von Jürgen Schmid
Noch bevor die Wiesn überhaupt begonnen hatte, drehte der Münchner Pressestadl frei. Schon im heißen August hieß es: „München impft sich fit für die Wiesn“.
So ganz aber stimmte es offenbar doch nicht, dass München sich selbst fitimpft. Denn es bedurfte schon der offiziellen Aufforderung dazu: „Stadt wirbt vor der Wiesn für Impfungen“.
Mit ihrer Entscheidung, das größte Volksfest der Welt nicht zum dritten Mal in Folge dem Corona-Dämon zu opfern, geriet die Stadt in einen veritablen Interessenkonflikt, und mit ihr die lokalen Stützen, pardon: die Münchner Qualitätspresse, gleichfalls mittenhinein in den Fettnäpfchenparcours. Denn zum einen muss die Wiesn als Alleinstellungsmerkmal des Standorts München traditionell als großartiges Event beworben werden, das die Stadt leuchten lässt, während eine „Corona-Wiesn“ naturgemäß als „Superspreading-Event mit Ansage“ (Süddeutsche Zeitung) gehörig verteufelt gehört in einem Maßnahmen-Staat Lauterbach’scher Prägung: „Oktoberfest und Corona: Die größte Verbrüderung gegen die Wirklichkeit“.
Heraus kamen gymnastische Verrenkungen, die schon beim Lesen Schmerzen in der Denklogik verursachen: „Wiesn-Chef rät teilweise vom Oktoberfest ab“. Wie hat man sich einen „teilweisen“ Besuch eines Volksfestes vorzustellen? Es seien die „vulnerablen Gruppen“, wie ältere und erkrankte Menschen im Corona-Deutsch neuerdings genannt werden, die sich überlegen sollten, ob sie ihre Wohnung einer Volksbelustigung wegen unbedingt verlassen müssen. Denn, so der Wiesn-Weise: „Es ist kein Muss“. Einerseits: Wer hätte das gedacht, dass es keinen Wiesn-Zwang gibt? Andererseits bedarf es heute offenbar schon der besonderen Erwähnung, wenn irgendetwas kein Muss ist.
Bei so viel Raunen im Münchner Blätterwald durfte auch die bewährte Expertise von Christina Berndt nicht fehlen, welche kürzlich zur deutschen Wissenschaftsjournalistin des Jahres 2021 gekürt wurde, möglicherweise für ihre treffende Prognose, gegen Covid19 Geimpfte dürften sich so unverwundbar fühlen, „als hätten sie in Drachenblut gebadet“. Zur Wiesn präsentiert sie mit zwei SZ-Kollegen eine Reportage mit dem Titel „Ogsteckt is!“, worin die Prognose-Weltmeister raunen: „Diesmal werden sie auf dem Oktoberfest nicht nur zählen, wie viele Mass Bier getrunken werden, sondern auch, wie viele sich infizieren.“ Und damit nicht nur die Überschrift boulevardesk klingt, legt die Wissenschaftsredaktion der Süddeutschen im Text gleich nach: „Wenn jeder Rülpser zur Gefahr wird“ – auf dass alle Bierdimpfl (und selbstredend jede Dimpfeline) verstehen, welche Gefahren dem unvorsichtigen Trinker aus dem Maßkrug ins Gesicht springen können.
Zum Stimmungsbild trägt auch das Tugendblatt Zeit bei, das zum einen titelt: „Mediziner sieht Wiesn ohne große Sorge“. Derselbe Münchner LMU-Infektiologe, den die tz (siehe oben) mit derselben Aussage zur Panikmache missbraucht („Experten: Erhöhtes Risiko“), gibt dort nämlich Entwarnung: „Es sei an der Zeit, mit Corona so umzugehen wie mit Erkältungen und Grippe.“ Zudem verweist der Arzt „auf die sogenannte Wiesn-Grippe, die regelmäßig zum Fest schon früher grassierte, bedingt durch die große Menschenmasse und die Enge in den Bierzelten.“
Andererseits geht das Wochenblatt aus Hamburg das Problemfest noch viel gründlicher und nicht nur medizinisch an. Am Oktoberfest diagnostiziert es nämlich neben Bierdurst und Brustlust auch noch die Sehnsucht nach alten Geschlechterstereotypen und überhaupt Fortschrittsflucht. Die scheinen sich nicht nur hartnäckiger zu halten als jeder Virus, sondern aus puritanischer Sicht noch wesentlich mehr Probleme zu verursachen. Zumal es bis jetzt auch keine Fitimpfung dagegen gibt.
