Die erste Publico-Presseschau 2022 beginnt mit einem zentralen Jahresauftakt-Medienthema der USA, dem Rückblick auf die Besetzung des Kapitols in Washington am 6. Januar 2021.
Damals drangen (unbewaffnete) Trump-Anhänger in das Parlamentsgebäude ein, getrieben von dem Willen, den Amtsbeginn des neuen Präsidenten Joseph Biden zu verhindern, allerdings ohne eine reale Aussicht, den Machtübergang zu stören. In vielen deutschen Medien gibt es längst das gefestigte Narrativ, es habe sich damals um einen Putsch gehandelt (es wären in dem Fall die ersten unbewaffneten Putschisten der Geschichte gewesen), und es hätte die Menge unter Führung eines Schauspielers mit Büffelhornkappe knapp davorgestanden, Donald Trump gewaltsam eine zweite Amtszeit zu sichern. Stellevertretend für die Erzählung, die amerikanische Demokratie habe an diesem 6. Januar nur noch an einem sehr dünnen Faden gehangen, steht ein Beitrag des Deutschlandfunks vom 6. Januar 2022 unter der programmatischen Überschrift:Der Autor betont vor allem den „kollektiven Akt der Realitätsverweigerung“ bei den Anhängern Trumps, die das Wahlergebnis einfach nicht akzeptieren könnten:
„Der amerikanische Straßenmob wurde von Donald Trump, dem damals noch amtierenden, aber bereits abgewählten US-Präsidenten, systematisch aufgeputscht. Er behauptete, ihm sei die Wiederwahl gestohlen worden.
Und Trump behauptet das bis heute – ebenso wie seine Anhängerschar. Beide verharren bis heute in einem kollektiven Akt der Realitätsverweigerung. Diese Vorgänge haben das Sinnbild der Vereinigten Staaten als Zitadelle der Demokratie ins Wanken gebracht.“
Bemerkenswerterweise findet sich selbst in etlichen amerikanischen Medien, die keinerlei Sympathien für Trump hegen, ein deutlich differenzierterer Blick auf die Ereignisse des 6. Januar 2021. Kurz vor dem Jahrestag, am 1. Januar 2022, veröffentlichte die Washington Post (kurz: ”Post”) eine detaillierte Umfrage zur Bewertung von Kapitol-Besetzung und Präsidentschaftswahl. Der Hauptbefund überrascht wahrscheinlich keinen Leser: Anhänger von Demokraten und Republikanern bewerten den 6. Januar sehr unterschiedlich; Wähler der Demokraten veranschlagen Trumps Verantwortung für die Menschenmenge, die damals in das Parlament drängte, sehr hoch, Republikaner eher im mittleren bis unteren Bereich. Dann folgen allerdings Zahlen von der Sorte, die es entweder nicht oder nur selektiv in die meisten deutschen Medien schaffen, weshalb sie hier zitiert werden sollen. Danach halten sieben von zehn Amerikanern Bidens Wahl für legitim, drei dagegen nicht.
Natürlich gibt es gravierende Unterschiede zwischen den Parteigängern von Demokraten und Republikanern. Von den Letzteren finden 58 Prozent, Bidens Wahl sei nicht legitim abgelaufen. Von denen, die 2020 für Trump stimmten, meinen sogar 69 Prozent, der aktuelle Präsident sei nicht ordnungsgemäß ins Amt gekommen, während naheliegenderweise 97 Prozent seiner Wähler sagen: Seine Kür war legitim. Das Bemerkenswerte folgt in dem zeitgeschichtlichen Vergleich: „Die republikanische Ablehnung von Bidens Sieg ist nichts Neuartiges“, schreibt die Washington Post: „Im Herbst 2017 sagten laut Washington-Post-UMD-Umfrage 67 Prozent der Demokraten und 69 Prozent der Wähler von Hillary Clinton, Trump sei nicht der legitim gewählte Präsident.“
Die jeweiligen Zahlen fallen also exakt spiegelbildlich aus.
