X

Willkommen in der Deutschen Deppokratischen Republik

Wundergeschichte in der ARD, bizarre Politiker, große Sprünge nach vorn: Die institutionelle Inkompetenz greift von Medien und Politik allmählich auf den Rest der Gesellschaft über. Findet so etwas wie eine Verschwörung der Trottel statt? Eher nicht. Es vollzieht sich eher eine Evolution auf schiefer Ebene

Als die Jury 1981 John Kennedy Tooles Roman “A Confederacy of Dunces”, Deutsch: „Die Verschwörung der Idioten“ mit dem Pulitzerpreis auszeichnete, fehlte der geehrte Autor. Er nahm sich schon 1969 mit 31 Jahren das Leben, weil Simon & Schuster sein Manuskript nicht drucken wollte. Und dann auch lange Jahre niemand sonst.

Erst 1980 erbarmte sich ein kleiner Universitätsverlag, dann folgte der Preis, die Übersetzung in 37 Sprachen und die Aufnahme in eine Liste der besten Romane der vergangenen 25 Jahre, veröffentlicht von der „New York Times“ 2003. Wenn es eine Verschwörung gegeben haben sollte, Toole von jedem Ruhm zu Lebzeiten fernzuhalten, dann verlief sie außerordentlich erfolgreich.

Spätestens mit Tooles einzigem Roman, dessen Held Ignatius J. Reilly gegen eine ihm durchweg feindlich gesinnte Umwelt kämpft, kam die Idee in die Welt, dass Verschwörungen nicht unbedingt von überlegenen Geschöpfen ausgehen müssen. Auch Trottel und Unbegabte können zusammen eine erhebliche Macht an sich reißen. Wörtlich übersetzt lautet Tooles Titel „Eine Konföderation der Idioten“; bei einer Konföderation handelt es sich laut Wörterbuch um einen „vertragliche[n] Zusammenschluss selbstständiger Einheiten, um gemeinsam nach außen aufzutreten“.

Mit Tooles Blick und Tonfall fällt es schon etwas leichter, ein aktuelles deutsches Gesellschaftspanorama mit echtem 360 Grad-Winkel zu schreiben. Ohne diesen kleinen Trick, realexistierende Leute wie Romanpersonal zu behandeln, ginge es wahrscheinlich überhaupt nicht.
Bei dem vertraglichen Zusammenschluss selbständiger Einheiten namens ARD – um mit Toole-Touch in die Gegenwart, nach Deutschland und in die Realität zu springen – handelt es sich um ein Medienimperium mit einem Jahresetat von 6,059 Milliarden Euro und damit um den größten und teuersten Senderverbund des Kontinents. Diese Anstalt wiederum produziert mit der Tagesschau eine Nachrichtensendung, die auf mehr Geld und Korrespondenten zurückgreifen kann als die meisten anderen Medien in Europa. Am 26. Februar 2023 veröffentlichte „Deutschlands Nummer 1 für Nachrichten“ beziehungsweise „Bollwerk gegen Fakenews“ (Tagesschau-Eigenwerbung) einen Online-Bericht ihrer Madrid-Korrespondentin Franka Welz über ein Pumpspeicherwerk am Fluss Tâmega in Portugal. Solche Speicherwerke, so Welz, seien entscheidend für den Erfolg der Energiewende. Die Anlage in Portugal, berichtete die ARD-Mitarbeiterin für die Tagesschau, könne den gesamten Großraum Porto mit Strom versorgen. Das Oberbecken des Werks sei in der Lage, 40 Kubikmeter Wasser zu speichern.

Vierzig Kubikmeter entsprechen allerdings eher der Füllmenge eines Swimmingpools in einer portugiesischen Ferienvilla. Eine ganze Reihe von Lesern der Webseite machte die Redaktion darauf aufmerksam; sie änderte dann gegen Mittag die Zahl in 40 000 Kubikmeter. Allerdings stand dann immer noch gleichzeitig in der Bildunterschrift, durch die Pumpturbinen würden pro Sekunde 40 000 Kubikmeter Wasser strömen. Der Text gleich darunter nannte im gleichen Zusammenhang 40 000 Liter pro Sekunde, ein Unterschied um den Faktor tausend.

 

Wieder meldeten sich Kichererbsenzähler beim Bollwerk Nummer 1 und wiesen darauf hin, dass, falls sich wirklich 40 000 Kubikmeter Wasser hinter der Staumauer befinden würden (denn das stand dort auch immer noch), das Oberbecken dann laut Fotounterzeile entweder in einer oder dem Text zufolge in tausend Sekunden komplett ausgelaufen wäre. Beides passt nicht recht zur Stromversorgung des städtischen Großraums. Im dritten Bearbeitungsschritt setzte dann jemand gegen Abend eine plausible Zahl in den Tagesschau-Text, nämlich 13,7 Millionen Kubikmeter. Die Zahl 40 kommt in der englischen Beschreibung des Pumpspeicherwerks tatsächlich vor, allerdings in einem völlig anderen Zusammenhang: mit der oben gespeicherten Wassermenge können beim Ablaufen 40 Gigawattstunden elektrischer Energie erzeugt werden.