Das Oktoberfest steht nun einmal für alles, was aus Sicht der Wohlmeinenden bekämpft gehört: Bayern, Tracht, Fleischgenuss in allen Formen, unfromme Lieder und unverschämtes Feiern, kurzum, für Skandal im Sperrbezirk. Vor allem geht es den Anhängern des Nudgings, der Tugendpredigt und des Ausschüttens von Staatsgeld nicht in den Kopf, dass sich Tausende völlig freiwillig und unsubventioniert einem reaktionären Vergnügen hingeben.
Wer von anderer Leute Zwangsgebühr lebt, muss da zumindest ein wenig gegensteuern. Der Bayerische Rundfunk kommt seiner Volksverunsicherungspflicht vorbildlich nach, indem er die Frage vervielfältigt, ob es auf dem Oktoberfest nicht eine „Ansteckungsgefahr durch kalt gespülte Maßkrüge“ geben könnte.
(Morgen beantwortet Ihnen dieser Newsletter u.a. folgende Fragen: „Wiesn: Wie vermeide ich Körperkontakt beim Bussi-Bussi?“, „Wie laut dürfen Wiesn-Hits mitgesungen werden, ohne das Corona-Risiko zu erhöhen?“ „Schunkeln auf der Bierbank erlaubt – doch muss es jeder zweite sein oder genügt die dritte?“)
Das Wiesn-Theater ging 2022 schon früh los und verlief in mehreren Akten. Der erste Aufzug sah ein zähes Ringen um die Frage, ob die Wiesn überhaupt geplant werden soll, endend mit dem positiven Beschluss der Stadt München mitten im Wonnemonat Mai. Selbstverständlich rief diese Entscheidung den bewährtesten Mahner des Landes auf den Plan: „Lauterbach hält Durchführung für ‚gewagt’ – und warnt vor großem Problem“, zumal es sich um eine „regelfreie Zusage“ handeln würde, sprich, eine Wiesn ohne Zugangsbeschränkung, also so wie immer.
Allerdings war das für den Monat September prognostizierte Problem zu diesem Zeitpunkt nur im Konjunktiv dingfest zu machen: Es könne ja sein, dass im Herbst neue Varianten auftauchen würden, und „ein ’vollkommen ungeschütztes Oktoberfest’ (eine Formulierung, als handle es sich dabei um eine Art Geschlechtsverkehr) könne dann das Ausbruchsgeschehen anfeuern“.
Der allseits wendige Oberbürgermeister, dessen Name nichts zur Sache tut, war zwar rechtschaffen froh über die Entscheidung, endlich wieder die größte Werbeveranstaltung für sich (und seine Stadt) abhalten zu können, „machte allerdings keinen Hehl daraus, dass er von der Planung eines solchen Events ohne jegliche Corona-Schutzmaßnahmen wenig überzeugt sei“. Anzapfen und sich im Medienrummel sonnen kann man sich schließlich auch ohne Überzeugung.