(”About 7 in 10 Americans say Biden’s election as president was legitimate, but that leaves almost 3 in 10 who say it was not, including 58 percent of Republicans and 27 percent of independents. The 58 percent of Republicans who say Biden was not legitimately elected as president is down somewhat from 70 percent in a Post-ABC poll conducted in January shortly after the Capitol attack.
Among those who say they voted for Trump in 2020, 69 percent now say Biden was not legitimately elected, while 97 percent of Biden voters say the current president was legitimately elected.
Republicans’ rejection of Biden’s victory is not novel. In a fall 2017 Post-UMD poll, 67 percent of Democrats and 69 percent of Hillary Clinton voters said Trump was not legitimately elected president. The current poll was conducted Dec. 17-19 by The Post and the University of Maryland’s Center for Democracy and Civic Engagement”.)
Die Post kommentiert diesen Befund nicht weiter. Aber sowohl in vielen linken Medien der USA als auch – und dort ortsüblich verstärkt – in den meisten deutschen Presseerzeugnissen galt die Haltung, Trumps Präsidentschaft die Legitimität abzusprechen, immer als aufrechte Haltung. Und die gleiche Reaktion der anderen Seite gegenüber Bidens Wahl eben als pathologische Realitätsverweigerung.
Die Washington Post steht grundsätzlich fest im Lager der Demokraten, und in ihren Kommentaren scheint immer wieder eine große Vorliebe für woke Identitätspolitik auf. Trotzdem kommt auch dort ein leichter Unmut über Bidens Politik auf, etwa über seinen bizarren Versuch, gierige Unternehmen für die stark gestiegene Inflation verantwortlich zu machen.
Interessant ist auch hier der Vergleich mit der hiesigen Medienlandschaft. Die Post und andere gemäßigt linke und linksliberale Medien gehen inzwischen alles in allem mit Biden und seiner Administration distanzierter und kritischer um als viele Erzeugnisse der wohlmeinenden deutsche Presse. Ganz zu schweigen von deren Wahlverwandschaft zu den Grünen.
Zum Thema des deutschen Blicks auf die USA und den Blick von dort zurück empfiehlt sich auch ein Artikel von Politico, der sich mit den in Deutschland handelsüblichen Amerika-Klischees im Allgemeinen und einem neuen Fall von Distanzjournalismus befasst – allerdings nicht Distanz im Urteil, sondern in der von Claas Relotius auf Hochglanz polierten Praxis, dem Gegenstand einer Reportage oder eines Buchs vorsichtshalber räumlich nicht zu nah zu kommen. Politico-Autor Matthew Karnitschnig war das Buch von Annika Brockschmidt „Amerikas Gotteskrieger. Wie die Religiöse Rechte die Demokratie gefährdet“ aufgefallen, vielmehr: die klischeetriefende, simple, ganz auf ein deutsches Haltungspublikum zugeschnittene Sprache dieses bei Rowohlt erschienenen Besinnungsaufsatzes.
Brockschmidts Buch wurde beispielsweise im Spiegel mit einem langen wohlwollenden Interview beworben, in dem die als Historikerin vorgestellte Autorin verkünden konnte, es habe für den 6. Januar 2021 „konkrete Szenarien und Planungen“ für einen Staatsstreich der US-Rechten gegeben. Warum dann von diesen Szenarien nichts zu sehen war, verrät sie ebenso wenig wie ein konkretes Detail dieser Pläne, die sie offenbar aus dem Effeff kennt, während die tumbe Menge der kurzzeitigen Kapitol-Besetzer ganz offenkundig nichts davon wusste. Der Spiegel-Stichwortgeber Arno Frank fragt sie auch gar nicht erst danach. Bei der Gelegenheit darf Brockschmidt auch die folgende wirre Erkenntnis loswerden:
„Das Geschlechterverständnis der religiösen Rechten ist hier wichtig: Frauen werden als trieblose und ‚rein‘ zu haltende Wesen gesehen, deren Job es ist, Männer vor ihrem triebgesteuerten Verhalten zu bewahren. Umgekehrt wird eine direkte Linie gezogen zwischen dem Sexualtrieb des Mannes und der nationalen Sicherheit.“
Im deutschen Fernsehen galt Brockschmidt mit ihrem Werk als Amerika-Expertin. Auf einer Liste der wichtigsten Journalisten unter 30 taucht auch ihr Name auf.
