politischer Ämter. Nicht vergessen: Die Deutschen haben sich von einem Tapezierer und Postkartenmaler nicht nur in großem Stil erklären lassen, was gute und schlechte ("entartete") Kunst ist, sondern sich von diesem auch das ganze Land entvölkern und in Schutt und Asche legen lassen.

    Dass gerade die, die im Zuge der Entwertung aller Werte auch der Tradition den Stinkefinger zeigen, ausgerechnet dieser Tradition (der kompetenz- und bildungslosen Politiker) treu bleiben, ist ein übler Scherz der Zeitgeschichte.

  • Gott stehe Deutschland bei, falls Frau Baerbock tatsächlich Kanzlerin wird!

  • Hinrichten = Erhängen?

    Ich vermute nach diesem Schema würde die Erklärung Baerbocks für ihre Aussage ablaufen.

    Mal ganz unabhängig davon, dass das Ergebnis das Gleiche ist bzw. Erhängungen von Schwulen im Iran bestätigt sind.

  • Andere audiovisuelle Juwelen aus dieser Gesprächsrunde bei Tilo Jung gehen momentan viral. Hier zeigt sich auch, was der Robert finanzökonomisch so drauf hat. Bevor die Bündnisgrünen den Robert und die Annalena zu ihrer Doppelspitze gewählt und die Annalena zur Kanzlerkandidatin gekürt hatten, wurde deren infantiles Geplänkel nur mit Hohngelächter und Kopfschütteln weggewischt. Mittlerweile wird es aber ernst. Größenwahn trifft auf perfekte Ahnungslosigkeit! Dazu ein Parteiprogramm, das aus der Feder junger antidemokratisch verhetzter Ökoantifanten stammen könnte! Das ist ganz und gar nicht mehr lustig! Liebe Wähler im Vorreiterland! Die Welt schaut verdutzt auf Deutschland und bewundert aus sicherer Entfernung die Gründlichkeit seines Selbstzerstörungswerks. Made in Germany eben.

    • Meine Analyse: Wenn auf dem Benz erstmal „Made in China“ steht, steht die Aktie von Daimler nicht mehr bei +/- 70€, sondern bei +/- 700€. DAS ist der Grund für die Unterstützung der Grünen seitens der Industrie.

  • Die sicherlich sehr ehrgeizige Frau Baerbock könnte im Grunde nur das Postergirl der grünen Strategen sein.
    Wer glaubt denn ernsthaft, dass diese Persönlichkeit das Format für ein hohes Staatsamt hat?
    Allerdings haben Frau von der Leyen, Frau Schulze von der SPD und auch etliche männliche „Spitzenpolitiker“ in den vergangenen Jahren die Messlatte erstaunlich gesenkt.
    Der mögliche Praxistest könnte für sie und vor allem für die Bürger eine sehr interessante Erfahrung sein.

  • Sehr geehrter Herr Wendt- wieder einmal excellent recherchiert und quasi den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Natürlich muß sich eine potentielle Bundeskanzler-Anwärterin genauso wie jeder Andere gefallen lassen, daß er als Peron der Öffentlichkeit genauestens "gebrieft" wird. Gerade angesichts dieses in den letzten Jahren eingesetzten Schlendrians in der fachlich-qualifizierten Besetzung wichtiger politischer Positionen von der Spitze an bis zu den Gremien in Bund und Ländern, muß man dies verstehen. Wäre es nur beim "Kobold" und dem "Speicher" geblieben- könnte man dies unter Ulk verbuchen. So aber gibt es nunmehr bereits ganze Blogs, welche sich mit Annalenas rhetorischen Fehlleistungen beschäftigen. Deshalb verstehe ich auch nicht so ganz, warum es in ihrem Umfeld nicht eben Logopäden, Germanisten oder auch Sprachleher gäben sollte, die das Mädel da mal ein bisschen "aufbrezeln". Möglicherweise ist es ja nur ihrem Redeschwall geschuldet, daß sie so häufig patzt. Andererseits müßte ihr aber auch bekannt sein, wie vielen bereits in der jüngsten Vergangenheit in Sachen Promotion etc. Abererkennungen folgten. Dass dies nun verstärkt (siehe auch vehementes Ändern bei Wiki) zu hektischen Rundumschlägen führt läßt auch auf bewußte Irreführung sowohl durch sie selbst, als auch durch ihre "Mentoren" schließen. Mir gefällt inzwischen der in den Social Medias umgehende Slogan :
    "Null(0) Bock auf Baerbock !"sehr gut und würde ihn auch gerne selbstbewußt bis hin zur Wahlkabine tragen wollen !

    • Nein, R. Stefan, das mit dem "Speicher" kann man m.E. nicht als Ulk abtun, wie Sie sagen. Der Grund dafür ist: Wenn man den Strom im (Strom-) Netz speichern könnte, wie die ungebildete Baerbock meinte, dann würde die links-grüne Energiewende doch tatsächlich Sinn machen. Tja, wenn ... Dass die Baerbock nicht bei den innerparteilichen Diskussionen auf ihre peinliche Ungebildetheit gestoßen wurde, lässt tief blicken bzgl. dieser merkwürdigen Partei - die in meiner Sicht (neben der SED) die irrationalste, verlogenste und dekadenteste bundesdeutsche Partei der Nachkriegszeit ist.

  • Umweltschutz, mithin einmal das grüne Urthema, halte ich für eine wichtige Sache, genau wie Minderheitenschutz und Gleichberechtigung an sich.

    Mir schwant, die gezielte Förderung von geistigen Vollpfosten in die grünen Führungsebenen bei gleichzeitig kultischer Übersteigerung des Umweltschutzes ins Transzendentale sowie satanisch anmutender Dekonstruktion aller Fundamente einer funktionierenden Schicksalsgemeinschaft hat die Pervertierung des Umweltschutzes und damit eine darauf folgende Abkehr von ihm zum Ziel. Wenn ich die Welt zerstören will, dann treibe ich alle durch die Behauptung, sie nur dadurch schützen zu können, in genau den Wahnsinn, der für ihre Zerstörung erforderlich ist.

    ALB ist ein gefährlich in Stellung gebrachter Schwachkopf, der nicht wahrnehmen kann, wofür er missbraucht wird. Berauscht von den Einflüsterungen und dem bestellten Beifall hält sie sich für berufen, Großes zu leisten. Was für eine schaurige Aufführung. Wäre sie nicht so schädlich, müsste einem diese Tussi leidtun.

    • Klonovsky brachte diese schaurige Aufführung auf den kurzen Satz:
      Die Mistel will den Baum fällen.

  • Leider ist der Videoschnippsel so kurz, dass man leicht behaupten könnte, diese paar Sekunden seien aus dem Kontext gerissen. Denn vielleicht, so der Einwand, habe sie das ja ironisch gemeint und direkt anschließend durch ergänzende Bemerkungen richtig gerückt.

  • Die Annalena und der Robert! Wenn das die KrämdelaKräm der Grünen ist, dann kann man nur noch das Genick einziehen und sich furchtbar fremdschämen. Das ist Kakophonie pur, wie wenn einer mit den Fingernägeln die Schultafel runterkratzt! Wer braucht so was? Wer wählt so was? Ist uns mittlerweile unsere Zukunft, die unserer Kinder und Enkel so was von egal geworden?

  • Danke für das Fundstück, geschätzter Herr Wendt!
    Was soll man zu so viel geballter Intelligenz sagen? Da fehlen mir tatsächlich die Worte.
    Ich hoffe, Genossin Baerbock wird unsere zukünftige Landwirtschaftsministerin.