Der zweite Akt nahm quasi parallel zum Aufbau der Zelte auf der Theresienwiese seinen Lauf. Stand der Oberbürgermeister noch im Mai auf der Seite des warnenden Parteifreundes aus dem Gesundheitsministerium, zogen zwei Monate später schwere Gewitterwolken zwischen den beiden auf. Offensichtlich hatte der Berliner Dauerwarnton den Münchner Genossen inzwischen hinlänglich zermürbt. In der nicht abreißenwollenden „Corona-Diskussion um Wiesn“ setzte Lauterbach „Spitze“ auf „Spitze“, in München als „fortwährende Unkenrufe“ wenig gelitten – und zeigte sich „bezüglich einer Austragung ohne jegliche Corona-Regeln skeptisch“. Die Wiesn stand plötzlich wieder in Frage – möglich erschienen „Maßnahmen“ (welcher Art auch immer; der Bürgermeister klang dazu laut tz „kryptisch“) oder gar eine Absage. Doch Anfang Juli „versuchte sich der München-OB an einem Machtwort. ’Ich habe gesagt, wir machen die Wiesn und ich werde dazu nichts anderes mehr sagen, bis Herr Lauterbach was anderes sagt’“. Die vormalige Harmonie war dahin. Möglicherweise lag das auch daran, dass die bayerischen Sozialdemokraten in dieser Zeit ab und zu auf die Umfrageergebnisse schauten, die ihnen für die nächste Landtagswahl noch sechs Prozent vorhersagten, also einen Prozentpunkt über dem sogenannten Durst.
Von Harmonie zwischen Gesundheitsminister und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner, im Nebenberuf Referent für Arbeit und Wirtschaft der Millionenstadt München, konnte dagegen nie die Rede sein, wenn der Bayer in die Hauptstadt rief, dort amtiere ein „Killer-Viren-Kalle auf Geisterbahnfahrt“.
Irgendwann war es auch dem zerknirschtesten Warner klar: Das Oktoberfest in seinem Lauf halten weder Inzidenz noch Lauterbach auf. Nun begannen die Scharmützel derer, die sich partout nicht damit abfinden konnten, dass Menschen etwas tun wollen, was ihnen Spaß macht. Wenn der freudenferne Gutmensch schon akzeptieren muss, dass Leute „so was“ tatsächlich machen (und machen dürfen), dann will er wenigstens dafür sorgen, dass sie es mit schlechtem Gewissen tun. Dieses Manöver wird den Unkenrufern dadurch enorm erleichtert, dass die „Menschen da draußen“ (A. Merkel) schon seit Jahren (und lange vor Corona) darauf konditioniert wurden, sich mehr oder weniger für ihre Existenz zu schämen.
Wer atmet, stößt CO2 aus, womit er sich als Klimaschädling zu erkennen gibt. Wer in der ersten Welt lebt, besitzt Privilegien, die er nicht verdient. Nur eine öffentliche Selbstanklage kann ihn retten. Wer reist, ist in aller Regel eine Umweltsau, es sei denn, er heißt Cem Özdemir und reitet mit seiner Tochter auf einem Esel durch die Anden, wobei die Anreise nicht per Tretboot erfolgte. Wer duscht, muss sich im Klaren sein, damit der Freiheit zu schaden. (Neues Gebot im Kanon.)
Schlechtes Gewissen gebiert stets eine Sehnsucht nach Vergebung der Sünden. Wer aber erteilt in der woken Glaubensgemeinschaft die Absolution? Justament diejenigen, die den Menschen zuvor eingeredet haben, sie seien schuldbeladene Sünder – sprich: der polit-mediale Komplex. Womit wir wieder bei der Wiesn 2022 wären, an deren Exempel wir erkunden wollen, wie eine Absolution in Zeiten grüner Wokeness abläuft. Nehmen wir als Beispiel den armen Sünder Markus Söder. (Für die jüngeren Leser: Das ist jener bayerische Ministerpräsident, der die härtesten Corona-Maßnahmen des Landes exekutierte, woraufhin er vergleichsweise schlechte Corona-Zahlen zu verantworten hatte.) Was war sein Vergehen? Diese Ungeheuerlichkeit: „Söder kündigte an, trotz Corona-Pandemie ohne Maske auf die Wiesn zu gehen.“
Dieses spielte sich ab „elf Tage“, bevor „das Oktoberfest auf der Münchner Theresienwiese von der Bühne geht.“ (Hier verrutschte dem Merkur-Reporter die Metapher, kein Wunder eigentlich bei den oben beschriebenen journalistischen Verrenkungsübungen. Ein Fest geht bekanntlich „über die Bühne“.) „Gegenüber Bild stellte Söder klar, jeder solle ‚eigenverantwortlich entscheiden, ob und wie er die Wiesn besucht’.“ Eine stillschweigende Kehrtwendung um 180 Grad, hatte der Bayern-Fürst doch gut zwei Jahre lang die autoritäre Knute über seinen Untertanen geschwungen, inklusive Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen. Söder führte auch die bemerkenswerte Praxis ein, nach CSU-Vorstandssitzungen mit weiß-blauer oder andersfarbiger Gesichtsverschleierung die paar Meter vom Tagungssaal zur Pressekonferenz zu marschieren, um die Maske dann am Mikrofon vor den Journalisten zum Aerosolausstoß wieder abzunehmen.