Auf Nachfrage von Karnitschnig, dem ihr Buch wie gesagt, um es vorsichtig auszudrücken, merkwürdig vorkam, räumte Brockschmidt ein, sie sei zur Recherche gar nicht in den USA gewesen, folglich habe sie auch mit keinem einzigen Vertreter der von ihr abkonterfeiten „religiösen Rechten“ gesprochen.
„Über mehr als 350 Seiten nimmt Brockschmidt ihre Leser von den Stufen des Kapitol am 6. Januar letzten Jahres bis zu einer Trump-Kundgebung in Iowa zu den Frontlinien des Kulturkampfs mit, um zu zeigen, wie Amerika in die Richtung eines ‚christlichen Nationalismus‘ rast. ‚Ihr Gott ist nicht sanft und vergebend, sondern eher rächend und militant‘, schreibt sie in dem, was man am besten als Schmährede gegen das bezeichnen kann, was sie als die wahre amerikanische Lebensart‘ sieht.
Brockschmidts Verdammungsurteil wirkt um so schlagender, da sie offenbar ihr Porträt Amerikas malte, ohne die USA dafür besucht, und ohne mit den Subjekten ihres Buchs gesprochen zu haben – den ‚heiligen Kriegern‘, die Amerika ins Verderben treiben (die einzigen direkten Interviews, die zitiert werden, führte sie mit einer Handvoll Akademiker).“
(“Over more than 350 pages, Brockschmidt takes readers from the steps of the U.S. Capitol on January 6 last year to a Trump rally in Iowa to the front lines of America’s culture wars to argue that America is hurtling toward ‘Christian nationalism.’
“Their God is not soft or forgiving, but rather revengeful and militant,” she writes in what might best be described as a diatribe against what she sees as the true American Way of Life.
Brockschmidt’s fire and brimstone are all the more striking given that she appears to have painted her portrait of America without visiting the U.S. or even having spoken to the subjects of her book — the “holy warriors” supposedly driving America to perdition (the only one-on-one interviews cited are with a handful of academics).”)
Karnitschnig weist launig auf ein ferneres historisches Vorbild Brockschmidts hin, Karl May, und ein näheres, den schon erwähnten Claas Relotius. Immerhin landeten Mays Werke damals nicht im Sachbuchregal. Und Relotius besuchte tatsächlich die berühmte kleine amerikanische Stadt selbst, um dann allerdings außer den Namen der Figuren alles zu erfinden, was dem Bild seiner Hamburger Redaktion von nackenspeckbepackten und waffennärrischen Trump-Provinzlern entsprach.
In Deutschland gab es eine durchaus heftige Reaktion auf den Politico-Text. Die traf allerdings nicht Brockschmidt. Sondern Matthew Karnitschnig, den haltungsstarke deutsche Twitterer mit seriellen Schmähreden bombardierten.
Der komplette Politico-Text zum Nachlesen findet sich hier.
In die Publico-Auslese gehört als Addendum noch (weil er in den meisten deutschen Medien kaum zu finden sein dürfte) ein anderer Beitrag zum Komplex USA–Deutschland. Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl veröffentlichte die New York Post einen Beitrag über lukrative Engagements von Bidens Sohn Hunter im Ausland und den Verdacht, sein Vater könnte diese Geschäfte dank seines politischen Amts gefördert haben. Damals, 2020, kam es zu einem bis dahin präzedenzlosen Zensurfall: Twitter verhinderte nicht nur in den USA, sondern weltweit und damit auch in Deutschland, dass seine Nutzer den Link zu dem Artikel posteten. Das Unternehmen unterband sogar Direktnachrichten von Nutzer zu Nutzer, die den New York Post-Link enthielten. Twitter-Chef Jack Dorsey revidierte nach einem Entrüstungssturm in den USA zwar seine Entscheidung. Da das Unternehmen aber im Fall eines Twitter-Nutzers aus Deutschland, der damals wie tausende auch blockiert worden war, keine Unterlassungserklärung abgeben wollte, reichte der Hamburger Anwalt Joachim Steinhöfel für ihn Klage vor dem Landgericht Köln ein.