In drei Überarbeitungsschritten über gut zehn Stunden schaffte es die Tagesschau-Redaktion also, mit Hilfe von sehr vielen Zuschauerhinweisen einen nicht besonders anspruchsvollen Text so hinzubiegen, dass er am Ende ungefähr den Beschreibungen der Tâmega-Anlage ähnelte, die anderswo kostenlos im Netz stehen. Wobei dort Preziosen fehlen, die das Tagesschaustück durchaus bietet, etwa der Hinweis: „Das Pumpspeicherkraftwerk ist komplett an Portugals Stromnetz angebunden.“ Hochwertige Informationen dieser Art kann es nie genug geben. Dafür und für inhaltlich verwandte Leistungen zahlen Bürger in Deutschland 18,36 Euro im Monat.

Hörer von Radio Eins kennen die ARD-Berichterstatterin Franka Welz schon als Kommentatorin auf einem ganz anderen Gebiet, das sie ähnlich souverän beackert: naturwissenschaftliche Grundlagen. Nachdem die Biologie-Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht an der Humboldt-Universität zunächst daran gehindert worden war, einen Vortrag über den Unterschied zwischen biologischem Geschlecht und Geschlechterrollen zu halten, in dem sie auch darauf hinweisen wollte, dass die Biologie nur zwei Geschlechter kennt, später aber nach längerem Hin und Her doch an der Uni sprechen durfte, ordnete Welz den Vorgang und vor allem Vollbrecht ein: Die betreibe mit ihrer Behauptung von zwei Geschlechtern „wissenschaftlich verbrämte Menschenfeindlichkeit im Laborkittel“.

In ihrem Vortrag widmete sich Vollbrecht vor allem dem Geschlechtswechsel der Zackenbarsche, was höchstens als fischverachtend gelten kann, und einen Laborkittel – der im Wirkungsbereich von Welz offenbar als Synonym für Wissenschaft schlechthin gilt – trug sie dabei auch nicht. Egal ob Pumpspeicherwerk oder Biologieschulstoff, bei der ARD-Mitarbeiterin wirkt wirklich alles wie aus einem Guss.

Im Bollwerk Tagesschau kommen Beiträge wie der von Welz mittlerweile fast im Wochenrhythmus vor. Ende Februar 2023 beschäftigte sich die Faktencheckerabteilung der ARD-Sendung – also gewissermaßen der panic room innerhalb des Bollwerks – mit den Recherchen des US-Reporters Seymour Hersh zur Sprengung von Nord Stream 2.

Hersh behauptete bekanntlich unter Berufung auf eine anonyme Quelle, die Erdgasleitung sei bei einem amerikanisch-norwegischen Seemanöver durch Kampftaucher mit Sprengstoff präpariert und später gesprengt worden. Die Tagesschau-Faktenchecker bemühten sich, ihn zu widerlegen, aber mehr noch, den amerikanischen Journalisten möglichst unglaubwürdig aussehen zu lassen. Vier Absätze verwendete der Autor eines Textes auf der Webseite der Sendung nur auf die Behauptung, Hersh habe in seinem Text von „Sprengstoff in Pflanzenform“ berichtet, der an die Röhren angebracht worden sein sollte. Ein Experte, den der Faktenchecker eigens bemühte, meinte, das sei „sehr unwahrscheinlich“. War es auch – nur anders, als der ARD-Fachmann meinte. Denn die Übersetzungsperle „pflanzenförmiger Sprengstoff“ stammte aus diesem Originalsatz von Hersh:

„That would be well within the range of the divers, who […] would dive […] and plant shaped C4 charges on the four pipelines with concrete protective covers“.
Zu Deutsch: “Es hätte gut in der Reichweite der Taucher gelegen, die tauchten, um Hohlladungen mit C4-Sprengstoff an den Betonschutzröhren der vier Pipelines anzubringen.“

Den Begriff „shaped charges“ – Hohl- oder Schneidladungen, bei denen der von Metall ummantelte Sprengstoff seine Wirkung auf eine kleine Fläche richtet – kannte der Faktenchecker offenbar nicht, schaute aber auch nicht im Wörterbuch nach. Das Verb „to plant“ – anbringen, befestigen – übersetzten die Faktenprüfer mit dem Substantiv „Pflanzen“. Möglicherweise benutzte er dafür das legendäre Wörterbuch „English for Runaways – Englisch für Fortgeschrittene“.

Ihm kam jedenfalls nichts an seiner Übersetzung komisch vor. Etlichen Zuschauern umso mehr; nach ihren Hinweisen änderte die Tagesschau dann ihren Text. Noch ein bisschen früher wärmte die Tagesschau die alte Mär von den 18500 Toten der Fukushima-Kernkraftwerkskatastrophe auf. Bisher unübertroffen, weil auch gar nicht leicht übertreffbar bleibt bis jetzt die Geschichte der Südafrika-ARD-Korrespondentin aus dem Herbst 2022 über den Wunderfernseher des Erfinders Maxwell Chikumbutso, der Strom aus der Luft fischt, damit andere Elektrogeräte betreibt und überhaupt die gesamte Thermodynamik von hinten aufrollt.