Zu dem plötzlichen Eigenverantwortungsappell aus München musste sich auch Gesundheitsminister Lauterbach noch einmal via Twitter melden:
„Ich wünsche allen ein gutes Oktoberfest. Auch ich bin kein Spielverderber, lieber @Markus_Soeder. Trotzdem bitte ich alle, die hingehen, sich vorher zu testen. Ich appelliere an die gegenseitige Rücksichtnahme.“
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) September 5, 2022
An diesem Tweet ist zweierlei bemerkenswert: Zunächst überrascht die Erkenntnis, dass Bundesminister AllesDichtmachen glaubt, er sei nicht Spielverderber, sondern Ermöglicher. Zuvorderst aber das Absolutionsangebot: Würde ein Priester einem reuigen Beichtkind nach der Versündigung 10 Vaterunser als Buße auferlegen, so verlangt ein moderner Seuchenbekämpfer vorauseilende Reue: den Corona-Test. Ego te absolvo – ich erlaube Dir, auf dem Oktoberfest ein wenig über die Stränge zu schlagen, wenn Du Dich an meine Hygiene-Gebote hältst.
Was Lauterbach nicht sagt, weil es für den vierfach Geimpften (und dennoch einfach Genesenen) selbstverständlich ist, ergänzt sein Kontrahent, der „Wiesn-Chef“: „Ich komme auch ohne Maske. Viermal geimpft, einmal genesen – ich gehe hin, ich trau’s mir zu.“ Subtext: Wer so frivol sein muss, sich trotz Corona zu vergnügen, soll wenigstens die wichtigste Kompensation ableisten für sein Unterfangen – die Impfung, die inzwischen wie ein Ablass instrumentalisiert wird. Ohnehin und ganz unabhängig vom Oktoberfest stellt sich die Frage, wer sich zurzeit aus medizinischen Gründen für eine Impfung entscheidet – und wer mit der Injektion nebst ihrer öffentlichkeitswirksamen Zurschaustellung seine moralische Immunisierung gegen all die Verschwörungstheoretiker und Rechtsstaatsverächter belegen will, die den Nutzen dieser Errungenschaft der pharmazeutischen Industrie nicht verstehen.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek schließlich rät Wiesn-Sündern zu „ein paar Tage Homeoffice nach dem Besuch“ – wobei das insbesondere von Beschäftigten im öffentlichen Dienst aber nicht als Buße, sondern als Sonderbonus empfunden werden dürfte. (Geh’ ma auf d’Wiesn, nachad derf ma dahoim bleim.)
Und die Moral von der Geschicht’: Wer heuer auf die Wiesn geht, sollte es mit gebührender Zerknirschung tun. Er/sie/es (im Folgenden: er) sollte (mindestens) vierfach geimpft sein. Er sollte einen tagesaktuellen Test mit sich führen, den er seinem Tischnachbarn beim Zuprosten (und selbstredend vor dem Schunkel-Angebot) vorweisen kann. Ihm wird ferner zuzumuten sein, „in dieser Corona-Zeit“ die Wiesnhits („Verdammt, ich lieb’ dich“) mit gebührender Besorgnis mitzusingen. Er hat sich vor dem ersten Schluck vom Kellner eine Bescheinigung geben zu lassen, dass sein Bierkrug nach den gültigen RKI-Hygiene-Richtlinien heiß ausgespült wurde. Und er sollte selbstkritisch seine Privilegien und die Geschlechterrollen reflektieren, und darüber nachdenken, warum er vor dem Fortschritt fliehen will. Und schon steht dem Wiesn-Glück nichts mehr im Wege.