Die Mühlen der Justiz mahlten zwar sehr gemächlich. Aber am 15. Dezember 2021 entschied das Landgericht zugunsten des Twitterers. Mittlerweile liegt auch die Urteilsbegründung vor. „Eine wesentliche Passage“ in dem Urteil, so Steinhöfel, sei die grundsätzliche Feststellung:
„Für das Vorgehen der Beklagten am 14.10.2020 bestand keine rechtliche Grundlage. Ein nachvollziehbarer Grund, den Kläger an der Ausübung seines vertraglichen Rechts zu hindern, war und ist nicht ersichtlich; der konkrete streitgegenständliche Tweet ist zulässig. Die Beklagte hat im Übrigen auch weiterhin nicht näher dargelegt, inwieweit der Tweet damals konkret gegen die ‚Richtlinie zur Verbreitung von gehackten Materialien‘ verstoßen haben soll.“
Zwei neuere Beiträge der hier schon öfter zitierten liberalen US-Plattform Persuasion befassen sich mit zwei verwandten Phänomenen, die mitunter ineinander übergehen: Identitätspolitik und Cancel Culture. Der erste Persuasion-Text schildert, wie woke Politik mittlerweile auch in Lateinamerika Fuß fasst.
Die nähere Beschreibung liest sich interessant. Vordergründig geht es um den Sturz der Statue des spanischen Eroberers Sebastián de Belalcázar in Popayán, der die im Südwesten Kolumbiens gelegene Stadt 1537 gegründet hatte. Vermutlich gehörte Belalcázar tatsächlich nach heutigen und selbst nach damaligen Maßstäben nicht zu den besonders angenehmen Menschen. Für diese Annahme spricht viel, mindestens so viel wie für die Gewissheit, dass sich Geschichte nicht nachträglich durch symbolische Akte ändern lässt.
Angeblich, so hieß es, hätte das „indigene Volk der Misiak“ Protest und Denkmalsturz organisiert. Dem Persuasion-Text zufolge verhielt es sich ein bisschen anders.
„Obwohl der ‚nationale Streik‘ (unter dem Namen wurden die Proteste bekannt) indigene Gruppen wie die Misiak einschlossen“, schreibt der Autor, „waren seine originären Organisatoren Gewerkschaften, Studenten und andere nicht-indigene Aktivisten aus dem linken Milieu. Dadurch, dass sie die Attacken auf repräsentative Abbilder von Eroberern, Monarchen und Präsidenten legitimieren und den Kampf der unterdrückten indigenen Völker als ihren eigenen porträtieren, haben Studenten und Aktivisten hinter den jüngsten Protesten den Versuch unternommen, die hochmoralische Position ihrer Opposition gegen die rechtsgerichtete Regierung von Iván Duque Márquez zu behaupten.“
(“Though the ‘national strike’ (as the recent protests are known) included indigenous groups like the Misak, its original organizers were unions, students, and other non-indigenous activists on the left. By legitimizing the attacks against the representations of conquistadors, explorers, monarchs, and presidents, and by portraying the struggle of the oppressed indigenous peoples as theirs, the students and activists behind the recent protests have sought to retain the moral high ground in their opposition to Duque’s right-wing government.”)
Interessanterweise lautet der Begriff für Migranten, Farbige beziehungsweise Indigene, die Identititätspolitik ablehnen, token, was so viel wie Spielstein oder Wertmarke bedeutet, jedenfalls etwas, was zu einem Zweck eingesetzt wird. Dabei gibt es das Phänomen eigentlich nur in umgekehrter Richtung: Nämlich bei der Benutzung von Indigenen und ähnlichen Gruppen für Zwecke der Identitätspolitiker, die Begriffe, Rahmen und Ziele für diejenigen vorgeben, die sie zu vertreten behaupten.
