Debatten führt das wohlmeinende Milieu in Deutschland hauptsächlich zu dem Zweck, die Hausordnung dort wieder herzustellen, wo sie nie ernsthaft gefährdet war, nämlich in der eigenen Oberstube. Als wichtigstes Mittel dazu dient die Begriffsexegese.
Denn die lässt sich so durchführen, dass im eigenen intellektuellen Haushalt garantiert kein Zierteller von der Wand fällt. Wenn fast zur gleichen Zeit ein Mob vor einer Synagoge steht und Scheißjuden brüllt, und ein CDU-Politiker von Globalisten spricht, dann weiß der Kenner schon, welcher Frage sich die meisten Wohlmeinenden in Deutschland mit Nachdruck zuwenden: Nämlich der Frage, ob es sich bei dem Politiker um einen strukturellen und verdeckt operierenden Antisemiten handelt. Ein Redakteur des Spiegel gab zu bedenken, dass der Betreffende seine Signale so strukturell und klandestin aussendet, dass er selbst nichts davon merkt.Unmittelbar nach dem Grünen-Parteitag lief dieser Diskursprozess rückwärts ab. Es gab eine Passage in der Rede der als Gast zugeschalteten Publizistin Caroline Emcke, in der es – anders als bei Maaßen – auch um den Begriff Juden ging, eingebettet in einen sogenannten Kontext. Und dieses Mal muss durch die Auslegungsexperten nachgewiesen werden, dass es sich nicht um ein Code- und Signalwort handelt, nicht um einen doppelten Bedeutungsboden, sondern im Gegenteil um einen böswillig aus dem Zusammenhang gerissenen Begriff. Die Passage, um die es geht, lautet:
„Die radikale Wissenschaftsfeindlichkeit, die zynische Ausbeutung sozialer Unsicherheit, die populistische Mobilisierung und die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt werden bleiben. Es wird sicher wieder von ‚Elite’ gesprochen werden und vermutlich werden es dann nicht die ‚Juden’ und ‚Kosmopoliten’, nicht die ‚Feministinnen’ und ‚Virolog*Innen’ sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscher*Innen.“
Der Kontext , in dem bekanntlich alles zu sehen ist, gibt leider nicht her, wer radikaler Wissenschaftsfeind ist, zynisch ausbeutet, mobilisiert, von Elite in Anführungszeichen spricht und vor weiteren teils gegenderten, teils ungegenderten Personengruppen warnt. Ressentiment, Gewalt, Sprechen und Warnen – alles sehr verschiedene Dinge – fließen in dieser Passivkonstruktion zu einem einzigen Sulz ineinander. Die Kritik an Emcke und dem zuhörenden Spitzenpaar Annalena Baerbock und Robert Habeck entzündete sich bekanntlich daran, dass ein ungenannter Feind Elitenkritik üben wird, dann aber nicht wie früher vor Juden und Kosmopoliten warnen will, sondern vor Klimaforschern.
Der Satz fädelt also Juden, Kosmopoliten und Klimaforscher auf die gleiche Schnur. Er vergleicht nicht, er sagt nicht, Klimaforscher würden heute so verfolgt wie Juden früher, suggeriert aber, diejenigen, die heute etwas gegen Klimaforscher vorbringen würden, ähnelten den früheren Judenfeinden. Was Emcke sagt, suggeriert also, rührt zusammen, reiht Signalwörter auf. Eine deutlich die Judenverfolgung bagatellisierende Aussage gibt es trotzdem nicht, und zwar aus einem Grund: Dem Satz fehlt von vorn herein jede deutliche Aussage. Seine Satzglieder hängen schief aneinander wie die Waggons eines entgleisten Zuges. Das macht es den wohlmeinenden Exegeten leicht, Carolin Emcke gegen den Vorwurf des rhetorischen Spieltricks zu verteidigen. Jedenfalls kostet es weniger Mühe, als in Maaßens ’Globalisten’ Spurenelemente von Antisemitismus nachzuweisen. Diejenigen aus Medien- und Politikbetrieb, die sich gerade darum bemühten, den CDU-Politiker zum Kryptoantisemiten zu machen, und sich jetzt darüber beklagen, Emckes Wort würde aus dem Kontext gerissen, erinnern ein bisschen an Capitain Renault in „Casablanca“, der in seinem Stammcasino ausruft, als die Razzia beginnt: „Ich stelle fest, hier wird Glücksspiel betrieben. Ich bin entsetzt, schockiert“, während er sich schnell seine Jetons in die Tasche stopft.
Auch ohne Verwendung des Wortes ’Juden’ wäre Emckes Satz ein intellektueller Unfall. Seit einiger Zeit gehört es zu den festen Bestandteilen in linksmoralischen Reden, Kritik an Eliten als etwas Ungehöriges und Gefährliches zu brandmarken. Schon 2018 warnte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer auch sonst bizarren Rede vor „selbsternannten Kämpfern gegen die sogenannten ’Eliten’“, wobei er nicht mitteilte, wer in seiner Welt Antielitekämpfern die Ernennungsurkunden ausstellt. Bei einer anderen Rede meinte er: „Neue Nationalisten verbreiten die Theorie, dass sich die sogenannten Eliten und die Medien gegen das Volk verschwören.“
Der Soziologe und Eliteforscher Michael Hartmann, um das kurz einzufügen, ist tatsächlich der Ansicht, die westlichen Eliten hätten sich heute stark von der Gesamtgesellschaft entfernt. Hartmann steht politisch links; nach Steinmeier wäre er ein „neuer Nationalist“. Die „Bundeszentrale für Politische Bildung“, die sich immer mehr zu einer ideologischen Agitprop-Plattform wandelt, zählt Elitekritik zu den Wesensmerkmalen des Populismus; sie spricht von einer „Aversion gegen die ‚Bevormundung’ des Volkes durch Funktionseliten“ und lässt keinen Zweifel daran, dass sie die Aversion für das Problem hält. Nach genau diesem Muster warnt also auch Emcke, Kritik an Eliten sei eine hochbedenkliche Sache.
Nun handelt es sich bei Elitenkritik um den Streitmodus von Gesellschaften schlechthin. Überall gibt es ein soziales und politisches Oben und Unten. Zu allen Zeiten neigten diejenigen, die oben sitzen, dazu, ihren Anspruch entweder von Gott abzuleiten, von der eigenen edlen Abstammung, heute eher von der Wissenschaft beziehungsweise einem globalen Auftrag wie dem Klimakampf, aber jedenfalls immer von einer absoluten und unhintergehbaren Institution. Und zu allen Zeiten gab es Leute, die an dieser Ableitung etwas auszusetzen hatten. Wie groß die Aversion ausfällt, hing ebenfalls zu allen Zeiten nicht zuletzt vom Verhalten dieser Eliten ab. Das Mitglied eines Hamburger Millionärsclans, das schon die ganze Welt per Langstrecke bereist hatte, um dann der Welt zu erklären, dass Kurzstreckenflüge abgeschafft und der Autoverkehr halbiert gehören, eine solche Person hätte in allen Epochen einen gewissen Widerwillen beim Pöbel erregt.
Kritik der Eliten nach Unten gab es ebenfalls zu allen Zeiten, nämlich in Gestalt der Aufforderung, Eliten nicht zu kritisieren und sich unbedingt an die moralischen Gebote zu halten, die weiter oben zu allen Zeiten, wie man heute sagt, situativ gehandhabt wurden.
Elitenkritik war früher das selbstverständliche Metier der Linken, wobei die Betreffenden wenig zimperlich vorgingen, beispielsweise Frank-Walter Steinmeier, als er noch in Beiträgen für eine aus Honeckers Kasse finanzierte Zeitschrift Klassenkampf betrieb. Dass er jetzt als Politiker an der Staatsspitze Elitekritik für eine sehr ungute Sache hält, ist noch ein bisschen unorigineller als jede Bundespräsidentenrede.
Die Ansicht, dass Eliten Kritik an sich ertragen müssen, ist gerade eine Frucht der Aufklärung
Wie Steinmeier und viele andere gehört Emcke selbst zur Funktionselite dieser Gesellschaft, tut aber so, als befände sie sich in einer gefährdeten Position am Rand und sei durch Kritik bedroht. In ihren Sätzen auf dem Grünen-Parteitag begeht sie auf den ersten Blick einen klassischen Kategorienfehler. Auf den zweiten Blick handelt es sich aber um keinen Fehler, sondern um Absicht, wenn sie „Feministinnen, Virolog*Innen und Klimaforscher*Innen“ als Kollektive behandelt, die sie nicht sind. In der Corona-Pandemie gab es bekanntlich heftigen Streit zwischen Virologen und anderen Wissenschaftlern über den Sinn und Unsinn staatlicher Maßnahmen. Die Auseinandersetzung zwischen klassischen Feministinnen wie Alice Schwarzer und „intersektionellen Feministinnen“ , die Schwarzer als „Rechtsfeministin“ schmähen, übertrifft in ihrer Erbitterung und Bösartigkeit (von Seiten der intersektionellen) bei weitem alle pauschalen Attacken auf Feministinnen allgemein. Mag sein, dass irgendjemand Klimaforscher in toto angreift. Spielt das eine gesellschaftliche Rolle?
Interessant sind die sehr grundlegenden Meinungsunterschiede zwischen einem Apokalyptiker wie Hans Joachim Schellnhuber und einer Forscherin wie Judith Curry, die skeptisch auf die Erklärungskraft von Klimamodellen schaut. Wer so tut, als würde es sich jeweils nur um etwas wie wie Glaubensgemeinschaften handeln, die Nichtgenannte mit „Ressentiment und Gewalt“ (Emcke) unterschiedslos bedrohen, der will vor allem nicht über die tatsächlichen Debatten beispielsweise zwischen Wissenschaftlern reden. Er will nicht nur selbst nicht darüber reden, sondern auch, dass möglichst überhaupt niemand darüber spricht. Die Benutzung des Signalworts ’Juden’ ist da nur noch eine Extrazutat. Wer konstruierte Gebilde wie die Wissenschaft oder den Feminismus kritisiert, aber auch und vor allem, wer einzelne Vertreter der linksmoralischen Kaste nicht ohne weiteres als Priester anerkennt, soll mit diesem rhetorischen Trick auf eine moralische Stufe mit Antisemiten gedrückt werden. Das verkündet Emcke wie gesagt nicht explizit, weil explizites Reden nicht ihre Sache ist.
Aber sie weiß wie eine Hütchenspielerin genau, welchen Subtext sie hin und her bewegt. Sie benutzt die gleiche Methode wie kürzlich die Vorsitzende der Amadeo Antonio-Stiftung Anetta Kahane, die vor der Bundespressekonferenz verkündete, Kritik beispielsweise an Bill Gates sei „Verschwörungstheorie“ und „strukturell antisemitisch“; ihr Zirkelschluss lautete: Kritik an Gates ist verschwörungstheoretisch, Antisemitismus ist im Kern eine Verschwörungstheorie (was tatsächlich zutrifft), also ist jeder, der etwas gegen den Microsoft-Gründer vorbringt, ein abgeleiteter Antisemit.
Es hilft der Klarheit des Denkens enorm, sich das Kategorienverhältnis bewusst zu machen, am besten mit dem Lehrsatz: Alle Dackel sind Hunde, aber nicht alle Hunde sind Dackel. Es gibt Verschwörungstheorien über und zu Bill Gates – aber längst nicht jede Kritik an ihm ist eine Verschwörungstheorie. Es gibt eine Menge antisemitischer Aussagen über George Soros. Aber nicht jede Kritik an Soros ist antisemitisch. Es finden sich auch allgemein verschwörungstheoretische und antisemitische Töne in Äußerungen gegen Eliten. Das macht aber noch lange nicht jede Elitenkritik zu etwas Verschwörerischem und Antisemitischem. Es kommt auf die Kritik an. Die Ansicht, dass Eliten Kritik an sich ertragen müssen, ist gerade eine Frucht der Aufklärung. Das gilt auch, wenn Elitenpositionen heute im Westen überwiegend linksmoralisch besetzt sind. Gates und Soros sind ohne Zweifel Personen, die nicht nur viel Geld in ihren Händen konzentrieren, sondern auch ungewöhnlich viel Macht. Dazu kommt, dass sie kein durch Wahlen gewonnenes Mandat besitzen. Kritik an Mächtigen ist das Kennzeichen offener Gesellschaften. Macht ohne Mandat eher nicht.
In ihrer eingespielten Rede zum Grünen-Parteitag behauptet Emcke, Aufklärung und Rationalität zu verteidigen. Tatsächlich betreibt sie das exakte Gegenteil: Sie versucht, eine Funktionselite von Wissenschaftlern zu sakralisieren und die Kritik an ihr zu verketzern.
Ihr selbst fällt das möglicherweise nicht auf. Denn das, was die immer noch als „Habermas-Schülerin“ apostrophierte 54-jährige Autorin von sich gibt, passt zwar mit ihren Klingelwörtern wunderbar in die linksautoritäre Zeitströmung, ist aber – das muss an dieser Stelle einmal gesagt werden – über sehr weite Strecken allererbärmlichster unkonziser antiintellektueller Schrott. Und das nicht erst seit gestern. Kurz vor ihrem Auftritt bei den Grünen gehörte Emcke zu den Diskutanten einer SPD-Veranstaltung zu dem gut angedorrten Thema, wie sich die berühmten linken Mehrheiten finden lassen. In ihrem Schlusswort sagte sie folgendes, wörtlich transkribiert:
„Wir müssen über die Frage nachdenken, was der Zusammenhang von Demokratie und Wahrheit ist. Wenn ich mir diese Fragen – wir können die Wohnungsfrage auch noch nehmen. Ich fang’ jetzt mal mit den Fragen an, dann würde ich sagen: Das sind Fragen, die eigentlich gemacht sind dafür, dass es linke Antworten darauf gibt. Denn alle diese Fragen sind Infrastrukturfragen, alle diese Fragen sind Fragen der Gemeinwohl-Orientierung, alle diese Fragen sind Fragen der – ja der Gerechtigkeit. Und insofern, wenn ich von der Problemstellungen ausgehe, würde ich sagen, die Probleme sind wie gemacht für progressive Mehrheiten und linke Antworten darauf. Ob die SPD das jetzt auch so sieht, kann ich nicht sagen, aber das wäre jetzt mal zumindest mein strategischer Shot.“
„Der Zusammenhang von Demokratie und Wahrheit“, was immer das ansonsten für eine Frage sein soll, ist also eine „Infrastrukturfrage“? Und von welcher Problemstellung geht sie nun nach diesem Begriffssoufflé aus Demokratie, Wahrheit, Wohnungsfrage, Infrastruktur und Gerechtigkeit aus? Was wären die linken Antworten respektive der strategische Shot darauf, wenn noch nicht einmal die Fragen als intakte Sätze daherkommen? Das ist jedenfalls exakt der gleiche Stil wie in ihrer Grünen-Parteitagsrede, nur noch ein bisschen konfuser. Es sieht so aus, als hätte sich die Autorin nie wieder davon erholt, dass sie 2016 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für ihr Werk „Gegen den Hass“ bekommen hatte. Darin walzt sie auf 240 Seiten die Gedanken aus, dass es erstens eine gute Seite gibt, zu der sie selbst fraglos gehört, zweitens die anderen, die den Hass verbreiten, den sie überraschenderweise ablehnt, und drittens, dass fast alle Übel durch die Unterscheidung von wir und die zustande kommen. Dass es so etwas wie Hass auch in ihrem politischen Spektrum geben könnte, erwägt sie gar nicht erst.