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Jürgen Schmid ist Historiker und freier Autor. Er lebt in München.
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Albert Schultheis
20. September, 2022Da lob ich mir doch die Konsequenz der Xi-Chinesen, in deren Straßen Seuchenbüttel in Ganzkörperkondomen die Einhaltung der Pestverordnung kontrollieren und Politikern wie Wirtschaftsbossen der Genickschuss blüht, wenn sie ohne Maske im Jet erwischt werden.
Bernd Zeller
20. September, 2022Das mit dem Drachenblutbad stimmt doch. Gleicher Schutz wie nach einem Bad in Drachenblut, ganz genau. Nichts Falsches daran.
Werner Bläser
20. September, 2022Irgendwo im letzten Teil von Umberto Ecos grossartigem “Der Name der Rose” erklärt der Dogmatiker Jorge de Burgos, warum er das Buch von Aristoteles über das Lachen (der nicht erhaltene Komödienteil von seiner Poetik) als so gefährlich empfindet: Wenn man lacht, könnte man ja schliesslich auch irgendwann über Gott lachen – und das wäre die Demontage aller Autorität. Einige Seiten später erklärt William von Baskerville seinem Schüler Adson, dass er in Gestalt von Jorge den “Antichristen” gesehen habe.
Zitat aus der englischen Version:
“The Antichrist can be born from piety itself, for excessive love of God or of the truth… Fear prophets… and those prepared to die for the truth, for as a rule they make many others die with them, often before them, at times instead of them…”
In Gestalt des Wokies schauen wir zwar nicht ins Gesicht des Antichristen – aber ins Gesicht des anmassenden Idioten schlechthin, der sich als moralische Autorität fühlt. Und alles, was ihn in seinem lächerlichen Ernst gefährdet, jedes Lachen, jede Satire, jedes Amüsement, gefährdet seine Autorität und damit sein aufgeblasenes Selbstbild.
Montaigne hat in seinem Essay “De la modération” Ähnliches gesagt: ein Übermass an Tugend sei keine Tugend mehr, da Tugend und Übermass sich gegenseitig ausschlössen.
Wie verrückt muss man sein, wenn harmlose alte Disney-Filme jetzt mit “Warnhinweisen” versehen werden, wenn Karl Mays ‘Winnetou’-Märchen verteufelt werden, weil sie nicht mit der Realität (von der die Wokies keine Ahnung haben) konform gehe?
Da ist die erkennbare, pur-perverse Lust an der Hexenjagd, der modernen Inquisition, die die Wokies umtreibt. Das Motto heisst: “Töte einen, ängstige zehntausend!” (Sun Tzu). Ihre Herrschaft über die pseudo-intellektuellen Stammtische muss erhalten werden, koste es, was es wolle. Keine Verleumdung, keine noch so absurde Behauptung ist da für sie fehl am Platz, wenn es um ihre Herrschaft geht; ich erinnere noch einmal an Schelskys prophetisches Buch “Die Arbeit tun die anderen” (über die “Priesterherrschaft der Intellektuellen”).
In Milos Formans grossartigem Film “Goyas Geister”, der während der Inquisitionsherrschaft in Spanien spielt, gibt es eine Szene, in der die Hauptfigur im Wirtshaus kein Schweinefleisch essen mag – weil es ihr einfach nicht schmeckt. Daraus drehen ihr christliche Dogmatiker den Strick und verdächtigen sie als aktiv praktizierende Jüdin. Sie landet im Kerker.
Die Szene hat mich lebhaft an aktuelle Ereignisse erinnert. Selbst absolut harmlose Äusserungen können einem heute in der Öffentlichkeit das Genick brechen, wenn man nicht allerschnellstens Selbstkritik übt und um Absolution bittet.