Zum Gesamtbild gehört nicht nur, dass einzelne Journalisten ein Pumpspeicherbecken mit dem Fassungsvermögen eines Pools, Plastiksprengstoff in Pflanzenform und einen stromerzeugenden Fernseher für völlig plausibel halten. Sondern auch, dass in einem Senderverbund mit Milliardenbudget und großer Stammbesatzung die Wundergeschichten erst einmal überhaupt keinem auffallen und deshalb stundenlang unkorrigiert auf den Seiten stehenbleiben. Es handelt sich übrigens um kein spezifisches Problem der Tagesschau.

Auch nicht um ein Phänomen, das nur das Fernsehen betreffen würde. Ein bei der Fraktion der Linkspartei angestellter Ökonom vertritt beispielsweise die Ansicht, Ingenieure sollten weniger Fahrzeuge entwerfen, die sich weltweit verkaufen, sondern stattdessen lieber die heimische Energiewende wuppen.

Die grüne Bundestagsabgeordnete Jamila Schäfer meinte vor einiger Zeit, das Geld, das der Staat ausgibt, müsse nicht unbedingt erarbeitet werden; die Regierung  könnte sich auch problemlos direkt bei der Zentralbank verschulden, also Geld einfach ohne Risiken und Nebenwirkungen drucken.Denn ein Staat, so die Abgeordnete, könne „in seiner eigenen Währung gar nicht pleitegehen“.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Was unter anderem die Frage aufwirft, in welchen Währungen alle bisherigen Staatspleiten der Geschichte stattgefunden hatten. Eine andere grüne Bundestagsabgeordnete schlägt vor, Deutschland, aber irgendwie auch ganz Europa oder der Norden sollte nicht näher definierte Klimaflüchtlinge mit Booten ab- und zu sich holen, wobei als Klimaflüchtling bei ihr mehr oder weniger jeder gilt, der im globalen Süden lebt. Bei ihrem kleinen Vortrag auf einem Forum der Zeit gibt sie auch noch mitten in ihrem Monolog eine kleine Gesangseinlage.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Sehr viele Beobachter des einen oder anderen Phänomens – nicht aber immer des gesamten Musters – neigen dazu, sich über die Beispiele zu amüsieren, sie für bizarre Erscheinungen zu halten, die sie für sich genommen zweifellos darstellen, aber auch in Verbindung mit dem Begriff “Borderline”, der sich hier aufdrängt, den Schluss zu ziehen, so etwas betreffe nur den äußersten Rand der Gesellschaft. Darin irren sie sich grundsätzlich. Denn es handelt sich eben nicht um zwei oder drei Fälle von Mitarbeitern, die sich anschließend nach einer anderen Arbeit umsehen können. Die oben zitierten Medienschaffenden des öffentlich-rechtlichen Rundfunks prägen das gesellschaftliche Klima so stark mit, wie es Redakteuren in einer Institution mit acht Milliarden Euro Jahresbudget – so viel erhalten alle Anstalten insgesamt – eben möglich ist. Verfechter der “New Monetary Theory”, die beschwören, dass der Staat sich sein Geld ohne Folgen für Wirtschaft, Währung und Sparer unbegrenzt selbst drucken kann, besitzen mittlerweile einen großen Einfluss in Medien und der Politikberatung.

Manche Regierungspolitiker, siehe oben, gehören dieser innerweltlichen Religion schon mit Haut und Haaren an. Die oben erwähnte Jamila Schäfer gehört auch wirklich nicht zum lunatic fringe, zum gesellschaftlichen Rand. Die junge Frau, Jahrgang 1993, verkörpert eher ein modernes Rollenmodell. In ihrer Biografie finden sich ein abgebrochenes Jurastudium und ein nie beendetes Studium der Soziologie und Philosophie; außerdem keinerlei praktische Berufserfahrungen, dafür aber eine bemerkenswerte Abgeordnetenkarriere. Sie gehört dem Haushaltsausschuss des Bundestages an, weiterhin sitzt sie dem Bundesfinanzierungsgremium vor, mit dem das Parlament die Schuldenstruktur Deutschlands überwacht. Politikberater und Abgeordnete beschließen Gesetze, sie bewegen Euromilliarden, die sich in Staatshand befinden, kurzum, sie üben reale Macht aus.

Nirgendwo steht geschrieben, dass jemand eine elementare Bildung, die Fähigkeit zur Überschlagsrechnung und einen dreistelligen IQ braucht, um an den entscheidenden Positionen von Medien und Politik mitzumischen. Zum anderen gilt es als gut gesicherte Erkenntnis der Psychologie, dass ähnliche Phänotypen dazu neigen, einander zu fördern, zu stützen und alle von ihren Kreisen fernzuhalten, die ihre Stellung gefährden könnten.

Größere Änderungen in der Gesellschaft beginnen immer auf dem Feld der Quantität, die an einem bestimmten Punkt in Qualität umschlägt. So sehr unterscheidet sich die schon realexistierende obergrenzenlose Wir-haben-Platz-Migrationspolitik bei gleichzeitigem Rauswurf von Mietern in Lörrach und Senioren in Berlin zugunsten von Neuankömmlingen nicht von den Vorstellungen der oben zitierten Grünenpolitikerin mit Gesangsteil im Vortrag. Und die offizielle Energiepolitik („angebotsorientierte Energieversorgung“, so die grüne Fachpolitikerin Sylvia Kotting-Uhl) spielt sich nicht allzu weit entfernt von der Logik ab, wonach die Energiewende sich wuppen lasse, sofern alle Ingenieure endlich einer gesellschaftlich nützlichen Tätigkeit zugeführt werden.