Ein berühmter Satz von Oscar Wilde lautet: „So etwas wie ein moralisches oder unmoralisches Buch gibt es nicht. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben. Das ist alles.“
Dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels gefiel es damals, den Satz von Wilde ins Gegenteil umzukehren. Allerdings: Verglichen mit „Gegen den Hass“ markieren Emckes Bemühungen, intellektuellen Glanz in die Hütten von SPD und Grünen zu zaubern, noch einmal einen erheblichen geistigen Abstieg, ja sogar die vorläufige Talsohle ihrer Laufbahn. Ihre Ansprache vor den Grünen lobte Katrin Göring-Eckardt als „eine große Rede für Aufklärung, für Wahrheit, die zumutbar ist, für die Wirklichkeit“. Was nur zeigt, dass die Frau, die sich als Bundespräsidentin für zumutbar hält, ebenfalls schon perfekt einen sinnlosen Wortauflauf zubereiten kann.
Auf diesen Boden wächst gerade eine neue autoritäre Gesellschaft heran
Über das Klima im Land sagt es sehr viel, dass sich das Kommentariat an der Nebenfrage festbeißt, ob die Aufreihung von ’Juden’ in Emckes Rede vertretbar, antisemitsmusverharmlosend oder sogar antisemitisch war, und dabei die zentrale Frage übersieht, willentlich oder aus Unvermögen, dass ihre Botschaften antiaufklärerisch und autoritär sind. Und dass sie es auch ohne das Wort ’Juden’ wären. Mit ihrer Antiaufklärung steht sie nicht allein. Wer ein ganz ähnliches postdemokratisches Geklapper lesen will, muss nur in den Werbetext zum Buch von Charlotte Annalena Alma Baerbock „Jetzt“ schauen:
„Jede gute Politik beginnt damit, sich der Wirklichkeit zu stellen. Die Dinge, die sind, anzuerkennen, um sie zu verändern. Aber sie darf damit nicht enden. Statt wie bisher als allererstes die ängstliche Frage zu stellen: ‚Oh je, geht das überhaupt?’, sollten wir uns fragen: Was muss getan werden, damit das Nötige möglich wird? Darüber habe ich ein Buch geschrieben.“
Doch, „geht das überhaupt?“ gehört zu den ersten und wichtigsten politischen Fragen, jedenfalls in westlichen Gesellschaften, die noch nicht in der Postdemokratie angekommen sind. Wer diese Grundfrage als ängstlich beiseiteschieben und gar nicht debattieren will, sondern stattdessen das Nötige beschwört, bei dem alle mitmachen müssen, der harmoniert natürlich bestens mit Leuten, die Elitenkritik schlimm finden, seit sie selbst zur Funktionselite gehören, und als Verschwörungstheorie beschreien, was ihnen nicht passt. Vor allem ist der- oder diejenige ein lupenreiner Postdemokrat. Die Frage nach der Praktikabilität von Politik für falsch und schlecht zu erklären, das ist Okkultismus, Voluntartismus, Dummheit – und das Gegenteil von Rationalität.
In diese dieser Riege fügt sich auch die von der Kanzlerin gelobte und preisgekrönte Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim ein, die kürzlich in einem Interview mit RND meinte: „Streiten können wir natürlich immer. Aber es wäre toll, wenn wir weniger über das diskutieren, was bereits als sichere wissenschaftliche Erkenntnis gilt.“
Vor der Relativitätstheorie galt die Ausschließlichkeit der Newton’schen Physik als sichere wissenschaftliche Erkenntnis, vor der modernen Medizin die Körpersäftelehre. Auch zur Notwendigkeit der Euthanasie gab es einmal einen breiten wissenschaftlichen Konsens, von dem Schweizer Sozialisten Auguste Forel bis zu amerikanischen Ärzten. Fast jede neue wissenschaftliche Erkenntnis entstand bei der Zertrümmerung einer alten, die einmal galt. Bis vor kurzem galt es übrigens auch als praktisch unerschütterbare Meinung, das SARS-Cov-2-Virus könnte unmöglich aus einem Labor stammen, und die Ansicht, es wäre doch möglich, als irre Verschwörungstheorie.
In genau dieses Horn, bestimmte Aussagen von Wissenschaftlern für undiskutierbar zu erklären, tutete kürzlich auch ein Zeit-Autor.
Das Diskutieren einschränken – natürlich nur bei den gerade nützlichen wissenschaftlichen Ansichten – , Wissenschaftler zu Priestern befördern, wenn sie das eigene Milieu stützen, Eliten nicht mehr befragen , wenn es die richtigen sind: Auf diesen Boden wächst gerade eine neue autoritäre Gesellschaft von Leuten heran, die frei nach Gerhard Polt sagen: „Ich brauch keine Opposition, weil ich bin schon so reflektiert.“
Allerdings meinen sie das nicht als Witz.
Auch alle wirklichen Fortschritte wurden natürlich gegen frühere Eliten und Mehrheitsmeinungen durchgesetzt. Als William Wilberforce begann, sich gegen die Sklaverei einzusetzen, gehörte er zu den Außenseitern. Er trat unter etwas anderen Bedingungen an als die Wohlmeinenden, die mehr als 200 Jahre nach ihm die Sklaverei moralisch verdammen, allerdings nur die längst abgeschaffte Sklaverei des Westens, nicht die in muslimischen Ländern, die immer noch existiert.
Das – die selbstgefällige Abwicklung von Aufklärung und Kritik durch eitle Vorbeter – müsste heute ein großes öffentliches Thema sein. Stattdessen gibt es dort im angestammten intellektuellen Milieu eine riesige Leerstelle. Die Debatte findet allenfalls an den Rändern statt. Anders ginge es aber auch schlecht in einem Land, in dem Leute wie Emcke, Precht, Hirschhausen, Nguyen-Kim und eine Menge von publizistischen Putzerfischen die öffentlichen Gedankengänge verstopfen.
Dieses Milieu würde vermutlich auch Kants Aufsatz „Was ist Aufklärung“ als krude und gefährlich geißeln, wenn er jetzt noch einmal erschiene. Sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen – unerhört. So spricht der Verschwörungstheoretiker, der behauptet, es gebe überhaupt Leute, die den Verstand von anderen leiten wollen. Die gibt es natürlich nicht. Diesen Merksatz, an dem nicht zu zweifeln ist, wiederholen wir jetzt alle.
Eine Professur könnte sich der Mann heute abschminken.
Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.
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Bernd Zeller
18. Juni, 2021Ach Mensch, kann Publico nicht einen Mann bei Focus einschleusen?
I am Ei
18. Juni, 2021Emcke sucks! Linksdrehender, -gewendeter Pseudointellektueller Müll, eine Kakophonie aus zusammengezimmerten Thesen mit dem immer gleichen Ziel der Beweislastumkehrung. Die eigene Instrumentalisierung innerhalb dieser sogenannten ‘Funktionselite’ nicht erkennend. Eine Steigbügelhalterin und Wasserträgerinnen des Machterhalts dieser Unterdrücker und Spalter, die alphabetisierte Haushälterin auf dem grünen Gutshof. Wortungetüme und Satzkonstrukte vergleichbar mit den optischen Täuschungen eines Escher. In der inszenierten Theatralik schon doch irgendwie surreal komisch, Helge Schneider auf Dada oder so.
Diese ‘intellektuellen’ Ausscheidungen nur im ‘Sitzen’ und danach bitte Spülung betätigen!!
A. Iehsenhain
18. Juni, 2021Sezierung wieder vom Feinsten, Herr Wendt! Für mich wertvoller als Gold! Über Emcke und ihre Brüder und Schwestern im Geiste ließe sich auch Ihre treffende Beschreibung von Merkels Redekünsten heranziehen, von der “rhetorischen Vertiefung zum schwarzen Loch”. In Ihrer aktuellen Studie erkenne ich teilweise eine Fortsetzung: Über die Problematik des Ereignishorizonts, wo der eigentlich schon “verschluckte Sinn” – obwohl bereits lange spaghettifiziert – trotzdem noch am Rande kleben bleibt und sich in empfängliche Köpfe fortpflanzt, als ein Phänomen im Raum/Zeit-Vakuum. Interessant ist in Zusammenhang mit Frau Emcke auch Folge 135 von “indubio” auf Achgut – dort plaudert Markus Vahlefeld, der sie noch aus jüngeren Jahren persönlich kennt, ein wenig aus dem Nähkästchen. Das Unwohl, das ebenso aus Ihrem Text heraus klingt, kann ich verstehen – denke ich an Aussagen aus Politik und Medien, dass der fliegende Greanpeace-Mann im Fußballstadion nur deshalb heil davonkam, weil er als solcher erkenntlich war (und die Aktion wohl auch sogar vorher bei der Polizei angekündigt), kommt mir auch das Gruseln. In der Logik der selbsternannten Weltverbesserer stünde mir dann womöglich zu, ein paar von mir ausgesuchte Ziele einfach über den Haufen zu schießen, wenn ich sie als Feinde ansehe. Zu fürchten hätte ich nichts – ich müsste mir nur ein T-shirt von Greenpeace überziehen…
Thilo Naumilkat
18. Juni, 2021Das war einer der schlechtesten Beiträge, die ich bisher bei Ihnen gelesen habe. Mit einem Haufen mir unverständlicher Fremdwörter machen Sie Frau Emcke nieder. Warum und weshalb, ist für mich nicht erkennbar. Ich fand ihren (Emckes) Beitrag gut. Dass ihn sofort die Bildzeitung als antisemitisch verrissen hat, erklärt sich für mich auch nur dadurch, dass man ihn verreißen wollte, und keinen anderen Aufhänger fand. Für mich hatte er nichts antisemitisches. Was Sie eigentlich wollten, und warum, hat sich mir nicht erschlossen.
ToNo
18. Juni, 2021Das ist schade. Nur scheint mir Herr Wendt der falsche Ansprechpartner für Sie zu sein.
Werner Bläser
19. Juni, 2021Nein, es ist einer der allerbesten Beiträge. Genau auf den Punkt. Und unverständlich ist an dem Artikel gar nichts. Er ist nur vielleicht etwas zu kurz, viele Dinge, die gesagt werden sollten, bleiben unerwähnt. Wie zum Beispiel die Erklärung, wie unsere modernen “Schrott-Eliten” entstanden sind und wie sie an die Macht kamen. Aber das wäre vielleicht Thema für einen sehr viel längeren Aufsatz oder ein Buch.
Ich würde da, um Themen anzureissen, die systematische Verhunzung unseres Bildungssystems seit den 80iger, 90iger Jahren anführen. Zur “Demokratisierung” der Bildung wurde von linken Theoretikern immer wieder versucht, Fachwissen als “Fachidiotie” darzustellen und “sozialen Kompetenzen” einen höheren Stellenwert an Schulen und Unis zuzubilligen. Mit dem vorgeblichen Ziel, breiteren Kreisen eine Uni-Ausbildung zu ermöglichen, wurden praktisch die Anforderungen herabgesetzt – ich habe das selbst erlebt – mein Chef an der Uni., eine international bekannte Kapazität, meinte “Das (Studenten-) Material wird von Jahr zu Jahr schlechter”; er hatte Recht, das war mit Händen zu greifen.
Und da man Studienanforderungen in naturwissenschaftlichen Fächern nur schwer herabsetzen kann, wurden eben die Sozialwissenschaften immens aufgebläht – hier konnte man bei gutem Willen jedes bemühte Geschwätz positiv bewerten.
Kurz: Kompetenz wurde durch Geschwätz – moralisierendes Geschwätz – ersetzt.
Moral, auch vorgebliche, hat gegenüber Fachkompetenz den Vorteil, dass man mit ihr auch inkompetente oder uninteressierte Menschen beeindrucken kann, die nicht in der Lage oder willens sind, sich mit komplizierten Fakten auseinanderzusetzen. Moral schlägt Fakt.
Politiker und Sektierer haben das seit jeher genutzt. Aber früher hatten wir Korrektive für dafür – eine sachlich fundierte öffentliche Debatte. Die ist weggefallen. Moralisieren ist einfacher und verspricht mehr Erfolg. Kein Wunder, dass deshalb rationale Erwägungen zunehmend ins Hintertreffen geraten.
Motto, nach A. Baerbock: ” Ich habe keine Lust, mir sagen zu lassen, dass das… nicht funktioniert”.
Mimus Polyglottos
19. Juni, 2021Ich finde es löblich, dass Sie hier Ihre abweichende Meinung äußern. Vermutlich gehört dazu ein gewisses Maß an Mut. Allerdings würde ich Sie gerne auch höflich bitten, Argumente vorzutragen. Wenn ich es richtig verstehe, ist Ihr Argument gegen den Artikel, dass SIE nicht verstehen, was der Autor wollte. Es gibt nun mindestens zwei Argumentationslinien. Die eine besagt, dass der Autor ein irrationales Pamphlet produziert hat und die zweite ist, dass der Leser der Logik der Ausführungen nicht folgen konnte. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie – um die zweite Argumentationslinie zu widerlegen – ganz einfach darstellen würden, weshalb sich der Autor in zumindest eine der beiden Todsünden wissenschaftlichen Argumentierens verstrickt hat: i Widerspruch zur Wirklichkeit und ii logischer Fehlschluss.
pantau
19. Juni, 2021Frau Emcke erweist sich in ihrem Text als moralisch verkommen, verkauft sich aber trickreich als Moralistin. Sie sind offenbar drauf reingefallen. Was Herrn Wendts Text so schwerverständlich macht, ist der Trickbetrügeraufwand, den er an Emckes Text gründlich entlarvt.