Die modernen Kreuzzügler der absoluten fanatischen Moral kennen für sich keine Grenzen des Anstands mehr – ihr hehrer Zweck heiligt alle Mittel. Fakten, Realitäten spielen für sie keine Rolle – sie definieren ihre eigene Realität. Das besonders Lächerliche daran ist, dass diese Leute durch die Bank ungebildet sind bis auf die Knochen. Sie haben weder Ahnung davon, wie eine Sprache funktioniert (daraus der Zwang zum Gendern), noch – um wenige Beispiele zu nennen – wie die Geschichte der Sklaverei, des Kolonialismus, des Verhältnisses zwischen Weissen und nordamerikanischen Indianern (ja, “Indianer, Indianer, Indianer!!”) verlief.
Die unreifen Gören und Büblein jeden Alters, die uns die Milch der frommen Denkungsart einzubläuen versuchen, sind absolut frei nicht nur von jedem Humor und jeder Lebensfreude – sie sind auch frei von Wissen.
Das hatte Umberto Ecos Jorge von Burgos den heutigen Nachwuchs-Idioten wenigstens voraus.
Jochen Schmidt
22. September, 2022Sehr interessant, was Sie hier schreiben.
Thomas
23. September, 2022Frei von Wissen
“Das hatte Umberto Ecos Jorge von Burgos den heutigen Nachwuchs-Idioten wenigstens voraus.”
Das stimmt.
Es liegt wohl in der Natur der Dinge, daß die unreifen Gören und Büblein der Bewegung heute anscheinend Cannabis benötigen, damit die Milch ihrer frommen Denkungsart nicht in Schwermut gerinnt. Wobei ich im Grunde zwar nichts gegen örtliche Betäubung habe, aber in der Politik geht so etwas nicht gut aus.
Oliver Driesen
20. September, 2022Schönes Ding! Die ganze altjüngferlich angststarre Stutenbissigkeit der modernen Jakobiner wird hier vor traditionell sinnesfroher Kulisse entblößt. Nur eine Bitte an Publico: nicht immer synonym und beschönigend von den “Wohlmeinenden” reden, wo die woken, grünen, lifestylelinken Hypermoralisten gemeint sind. Sie sind nicht wohlmeinend, außer vielleicht ihr aufgeblähtes Ego betreffend. Narzisstischer, selbstgerechter und verbitterter als ihre Anmaßungen könnte kaum etwas gemeint sein.
Publico
20. September, 2022Lieber Leser,
der Begriff „Wohlmeinende“ wird bei Publico ironisch gebraucht, nicht deskriptiv.
-Redaktion
Gerd Garstig
20. September, 2022Der Herr Zeller hat so oft recht, das sollte mal untersucht werden, woher das kommt.
A. Iehsenhain
20. September, 2022Scheiße aber auch, dass pünktlich zu “München kotzt” US-Präsident Sepp Biden so nebenbei die Pandemie in seinem Land für beendet erklärt hat. Er ist eben ein echter bayerischer Exil-Patriot, auch wenn das ‘Sars Zero’-Magazin (SZ) davon für Deutschland nichts wissen will und stattdessen schon die “Rülpser des Todes” hört. Der “Drachenblut”-Metapher könnte man in Bezug auf die Impfung übrigens eine ähnliche hinzugesellen, die im Kontext mit Erzsébet Báthory und ihrer Jungfrauen-Blutbad-Therapie steht – es machte sie nicht jünger (sprich: funktionierte nicht). Ob die Aktien von Moderna und BioNTech, wenn es sie damals schon gegeben hätte, daraufhin auch eingebrochen wären? Vielleicht eher nicht – Sepp Biden müsste dann wahrscheinlich eine Zeitreise unternehmen. Fazit: Die Wiesn zählt nicht zu meinen Sehnsuchtsorten, für andere allerdings schon, deshalb sei es denen gegönnt (außer der Delegation von grünen Abgesandten des Großen Cthulhu, denen der Mund-Nasen-Schutz besser zu Gesicht stünde). Momentan steht zu befürchten, dass solche Vergnügungen künftig an etwas anderem scheitern werden, als an Omikroner Weißbier, dessen pathogene Schäume in Dirndl-Dekolletés lauern.