Nirgends vollzieht sich der Übergang von Theoriepapieren ins Politikexperiment so flott wie in der Musterstadt Berlin. Am 26. März steht dort ein Volksentscheid an, dessen Initiatoren es sich zum Ziel setzen, die Stadt bis 2030 „klimaneutral“ zu machen, was bedeuten würde, dass die CO2-Emissionen um 95 Prozent sinken müssten. Berlins Energieversorgung speist sich derzeit zu 90 Prozent aus fossilen Quellen. Für die Befürworter des Volksentscheids stellt das keine Hürde dar. Brandenburg müsste ein paar mehr Windräder installieren, außerdem sollen innerhalb von sieben Jahren alle Hausdächer der Stadt und auch die Radwege mit Solarmodulen bepflastert sowie sämtliche Häuser inklusive der Altbauten gedämmt werden. Auf den Hinweis, dass es die Handwerker dafür gar nicht gibt, entgegnen die Aktivisten, auch das sei kein Problem, das Hausdämmen ließe sich in zwei Wochen lernen. In der Stadt gebe es sogar eine Firma, die Dämmmaterial aus alten Zeitungen herstelle. Die Frage, ob die in vielen Cafés ausliegenden Tagesspiegelexemplare tatsächlich für alle Fassaden ausreichen, lassen die Klimaneutralmacher offen.

Überhaupt scheint es in ihren Kreisen ein Problem zu geben, Proportionen realistisch abzuschätzen; das wiederum verbindet sie mit der ARD-Korrespondentin aus Madrid. Um die 95-Prozent-Reduktion zu erreichen, müsste natürlich der Autoverkehr auf das Elektroautosegment geschrumpft werden. In dem ganzen Vorhaben steckt ungefähr so viel Realitätssinn wie in Maos Großem Sprung nach vorn, mit dem Unterschied, dass der zwischen 1958 und ’61 stattfand, die Kampagne zur großen Transformation Berlins aber in der Gegenwart. Wahrscheinlich erreicht der Volksentscheid eine Mehrheit. Die grüne Spitzenpolitikerin Bettina Jarasch unterstützt ihn mittlerweile, nachdem sie ihn erst als realitätsfern abgelehnt hatte, und sie befürwortet ihn mit dem Argument, die Politik brauche eben Druck. Durch ihre Rhetorik schimmert immer noch ganz leicht, dass sie dieses Vorhaben als völlig gaga erkennt, aber glaubt, irgendwie politisch profitieren zu können. Auch die Berichterstattungen der wohlgesinnten Medien, hier am Beispiel des ZDF, lassen sich nur schwer vom Werbematerial der Initiatoren unterscheiden. Kommt der Volksentscheid durch, dann gäbe es ein zusätzliches Gebiet, auf dem eifernde Anhänger einer Wirrlehre Berufspolitiker und damit die gesamte Gesellschaft so erfolgreich vor sich hertreiben wie jetzt schon die Sekte „Letzte Generation“. Als Bezeichnung für die Gesellschaftsordnung bietet sich am ehesten Deppokratie an. Also ein Zustand, in dem Leute, die nicht rechnen, nicht systematisch denken, nicht sinnvoll planen und dazu allerlei anderes nicht können, die überwiegend steuer- oder gebührenfinanziert leben und grundsätzlich nie Verantwortung für die Konsequenzen ihrer Forderungen übernehmen, dem gesamten Land den Takt vorgeben.

Es gibt neben „Die Verschwörung der Idioten“ noch einen anderen Roman, der sich als Begleitlektüre für die Gegenwart eignet: Rob Grants „Incompetence“, 2003 erschienen und leider nie ins Deutsche übersetzt. Grant entwirft eine nicht allzu ferne Zukunft in den Vereinigten Staaten von Europa, in denen qua Gesetz keinem der Zugang zu einem Beruf aufgrund von Alter, Rasse, Glaube oder Inkompetenz verweigert werden darf (“where no-one can be prejudiced from employment for reason of age, race, creed or incompetence”). Für den Ermittler Harry Salt, der einen Mordfall aufklären will, ergeben sich daraus Alltagsprobleme, die schon mit dem Reisen beginnen. Denn kaum ein Flugzeug kommt an, wie es soll, Gepäck verschwindet, im Hotel fehlt das Bett, und es gibt niemanden, der auf Beschwerden reagiert. „Der Flug war unspektakulär“, beginnt der Roman, „abgesehen von der Tatsache, dass der Pilot auf dem geringfügig falschen Airport aufsetzte und vergaß, das Fahrwerk auszuklappen, also verließen wir die Maschine über die Notrutsche, und ich verlor meine Schuhe.“ Das stellt ein ernsthaftes Problem dar, denn in Grants Vereinigten Staaten von Europa sind nicht nur Inkompetentendiskriminierung, das Rauchen und unstatthafte sexuelle Annäherung verboten, sondern auch lederne Fußbekleidung. Der Detektiv muss sich fortan mit einem frisch angeschafften veganen Ersatzpaar auf den Weg machen, das, wie es heißt, „aus Karottenleder und Pappe“ besteht.