Andreas Hofer
18. Juni, 2021„linksautoritär“? Nein, autoritär! Noch nie war so viel Oben und Unten. Ein Deutschland, das ich bisher nur von sepiafarbenen Fotos kannte. Und es ist leider ein nur allzu menschlicher Zug, dass man zu denen da Oben gehören möchte.
Jochen Schmidt
18. Juni, 2021Überzeugende Analyse – danke hierfür!
Eine treffende Besprechung des oben erwähnten Buches “Jetzt” von Annalena Baerbock findet sich unter:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=73405
Martin
18. Juni, 2021Wiederum eine sehr kluge Analyse – vielen Dank! Hinter der Rede steht m.E. zusätzlich noch der Aspekt “Angriff ist die beste Verteidigung”. Grüne und ihre Wählerinnen haben in Sachen “Wissenschaftsfeindlichkeit” ja selbst eine sehr unrühmliche Vergangenheit (Gentechnik, Homöopathie und andere Obskurantismen, hysterische Schadstoffgrenzwerte usw.). Wird dann noch das “Impfangebot” angenommen, ist die Glaubwürdigkeit im Kern berührt.
Alex
18. Juni, 2021„… Aber sie weiß wie eine Hütchenspielerin genau, welchen Subtext sie hin und her bewegt …”
„… Sie benutzt die gleiche Methode wie …“
Das bin ich mit dem Autor über Kreuz.
Sie weiß gar nichts und nutzt keine Methoden.
Jedenfalls nicht bewußt.
Sie schwurbelt ihr Zeug eben genau so heraus, wie es geistig unreif und nicht durchdacht aus ihr heraussprudelt.
Weil sie es schon immer so macht und es bei ihrer Zielgruppe ankommt.
Weder diese Zielgruppe noch sie wären in der Lage, auch nur ansatzweise eine solch analytische Tiefenkritik zu bewerkstelligen, wie sie Wendt vorträgt.
Exakt deshalb sind ihre Texte, wie ihre Gedanken: „… allererbärmlichster unkonziser antiintellektueller Schrott …“.
Da wird nicht gedacht, da wird wohlig irgendwas gefühlt, was sich in der eigenen Blase verstärkt.
Daß das keiner logischen Prüfung standhält, ist bei Eliten, die sich gar nicht als solche verstehen, weil sie den Begriff als Kritik auffassen, und die sich wohl im Gegenteil ganz nahe am Volke und diesem postiv zugewandt wähnen, dann nur folgerichtig.
Genau deshalb gibt es ja den Elitenbegriff, der das Wolkenkuckucksheim vom Rest scheidet.
Das würde mich alles nicht stören, wenn diese „Leute wie Emcke, Precht, Hirschhausen, Nguyen-Kim und eine Menge von publizistischen Putzerfischen die öffentlichen Gedankengänge [nur] verstopfen würden“, was ich zum Teil auch noch bezahlen muß. Schlimmer ist es, daß diese Elite-Blase damit tatsächlich und mehr als real auch der Wegbereiter der aktuellen Politik ist: „Macht ohne Mandat“, „das Gegenteil von Rationalität“, „eine neue autoritäre Gesellschaft“.
Und es macht ohnmächtig, daß das vom „Kommentariat“ goutiert wird!
Hoffnung darf man schöpfen, weil dieses zwar wirkmächtige Kommentariat dennoch eine Minderheit ist, eben abgeschlossen in seiner elitären Blase.
Im September werden wir sehen, daß nicht nur die Sachsen-Anhaltiner mehrheitlich konservativ-bürgerlich-liberal sind.
pantau
19. Juni, 2021Gut möglich, daß ich mich irre und Sie Recht haben und man da mit ideologikritischen Kanonen auf tagesopportune Spatzen schießt. Grundsätzlich neige ich aber dazu, linke Ideologen nicht als Naivlinge abzutun.
Karl Schmidt
18. Juni, 2021Wieder eine sehr gute und relevante Analyse aus ihrer Feder. All das ist einem halbwegs geisteswissenschaftlich gebildeten Menschen klar, aber erstens ist es schön, daß es mal jemand am konkreten Beispiel so prägnant darlegt, und zweitens – und das ist im Grunde höchst merkwürdig – ist dieses linke, lose, löchrige, mißglückt assoziative, von “kritischer Theorie” tumb gewordene Denken linker Autoren so die Regel geworden, daß kein Hahn mehr danach kräht. Nicht einmal der einfache Mensch von der Straße zuckt mehr zusammen bei so unsinnigem Gesülze – sonst würden diese Leute ja nicht von knapp 40-50% der Bürger gewählt werden.
Angola Ferkel
18. Juni, 2021Wenigstens ist das Fressen besser als in Nordkorea (noch).
Libkon
18. Juni, 2021Gemäß Ihrer feinziselierten Analyse, Herr Wendt, haben Sie die Habermas Anhängerin klar bis zur Kenntlichkeit politisch erkannt. Nun weiß ich nach dem, was Frau Emcke wirklich sagte, was das Wort “Schwurbeln” bedeutet. Danke für diese Erkenntnis.
Immo Sennewald
18. Juni, 2021Wohlüberlegt und geschliffen formuliert: Alexander Wendt ist zu danken, dass er offenlegt, wie wissenschaftliche Analphabeten die informelle Macht – die Deutungshoheit über alle gesellschaftlichen Bereiche erlangen wollen: Mit ideologischen Nebelkerzen, allgegenwärtiger Propaganda, indem sie jede Kritik verketzern (“Verschwörungstheorie”, “Leugner”,…) und zu ersticken versuchen mit Signets aus dem totalitären Stempelkasten. Man sieht die Absicht, man kennt die Ziele und ist gewarnt. Leider hatten die Klarsichtigen in Deutschland selten die Mehrheit auf ihrer Seite – und die Kräfteverteilung in den Medien mindert ihre Chancen, gehört zu werden, heute mehr denn je.
Herbert Wolkenspalter
18. Juni, 2021Was die Unkonkretheit Emckes angeht, bin ich anderer Meinung.
Unkonkretheit ist ein legitimes Stilmittel der Sprache, so wie jede Abstraktion ebenfalls legitim wäre. Dies vermeidet, Zuhörern fixfertige Gedanken und Doktrinen an den Kopf zu werfen. Sie umreißt einen Spielraum, innerhalb dessen sich jeder selbständig Gedanken machen kann.
Diplomaten sind bekannt für eine ähnliche Art von Sprache der Andeutungen. Es ist kein schlechtes sondern ein gutes Mittel um Differenzen zu moderieren Kommunkationsabbruch zu vermeiden.
Vielmehr muss sich der Autor vorwerfen lassen, das Fehlen von Angriffsflächen zu kritisieren, die er so gerne gehabt hätte. Der Autor verlangt nach einem niedrigeren Niveau, wo ein höheres vorgelegt wurde.
Mit der inhaltlichen Denkrichtung Emckes bin ich allerdings nicht einig.
Mimus Polyglottos
19. Juni, 2021Interessant! Sie könnten Recht haben (schreibt man das heutzutage groß oder klein????) Food for thought, danke!
Das ändert nichts an der beeindruckenden Stringenz der Argumentation Wendts. Ob Voraussetzungen und Zielrichtung konsensfähig sind, ist natürlich offen (alles andere wäre Meinungsdiktatur), aber Sie legen schon den Finger in die Wunde: Der Ausgang der Argumentation ist wichtig.
Ich tendiere zur Meinung, dass Sie falsch liegen, aber ich schätze Ihr Argument sehr. Da könnte was dran sein.
Herbert Wolkenspalter
19. Juni, 2021Wenn ich NICHT recht bekäme, wäre es eine Verteidigung von Sprechvorschriften – denn darum ging es mir in der Hauptsache.
Der Autor ist ziemlich detailverliebt und dabei sehr fleißig. Wenn er aber die Übersicht nicht so recht versteht (=> zu unkonkret, ungriffig), besteht die Gefahr, in die falsche Spur einzubiegen, d.h. mit einem Schattenboxen fleißig und „stringent“ zu sein.
Für die Einordnung und das Gesamtverständnis spielt es auch eine Rolle, ob der Autor unvoreingenommen war.
ToNo
20. Juni, 2021Emcke wollte doch keinen Denkspielraum schaffen noch Differenzen moderieren oder ein Kontaktabbruch vermeiden – wie kommen Sie auf so etwas Absurdes? Sie trat auf einem Parteitag auf und wollte dort so sehr wie möglich polemisieren. Eigentlich hat sie gehetzt. Und selbstverständlich muss man u.a. die Unkonkretheit als ein wichtiges, bewusst gewähltes Mittel ihrer Rede aufführen, wenn man zeigen möchte, wie widersprüchlich sie ist (um es höflich zu schreiben). Diese Widersprüche – die Angriffsflächen – hat Herr Wendt meines Erachtens brillant herausgearbeitet und beschrieben. Meinen Sie es ernst, dass man bei Emckes Rede von einem höheren Niveau ausgehen muss?
Viele Grüße nach München!
Herbert Wolkenspalter
21. Juni, 2021Wie man bei Unkonkretheiten, also Dingen, die nicht recht klar sind, Widersprüchlichkeiten konkret finden will, muss auch erst mal erklärt werden.
Hausgemachte Fern-Psychoanalysen sind sowieso schon mal eine sehr „spezielle“ Sache und dann auch noch bis ins tiefe Detail, für die ein Profi den Patienten ein paar Wochen auf der Couch zu liegen braucht.
Wen grüßen Sie nach München?
ToNo
21. Juni, 2021Niemand hat eine Psychodiagnose gestellt. Unkonkretheiten können selbstverständlich Widersprüche beinhalten. Warum denn nicht? Genau diese Methode hat Herr Wendt beschrieben.
Nichts für ungut. Ich finde einfach, dass Emckes Rede vollkommen zurecht kritisiert wird.
Herbert Wolkenspalter
21. Juni, 2021Sie dürfen natürlich bestimmen, was ein- und auszublenden ist. Das kürzt jede Überlegung prächtig ab, die man noch nicht hatte.
Claudia
18. Juni, 2021“In genau dieses Horn, bestimmte Aussagen von Wissenschaftlern für undiskutierbar zu erklären, tutete kürzlich auch ein Zeit-Autor.” — Abgesehen davon, dass die ZEIT derzeit nicht einmal ein blasses Abbild ihrer ehemaligen Qualität bietet, sollten die Undiskutierbar-Erklärer mal was zu epistemologischen Überzeugungen lesen. Offenbar sind viele im Dualismus stecken geblieben: Wir liegen richtig und sind gut versus die anderen liegen falsch und sind schlecht.
ToNo
18. Juni, 2021KGE hat sich meines Wissens doch tatsächlich vor langer Zeit einmal professionell mit dem Auflaufmachen beschäftigt. Oder war zumindest dabei anwesend. Gelernt ist gelernt.
Mir fällt auf, dass linke Eliten in diesem Land im Grunde mit umgekehrten Vorzeichen genau das tun, was sie ihren Gegnern vorwerfen. Bei Maaßen hieß es, sein von ihm selbst unbemerkter Antisemitismus äußert sich in Maaßens Vorstellung, dass eine Gruppe von Menschen mit bestimmten Eigenschaften in Verbindung stehen kann und sei es auch nur, um auf allgemeine gesellschaftliche Probleme hinzuweisen, wie es Maaßen ja tat. So wie “die Juden” eben dem Antisemiten erscheinen. Und deswegen ist Maaßen struktureller Antisemit, weil er “den Globalisten” allgemein irgendwelche Eigenschaften zuschreibt. Unabhängig davon, ob er dabei an Juden auch nur denkt. Damit wird natürlich jede Kritik an mehr als einer Einzelperson zum strukturellen Antisemitismus und jeder Versuch gesellschaftlich relevanter Kritik verunglimpft. Ein reines Totschlagargument. Und zugleich eine wirkliche Relativierung der Nazi-Verbrechen. Emcke und Co. drehen es nun so, dass sie ebenfalls ganzen Gruppen gewisse Eigenschaften zuschreiben, nur eben positive, weil sie sich selbst meinen. Der “gute” Rassismus, der “gute “Antisemitismus, die “guten” Vorurteile eben. Das ist natürlich seit jeher der Kern politischen Geschreis. Aber einerseits Verallgemeinerungen des politischen Gegners lauthals zu verdammen und gleichzeitig selbst Meister des Verallgemeinerns zu sein, setzt ein gehöriges Maß an geistiger und moralischer Flexibilität voraus.
Grand Nix
18. Juni, 2021Ja, lieber Herr Wendt, es ist leider alles viel zu wahr, was Sie hier aufdröseln, um noch irgendwie schön, oder gar vernunft-begabt zu sein:
Linke, so viel steht fest, wollen nicht nur fremdes Vermögen umverteilen, sondern immer auch ihr eigenes Unvermögen.
Nicht zum ersten Mal sehe ich eine gefräßige Raupe. Diese sitzt auf einem Blatt, das ihr die ganze Welt,
die sie zusammenhält – und frisst.
Alsbald ist dieses Blatt vertilgt und ordentlich verdaut,
schon wird die nächste Welt zerkaut.
Führen Ungedanken ins Nichts,
oder führt das Nichts geradewegs zu Ungedanken?
Wenn sich eine Raupe nun, dank Quoten und Idioten, zu einem Phrasendrescher entpuppt,
ist das ein Phänomen, ähnlich wie ein welkes Blatt an einer schönen Rose,
jedoch noch lange nicht, eine Metamorphose.
Diese Donna Quichottes müssen, um wahrgenommen zu werden, wahnwitzige Winde sähen, um gegen magische Mühlen anzudrehen.
Das ist das ganze Schauspiel.
Das ist die ganze
Tragik-Komik, dieser tratschenden Figur(en).