Andreas aus E.
21. September, 2022“Wie hat man sich einen „teilweisen“ Besuch eines Volksfestes vorzustellen”
Das ist doch ganz einfach. Ein Festzeltbesucher schneidet mit Teppichmesser Schlitz ins Tuch, klaut halbgefüllte Maß und reicht die dem Komplizen durch den Zaun, draußen wird dann g’meinsam g’suffa.
Daniel Deutsch
21. September, 2022Wir müssen von der Zustandsbeschreibung wegkommen, hin dazu, wie die Bolschewoken verdrängt werden können. Es wird langsam gefährlich.
Thomas
22. September, 2022Ja.
Widerspruch ist wichtig, allerdings wird wirksamer Widerspruch eben nur über die Wahlen vorankommen. Also: AfD anstatt AfDDR – natürlich auch Widerspruch in Bezug auf die AfD. Über alles Andere lachen sich die Bolschewoken erfahrungsgemäß ins Fäustchen (natürlich nicht vor der Kamera). Die Bewegung herrscht heute in sämtlichen etablierten Parteien – und das geframte Gelaber im beitragsfinanzierten Buntfunk ist das “alternativlose” Erfolgsrezept der Grünfaschisten und Neostasis im Lande. Deshalb ist Widerspruch so ungemein wichtig. Widerspenstigkeit. Eigensinn.
Nieder mit den Grünfaschisten!
Ein Prosit der Gemütlichkeit!
Jochen Schmidt
22. September, 2022Ich finde den obigen Artikel sehr gut geschrieben.
Majestyk
22. September, 2022Mir ist bewußt, daß es Menschen gibt, die sich aufgrund von echtem oder wahrgenommenen Zwang impfen lassen. Der größte Teil ist aber nichts anderes als Apartheidbefürworter. Die hätten sich von früheren Ideologien vereinnahmen lassen, die lassen sich auch heute vereinnahmen. Morgen waren die natürlich alle nicht dabei. Auf deren Umdenken braucht man aber nicht hoffen. Mit solchen Leuten kann man koexistieren, mit denen solidarisiert man sich nicht, da befindet sich der Dolch bereits in der Tasche.
Andreas Stueve
22. September, 2022Lieber Herr Wendt, wie immer. Spitzenklasse. Unter uns Ossis ” Weltniveau”. Meine Frage wäre: Wer gewinnt den Kampf um den Titel ” Hauptstadt der Bewegung”? Hamburg, Köln, Frankfurt? Oder doch eher München oder Stuttgart? Berlin?
Es wird augenscheinlich mit härtesten Bandagen gekämpft. Dem Wokismus sei kein Ende. Ich habe seit Jahren gegen den kollektiven Irrsinn angeschrieben, wie zigtausende meiner Landsleute auch. Ergebnis: Löschungen und Sperrungen auf Twitter und Facebook. Und 88 Prozent für die Kartellparteien im Jahre 2021. Ich fürchte, dass nur Hunger, Elend und Kälte die Deutschen zur Raison bringen können. Die an den Haaren herbeigezogen Diskussionen über das Oktoberfest belegen dieses, zumindest aus meiner Sicht, sehr deutlich.
Andreas Stueve
22. September, 2022Im Übrigen: Ihre Diskussion mit Michael Klonovsky neulich gehört, trotz Sonnenblendung, zum Besten, das man heutzutage finden kann.
E. Berger
23. September, 2022Die paar Tage Homeoffice für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst könnte man tatsächlich als weiteren “Sonderbonus” empfinden.
Immer wieder jedoch stellt sich mir die Frage, ob es in Deutschland nicht besser liefe, wenn alle dieserart “Beschäftigten” zuhause blieben. Die wenigen, die einen sinnvollen Beitrag leisten, könnte man ja durch eine Vedoppelung des Gehalts dazu motivieren.