In unserer Gegenwart funktionieren zwar die meisten Medien und die Berufspolitik schlecht, auch viele Schulen, Mobiltelefon- und Bahnverbindungen. Aber außerhalb der zentralen Stadtbezirke, in denen die Progressivsten der Progressiven eine Berlindämmung mit alten Zeitungen planen und sich über stromerzeugende Fernseher nicht wundern, existiert durchaus noch ein Kompetenzbereich. Klempner kommen und beseitigen oft in kundiger Weise eine Toilettenverstopfung, Bäcker backen Brot, Energiewerker sorgen dafür, dass die Kraftwerke laufen. Die Frage lautet also: Was passiert, wenn sich die Zustände im Zentrum ölfleckartig über die gesamte Gesellschaft ausdehnen wie in Grants Roman? Diese Entwicklung zeichnet sich zumindest ab. Laut IQB-Bildungstrend verfehlen in Bremen 31 und in Berlin 35 Prozent der Viertklässler die Mindeststandards im Lesen. Die Versagerquote beim Rechnen fällt sehr ähnlich aus. Und die Mindeststandards liegen, wie der Begriff schon andeutet, ohnehin schon sehr tief. Wer sie nicht erreicht, kann faktisch weder richtig lesen noch addieren und subtrahieren. Die Chance, dass diese Schüler später lernen, was sie in den ersten vier Jahren nicht schafften, steht leider nicht gut.

In der internationalen Vergleichsuntersuchung TIMSS für mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenz belegte Deutschland 2007 Rang 12. Im Jahr 2019 reichte es noch für Platz 28. Unter den deutschen Wohlgesinnten gelten Amerikaner außerhalb der Universitäten als dicke dumpfe Stiernacken, also als Figuren wie aus einer Claas-Relotius-Reportage. Im letzten TIMSS-Ranking landete Deutschland hinter den USA. Übrigens auch hinter Russland und der Türkei –und nur noch knapp über dem EU-Durchschnitt. Die ersten Ränge besetzen seit Jahren uneinholbar ostasiatische Länder. Ein Freund, der aus Ostasien stammt, erzählte dem Autor kürzlich, dass in der IT-Abteilung des Münchner Unternehmens, für das er arbeitet, viele Mitarbeiter sitzen, die aus Fernost kommen, in der Mathematikabteilung (es geht um Versicherungen) sogar überwiegend. Es dringt nicht viel davon nach draußen. Aber in anderen Unternehmen sieht es ähnlich aus. Ohne importierte Kompetenz würden die Deutschen ihren Alltag schon heute sehr viel anders erleben, nämlich „spannender, auch herausfordernder“ (Sylvia Kotting-Uhl). Der Freund wollte es auch kaum glauben, dass kürzlich ein Bagger, der eine Leitung kappte, den gesamten Frankfurter Flughafen lahmlegen konnte. Seine Frage lautete: „Gibt‘s da keine Redundanz?“ Offenbar nicht. Die kritische Infrastruktur der Bundesrepublik lässt sich wahrscheinlich schon heute durch ein paar entschlossene Saboteure viel leichter aus den Latschen kippen, als man beim FSB meint. In den Medien, besonders in den öffentlich-rechtlichen spielen diese Entwicklungen kaum eine Rolle. In der professionellen Politik bestenfalls punktuell. Das verwundert auch nicht. Wer sich selbst auf abschüssigem Gelände bewegt, dem fällt kaum auf, dass rechts und links von ihm noch vieles andere abwärts rollt.

Der in Ostasien geborene Freund erzählte auch noch von einer aus China stammenden Arbeitskollegin, die von einer der stark ostasiatisch bestimmten Abteilungen wieder in einen Bereich mit überwiegend einheimischen Sachbearbeitern wechselte. Sie kommentierte das mit dem Satz: „Jetzt arbeite ich wieder bei den Dummen.“ Mit der chinesischen Höflichkeit ist es manchmal gar nicht so weit her. Ihren anderen Kollegen würde sie das natürlich nie so sagen.
Das ist betrüblich. Fast alles, was gut funktioniert, brauchte eine lange Zeit, um sich herauszubilden. Es lässt sich aber im Handumdrehen ruinieren. Und eigentlich braucht es gar nicht so viele Abrissarbeiten. Es genügt schon, wenn sich irgendwann nur noch sehr wenige um den Erhalt komplexer Systeme kümmern. Die heraufdämmernde Deutsche Deppokratische Republik erfüllt diese Voraussetzungen wahrscheinlich tadellos.
In der Büchse der Pandora lag die Hoffnung bekanntlich ganz unten. Auf der letzten Seite der „Verschwörung der Idioten“ heißt es über den Helden, der viele Wirren durchstehen musste: „Der neue Zyklus würde ganz anders sein als alles, was er bisher erlebt hatte.“

 

 

 

 