Der zweite sehr lesenswerte Persuasion-Beitrag beschäftigt sich mit einem Thema, das es bisher noch gar nicht in die deutschen Medien schaffte: Die sehr unterschiedliche Art und Weise, in der Cancel Culture ihre Opfer trifft. Persuasion-Autor Zaid Jilani zeigt am Beispiel des Comedians Dave Chappelle und der Autorin Joanne K. Rowling, dass gegen sie zwar Absetzungs- und Verbannungsforderungen von dem üblichen woken Twittermob vorgetragen wurden (bei Chappelle wegen eines, Gott bewahre, Witzes, gegen Rowling schon seit geraumer Zeit, weil sie meint, es gäbe so etwas wie eine biologische Grundlage von Geschlechtern); in beiden Fällen passierte den Prominenten allerdings wegen ihrer Popularität und ihres Reichtums nicht viel.
Seinen Prominentenstatus bewahrte bisher auch den Talker Joe Rogan davor, von der Plattform Spotify gefeuert zu werden, obwohl praktisch das gesamte korrekte Amerika einschließlich eifersüchtiger Medien genau das verlangt. Es erreicht eben nicht jeder ein Publikum von gut 11 Millionen, indem er mit seinen Gästen ganz ohne Haltungsbarrieren redet. Freundlicherweise machte die Plattform Rumble Rogan schon ein 100-Millionen-Dollar-Angebot, sollte Spotify ihn doch bei sich herauswerfen.
Deren Fällen schneidet Jilani die exemplarische Geschichte eines Arbeiters gegen, der 2020 dabei fotografiert wurde, wie er seine Hand aus dem Fenster des Firmenwagens hängen ließ und versuchte, seine Fingerknöchel zu entspannen. Der Fotograf und anschließend der Twittermob meinten darin das Zeichen für „white supremacy“ zu erkennen.
Der Mann mit mexikanischen Wurzeln namens Emmanuel Cafferty war weder prominent noch wohlhabend und auch nicht in der Lage, sich besonders wortgewandt zu verteidigen. Die Gasfirma, für die er arbeitete, knickte vor dem Empörungssturm ein und feuerte ihn.
„Es sind gewöhnliche Arbeiter und Leute, denen es an Ruhm und Vermögen fehlt, die am meisten unter Cancel culture leiden“, resümiert Jilani. „die zunehmend schnell verurteilt und nur widerwillig vergibt. […] Es macht einen großen Unterschied, ob du eine normale Person bist, die sich einem Mob der sozialen Medien ausgesetzt sieht, mit seinem Urteil zuschnappt und deinen vollständigen und totalen Fenstersturz verlangt.“
(“It’s ordinary workers and people who lack fame and fortune who suffer most from a culture that has become increasingly quick to judge and equally reluctant to forgive. Chappelle doesn’t have to worry about receiving weeks of negative media coverage because he has a global fanbase in the millions. He’ll always have a way to continue to make money and receive adoration. It’s very different if you’re a normal person who found yourself in the crosshairs of a social media mob that makes a snap judgment about you and demands your complete and total defenestration.”)
Den vollständigen Text gibt es hier.
Deshalb bleibt es vermutlich das beste Mittel gegen diesen Mob – in den USA wie in Deutschland und anderswo im Westen, wo er ausschließlich existiert – seine Anführer immer wieder ins Licht einer kritischen Öffentlichkeit zu zerren, sie zu verklagen und ihnen auf legale Weise das Geschäft schwer zu machen, wo es nur geht.
In Deutschland stehen die Chancen dafür grundsätzlich besser. Hier sind anders als in den USA viele Cheerleader des Twittermobs von öffentlichem Geld abhängig. Und das Geld, an dem bekanntlich vieles hängt, schützt nicht nur jemanden wie Joanne K. Rowling vor wirtschaftlichen Konsequenzen.
Es macht umgekehrt die Feinde der offenen Gesellschaft auch angreifbar, wenn sie sich zu sehr darauf verlassen.