Grand Nix
Trump O Line
19. Juni, 2021Der Phrasendrescher ist out.
Lang lebe der Worthülsenvollernter.*
* Hab’ ich bei Helmut Schleich “geklaut”.
Hinnerk Mann
18. Juni, 2021Anetta Kahane habe in der Bundespressekonferenz Kritik an Bill Gates als “Verschwörungstheorie” bezeichnet. Das halte ich zwar für glaubwürdig und plausibel, aber ich läse es gerne selbst nach, bevor ich es weiterverbreite. Im Netz konnte ich dazu nichts finden. Gibt es einen Beleg? Oder ist das mündliche Tradition?
Was ich im Netz finde, ist ihre absurde Behauptung, jede Verschwörungstheorie sei im Kern antisemitisch, selbst wenn sie von etwas ganz anderem (wie Bill Gates) handelt (DLF 24.11.2020). Aber das ist ja alt bekannt und soll nur der Ablenkung dienen. Das ist aber etwas anderes, als zu sagen, jede Gates-Kritik sei Verschwörungstheorie.
Rudi
21. Juni, 2021Also in diesem Link steht die Aussage von Frau Kahane:
https://www.belltower.news/pressekonferenz-aktionswochen-107735/
Belltower ist übrigens ein “Produkt” der Amadeu Antonio Stiftung. Wobei natürlich die Frage berechtigt ist, was mit “Betriebssystem” gemeint ist. Denn ein Browser wie Firefox läuft ja auf mehreren Betriebssystemen wie Windows oder Linux. Das Betriebssystem dient im wesentlichen dazu die Tastatur- und Mauseingaben an das Programm weiterzuleiten. Im Kern ist die Aussage “Verschwörungsideologien haben einen antisemitischen Kern” ein Logikfehler wie er gerne gemacht wird. Beispiel:
Wenn es regnet, dann ist die Straße nass. Man kann aber nicht sicher aus der nassen Straße auf Regen schliessen.
ToNo
21. Juni, 2021Die Aussage Kahanes ist also noch schlimmer als im Artikel beschrieben. Selbst die Benennung von Einzelpersonen als “Schuldige” an einer Misere ist strukturell antisemitisch. Damit ist überhaupt keine Kritik an irgendetwas mehr möglich, ohne antisemitisch zu sein. Das gilt natürlich nicht für Kritik an Einzelpersonen und Gruppen, die Frau Kahane und ihre Stiftung so täglich üben, um sie als Schuldige der Misere des “grassierenden Rassismus” u.ä. auszumachen.
Gastino
19. Juni, 2021Alexander Wendt ist einer der wenigen Autoren, die diese sogenannten “Eliten” als das sehen, was sie wirklich sind: Dumm und autoritär. In so vielen Artikeln, die sich ebenfalls kritisch mit der Identitätspolitik und deren autoritären Vertretern beschäftigen, wird die “Elite” als gebildete Oberschicht bezeichnet, die sich über den weniger gebildeten Normalbürger erhebt.
Dabei ist es eine Art Negativ-Auslese im intellektuellen Sinn, die uns diese “Eliten” beschert hat. Das ist nicht neu für Systeme und Trends, die dem Sozialismus nahestehen. Anhänger solcher Ideologien zu sein und Intelligenz schließen sich aus. Jedenfalls so lange man ein Mindestmaß an Logik als eine notwendige Eigenschaft für Intelligenz definiert.
Viele lassen sich von verschwurbelten Texten solcher “Eliten” beeindrucken, die voll von bedeutungsvollen Fachbegriffen zu sein scheinen. Dabei ist bei etwas genauerem Lesen die intellektuelle Nutzlast nicht höher als bei den bekannten automatischen Generatoren irgendwelcher Bullshit-Texte.
Till Kinzel
21. Juni, 2021Wunderbar aufgespießt – wieder einmal. Dekonstruktion der impertinenten Aufklärungshuberei dieser Kreise ist tatsächlich das Gebot der Stunde, da sie mit den Mitteln einer rhetorischen Berufung auf Aufklärung tatsächlich ein neues Dunkelfrauentum betreiben. Zu erinnern ist an den nach wie vor in seinen Grundeinsichten unabgegoltenen Klassiker von Helmut Schelsky, „Die Arbeit tun die anderen“, dessen Untertitel den Begriff der „Priesterherrschaft der Intellektuellen“ einführt. Schelsky sah damals schon die Gefahr einer neuen Vormundschaft, in der unter dem Vorwand der Aufklärung vormundschaftlich für die angeblich „Mündigen“ geredet werde. Aufklärung müsse unter solchen Bedingungen, so Schelsky, „die Herrschafts-Entmachtung der sinn-produzierenden Klasse“ sein. Wenn Leute wie Emcke sich auf „Aufklärung“ etc. berufen, dann tun sie das, weil sie und ihresgleichen über die Sprachmacht und über ein hinreichend großes Sympathisantennetzwerk verfügen, um jede Kritik ins Leere laufen zu lassen. Ihre Definitionsmacht darüber, wer „Antisemit“, „Gegenaufklärer“ etc. ist, muß unbedingt gebrochen werden. Alexander Wendt zeigt, wie das gehen kann.
Wanninger
21. Juni, 2021Eine intellektuelle Bankrotterklärung Emckes! Wenn es um Diskurshoheit und Machterhalt geht, ist plumbe Agitation mit perfiden rhetorischen Mitteln angesagt. Der Zweck heiligt die Mittel. Man kann, meine ich, durchaus sagen, dass die westdeutschen Linken es darin noch zu größerer Meisterschaft gebracht haben als das kommunistische DDR-Regime. Schließlich musste man in einer von restaurativem Konservativismus und von Antikommunismus geprägten, westdeutschen Nachkriegsgesellschaft erst einmal einen Fuß in die Tür bekommen. Das ging nicht mit Marxismus-Leninismus, sondern nur mit gesellschaftlicher Subversion, zuvorderst die der Institutionen, die Erkenntnisse und Meinungen produzieren und verbreiten. MfS und KGB waren dabei gerne behilflich. Die ideologischen Stichwortgeber waren die Lehrer der Frankfurter Schule. Wenn man sich heute Reden von Dutschke anhört, fragt man sich nur noch, welchen Unsinn verzapft der denn da. Es war nicht die wirre Agitation, sondern der missionarische Eifer, sein “aufklärerischer” Duktus, aus der sich seine Wirkung und sein politischer Einfluß speisten. Unter dem Begriff “Aufklärung” wird aber nicht die logische Stringenz einer zur Diskussion gestellten These verstanden, sondern die brachiale “Überzeugungskraft” der ideologischen Agitation. Die meisten Grünen, unter ihnen insbesondere die “Klima-Aktivisten”, verstehen das auch heute noch so, Gewalt als ultima ratio mitinbegriffen. Dafür ist dann die Antifa zuständig.
Vielen Dank, Herr Wendt, das Sie Emckes Rede so ausführlich seziert haben. Den verlinkten Artikel über Steinis Rhetorik habe ich mit Begeisterung nochmals gelesen.
Thomas
26. Juni, 2021Grundsatz und Räson schlägt Debatte
• *Es hilft der Klarheit des Denkens enorm, sich das Kategorienverhältnis bewusst zu machen, am besten mit dem Lehrsatz: Alle Dackel sind Hunde, aber nicht alle Hunde sind Dackel. Es gibt Verschwörungstheorien über und zu Bill Gates – aber längst nicht jede Kritik an ihm ist eine Verschwörungstheorie.*
Sehr richtig.
Dieses rhetorische Hütchenspiel mit Induktion und Deduktion kann man auch am Beispiel Kalium/Sodium sehr schön sehen: Eisen, Kupfer, Nickel und Blei sind schwerer als Wasser, Eisen, Kupfer, Nickel und Blei sind Metalle. Also sind Metalle schwerer als Wasser.
Das hat gestimmt, bis Humphry Davy das Alkalimetall Kalium (und Sodium) entdeckt hat. Sollte Eisen, Kupfer, Nickel und Blei nun jahrelang Teil einer „Verschwörung gegen Kalium“ gewesen sein?! Was macht man mit Verschwörungsleugnern?
• *Auch ohne Verwendung des Wortes ’Juden’ wäre Emckes Satz ein intellektueller Unfall.*
• *Die Benutzung des Signalworts ’Juden’ ist da nur noch eine Extrazutat.*
In diesem Zusammenhang verstehe ich dieses Signalwort nicht etwa als Extrazutat, sondern als absichtliche Vorsichtsmaßnahme, um das Thema zu verminen: Wer will sich denn in einer Debatte zu einem so verminten Thema auf das rufschädigende Feld der „Relativierung“ begeben – wenn er etwas zu verlieren hat.
• *Wer so tut, als würde es sich jeweils nur um etwas wie wie Glaubensgemeinschaften handeln, die Nichtgenannte mit „Ressentiment und Gewalt“ (Emcke) unterschiedslos bedrohen, der will vor allem nicht über die tatsächlichen Debatten beispielsweise zwischen Wissenschaftlern reden. Er will nicht nur selbst nicht darüber reden, sondern auch, dass möglichst überhaupt niemand darüber spricht.*
Eben. Sehr richtig. In dieser Reihenfolge wird ein Schuh daraus, denn mithilfe dieser Extrazutat wird ein … Wissenschaffer wie Schellnhuber vor einer öffentlich-wissenschaftlichen Debatte (beispielsweise mit einem ausgewachsenen Klimahistoriker) bewahrt, bei der so ein Apokalyptiker eine jämmerliche Figur abgeben würde.
*Das verkündet Emcke wie gesagt nicht explizit, weil explizites Reden nicht ihre Sache ist.*
Jenes „Wissen“ einer so genannten „Wissenschaft“, die ihr „Wissen“ nicht etwa konkret dargelegt, sondern nur implizit umschreibt und am Computer nachspielt (nach dem Motto „wir sind mehr“), welches dann aber als explizites „Wissen“ einer ganzen Staatengemeinschaft übergestülpt wird, nennt man konkret Mode oder implizit Religion.
CO2 ist ein Bestandteil der Luft (0,04%). Der CO2-Bestandteil an der Luft hat immer geschwankt. Klima ist komplex. Sicher ist nicht einmal ob das Klima sich erwärmt, weil der CO2-Gehalt steigt oder der CO2-Gehalt steigt, weil das Klima sich erwärmt. Die Sonne ist ziemlich groß. Die Meere auch. Jede Computersimulation ist eine Computersimulation, mehr nicht. Wer heute also erzählt, mittels menschengemachter CO2-Enthaltsamkeit den Klimawandel (den es seit Äonen immer gab) auf 2° “begrenzen” zu können (und zwar mithilfe menschengemachter CO2-Verzichte und 100 milliardenschweren Dollar-Umverteilungen pro Jahr seit 2020), der könnte seinen Adepten ebenso gut auch versprechen, mithilfe der guten alten Alchemie aus Blei Gold zu machen (irgendwann in hundert Jahren).
Wenn diese Voll… wissenschaftler („How dare you!“) etwas tun wollen, dann sollten sie Bäume pflanzen helfen, und zwar weltweit. Das geht vom Laptop aus aber nur als Simulation.
Daß Frau Emcke nicht explizit redet, ist also kein Wunder, sondern so ziemlich das Gegenteil. Und es geht beim Ganzen nicht etwa um die Kritik an Eliten, sondern um Kritik an denen, die heute politische Eliten werden wollen. Und um Gegenmaßnahmen.
Grand Nix
28. Juni, 2021— • *Die Benutzung des Signalworts ’Juden’ ist da nur noch eine Extrazutat.*
In diesem Zusammenhang verstehe ich dieses Signalwort nicht etwa als Extrazutat, sondern als absichtliche Vorsichtsmaßnahme, um das Thema zu verminen: Wer will sich denn in einer Debatte zu einem so verminten Thema auf das rufschädigende Feld der „Relativierung“ begeben – wenn er etwas zu verlieren hat. —
Diese Möglichkeit, das
tabuisierte Signalwort als absichtliche Vorsichtsmaßnahme einzubauen, hatte ich so nicht auf dem Schirm, als ich die Ausführungen von Herrn Wendt zum ersten Mal las. Aber, bei der Betrachtung der Gesamtumstände, ist dieser Hinweis von Ihnen, lieber Thomas, nicht ganz von der Hand zu weisen. Gewissheit haben wir jedoch nicht, auch wenn einiges dafür spricht.
Danke für die Fleißarbeit.
Liebe Grüße
Grand Nix
Thomas
29. Juni, 2021Lieber Grand Nix.
Seit seinem „Knödelkönig von Bellevue“ nenne ich den Herrn Wendt „Meister Wendt“, in Anerkennung seiner Leistungen. Es ist ungemein schwieriger, einen gescheiten Text zu schreiben, als diesen dann fröhlich zu kommentieren.
Unterschiedliche Auffassungen eines Sachverhaltes sind menschliche Unterschiede. Darüber ist zu reden. Ein Element aller Gewissheit ist Glaube (Johann Gottlieb Fichte). Ich gebe hierzu noch zu bedenken: Vom Ungesagten zum Unbedachten ist der Weg kürzer als man denkt.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Thomas
Grand Nix
30. Juni, 2021Lieber Thomas,
Sie werden mir sicher zustimmen, dass zwischen “liebe Grüße” und ” Mit vorzüglicher Hochachtung” in diesem Zusammenhang, bei diesem meinerseits stets ehrlichen und ernsthaften Gedankenaustausch, Welten liegen.
Wenn Sie zudem noch einen so stumpfsinnigen “Hanswurst” (Schopenhauer) wie Fichte zitieren, weiß ich, dass es für mich Zeit wird, hier wieder die Rolle eines Zaungastes bei Publicomag einzunehmen.
Dieser “Lapsus” wäre Ihnen sicher nicht unterlaufen, wenn Sie sich mit der Philosophie im Allgemeinen und mit Fichte im Besondern, und meiner Rolle als hinterfragenden Grand Nix, differenzierter und eingehender beschäftigt hätten.
Wenn Sie gestatten, füge ich eine kleine (recht kluge) Leseempfehlung bei:
https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/ueber-die-grundlage-der-moral/10051
Aber, in der Tat:
–Es ist ungemein schwieriger, einen gescheiten Text zu schreiben, als diesen dann fröhlich zu kommentieren. —
Liebe Grüße
Grand Nix
Thomas
1. Juli, 2021Holla!
Sie haben anscheinend etwas gegen Fichte.