Liebe Leser von Publico: Die Krise vieler Medien ist keine Krise der Nachfrage, sondern des Angebots. Während sich das Angebot auf der einen Seite verengt, entstehen gleichzeitig neue Medien, die zur Debattenkultur eines Landes beitragen. Denn es gibt viele Themen, über die gestritten werden muss. Für einen zivilisierten Streit braucht es Informationen, gut begründete Argumente und Meinungen.
Publico hat sein Angebot in den vergangenen Monaten erweitert; das Medium bietet mehr Beiträge, auch häufiger von Gastautoren. Dieses Wachstum ermöglichen die Leser mit ihren Beiträgen. Denn es gibt keine anderen Finanzierungsquellen, die Publico tragen.
Für andere Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt gilt das nicht. Verlage erhalten beispielsweise reichliche Zuwendungen – aus dem Bundesetat demnächst 220 Millionen Euro an sogenannten Förderungen. Außerdem 43,5 Millionen Euro in Form von Anzeigen der Bundesregierung im Jahr 2019 – wobei es 2020 mehr sein dürfte. Der Organisation „Neue Deutsche Medienmacher“ zahlte das Bundeskanzleramt 2019 für deren Projekte mehr als eine Million Euro. 
Dazu kommen noch großzügige Hilfen von Stiftungen diverser Milliardäre für etliche Medien. 

Publico erhält nichts davon, und würde auch weder Staats- noch Stiftungsgeld annehmen. Unser Unternehmen finanziert die staatlichen Subventionen durch seine Steuern vielmehr mit. Publico erhält nur von einer informellen Organisation Zuwendungen: seinen Lesern. Mit Ihren Beiträgen ermöglichen Sie die Beiträge auf Publico – auch umfangreichere Recherchen und Dossiers, die Honorare für Gastautoren und die Chance auf weiteres publizistisches Wachstum.
Jeder Beitrag hilft. Auch wenn Sie weder Regierungsbeamter noch Milliardär sind, können Sie mit Ihrer freiwilligen Zahlung erstaunlich viel bewirken.
Sie können einen Betrag Ihrer Wahl via PayPal überweisen – oder auf das Konto
Wendt/Publico
DE04 7004 0048 0722 0155 00
BIC: COBADEFF700

Herzlichen Dank.

Alexander Wendt: Weitere Profile:

Kommentare anzeigen (29)

  • Wenn man Deutschland mit Japan vergleicht, beides Industrienationen, beide Weltkriegsverlierer, beide nur bedingt souverän und in diese korrupte regelbasierte internationale Ordnung eingebunden, dann wird deutlich, die Verdummung hat ein Geschlecht.

    • Ja, so wie '33 die Verdummung auch ein Leitgeschlecht hatte, aber ein großer Teil des anderen Geschlecht sich anpasste, ist es auch heute. Das haben schon die Merkelianer gezeigt.

    • Niveauverluste sind möglicherweise nicht der Zweck von Quoten. Aber unweigerlich das Resultat, weil Geschlecht, Hautfarbe oder Herkunft eben keine Leistung markieren.

      • @ Gerald Gründler:

        Der Zweck der Quoten könnte auch das Ergebnis von Opportunismus sein. Die Ursache ist aber eindeutig und die liegt im Feminismus, jene Ideiologie, die jetzt schon ganze Generationen indoktriniert hat, Familien entwurtzelt und breite Schichten vaterlos hat werden lassen. Nahezu jeder ignoriert das lieber, aber der Schaden den der Feminismus in Deutschland angerichtet hat übertrifft die Kriegsfolgen. Neben dem Zustrom von Fremden hat nichts Deutschland mehr verändert. Die einen nennen dies Gestaltung, ich sage, das sind gesellschaftliche Waffen und das Ergebnis ist eindeutig, die Häuser stehen zwar noch, aber Deutschland ist eine Trümmerwüste.

  • Bereits Cicero hatte den Übergang von der Demokratie zur Ochlokratie, also der Pöbelherrschaft, beschrieben. Dessen Pöbelherrschaft liegt nah bei der Deppokratie

  • Eine Außenministerin, die das Stromnetz für speicherfähig hält, Kobolde in Batterien vermutet und Putin zu einer 360-Grad-Wende auffordert, passt schon mal hervorragend in die Deppokratie.