Liebe Leser von Publico: Die Krise vieler Medien ist keine Krise der Nachfrage, sondern des Angebots. Während sich das Angebot auf der einen Seite verengt, entstehen gleichzeitig neue Medien, die zur Debattenkultur eines Landes beitragen. Denn es gibt viele Themen, über die gestritten werden muss. Für einen zivilisierten Streit braucht es Informationen, gut begründete Argumente und Meinungen.
Publico hat sein Angebot in den vergangenen Monaten erweitert; das Medium bietet mehr Beiträge, auch häufiger von Gastautoren. Dieses Wachstum ermöglichen die Leser mit ihren Beiträgen. Denn es gibt keine anderen Finanzierungsquellen, die Publico tragen.
Für andere Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt gilt das nicht. Verlage erhalten beispielsweise reichliche Zuwendungen – aus dem Bundesetat demnächst 220 Millionen Euro an sogenannten Förderungen. Außerdem 43,5 Millionen Euro in Form von Anzeigen der Bundesregierung im Jahr 2019 – wobei es 2020 mehr sein dürfte. Der Organisation „Neue Deutsche Medienmacher“ zahlte das Bundeskanzleramt 2019 für deren Projekte mehr als eine Million Euro.
Dazu kommen noch großzügige Hilfen von Stiftungen diverser Milliardäre für etliche Medien.
Publico erhält nichts davon, und würde auch weder Staats- noch Stiftungsgeld annehmen. Unser Unternehmen finanziert die staatlichen Subventionen durch seine Steuern vielmehr mit. Publico erhält nur von einer informellen Organisation Zuwendungen: seinen Lesern. Mit Ihren Beiträgen ermöglichen Sie die Beiträge auf Publico – auch umfangreichere Recherchen und Dossiers, die Honorare für Gastautoren und die Chance auf weiteres publizistisches Wachstum.
Jeder Beitrag hilft. Auch wenn Sie weder Regierungsbeamter noch Milliardär sind, können Sie mit Ihrer freiwilligen Zahlung erstaunlich viel bewirken.
Sie können einen Betrag Ihrer Wahl via PayPal überweisen – oder auf das Konto
Wendt/Publico
DE04 7004 0048 0722 0155 00
BIC: COBADEFF700
Herzlichen Dank.
Unterstützen Sie Publico
Publico ist werbe- und kostenfrei. Es kostet allerdings Geld und Arbeit, unabhängigen Journalismus anzubieten. Mit Ihrem Beitrag können Sie helfen, die Existenz von Publico zu sichern und seine Reichweite stetig auszubauen. Danke!
Sie können auch gern einen Betrag Ihrer Wahl auf ein Konto überweisen. Weitere Informationen über Publico und eine Bankverbindung finden Sie unter dem Punkt Über.
A. Iehsenhain
8. Februar, 2022Ausgezeichnet, Herr Wendt! Ein Text wie aus einem Lehrbuch, aber einem, welches wirklich etwas fürs Leben taugt und sich zudem gut lesen lässt! Es wäre schön, wenn gewisse Leute (die heute Posten einnehmen, auf denen sie nichts zu suchen haben) am Ende feststellen müssten, dass ihr ‘Marsch durch die Institutionen’ doch umsonst war…
Thomas
15. Februar, 2022Wenn Grüne Suppe rülpst
• „Der amerikanische Straßenmob wurde von Donald Trump, dem damals noch amtierenden, aber bereits abgewählten US-Präsidenten, systematisch aufgeputscht. Er behauptete, ihm sei die Wiederwahl gestohlen worden.
Und Trump behauptet das bis heute – ebenso wie seine Anhängerschar. Beide verharren bis heute in einem kollektiven Akt der Realitätsverweigerung. Diese Vorgänge haben das Sinnbild der Vereinigten Staaten als Zitadelle der Demokratie ins Wanken gebracht.“
(Deutschlandfunk, „Wenn der Mob die USA beherrscht“, Richter, 06.01.2022)
Wahr ist, daß der amerikanische Straßenmob die Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten nie anerkannt hat. Ganze Straßenzüge brannten. Menschen sind gestorben, getötet im Taumel eines systematisch aufgeputschten Gerechtigkeitsmobs. Während der publizistische Arm des amerikanische Straßenmobs die Amtszeit Trumps als „Hassprediger“ (Steinmeier, pre-elected) pausenlos mit vorgeschobenen Vorwurfsverurteilungen überzog. So gut wie einmütig. Die Redaktionen der genannten „freien Presse“ und die Prominenz in Funk und Fernsehen haben damit ganz offensichtlich ihre Wahl der Mittel getroffen.
Daß Donald Trump die Wiederwahl mit Hilfe dubioser Machenschaften bei der Wahl und vor der Wahl (technischer, publizistischer, gesellschaftlicher oder auch krimineller Art) gestohlen wurde, ist im Bereich des Möglichen. Die Anhängerschar der vorherrschenden grünfaschistischen Bewegung sieht das naturgemäß anders und verharrt bis heute in einem kollektiven Akt der Realitätserzeugung. Böse Braune Suppe – Gute Grüne Suppe. Nicht jede emporgereckte Rechte trägt da stolz ein RAF-Tatoo.
Diese Vorgänge haben zwar nicht das Sinnbild der Vereinigten Staaten als Zitadelle der Demokratie ins Wanken gebracht, jedoch haben sich damit die Anhängerschar der grünfaschistischen Bewegung und der publizistische Arm des amerikanischen Straßenmobs auf das Feld der ddr-demokratischen Debattenkultur begeben. Mit allen Konsequenzen. Nachlesbar. Beispielsweise beim Täuschlandfunk, siehe oben.
Oder in den Büchern so genannter „Historiker“, siehe oben. Vielleicht wird ja mal wieder das Klopapier knapp, dann … 🙂
Übrigens:
Ashli Babbitt ist tot, Notfalls macht diese Welt so etwas eben mit Feindbildern. Das werde ich nicht vergessen.
Werner Bläser
15. Februar, 2022Ich glaube nicht, dass in Deutschland die Chance, die Protagonisten des linken Öffentlichkeitsmobs einzuhegen, besser ist als in den USA. Einfach, weil in den USA die Gegenkräfte – eben vor allem in Form traditioneller religiöser Gemeinschaften – stärker sind. Brockschmidt wusste, warum sie diese Leute angreift. Zweitens aber, weil die US-Gesellschaft von ihrer traditionellen politischen Kultur her keine durchideologisierte Gesellschaft ist, wie grosse Teile der deutschen. Die Amerikaner sind viel eher Pragmatiker.
Wenn sie sehen, was Leute wie Ocasio-Cortez so von sich geben, greifen sie sich eher den Kopf (ja, sogar Demokraten). Deutsche sehen hingegen eher alles durch theoretische Brillen – und von der Theorie ist nur ein kleiner Schritt zur Ideologie.
Das Intermezzo des linken Mobs in USA wird nur kurz bleiben. Es ist so gut wie sicher, dass Biden bei den Mid-Term Elections seine parlamentarische Mehrheit verlieren und zur Lame Duck werden wird. Er wird an mehreren Dingen scheitern – dazu gehören auch die Sottisen seines linken Flügels.
Die Chancen für Trump oder einen ähnlichen rechten Politiker bei den nächsten Präsidentschaftswahlen sehe ich als durchaus gut an.
In Deutschland wird man sehen müssen, wie weit die feuchten grünen Weltrettungsträume ins Portemonnaie des Bürgers schlagen – das ist ja die einzige Sprache, die Deutsche verstehen. Steigende Mieten durch neue Wärmedämmungsregeln, steigende Fleischpreise durch neue Tierhaltungsregeln, steigende Transportkosten durch künstlich verteuerte Energie, Miesmachen und Erschweren von Urlaubsflügen, Verteuerung von Autos wg. Elektrifizierung, etc….
Wenn es grossen Teilen dieses Volks der träumenden, romantischen Realitätsverweigerer ans finanzielle Eingemachte geht, setzt vielleicht ein Umdenken ein.
Wie sagt man doch: Leichte Schläge auf die Geldbörse erhöhen das Denkvermögen.
Oder so ähnlich.