(* 19. Mai 1762 im Kurfürstentum Sachsen; † 29. Januar 1814 im Königreich Preußen)
Nun, das ist erlaubt.
Ich nicht.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas
Grand Nix
1. Juli, 2021Holla!
Nein, lieber Thomas, ich habe nichts gegen Fichte als Person, nur gegen sein teilweise unsäglich dummes und gemeingefährliches Geschwätz. Eine Kostprobe gefällig:
– Das Judentum sei ein „Staat im Staate“ und würde sich absondern. Die Juden, körperlich schlaff, hätten einen egoistischen Handelsgeist. Sie würden die übrigen Bürger übervorteilen, seien nur auf sich und ihre Sippe bedacht. – siehe Wicki
„Fast durch alle Länder Europas verbreitet sich ein mächtiger, feindselig gesinnter Staat, der mit allen übrigen im beständigen Kriege steht, und der in manchen fürchterlich schwer auf die Bürger drückt; es ist das Judenthum. Ich glaube nicht, und ich hoffe es in der Folge darzuthun, daß dasselbe dadurch, daß es einen abgesonderten und so fest verketteten Staat bildet, sondern dadurch, daß dieser Staat auf dem Haß des ganzen menschlichen Geschlechts aufgebaut ist, so fürchterlich werde.
Derjenige Jude, der über die festen, man möchte sagen, unübersteiglichen Verschanzungen, die vor ihm liegen, zur allgemeinen Gerechtigkeits-, Menschen- und Wahrheitsliebe hindurchdringt, ist ein Held und ein Heiliger. Ich weiß nicht, ob es deren gab oder gibt. Ich will es glauben, sobald ich sie sehe. Nur verkaufe man mir nicht schönen Schein für Realität! – Möchten doch immer die Juden nicht an Jesum Christum, möchten sie doch sogar an keinen Gott glauben, wenn sie nur nicht an zwei verschiedne Sittengesetze, und an einen menschenfeindlichen Gott glaubten.
Menschenrechte müssen sie haben, ob sie gleich uns dieselben nicht zugestehen; denn sie sind Menschen, und ihre Ungerechtigkeit berechtigt uns nicht, ihnen gleich zu werden. […] – Aber ihnen Bürgerrechte zu geben, dazu sehe ich wenigstens kein Mittel, als das, in einer Nacht ihnen allen die Köpfe abzuschneiden, und andere aufzusetzen, in denen auch nicht eine jüdische Idee sei. Um uns vor ihnen zu schützen, dazu sehe ich wieder kein anderes Mittel, als ihnen ihr gelobtes Land zu erobern, und sie alle dahin zu schicken. […]“.
Beiträge zur Berichtigung der Urtheile des Publicums über die französische Revolution, l.c., S. 191–193
Wer so “gottgefällig” und “gefühlvoll” schwurbelt, verdient meine Aufmerksamkeit mit Sicherheit nicht.
Apropos Gott, Gedanke und Gefühl: was versteht Fichte, dieser göttlich-idealistisch angehauchte Nationalist, eigentlich unter dem seltsamen Begriffen: “Menschenfeindlicher Gott”
und
“Gefühl der Freiheit“,
„Ich-an-Sich“
und
“freischaffende Intelligenz”.
Fichtes Staatstheorie, inklusive staatlich gelenkter kultureller und erzieherischer Aufgaben, haben nicht nur der kruden Ideologie von Marx vorgegriffen, sondern, soweit ich mich erinnere, sich in keinem Land positiv verwirklicht, ganz besonders in Deutschland.
Sie als Fichte-Kenner, können mir da sicher weiterhelfen, denn nicht nur w a s Fichte sagt, sondern w i e er es sagt, bleibt – nicht nur mir – höflich ausgedrückt, über weite Strecken
recht missverständlich.
Vielleicht müsste man heute das Geschwätz der Schwurbelkönige aus Thüringen, aus dem Innenministerium und dem Bellevue zusammenführen und kräftig umrühren, um so einen sinnentleerten ungenießbaren Wortsalat zu erhalten, wie ihn einst Fichte produzierte.
Liebe Grüße
Grand Nix
Thomas
2. Juli, 2021Sehr geehrter Grand Nix.
Auf vernünftige Worte versuche ich (nach Kräften), vernünftig zu antworten (siehe 15. Mai). Ich lasse also vorsichtshalber zuerst Sie sprechen:
„Aber selbst für Menschen, die sich mit der Philosophie im Allgemeinen und den Philosophen Rousseau und Voltaire im Besondern bisher kaum beschäftigten, sind diese Persönlichkeiten und deren interessante sowie recht widersprüchliche Denk- und Lebensweisen, gute Stichworte, um sich einzulesen, schlau zu machen.“
(12. Juni)
Fichte war ein Kind seiner Zeit (* 19. Mai 1762 im Kurfürstentum Sachsen; † 29. Januar 1814 im Königreich Preußen), die Wikipedia-Experten sind das ebenso. Mal ganz zu schweigen von den Schülern des Ausnahmetalents Habermas. Man kann heute durchaus etwas gegen Voltaires „Écrasez l’infâme!“ haben oder gegen Fichtes „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“. Das ist erlaubt. Ich erinnere Sie allerdings an Ihre Frage „Wie müsste man den religiösen und herrschenden Mob unserer Zeit in Schlagworten richtig zusammenfassen, welcher Andersdenkende/Querdenker verachtet, stigmatisiert, verdächtigt, verfolgt, vernichtet?“.
Mit David Veit lernte Fichte einen Vertreter der jüdischen Aufklärung (Haskala, oder Haskalah) kennen und schätzen, der für Säkularisierung und die Öffnung in die christliche Mehrheitsgesellschaft durch Herstellung persönlicher wie institutioneller Kontakte eintrat. Nach meinem Dafürhalten hat Fichte in seinem Leben einiges dazugelernt. Das kann man nachlesen. Das Missverständliche und Irrtümliche dieser Welt (und Fichtes Welt) war damit natürlich nicht aus der Welt.
Missverständlich ist heute also offenbar bereits die Tatsache, dass Glaube ein Element aller Gewissheit ist – wenn dies Fichte sagte. Hm. Fichte soll also ein stumpfsinniger „Hanswurst” (Schopenhauer) gewesen sein.
Ich bin da anderer Ansicht. Das darzulegen, würde aber den Ramen eines Kommentars sprengen.
Nun, ich bin eben kein Atman. Also zurück zum Thema: Sie haben die Lage mit Ihrem Link auf „getabstract“ (Zusammenfassung über die Grundlage der Moral) durchaus trefflich illustriert; denn selbstverständlich dürfen Mitarbeiter mit „kuratiertem Expertenwissen“ unterstützt werden. Das Selberschreiben und Selberlesen ist heute eben unmodern. Schreiben- und Lesenlassen ist schwer in Mode gekommen. Nicht nur bei Baeren und Böcken. Wer dann bei Wikipedia oder getAbstract denken lassen will, der darf das natürlich tun.
Ich lese aber eben lieber selbst.
• *Und dieses Mal muss durch die Auslegungsexperten nachgewiesen werden, dass es sich nicht um ein Code- und Signalwort handelt, nicht um einen doppelten Bedeutungsboden, sondern im Gegenteil um einen böswillig aus dem Zusammenhang gerissenen Begriff.*
(„Wenn Hohepriester Elitenkritik für eine ganz schlechte Sache halten“, Publico, 2021 Juni)
Das stimmt.
Ein Opfer dieser schleichenden, allmählichen „Bildungsreform“ in Deutschland scheint mir heute Caroline Emcke zu sein. Oder Annalena Baerbock. Oder die IG Metall, denn die will heute gar den Weg in eine CO2-freie (!) Welt aktiv begleiten:
https://www.igmetall.de/service/publikationen-und-studien/metallzeitung/metallzeitung-ausgabe-juliaugust-2021/klima-schuetzen-fairen-wandel-gestalten
– vermutlich wollen die das mit Kobold-Batterien bewerkstelligen.
Au weia.
Ein Element aller Gewissheit ist Glaube. Tja.
Aber Fichte hat es gesagt. Holla!
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas
Grand Nix
3. Juli, 2021Lieber Thomas, ist das tatsächlich alles, was Sie zu den dämlich-gefährlichen Äußerungen von Fichte (Sichwort: Juden) zu sagen haben?
– Fichte war ein Kind seiner Zeit. –
Der nächste “Schlauberger” wird dann auf die noch dümmerer Idee kommen, und möglicherweise sagen, nachdem er unbelehrbar aus “Mein Kampf” zitierte, was wollt ihr von mir, Hitler ist ein Kind seiner Zeit. Stalin auch – und so weiter. Also was! Alles Gut!
Schwache Leistung, lieber Thomas, ganz besonders wenn Sie diesem Schwachsinn Fichtes auch noch etwas abgewinnen können und irgendwie zu verteidigen versuchen.
Vorsorglich: Sie müssen sich nicht von diesem unerträglichen Geschwätz Fichtes distanzieren, ich wäre der letzte, der dies von ihnen Verlangen würde. Aber ein wenig mehr Reflektion und Selbstreflektion, auch an dieser Stelle, nicht nur bei Frau Emcke, oder am 15.05.2021, wäre wünschenswert und angebracht, wenn Sie ernstgenommen werden wollen.
– Fichte soll also ein stumpfsinniger „Hanswurst” (Schopenhauer) gewesen sein.
Ich bin da anderer Ansicht. Das darzulegen, würde aber den Ramen eines Kommentars sprengen. –
Tatsächlich? Lieber Thomas,
den Ramen eines Kommentars sprengen? Ganz ehrlich, ist das nicht ihre Spezialität, hier bei Publico?
Muss ich dafür Beweise liefern?
Irgendwie erinnert mich ihre ausufernde Abschweifung, dieser triste Tenor in der Sache, an eine recht merkwürdige Streitschrift Fichtes mit dem Titel: “Friedrich Nicolais Leben und sonderbare Meinungen.”
Kennen Sie deren Ende, wenn der Studienabbrecher der Theologie von “wunderlichen Wendungen und Renkungen der Trivialität und Nullität” redet? Sicher! Nicht?
Bezüglich der Leseempfehlung von mir können Sie diese selbstverständlich (auch) ignorieren, wortreich wegschreiben, in den Wind schlagen – oder mit Wikipedia-Beiträgen gleichsetzen. Ganz besonders, wenn Mann das wirklich lesenswerte und aufschlussreiche Buch noch nicht gelesen hat.
Das hat was, ist sehr aufschlussreich.
– Nach meinem Dafürhalten hat Fichte in seinem Leben einiges dazugelernt. Das kann man nachlesen. –
Man könnte jetzt ketzerisch erwidern, sicher, Frau Baerbock hat auch einiges dazugelernt.
Mir würde ja schon reichen, lieber Thomas, wenn Sie auf meine Bedenken und Fragen bezüglich Fichte eingehen würden, statt mich uns mit Phrasen und Worthülsen (nur auf diesen Kommentar bezogen) abzuspeisen.
Ist das möglich?
Was g l a u b e n Sie, lieber Thomas, wird mir-uns Leser(n) ein “Sonnenklarer Bericht … Ein Versuch, die Leser zum Verstehen
zu z w i n g e n”, a la Fichte,
erspart bleiben, und stattdessen mir uns ein wenig Erkenntnis und ein wenig Einsicht ihrerseits ins Haus Publicomag wehen?
Ich hoffe es, lieber Thomas, denn ich schätze (viele) ihre Beiträge, was ich auch regelmäßig kundtat.
Ein Element aller vorläufigen Erkenntnis ist die Frage, der Zweifel. Grand Nix
(Aus meiner Aphorismensammlung)
Liebe Grüße
Grand Nix
Thomas
3. Juli, 2021Sehr geehrte/r Grand Nix.
Ein Arikel ist ein Artikel,
ein Kommentar ist ein Kommentar
und eine Antwort ist eine Antwort.
Nun,
Sie („uns“) mögen also Fichtes „teilweise unsäglich dummes und gemeingefährliches Geschwätz“ nicht. Fein. Das ist erlaubt.
• „Lieber Thomas, ist das tatsächlich alles, was Sie zu den dämlich-gefährlichen Äußerungen von Fichte (Sichwort: Juden) zu sagen haben? – Fichte war ein Kind seiner Zeit. –„
Aber nein. Zu Ihren „dämlich-gefährlichen Äußerungen von Fichte“ sagte ich eben nicht nur „Fichte war ein Kind seiner Zeit“. Lesen Sie gerne nach. Sowohl ein Fichte als auch eine Frau Baerbock oder auch ich (und vermutlich Sie) lernen immer wieder dazu. Das ist durchaus nicht „ketzerisch“.
• „Schwache Leistung, lieber Thomas, ganz besonders wenn Sie diesem Schwachsinn Fichtes auch noch etwas abgewinnen können und irgendwie zu verteidigen versuchen.“
Nun, ich habe oben Fichtes Gedanken „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“ zitiert:
„Unterschiedliche Auffassungen eines Sachverhaltes sind menschliche Unterschiede. Darüber ist zu reden. Ein Element aller Gewissheit ist Glaube (Johann Gottlieb Fichte). Ich gebe hierzu noch zu bedenken: Vom Ungesagten zum Unbedachten ist der Weg kürzer als man denkt.“ (siehe oben)
Da hinein mischen Sie nun Ihre Zutaten („Stichwort: Juden“), und flugs lerne ich, daß bei Ihnen (und einem so genannten „uns“) der Weg vom Ungesagten zum „Verteidigen von Schwachsinn versuchen“ und „Abgewinnen“ kürzer ist, als ich dachte. Ich muss auch erkennen, daß ich mich in Ihrer Gedankenwelt mit diesem (!) Gedanken „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“ nicht nur zum „Fichte-Kenner“ aufgeschwungen habe, sondern in Ihrer Gedankenwelt jenen „Schwachsinn Fichtes etwas abgewinnen“ kann und „irgendwie zu verteidigen versuche“, den Sie aus dem (sehr umfangreichen) Werk Fichtes aus Wikipedia hervorkramen und in meinen Kommentar packen
– und nicht nur das, ich mache mich in Ihrer Gedankenwelt auch noch zum Wegbereiter für den „nächsten Schlauberger“, der dann auch noch auf die „noch dümmere Idee“ kommen könnte, „unbelehrbar“ aus allen möglichen und unmöglichen Quellen zu zitieren.
Das mein lieber Schwan, ist nun wirklich keine „schwache Leistung“, Grand Nix. So etwas nehme ich durchaus ernst.
• „Mir würde ja schon reichen, lieber Thomas, wenn Sie auf meine Bedenken und Fragen bezüglich Fichte eingehen würden, statt mich uns mit Phrasen und Worthülsen (nur auf diesen Kommentar bezogen) abzuspeisen.“
Man lernt dazu, liebe/r Grand Nix. Als Antwort auf meine Antwort zu Ihrem (nach meinem Dafürhalten mörderischen, Stichwort Französische Revolution) „Écrasez l’infâme!“ hatte ich mich mit Ihrem launigen „Santé!“ begnügt. Obwohl das nicht einmal eine “Worthülse” war. Sie stellen bei mir also erheblich höhere Ansprüche an Antworten, die Sie selber bei Ihrem „Écrasez l’infâme!“ lieber nicht erbringen; was natürlich erlaubt, aber eben nicht sehr fein ist. Mal ganz abgesehen von der Redlichkeit in Debatten. Es gibt da ein Wort, und dieses Wort ist (wäre) nicht nett.
Ich nehme Betreutes Lesen („getabstract“), Betreutes Schreiben, Betreutes Reden, Betreutes Denken und Betreutes Wählen sehr ernst – und das eben auch dann, wenn es im feinen Zwirn daherkommt.
Gerne gratuliere ich Ihnen also zu Ihrer Wikipedia-Quelle (oder wo man sonst noch lesen lässt) über Fichte, allerdings empfehle ich, solche Quelle für jene schnellen Informationen zu gebrauchen, welche beispielsweise die Höhe von Bergen oder die Tiefe von Meeren betreffen. Stützen Sie Ihre Kritik an meinem Gedanken „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“ (Fichte) besser nicht auf Wikipedia, denn das ist mehr als gewagt.
• „Ein Element aller vorläufigen Erkenntnis ist die Frage, der Zweifel. Grand Nix
(Aus meiner Aphorismensammlung)“
Zum Gedanken „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“ (siehe oben) empfehle ich „Fichte-Studien, Volume 14, 1998, Fichte und Jacobi, „Das Element aller Gewissheit“ (Jacobi, Kant und Fichte über den Glauben). Ich empfehle aber dringend, hierzu eben nicht „getabstract“ zu verwenden. Sie haben ja nun gelernt, was ich von „Betreutem Lesen“ halte. Meine Quelle ist zwar ein bisschen länger als Ihre Quelle (das Fichte-Wiki), aber: Viel Vergnügen! Sie verlangen ja mehr Input zu dem, was ich hier schreibe. Wenn Sie das gelesen haben, wäre da noch Johann Gottlieb Fichte’s Sämmtliche Werke „Zur Politik Und Moral“. Aber lassen Sie Fichtes „teilweise unsäglich dumme und gemeingefährliche Geschwätz“ dann bloß nicht an sich heran.
Selbstverständlich gratuliere ich Ihnen auch zu Ihrer Aphorismensammlung.
Zu dem, was Sie hier im Falle Fichte in meinen Kommentar dazu (!) hineinschreiben („Stichwort: Juden“), also ihrem Fettnäpfchen, fehlt es mir an Zeit und themenbezogener Bedeutung, um darauf eingehender zu antworten (als ich das bereits getan habe) – es sei denn, Sie wollten mit Ihrer Argumentation die Argumentation vom Frau Emcke rechtfertigen (siehe oben, Artikelthema) und bestätigen. Das gälte es dann aber herauszuarbeiten, und auch das würde nun wirklich den Rahmen eines Kommentares sprengen. Auch fehlt es mir da an Interesse.
Übrigens, hat nicht Frau Reschke (Panorama) kürzlich eine Unterlassungserklärung unterzeichnet, was verkürzte Zitate aus einem Buch betrifft? Man hört gar nichts. Komisch. Als die Dame mal im öffentlichen Buntfernsehen (2015) die Frage „Wie viele sollen wir noch aufnehmen?“ in eine Reihe stellte, mit Beleidigung und strafbarer Gewaltaufforderung (also etwas hinzufügte), da wurde sie im gleichen Jahr noch prompt „Journalistin des Jahres“. So etwas ist leider in Mode gekommen (auch auf derlei wies ich hin, siehe oben, etc. pp.). Gehen Sie da vielleicht mal vor einen Spiegel.
In meiner Zeit bei ZeitOnline hatte ich mal einen politischen Gedanken leichtsinnigerweise untermauert mit (aus der Erinnerung) „mathematisch korrekt ergibt 2+2 immer 4“; zwanzig Kommentare später befand ich mich in einer Debatte mit Schlaubergern wieder, in der es um „zyklische Gruppe“ und Arithmetik ging, um reelle Zahlen, Cantors Mengenlehre, Eugene Paul Wigner und Carl Friedrich Gauß. Es ist merkwürdig, daß Sie bei Fichtes Gedanken „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“ auf „Schlauberger“ hinweisen, die nun fröhlich dies oder das zitieren könnten.
Nun,
wenn Sie (oder ein so genannter „uns“) in den künftigen Debatten mal Annalena Baerbock, Armin Laschet oder Voltaire zitieren, dann werde ich (kurz) an Ihre Argumentation denken (die habe ich oben erwähnt); Sie brauchen sich dann aber natürlich ebenfalls nicht von dem „distanzieren“, woran ich bei Annalena Baerbock, Claudia Roth, Armin Laschet oder bei Voltaire und Rousseau so alles denke.
Natürlich verlange ich dann auch keine ausgewachsene Abhandlung über die Werke und Worte jener Herrschaften, um meine Vorbehalte zu entkräften,
Und ich werde mich hüten, Ihnen mit „vorzüglicher Hochachtung“ noch einmal zu nahe zu treten (weil „Reflektion“, Sie wissen schon). Damit Sie in Ruhe ernst genommen werden können. Das gönne ich Ihnen nämlich. Wirklich. Gerne.
Von meiner Seite aus nichts für ungut.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas
Grand Nix
4. Juli, 2021Lieber Thomas,
ich habe es versucht, geduldig versucht. Habe genau nachgefagt, siehe meine Fragen, Kommentar 1. Juli.
Habe den Fokus durch konkrete Fragen an Sie, auf Fichtes teilweise widersprüchliche und gefährliche Philosophie gelenkt.
Sie wiederholt gebeten, beim Thema zu bleiben.
Versucht, kurze knackige nachvollziehbare Aussagen von ihnen zu erhalten, bezüglich seiner merkwürdigen Staatstheorie zum Beispiel, oder seinem kläglich gescheiterten Versuch, das „Ich-an-Sich“ zu erklären.
Auch einer eindeutigen Antwort auf Fichtes völlig inakzeptable Aussage, damals wie heute, wie man mit Juden in Deutschland und Europa umzugehen habe, sind Sie ausgewichen, haben es inhaltsleer unbeantwortet gelassen respektive mit Phrasen und sachfremden Verweisen wortreich weggeschrieben.
Ich nehme das mit großem Bedauern zur Kenntnis.
Dass man Persönlichkeiten und historische Ereignisse, mit all ihren Widersprüchlichkeiten, besser und differenzierter betrachten und beschreiben kann, kann man hier nachlesen:
https://www.publicomag.com/2020/12/die-talsohle-der-bloedheit/#comments
und auch hier:
https://www.publicomag.com/2020/12/12665/
Es gibt übrigens eine interessante Biographie von
Manfred Kühn mit dem Titel:
Johann Gottlieb Fichte – Ein deutscher Philosoph.
C.H. Beck Verlag
Zwei Zitate machen richtig Lust auf die tragische Nicht-Ich-an-sich-Figur, die andere Menschen mit “Schwerter und Blitz” (nicht von Wiki) hinter die Fichte führen will.
„Seine durchaus gesetzestreue Gesinnung verdient Anerkennung.
Gewandtheit und Lebensklugheit sind gewiss nicht seine Stärke.“
„Tragisch war Fichtes Leben eigentlich nur, insofern es ihm an Selbsterkenntnis, Einsicht oder Zweifel mangelte.“
Zeitgenosse Kant schrieb über Fichtes Wissenschaftslehre:
Sie „sieht mir wie eine Art Gespenst aus …”, worauf Fichte antwortete …, ach das wissen Sie ja schon, Thomas.
Der bekannte Jurist und Zeitzeuge Paul Johann Anselm Feuerbach schrieb über Fichte:
„Es ist gefährlich, mit Fichte Händel zu bekommen. Er ist ein unbändiges Tier, das keinen Widerstand verträgt und jeden Feind seines Unsinns
für einen Feind seiner Person hält.
Ich bin überzeugt, (Anmerkung: eine Redewendung, die ein Topjurist recht selten gebraucht, es sei denn, er ist sich sicher)
daß er (Fichte) fähig wäre,
Mohammed (Anmerkung: ja, genau dieser, der nebst seinen Jüngern, über unzählige Leichen ging)
zu spielen,
wenn noch Mohammeds Zeit wäre,
und
mit Schwert und Zuchthaus seine Wissenschaftslehre einzuführen,
wenn
sein Katheder ein Königsthron wäre.”(nicht aus Wiki)
Die Nazis und später die Republikaner fanden Fichtes Ideologie übrigens
teilweise auch ganz “nett.”
Wie Sie sehen, Thomas, befinden Sie sich “menschlich”, “moralisch” und “philosophisch” in bester Gesellschaft.
Übrigens, auch wenn es nicht direkt zum Thema gehört.
Sie führen als “angemessenes Gegenargument” zu Fichtes unsäglicher Entgleisung aus:
– Ihrem (nach meinem Dafürhalten mörderischen, Stichwort Französische Revolution) „Écrasez l’infâme!“ hatte ich mich mit Ihrem launigen „Santé!“ begnügt. –
1. Sie haben sich nicht damit “begnügt”, wie Sie unrichtig behaupten, sondern freudig, mit überzeugenden Worten, zugestimmt und mitgesungen.
2. Voltaires
– in der Tat recht giftiges –
„Écrasez l’infâme!“
bezog und bezieht sich nach meinem Kenntnissstand, nur auf die betreffenden Institutionen und deren geistige Mauern und Ideologien, nicht aber, wie Sie unterstellen, auf Menschenleben. Genau so und nur so, wollte und will ich es auch verstanden wissen.
Und ob Sie es nun glauben oder nicht, dass ist nicht erst seit anno 1989 erlaubt, sondern überdies auch audrücklich erwünscht.
Grand Nix
Thomas
5. Juli, 2021Liebe Grand Nix.
Ach, nochwas:
• [Übrigens, auch wenn es nicht direkt zum Thema gehört. Sie führen als “angemessenes Gegenargument” zu Fichtes unsäglicher Entgleisung aus: – Ihrem hatte ich mich mit Ihrem launigen „Santé!“ begnügt. –]
Aber nein. Das war kein “angemessenes Gegenargument” zu Fichtes Entgleisung. Ganz offen nachlesbar, ist mein Hinweis auf Ihr (nach meinem Dafürhalten mörderisches, Stichwort Französische Revolution) „Écrasez l’infâme!“ nicht etwa als “angemessenes Gegenargument“ zu jenen völlig inakzeptablen (und heute selbstverständlich strafbaren) Aussagen Fichtes gerichtet, welche Sie auf meinen Hinweis auf Fichtes „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“ draufgesattelt haben,
vielmehr verwies ich damit auf die Art und Weise Ihrer Argumentation, die bei meiner Kritik an Ihrem Aufruf „Écrasez l’infâme!“ mit einem launigen „Santé!“ antwortet (womit ich mich begnügt hatte) und bei meinen Antworten auf etwas, was Sie gesagt haben (nicht etwa ich), plötzlich ganz andere Maßstäbe für Antworten gelten sollen
– und dass es für solch ein Verhalten ein Wort gibt.
Mein lieber Scholli, Sie pflegen ja eine skurrile Art der Argumentation, Ich bin schon gespannt, in welche NAchbarschaft Ihre Art zu argumentieren Fichtes „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“ noch so alles verortet – eigentlich bleiben nur noch Menschenfresser und Geistesgestörte übrig.
Nun, immerhin bleibt festzuhalten (und jeder kann es nachlesen), dass nicht etwa ich es bin, der jene völlig inakzeptablen, giftigen und heute selbstverständlich strafbaren Aussagen Fichtes (dazu braucht es keinen „Topjuristen“) zitiert hat, sondern dass Sie das getan haben
– und dass Sie es unternommen haben, diese völlig inakzeptablen, giftigen und heute selbstverständlich strafbaren Aussagen Fichtes auf mein Zitat „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“ (Fichte) draufzusatteln.
Ob Frau Emcke (siehe oben, Artikelthema) also von Ihnen noch etwas lernen könnte, wäre zwar eine andere, eine themenbezogene Frage; ein Interesse, Ihnen eine „menschlich, moralisch und philosophische“ Nachbarschaft aufzusatteln (oder anzudichten), ist aber eben erklärtermaßen bei mir nicht vorhanden (siehe oben). Wozu sollte derlei Krampf auch gut sein.
„Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“ – Genau so, und nur so, wollte und will ich es auch verstanden wissen. Und das ist ja auch bei Ihnen erlaubt.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas
Thomas
5. Juli, 2021Lieber Grand Nix.
• Zeitgenosse Kant schrieb über Fichtes Wissenschaftslehre: Sie „sieht mir wie eine Art Gespenst aus …”, worauf Fichte antwortete …, ach das wissen Sie ja schon, Thomas.
Nunja, es gab eben mal Zeiten, da nahmen die Leute noch keinen ausgewachsenen Blätterwald vor den Mund. Selbst die eine oder andere abfällige Äußerungen aus der Damenwelt der literarischen Zirkel ist bis heute überliefert. Beispielsweise wurde Christiane Vulpius von Charlotte von Schiller mal „ein rundes Nichts“ genannt. Und Bettina von Arnim nannte Vulpius später einmal „eine Blutwurst, die toll geworden ist“, woraufhin Goethe den Kontakt zu Bettina von Arnim und ihrem Mann abbrach und später schrieb: „Ich bin sehr froh, daß ich die Tollhäusler los bin“. Soviel zum stumpfsinnigen “Hanswurst” Fichte.
Es gibt natürlich auch andere Beispiele:
„Wenn Goethe ihr [Vulpius] seinen Namen gibt, werden wir ihr wohl eine Tasse Tee geben können.“
(Johanna Schopenhauer)
Nach meinem Dafürhalten hat eben auch Fichte in seinem Leben einiges dazugelernt. Worauf ich diese Einschätzung stütze, steht oben. Das kann man nachlesen – man kann natürlich auch vorbeilesen. Das Missverständliche und Irrtümliche dieser Welt (und Fichtes Welt) war damit natürlich nicht aus der Welt (siehe oben).
1. Was das Verständnis betrifft, hapert es manchmal bereits am Wörtchen „begnügen“.
https://de.wiktionary.org/wiki/begn%C3%BCgen
Ich kann nämlich durchaus mit Ihnen mitsingen, auch wenn ich mich mit Ihrem „Santé!“ als Antwort auf meine Kritik an Ihrem „écrasez l’infâme“ (Voltaire) begnüge. Ich bin nämlich tolerant.
2. Die Formel “écrasez l’infâme” liest man zum ersten Mal 1761, in einem Brief Voltaires an D’Alembert. Er benutzt sie fortan immer wieder, wie Cato seinen Slogan „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“. Die Praxis? Nun: „Jean-Jacques Rousseau n’écrit que pour écrire, et moi, j’écris pour agir“ („Jean-Jacques Rousseau schreibt nur, um zu schreiben, und ich schreibe, um zu handeln.“) – Brief Voltaires an M. Vernes vom 25. April 1767. (…). Bis die Köpfe dann wirklich rollten, dauerte es dann noch ein paar Jährchen: Blut Ding will eben Weile haben. So viel zu Ihren „geistigen Mauern und Ideologien“.
Wie ich in diesem Zusammenhang dann erwähnte, halte ich gar nichts davon, wenn irgendwann „die Richtigen“ Köpfe rollen. Und da unterscheide ich mich eben grundsätzlich von Voltaire – und damit eben auch von Ihrem Aufruf.
*Genau so und nur so, wollte und will ich es auch verstanden wissen.*
Fein. Das ist okay. Ich verstehe es aber eben anders, und so etwas kommt vor.
Nun, über Ihr Fichten-Stöckchen bin ich oben nachlesbar einmal gehüpft. Das genügt.
Oben habe ich Fichtes Gedanken „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“ zitiert:
„Unterschiedliche Auffassungen eines Sachverhaltes sind menschliche Unterschiede. Darüber ist zu reden. Ein Element aller Gewissheit ist Glaube (Johann Gottlieb Fichte). Ich gebe hierzu noch zu bedenken: Vom Ungesagten zum Unbedachten ist der Weg kürzer als man denkt.“ (siehe oben)
Genau so und nur so wollte und will ich es auch verstanden wissen.
Thomas
Grand Nix
5. Juli, 2021Im “Sonnenklaren Bericht” lässt Fichte etwas Bestimmtes
weiter-rücken, nannte es “unabhängige Realität”?
Ich hoffe, ich muss mir dazu nicht noch die Geschichte von Adam und Eva oder den Heiligen Drei Königen anhören.
Oder doch?
Grand Nix
Grand Nix
6. Juli, 2021Nachtrag:
Haben Sie, Thomas, diesen Satz von mir, nicht oder nicht ganz verstanden?
Ich sagte:
Ich nehme das mit großem Bedauern zur Kenntnis.
Wenn nicht, sage ich es mal mit anderen Worten:
Ihre Platte, befürchte ich, hat einen Sprung.
Sie verlieren sich, durch wiederholt eingefügte Phrasen und Nebensächlichkeiten.
Sie verschanzen sich hinter einen unsinnigen und nichtssagenden Fichte-Zitat.
Auf konkret gestellte Fragen, gehen Sie nicht oder nur unzureichend ein.
Sie sagten die Unwahrheit.
Sie lenken ab, weichen aus, reden von Krethi und Plethi, aber nicht zur Sache.
Sie Missverstehen und Missinterpretieren, wie es Ihnen gerade passt.
Bitte,
lassen Sie es gut sein, Thomas.
Ich denke es reicht!
Jedes weitere Wort führt doch zu nichts.
Sie als bekennender Wähler, wählen bald wie Sie sagen, die “Schwefelbuben” der AfD, und glauben an den nationalistischen Geist von Fichte.
Und ich mache andere Dinge und gehe meiner Wege. OK?
Das sind meine letzten Worte zu diesem Thema.
Danke!
Grand Nix
Thomas
6. Juli, 2021Liebe Grand Nix.
„Ich hoffe, ich muss mir dazu nicht noch die Geschichte von Adam und Eva oder den Heiligen Drei Königen anhören.“
Nein, natürlich nicht (wenn Sie nicht damit anfangen). Keine Bange. Artikelthema ist ja auch eher der Bereich „Hohepriester und Elitenkritik“.
„Haben Sie, Thomas, diesen Satz von mir, nicht oder nicht ganz verstanden? Ich sagte:
Ich nehme das mit großem Bedauern zur Kenntnis. Wenn nicht, sage ich es mal mit anderen Worten: Ihre Platte, befürchte ich, hat einen Sprung.“
Soso. Also, Ihre Metaphern grenzen wirklich an Metaphysik. Natürlich lassen wiederholte Antworten auf wiederholte Vorwürfe nicht unbedingt auf einen Sprung in meiner Platte schließen. Ich antworte.
„Sie verlieren sich, durch wiederholt eingefügte Phrasen und Nebensächlichkeiten.“
Die Hauptsache ist eigentlich das Artikelthema, nicht unbedingt der Gedanke „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“; und schon gar nicht das, was sie auf diesen Gedanken so alles draufsatteln. Aber immerhin illustriert Ihre Argumentation das Artikelthema durchaus trefflich.
„Sie verschanzen sich hinter einen unsinnigen und nichtssagenden Fichte-Zitat.“
Ach wo, wo denken Sie denn nun schon wieder hin: Der Gedanke „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“, ist im Zusammenhang des obigen Artikels weder „unsinnig“ noch ist es „nichtssagend“. Was Ihnen nicht passt (und das ist nachlesbar), ist, dass ich auf das, was Sie da oben draufsatteln, nicht ausführlicher eingehe, als ich das getan habe.
„Auf konkret gestellte Fragen, gehen Sie nicht oder nur unzureichend ein.“
Ich mache mir das, was Sie auf einen Gedanken in einer Debatte aufsatteln, nicht zu Eigen – derlei Methoden lehne ich ab (siehe oben). Daß Ihnen das nicht reicht, ist eine Frage Ihrer Motivation, nicht meiner.
„Sie sagten die Unwahrheit.“
Soso. Nun, in Ihrem Fall ist die Frage hierbei: Wer sagt das?! So etwas fängt nämlich schon beim Wörtchen „begnügen“ an (siehe oben). 🙂
„Sie lenken ab, weichen aus, reden von Krethi und Plethi, aber nicht zur Sache.“
Oh, ich habe durchaus etwas zur Sache gesagt, nur eben nicht das, was Sie wohl haben wollen. Das ist ein großer Unterschied (von wegen „Unwahrheit“).
„Die Missverstehen und Missinterpretieren, wie es Ihnen gerade passt.“
Ich verstehe und interpretiere, „Missverstehen“ und „Missinterpretieren“ hat wohl eher etwas mit Ihren Wünschen zu tun (oder Ihrem “uns”, siehe oben). Auch das ist ein Unterschied.
„Bitte, lassen Sie es gut sein, Thomas. Ich denke es reicht! Jedes weitere Wort führt doch zu nichts.“
Ich antworte ja nur freimütig auf Ihre Vorwürfe. Ich könnte Ihre Vorwürfe freilich auch stehenlassen. Das gilt aber eben auch für meine Antworten und für Sie. Aber im Grunde sollte es wirklich mehr freie Debatten geben. Und natürlich muß man dann auch irgendwie ein Ende finden, das stimmt.
Greifen Sie mich nicht an, dann verteidige ich mich nicht.
„Sie als bekennender Wähler, wählen bald wie Sie sagen, die “Schwefelbuben” der AfD, und glauben an den nationalistischen Geist von Fichte. Und ich mache andere Dinge und gehe meiner Wege. OK?“
Ja, gut. OK. Es wurde ja durchaus deutlich, was bei Ihnen Fichtes „Ein Element aller Gewissheit ist Glaube“ so alles auslöst. Und sogar woran ich glaube, lesen Sie irgendwie heraus. Erstaunlich. Metaphysik eben.
„Das sind meine letzten Worte zu diesem Thema. Danke! Grand Nix“
Nun, wir werden sehen.
Bitte.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas
Grand Nix
7. Juli, 2021Für alle interessierten Leser zum Thema Fichte, hier meine Quellen:
Manfred Kühn
Johann Gottlieb Fichte – Ein deutscher Philosoph.
C.H. Beck Verlag
Karl Rosenkranz
Geschichte der Kant’schen Pilosophie
Akademie-Verlag Berlin
Dieter Göbel
Glanzlichter der Philosophie
Bechtermünzverlag
Bertrand Russell
Philosohie des Abendlandes
Europaverlag
Wilhem Weischedel
34 große Philosophen
nymphenburger
Steffen Dietzsch
Immanuel Kant
Reclam Leipzig
Johannes Hirschberger
Geschichte der Philosophie
KOMET Verlag
Philosophisches Lesebuch
Herausgeber Hans-Georg Gadamer
Band 3
Fischer Taschenbuch Verlag
und last but not least
Karl R. Popper
Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
UTB 1724
Ich muss ehrlich gestehen, ich bin wahrlich kein Fan von Fichtes “Philosophie”,
deshalb ist diese kleine Auswahl hier meistens nur “Beifang” .
Trotzdem waren diese vorgestellten Bücher, bezüglich Fichte, für mich jedenfalls, informativ genug, um mir über Fichte einen Eindruck zu verschaffen.
Andere haben diesbezüglich vermutlich mehr Quellen.
Grand Nix
Thomas
7. Juli, 2021Zum Thema Milieu (Artikelthema):
*Dieses Milieu würde vermutlich auch Kants Aufsatz „Was ist Aufklärung“ als krude und gefährlich geißeln, wenn er jetzt noch einmal erschiene. Sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen – unerhört.*
Das stimmt.
Übrigens sollte man bei diesem Milieu nicht nur dann aufpassen, wenn man Kant zitiert – oder Wilhelm Busch. Ich wage es trotzdem:
„Wer je ein gründliches Erstaunen über die Welt empfunden, will mehr. Er philosophiert – und was er auch sagen mag – er glaubt.“
Wilhelm Busch (Brief an Maria Anderson)
Formen der Aufklärung können aus einem politischen Milieu kommen;
und natürlich können Formen der Aufklärung auf ein politisches Milieu hinweisen.
(sagt Thomas)
Die Aufklärung beim Erreichen der Zielgeraden
https://www.klonovsky.de/2021/07/die-aufklaerung-beim-erreichen-der-zielgerade/
🙂
Besorgter Gast
8. Juli, 2021„Allen Beschönigungsversuchen zum Trotz muss er (Fichte) als einer der Vorväter des unseligen Nationalismus gelten und spielt damit auch eine Rolle bei der Entstehung den Nationalsozialismus.“
Wer hat es gesagt?
Thomas
8. Juli, 2021Lieber „Besorgter Gast“.
Oho!
„Allen Beschönigungsversuchen zum Trotz muss er (Fichte) als einer der Vorväter des unseligen Nationalismus gelten und spielt damit auch eine Rolle bei der Entstehung den Nationalsozialismus.“
Nun,
versuchen Sie doch zuerst mal selbst, sich Ihre eigenen Worte auf der Zunge zergehen zu lassen: „… und spielt damit auch eine Rolle bei der Entstehung den Nationalsozialismus“. Das soll also wirklich nicht nur jemand gesagt haben, ich werde von Ihnen auch noch gefragt, wer das gesagt hat – Potzblitz! Jetzt bin ich aber wirklich baff. Es ist wirklich erstaunlich, was hier zum Artikelthema so alles daherzitiert wird.
„Wer hat es gesagt?“
Artikelthema ist das zwar nicht, aber, naja, ich kann ja mal raten:
Vermutlich war es ein Legastheniker. Oder aber es war vielleicht das Ergebnis einer Bildungskatastrophe. Oder war es einer dieser ominösen „uns“ aus dem nix? Oder kam das aus einem Zeckenbiss? Sehr viele bedeutende Legastheniker, Zeckenbisse und Bildungskatastrophen kenne ich aber (zugegeben) nicht.
Daß es allerdings ein paar „besorgte Legastheniker“ geben mag, will ich gar nicht abstreiten.
Nun, „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ – wer hat es gesagt?
(nicht nachgucken – ich weiß es) 🙂
Die Aufklärung beim Erreichen der Zielgeraden
https://www.klonovsky.de/2021/07/die-aufklaerung-beim-erreichen-der-zielgerade/
(Danke für Ihre Bestätigung)
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas
Grand Nix
9. Juli, 2021Lieber besorgter Gast,
es wäre vermutlich klüger gewesen, wenn Sie das Zitat, was man auch als ein ernüchterndes Fazit einer umfangreich-ernsthaften Arbeit eines renomierten Philosophen bezeichnen könnte, nicht direkt an Thomas gerichtet, sondern allgemein in den Raum gestellt hätten. Dann wäre Ihnen vermutlich die völlig unangemessene Attacke (eine Mischung aus Rabulistik, Sophistik und argumentum ad hominem) erspart geblieben.
Ich persönlich empfehle Ihnen, auf diese Verbalinjurie nicht einzugehen.
Aus meiner beruflichen Praxis sind mir solche Dinge bestens vertraut, deshalb kann ich damit gelassen umgehen, was aber viele Jahre hartes Training erfordert.
Soviel dazu.
Das Zitat ist schon ein hartes, vielleicht sogar ein ungerechtes Resümee, jedoch ganz unbegründet ist es nicht. Eine genaue Untersuchung dazu, wäre sicherlich sinnvoll. Jedenfalls würde ich, vorausgesetzt, Sie haben das obige Wortgefecht genau gelesen, so damit nicht einsteigen wollen. Aus mehreren, auch aus taktischen Gründen, was aber in der Begründung hier und jetzt zu weit führen würde.
Der kleine Fehler (den statt des) ist mir auch sofort ins Auge gefallen. Kann passieren, schneller als man denkt. Und um ehrlich zu sein, passiert mir das ständig, was übrigens unterschiedliche Gründe hat.(Wann, wo, womit schreibt man, ist man konzentriert oder müde, abgelenkt oder gar ohne Lesebrille – und andere Dinge mehr. Viele Kommentatoren sind übrigens schon reich an Jahren, um es mal schmeichelhaft auszudrücken. Sie vielleicht auch?).
Aber im Gegensatz zu Thomas, reibe ich mich
n i c h t daran.
Denn wer ist schon fehlerfrei?
Ich kenne keinen, wirklich keinen Menschen ohne Fehler.
Weder Goethe, der große Dichterfürst war fehlerfrei, noch der geschätzte Herr Wendt. Wer schreibt macht Fehler, nicht nur gedanklicher Art. Und das ist auch gut so.
Nun zum eigentlichen Zitat.
Ich habe weiter oben einige Quellen zu Fichtes “Philosophie” aufgeführt. Und wie ich gerade sehe, ha, sogar fehlerhaft. Lesebrille rauf, Lesebrille runter, plus Minitastatur meines Smartphones, und zack ist es passiert. Aber gut, es ist ja keine Hausarbeit. Also, sehe ich es entspannt. Dort findet man den Verfasser: Manfred Kühn
Oder man schaue einfach mal hier rein:
https://www.welt.de/print/die_welt/literatur/article106339930/Zuoberst-die-deutsche-Nation.html
Alles gut?
Willkommen übrigens bei Publico, besorgter Gast – und nehmen Sie es sportlich.
Liebe Grüße
Grand Nix
Thomas
10. Juli, 2021Ergänzung zum Thema Milieu (Artikelthema)
* Das – die selbstgefällige Abwicklung von Aufklärung und Kritik durch eitle Vorbeter – müsste heute ein großes öffentliches Thema sein. Stattdessen gibt es dort im angestammten intellektuellen Milieu eine riesige Leerstelle. Die Debatte findet allenfalls an den Rändern statt. Anders ginge es aber auch schlecht in einem Land, in dem Leute wie Emcke, Precht, Hirschhausen, Nguyen-Kim und eine Menge von publizistischen Putzerfischen die öffentlichen Gedankengänge verstopfen.*
Sehr richtig!
Die Probe aufs Exempel:
Behauptung vom 6. Juli, 2021: “Sie sagten die Unwahrheit.“
Antwort Thomas: Soso (6. Juli, 2021).
Behauptung vom 6. Juli, 2021 „Das sind meine letzten Worte zu diesem Thema.“
Antwort Thomas: Nun, wir werden sehen (6. Juli, 2021).
Am 7. Juli, 2021 erscheint der nächste Kommentar:
„Für alle interessierten Leser zum Thema Fichte, … (etc.)“.
Mithin: Unwahrheit x + 1.
Am 9. Juli, 2021 erscheint der nächste Kommentar.
Somit: Unwahrheit x + 2.
Somit braucht einem „mich uns“ („mich uns“, siehe 3. Juli) gar nicht mehr widersprochen werden, sondern nur noch abgewartet, bis „mich uns“ das selber tut. Unwahrheit x + 3. Unwahrheit x + 4. (…)
Fein, nur zu.
Es ist offensichtlich, warum ein derart einfach strukturiertes Milieu der Putzerfische keine offene Debatte will. Natürlich mag es auch bezahlte Tätigkeiten geben, in denen die Unwahrheit sozusagen zum Handwerkszeug gehört; allerdings dürften im beruflichen Bereich die Anforderungen an die Beschaffenheit einer Unwahrheit wesentlich höher sein, als die oben praktizierten.
Die Aufklärung beim Erreichen der Zielgeraden
https://www.klonovsky.de/2021/07/die-aufklaerung-beim-erreichen-der-zielgerade/
(Danke für die bestätigenden Wortspenden)
Grand Nix
11. Juli, 2021Man(n), Sie sind ja völlig von der Rolle, Thomas.
Ist alles OK? (Eine ernstgemeinte Frage, ohne jede Ironie und Zweideutigkeit).
Bitte, versteifen und verrennen Sie sich nicht in völlig nebensächlichen Dingen, das bringt doch nichts. Und bitte, vergreifen Sie sich nicht im Ton (siehe Besorgter Gast), da vergeht einem ja, selbst als nicht Betroffener, das Hören und Lesen.
Das Thema Fichte und Sie, Sie und Fichte, ist für mich durch. Das habe ich versprochen, und es bleibt auch dabei. Wort drauf.
An einer Dialektik der “verbrannten Erde” ist mir nicht gelegen, und ich bin sicher Ihnen auch nicht. Richtig?
Deshalb was anderes, hoffentlich positiv besetztes.
Sie sagten mal zu mir:
(Ihnen kann ich es ja verraten): Ich guckte mir früher im Fernsehen gerne mal Operetten an (schäm). Aber immerhin weiß ich heute, daß meist mehr dahintersteckt, wenn einer sagt „Kindchen, du musst nicht so schrecklich viel denken. Küss’ mich, und alles wird gut!“ 🙂
Habe gerade Hans Sachs im Ohr, wo er klug belehrend ausführt:
Wahn! Wahn!
Überall Wahn!
Wohin ich forschend blick
in Stadt- und Weltchronik,
den Grund mir aufzufinden,
warum gar bis aufs Blut
die Leut sich quälen und schinden
in unnütz toller Wut?
…
Mein Freund, das grad’ ist Dichters Werk,
Dass er sein Träumen
deut’ und merk’,
Glaubt mir, des Menschen
wahrster Wahn
Wird ihm im Traume
aufgetan:
All Dichtkunst und Poeterei
ist nichts als
Wahntraum-Deuterei.
Ich bin sicher, Sie kennen das Stück, die Szenen, dieser Oper, dieses Satyrspiels.
Was halten Sie davon?
Sind wir nicht alle irgendwie Opfer und Täter von
Wahntraum-Deuterei?
Eine kleine ernste Bitte habe ich aber.
Wenn Sie mir antworten sollten, was ja nicht gewiss ist, dann bitte erst nach drei Tagen, Sie wissen sicherlich warum. (Dann ist hoffentlich ein wenig “Rauch” verzogen).
Wäre das möglich?
Danke vorab
und ein geruhsames Wochenende
Grand Nix
Thomas
14. Juli, 2021Zum Thema Milieu (Artikelthema), Ergänzung II
• *Dieses Milieu würde vermutlich auch Kants Aufsatz „Was ist Aufklärung“ als krude und gefährlich geißeln, wenn er jetzt noch einmal erschiene. Sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen – unerhört.* (siehe oben)
• Das – die selbstgefällige Abwicklung von Aufklärung und Kritik durch eitle Vorbeter – müsste heute ein großes öffentliches Thema sein. Stattdessen gibt es dort im angestammten intellektuellen Milieu eine riesige Leerstelle. Die Debatte findet allenfalls an den Rändern statt. Anders ginge es aber auch schlecht in einem Land, in dem Leute wie Emcke, Precht, Hirschhausen, Nguyen-Kim und eine Menge von publizistischen Putzerfischen die öffentlichen Gedankengänge verstopfen.* (siehe oben)
Bei Tichys Einblick, dem liberal-konservativen Meinungsmagazin, kann man seit dem 09. Juli 2021 nachlesen, mit welchen Allianzen, „Fakten-Checkern“, „Correctiven“ und/oder Milieus es abweichende Meinungen in Deutschland und anderswo heute zu tun bekommen.
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/facebook-correctiv-meinungen-fake-news-meinungsfreiheit/
Siehe da:
1. Damit steht fest: TE hat völlig korrekt berichtet, und auch die von Correctiv angegriffene Behauptung des RKI-Chefs Lothar Wieler hat dieser explizit bestätigt.
2. Doch statt ihren Fehler einzuräumen, greifen Correctiv und Facebook TE weiter an und unterstellt uns Falschbehauptung. So weit so schlimm. Warum Correctiv im Auftrag von Facebook so vorgeht, offenbart ein Anwaltsschreiben: Es geht darum, abweichende Sichtweisen ohne Rücksicht auf Fakten zu bekämpfen und möglichst auszuschalten. Denn statt dass die Faktenchecker ihren Irrtum einräumen, lassen sie jetzt durch ihre Anwälte behaupten: Bei der Prüfung von Fakten gehe es ihnen gar nicht um Fakten, sondern um Meinung. Und die Äußerung jeder wie auch immer gearteten, vielleicht sogar falschen Tatsachenbehauptung sei durch den grundgesetzlichen Artikel 5 gedeckt, weil die Darstellung „einer Tatsache als richtig oder falsch eine Bewertung, d.h. Meinung, ist“. Und selbstverständlich falle dies unter das Grundrecht der Meinungsäußerung. Zu berücksichtigen sei, dass die „Wiedergabe des Ergebnisses einer Faktenprüfung (einschließlich der Einstufung einer Tatsache als wahr oder unwahr) auch wertende Elemente enthält, also ein Werturteil ist.“
Mit anderen Worten: TE hat zwar korrekte Fakten reportiert, aber im Auftrag von Facebook kamen die Faktenprüfer von Correctiv halt zu dem Urteil, dass dies mangelhaft sei. Kurz gesagt: Faktenprüfer prüfen keine Fakten, Faktenprüfer prüfen, ob eine Meinung salonfähig ist. Wer davon abweicht, wird der Verbreitung von Fake-News beschuldigt, auch wenn die Fakten sich bestätigen. Wie passt das zusammen?
Nun,
das hat eben eine Bedeutung, die bis hin zum Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes (GG) reicht, denn dieser enthält zahlreiche Grundrechte, welche die freie Kommunikation (eigentlich) schützen; oder schützen sollten.
Daß heute nämlich (zum Teil staatlich finanzierte) Meinungsprüfer durch die sozialen Netzwerke ziehen, ihre „richtige Meinung“ zum Maßstab nehmen und selbst faktenbasierte Äußerungen als „Fake-News“ bekämpfen (oder „abstempeln“) dürfen, bloß weil sie einem Meinungsbild oder einem Mainstream nicht in den Kram passen,
solch ein Vorgehen verhöhnt nicht nur den Artikel 5 GG und die darin garantierte Meinungsfreiheit in Deutschland, es verhöhnt auch die Chancengleichheit in den politischen Debatten (teilweise staatlich finanziert).
Wem nützt es?
Woraus schöpfen solche Leute also ihre Motive, wenn sie in den Debatten zu einem Artikelthema (beispielsweise „Wenn Hohepriester Elitenkritik für eine ganz schlechte Sache halten“) in immer wiederkehrenden Redewendungen einen Gegenüber beispielsweise einer „Injurie“ bezichtigen, eine “unangemessene Attacke“, „Unwahrheit“, einen „Beschönigungsversuch“ oder eine „Verdrehung“ attestieren, während solche Leute im Laufe ihrer Bezichtigungen derlei selber praktizieren?! Was ist da der Grund? Und wieso spielt so etwas in den öffentlichen Debatten und rechtsstaatlichen Urteilen zu (beispielsweise) „Hasskriminalität“ oder „Hasskommentaren“ so gut wie keine Rolle (jedenfalls tut es dies in öffentlichen Bewertungen so gut wie gar nicht)?
Ist derlei „Hass“ denn dann wirklich eine derart klare Einbahnstraße, so, wie es gewisse „corrective Detektive“ so gut wie unwidersprochen darstellen (können)? Sind bei derlei Methoden dann Maßnahmen, wie der betont freundliche Umgangston (etwa bei „Reconquista Internet“), in den Debatten denn wirklich ein Fortschritt? Und spielt es wirklich keinerlei Rollen, wieso (!) da jemand auf einer Palme ist?! Ist das, was einen Menschen auf eine Palme bringt, denn wirklich immer dessen eigener „Hass“? Was macht eine “Predigt” gar zur „Hasspredigt“? Und was macht denn eine politisch eingefärbte Einschätzung “Hassprediger” mit dessen Worten? Braucht man denn da keine neutralen Gerichte?
Zeigt das, was eine Methode bei einem Menschen herauskitzeln kann, und was diesen Menschen dann auf (s)eine Palme gebracht hat, zeigt diese Methode denn wirklich nur auf den “Hass der Anderen”? Was schwingt sich da eigentlich gegenseitig auf – und sind die Anstöße dazu (und die Maßnahmen) dann wirklich „gemeinnützig“?! Im Sinne von Einigkeit und Recht und Freiheit?! Und wieso reicht als Qaulifikation für einen “Faktenchecker” dann anscheinend die “soziale Kompetenz” – also praktisch die “gute soziale Kompetenz”?
Wäre dies richtig so, wozu bräuchte es denn dann Art. 5 GG und den Rechtsstaat, wenn “soziale Kompetenz” im Dunkel des Internets die Debatten dominiert – und damit im Grunde auch rechtsstaatliche Prozesse beeinflusst. Sollen die Leute denn wirlich am Ende alle das glauben, was sie glauben sollen? Was soll das also werden? Eine Art Zivilreligion? Der weltweiter “Kompetenzismus”? Die Freiheit als AGB?
Nun,
derlei Fragen müssten von einem Sachverständigen natürlich erstmal in eine ansprechende Form gebracht werden (also weitab vom “Fakten-Check”), und dann könnten sie vielleicht sogar erlauchten Kreisen der Sozialen Kompeten zu Ohren kommen,
vielleicht ja sogar bei alljährlichen Gesprächen, wenn sich Richter und Politiker mal wieder zu Häppchen und Habitus, zu Kaffee und Kuchen treffen.
https://www.focus.de/politik/deutschland/vor-prozess-gegen-kanzlerin-merkel-laedt-verfassungsrichter-zum-essen-spaeter-sollen-diese-ueber-sie-urteilen_id_13485292.html
Kann ja nicht schaden, mal zu fragen.
Frohe Pfingsten
Maru
22. Juli, 2023“Publizistische Putzerfische” – Was für eine wunderbar bissige Wortschöpfung!