  • Schliesst sich wunderbar an an "Fake Nuss Spezial - von 18500 Fukushima-Toten...", Rubrik 'Medien und Kritik', wobei ich hier (ich will gar nicht erst Bescheidenheit vortäuschen) vielleicht auch auf meinen Kommentar dazu verweisen darf. Gehört irgendwie zusammen.
    - Die Vertrottelung war zu erwarten, wenn man in der Schulpolitik etwas zurückblickt. Die meisten werden zu jung sein, um sich daran zu erinnern, aber es gab in den 80iger Jahren die Diskussionen, was ist im deutschen Bildungswesen wichtiger, Fachwissen oder "soziale Kompetenzen"?
    Und die Diskussion damals erinnert wirklich an den Zustand, wie er in einem der oben erwähnten Romane beschrieben wird: das Überbetonen von "Fachidiotie" (einer der Lieblingsausdrücke von Ignoranten) versperre manchen Kindern den Zugang zum höheren Bildungswesen, sei damit asozial und undemokratisch. Mit anderen Worten: Inkompetenz dürfe nicht karrierehindernd sein.
    Abgesehen davon, dass man damit pauschal Arbeiterkindern unterstellte, sie könnten sich unter normalen Umständen im Bildungswesen schwer zurechtfinden - die Dreistigkeit, mit der so die Bedeutung von Kompetenz kleingeredet wurde, war erschreckend.
    Es müssten, so die linken Pädagogik-Erneuerer, die Barrieren für die höheren Bildungseinrichtungen gesenkt werden.
    - Das geschah auch. Mein damaliger Chef an der Uni. meinte, man könne den Bildungsniedergang in dramatischer Form mitverfolgen: "Von Semester zu Semester wird das 'Material' (damit meinte er Studenten) schlechter."
    Bis die meisten nicht mehr in der Lage waren, Seminararbeiten in einigermaßen korrektem Deutsch abzuliefern. Die Studenten begannen, über angebliche Arbeitsüberlastung zu klagen, obwohl ich ihnen in Seminaren nur etwa die Hälfte der Literatur zu lesen aufgab, die bei unserer Studentengeneration vorher als normal gegolten hatte.
    Dafür wurden sie bei den Noten anspruchsvoller. Eine "3" wurde höchstens noch zähneknirschend akzeptiert, eher wurde sich beschwert. Ein Kollege riet mir "gib den Trotteln doch eine gute Note, dann sind die zufrieden, und Du hast Deine Ruhe; aus denen wird doch sowieso nichts."
    In letzterem Punkt irrte er sich.
    Er übersah, dass "Haltung" - damals nannte man es noch nicht so - an die Stelle von Kompetenz und Fleiß trat. Mit jedem Jahr etwas mehr. Ideologie ersetzte Wissen. Und wenn einmal inkompetente Ideologen an den Schaltstellen sitzen, dann ziehen sie andere inkompetente Ideologen nach oben.
    Fachleute stören da nur (Northcote C. Parkinson: Jeder Angestellte wünscht, die Zahl seiner Untergebenen, nicht jedoch die Zahl seiner Rivalen zu vergrössern.)
    Das Endergebnis dieser langen Entwicklung sehen wir jetzt.

    • Sie sprechen mir aus Herz und Seele; seit langem (und nicht erst in der Bundesrepublik, auch gegen Ende der DDR) ist ein schleichender Prozess der Inkompetenz-Zunahme im Gange. Dieser Prozess hat in den letzten Jahren an Geschwindigkeit gewonnen, wie man an vielen Äußerungen und Taten (sofern die betreffenden Personen die Möglichkeit haben bzw. hatten, tätig zu werden) insbesondere der "nachwachsenden Generationen" erkennen muss (wenn man das will bzw. kann).
      Es gibt keinen Ausweg, ich bin auf Grund meiner Erfahrungen und Beobachtungen zutiefst pessimistisch. Das Schlimme ist, dass diejenigen, die Kompetenz nachweisen können, in vielen Fällen von den (bitte um Entschuldigung) Blitzdoofen vor sich her getrieben werden und das auch zulassen.

      • Ich war sehr pessimistisch, mittlerweile bin ich es weniger. Schauen Sie, ein Land zu führen oder zu organisieren, ist wie Autofahren: Wenn man es nicht kann und trotzdem tut, fährt man es früher oder später gegen die Wand. Wenn ich sehe, was die Grünen gerade industriepolitisch veranstalten, bin ich zuversichtlich, dass es eher früher sein wird. Sehr viel früher sogar. Habecks und Scholz' Politik hat ja fast schon venezolanische Züge angenommen.
        Was ist gut daran? Ganz einfach: Jeder - fast bis zum letzten naiven Gläubigen - sieht dann an seinem eigenen Geldbeutel, wie unfähig der Fahrer ist und wählt ihn ab.
        Der Nachfolger muss dann die Trümmer wegräumen, aber wir waren 1945 schon viel schlimmer dran.
        Sollte ich mich irren: Deutschland ist nicht das einzige schöne Land in Europa. In Italien und in Spanien ist es wärmer und das Essen ist sowieso besser. Und auch in der Schweiz, wo ich lebe, ist es alles andere als unerträglich.

        • @ Werner Bläser:

          Nach 1945 waren die Häuser kaputt, jetzt sind es die Menschen. Was soll man aufräumen und mit wem?

        • Mit Verlaub

          "In Italien und in Spanien ist es wärmer und das Essen ist sowieso besser. "

          Aber nein.
          Für ein Schäufele oder Roulladen lasse ich jede Paella und jede Pizza stehen. Wenns sein muss, dann ziehe ich mich eben warm an. Das bin ich längst gewöhnt. Bin ja schließlich hier zu Hause.

          Mit freundlichen Grüßen
          Thomas

  • Sehr guter Text. Ich wünschte, ich könnte über die Entwicklung lachen.

    (BTW: Für den - zugegebenermaßen nicht hochwahrscheinlichen - Fall, dass Sie von Frau Welz' Radio1-Schaffen durch meinen Twitterhinweis erfuhren, wäre dort ein Zeichen der freundlichen Kenntnisnahme nett gewesen.)

  • Angenommen, die "Deutsche Deppokratie" basiert schon zu einem großen Teil auf KI und im hiesigen Fall würde KI "Künstliche Idiotie" bedeuten, dann bestünde ja vielleicht noch Hoffnung. Sollte sich allerdings herauskristallisieren, dass die "KI" für "Künstliche Intelligenz" gar nicht die Fähigkeit besitzt, sich zu verselbständigen, sondern das Pendant gleichen Kürzels, sähe es freilich trüber aus...

    • @ A. Iehsenhain:
      Die "Deutsche Deppokratie" basiert hauptsächlich auf der natürlichen Idiotie junger, bunter Frauen aus dem Grün-Sektor... leider, leider äffen das schon fast alle im Bt mit unterschiedlicher Intensität nach! Einmal im Gang verbreitet sich das wie ein Lauffeuer und irgendwann hält jeder die "deutsche Deppokratie" für normal.

  • Der politisch gewollte Weg in die Tatsachen- und Problemblindheit wurde erstmals in einem von der ARD gefeierten 60-Minuten-Soloauftritt Angela Merkel bei Anne Will am 7. Oktober 2015 deutlich: Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise lehnte die damalige Bundeskanzlerin einen Aufnahmestopp kategorisch ab. Die Überwachung von 3000 Kilometer Staatsgrenze "etwa durch einen Zaun" sei nicht möglich. Bei der Frage nach Zahlen zur Zuwanderung verwies sie auf unterschiedliche Zählweisen. Sie selbst wolle sich an der Diskussionen über Statistiken nicht beteiligen. Es seien "sehr, sehr viele , aber das ist auch egal". Es gehe um das Ansehen Deutschlands in der Welt.

  • Sehr bedenklich das Ganze, und es wird uns und unser Land in eine schlimme Zeit führen. Wenn man sich die letzten Jahrzehnte anschaut und feststellt, dass die Bildung lange schon zunehmend vernachlässigt, Forschung und Wissenschaft nicht gefördert, sondern vergrämt, der Mittelstand immer weiter behindert wurde, kann man doch gar nicht anders, als zu konstatieren, dass das Ganze nicht schicksalshaft zufällig über uns hereinbricht, sondern systematisch planvoll.

    Nehmen zum wir Beispiel den immer größeren Blödsinn, der in der ehemals einigermassen verläßlich berichtenden ARD dem Publikum zugemutet wird:

    Einer Gesellschaft, die nichts mehr weiß, weil sie nichts mehr gelernt hat, kann man auf diese Weise jede noch so problematische Entwicklung schönreden. So, dass man mit der medialen Dominanz der Einheitsmedien ungehindert das zerstörerische Werk fortführen kann, ohne großflächig auf Widerstand zu stossen. Die ständigen Unsinnsmeldungen, die dann im Nachhinein korrigiert werden müssen, tragen gezielt zur weiteren Volksverdummung bei. Die ursprüngliche Meldung erreicht viele, die Korrektur wird von den meisten aber nicht mehr wahrgenommen, weil für diese das Thema abgehakt ist.

    Eine Lösung, wie man dieser Übermacht entgegentreten könnte, um die Katastrophe, auf die wir sehenden Auges zusteuern, abzuwenden, habe ich nicht. Einen kleinen gutgemeinten Rat vielleicht: Zieht euch warm an, es kommen schwere Zeiten!

  • Das Dilemma mit der Deppokratie, werter Herr Wendt, ist m.E. noch viel größer, als von Ihnen sehr trefflich und erschütternd beschrieben: denn sie entwickelt sich regelmäßig in eine Deppokratur! In die skrupellose Übernahme der Macht durch die von ihrer eigenen moralischen und geistigen Überlegenheit überzeugten dümmlichen Schein-Elite. Denn es ist die schiere Dummheit die diese Schein-Eliten dazu legitimiert, andere Menschen abzukanzeln, die ihnen sowohl in naturwissenschaftlich- technischen als auch in philosophisch-ethischen Wissensgebieten haushoch überlegen sind. Wir haben das während des Corona-Regimes erlebt, als bezahlte, großmäulige "Faktenchecker" anerkannte Naturwissenschaftler herunterputzten, als wären sie Lehrlinge. Schlimmer noch: diese in aller Regel "einfach gestrickten", aber durch ein überdimensioniertes Ego aufgeblasenen Angeber schrecken selten davor zurück, ihre fachlich und ethisch überragenden Mitmenschen zu demütigen, sie bloßzustellen, zu misshandeln und ihnen physische Gewalt anzutun, gerade weil deren berühmte "Gedankens Blässe" sich sehr häufig mit einem ausgeprägten Selbst-Zweifel paart, der die unabdingbare Voraussetzung für ernsthafte Natur- und Geisteswissenschaft darstellt. Dieser äußert sich in Bescheidenheit und Anstand - zwei Ingredienzien, die den geistig Überragenden gegenüber dem narzisstischen Rüpel wehrlos erscheinen lassen - zumal in den Augen der umherstehenden Speichellecker und dümmlichen Opportunisten. Wehe den Weißen Elefanten, wenn sie vor den Narzissten keine starken und klugen Hüter haben!

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN