Was haben folgende Wortmeldungen und Beiträge gemeinsam? Zum ersten der Hinweis auf beginnende Wüstenbildung durch die stellvertretende Bundestagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt, zweitens die Katastrophenmeldung des Bayerischen Rundfunks über abschmelzende Gletscher im Mangfallgebirge, deren Verschwinden die Trinkwasserversorgung in München gefährdet, drittens die in einem Gespräch mit der NZZ von der Autorin und Degrowth-Expertin Ulrike Herrmann vorgetragene Prognose, die Ozeane könnten kein CO2 mehr aufnehmen, ihre Speicherfähigkeit sei erschöpft und deshalb stehe eine Erderwärmung bis 2100 von sechs Grad bevor?
Nichts davon stimmt. Noch nicht einmal teilweise. Bei der so genannten Lieberoser Wüste, die den von Göring-Eckardt auf Twitter kommentierten Artikel illustriert, handelt es sich um einen alten Panzerübungsplatz in Brandenburg, der 1942 entstand, nachdem dort ein Waldstück abbrannte. Weil die Wehrmacht ihre Fahrzeuge kurz und die Sowjetarmee ihre Panzer dort ziemlich lange rollen ließ, blieb der sandige Boden auch anschließend weitgehend frei von Vegetation. An dem kleinen Brandenburger Wüstenfleck hat der Klimawandel also keine Schuld.
Abgesehen davon führt eine wärmere Durchschnittstemperatur langfristig zu mehr Niederschlag, nicht zu weniger. Seit 1910 stieg die jährliche Niederschlagsmenge in Deutschland um gut 10 Prozent. Für die Sommermonate gibt es allerdings keinen klaren Aufwärtstrend.
Und München – so viel stimmt immerhin an dem BR-Alarm – bezieht den Großteil seines Trinkwassers tatsächlich aus dem Mangfallgebirge. Allerdings fließt kein Gletscherwasser von dort in die bayerische Hauptstadt und es schmelzen da auch keine Gletscher klimabedingt oder überhaupt dahin – weil in den Bergen nahe der Mangfall überhaupt keine Gletscher existieren.
Jedenfalls nicht mehr seit Ende der letzten Eiszeit vor gut 12000 Jahren. Der Mangfallgebirgsgletschger der ARD-Anstalt entspricht also ziemlich exakt der Göring-Eckardt-Klimawüste von Brandenburg. (Der Bayerische Rundfunk korrigierte sich immerhin später).
Herrmanns These, die Ozeane seien, wie sie wortwörtlich meinte, „voll“ und könnten kein Kohlendioxid mehr aufnehmen, besitzt die taz-Redakteurin und rührige Wachstumswarnerin völlig exklusiv. Ozeane nehmen nach wie vor mehr CO2 auf als jedes andere System der Erde. In den oberen Breitengraden binden die Meere Kohlendioxid, in den unteren gasen sie auch CO2 aus. Aber insgesamt nehmen sie mehr auf, als sie abgeben.
Mehrere Untersuchungen bestätigen, dass sich die Aufnahme proportional zum CO2-Gehalt in der Atmosphäre entwickelt – steigt er, dann schlucken die Ozeane auch mehr. Einige Wissenschaftler prognostizieren, die Aufnahmefähigkeit könnte sich in Zukunft abschwächen. Andere sagen sogar voraus, sie könnte noch steigen. Aber wirklich keine ernstzunehmende Stimme stützt Herrmanns wirre Privatthesen. Und selbst die IPCC-Berichte gehen nicht von einer Erwärmung von 6 Grad in diesem Jahrhundert verglichen mit dem vorindustriellen Niveau aus.
In den drei Beispielen stellen Personen absurde Falschbehauptungen auf; Personen allerdings mit großer Reichweite besonders im Milieu der Klimakatastrophisten, die daran glauben, in einer globalen Endzeit zu leben. Die Liste lässt sich fortsetzen. Das neueste Bedrohungsnarrativ im Dreieck von Twitter, Medien und Politik lautet, dass Sommerwärme schon ab 30 Grad oder knapp darüber tödliche Folgen entfaltet. Wie sich menschliches Leben gerade in dicht besiedelten Weltgegenden wie Afrika, dem indischen Subkontinent und Südostasien überhaupt herausbilden und stabilisieren konnte, bleibt dabei unerörtert.
Auch hier tritt der Typus des Angstentertainers vor das Publikum: Wieder die Universalfachfrau Katrin Göring-Eckardt, neben ihr die auf Podien wie ARD-Presseclub, Spiegel Online und etlichen Konferenzen rastlos aktive Sara Schurmann
und ein weiterer Grünenpolitiker, der alle, die den “Nationalen Hitzeschutzplan” Karl Lauterbachs nicht vollumfänglich für nötig halten, als bösartige Klimakrisenrelativierer entlarvt.
Eine andere Bedrohungserzählung, die sich ungefähr auf der Ebene von Wüstenbildung in Deutschland und tödlichen 32 Grad bewegt – nur etwas komplexer – bedienten kürzlich Außenministerin Annalena Baerbock, Arbeitsminister Hubertus Heil und das ZDF gemeinsam: Auf ihrer Brasilienreise verwendeten beide ausgiebig das Schlagwort vom Amazonasregenwald als „grüne Lunge der Erde“, die angeblich Sauerstoff für die ganze Welt erzeugt, den „wir brauchen für uns und unsere Kinder“ (Heil). Der Mainzer Sender transportierte die Botschaft der beiden Politiker nachdrücklich und ungeprüft.
Die Mär vom Amazonasbecken als „Lunge der Welt“ wandert schon seit Jahren durch wissenschaftsferne Medien und politische Debatten, oft noch verbunden mit der Behauptung, der Regenwald in Brasilien und angrenzenden Ländern produziere 20 Prozent des weltweiten Sauerstoffs. Die Behauptung samt der frei erfundenen Zahl kursiert besonders wirkungsvoll seit 2019, nachdem der umweltbesorgte Schauspieler Leonardo di Caprio, der Fußballer Cristiano Ronaldo, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und andere sie in der Reaktion auf die Waldbrände in Brasilien verbreiteten (für die sich westliche Politiker und Multimillionäre bemerkenswerterweise nur in der Amtszeit des damaligen Präsidenten Jair Bolsonaro wirklich interessierten).
Die Legende von den 20 Prozent Sauerstoff für die Welt findet sich auch heute noch hier und da, etwa auf der Seite eines brasilianischen Öko-Reiseportals. Schon das Sprachbild von den „Lungen der Welt“ ist unsinnig; Lungen nehmen bekanntlich Sauerstoff auf und stoßen Kohlendioxid aus. Dass die 20 Prozent bezogen auf den Sauerstoff der Erde unmöglich stimmen können, müsste schon jeder Absolvent eines jedenfalls früher üblichen Geographieunterrichts bemerken. Pflanzen filtern Kohlendioxid aus der Luft, sie gewinnen auch Sauerstoff aus dem Wasser, das sie aufnehmen. Aber aus pflanzlichen Quellen stammt nur ein geringer Teil des atmosphärischen Sauerstoffs, der ganz überwiegend in prähistorischen Zeiten durch den Zerfall von Mikroorganismen entstand. Bei der Behauptung, der Amazonaswald würde 20 Prozent des Sauerstoffs produzieren, der weltweit durch Photosynthese entsteht, handelt es sich um eine Dauerfalschmeldung. Tatsächlich erzeugt er etwa neun Prozent des globalen Photosynthese-Sauerstoffs, bezogen auf die Menge, die an Land und durch Algen und Mikroben in den Ozeanen entsteht. Allerdings verbraucht das Ökosystem diesen Sauerstoff auch wieder komplett für sich selbst. Erstens dadurch, dass Pflanzen nachts durch zellulare Respiration Sauerstoff konsumieren. Zweitens verwandeln hunderte Millionen Tiere im Amazonasregenwald das O2 durch ihre Atmung wieder in Kohlendioxid um. Das ausgedehnte Grün in Brasilien dient als wichtiger Süßwasserspeicher, es gehört zu den artenreichsten Gebieten der Welt; Gründe existieren also genug, um dieses Gebiet zu erhalten. Aber es gibt netto keinen Sauerstoff ab, weder für uns und unsere Kinder noch für den Rest der Welt.
Ohne mediale Verstärker gäbe es den Immerschlimmerismus nicht. Wie sich kontrafaktisch gleich mehrere Seiten mit Endzeitgrusel befüllen lassen, demonstrierte vor Kurzem die Zeit in einem umfangreichen Dossier über Australien, den „geschundenen Kontinent“. Von der Redaktion wie von den meisten Lesern ist das Beschreibungsobjekt so weit entfernt, dass sich nur wenige aufmachen dürften, um selbst nachzusehen. Jedenfalls hält keine der Stakkato-Behauptungen “Feuer, Fluten – und ein immer bleicheres Korallenmeer“ einer Überprüfung stand.
Sowohl der Umfang der Buschfeuer als auch die Zahl der Opfer nehmen in Australien historisch ab statt zu, verglichen mit Riesenbränden wie dem von 1939 und 1974/75. Die Brände verursacht auch nicht der Klimawandel; sie entstehen entweder natürlich durch Blitzschlag oder durch Brandstiftung. Es gibt durchaus menschliches Verhalten, das sie verstärkt: der Verzicht darauf, Totholz gezielt abzubrennen, um die Brandlast zu verringern. Zum Zustand des Korallenmeeres meldete das Australian Institute of Marine Science schon im August 2022 eine im Wortsinn flächendeckende Erholung der in der Tat früher angegriffenen Bestände: nämlich die größte Korallenbedeckung des Great Barrier Reef seit 36 Jahren.
Mittlerweile zeigt sich ein bemerkenswertes Phänomen in der Klima- und Klimaangstdebatte. Einerseits formieren sich die Künder des nahenden Untergangs, die fast durchweg nicht aus dem Bereich der Wissenschaft stammen, von der Wüstenprophetin Göring-Eckardt, der Kapitalismusbekämpferin Herrmann, der Klimajournalistin Schurmann über Amazonaskenner im Bundeskabinett bis zu ARD- und Zeit-Mitarbeitern, die zur Gletscherschmelze vor ihrer Haustür oder zum Korallentod weit weg erschütternde Berichte verfassen, immer verbunden mit der Zeitansage fünf vor Zwölf, also dem Hinweis, dass nur noch zwei, fünf oder zehn Jahre beiben, um den Menschheitsuntergang zu verhüten.
Auf der anderen Seite stehen Wissenschaftler, die beispielsweise erklären, warum der Amazonas nicht als Weltlunge funktioniert und Klimaforscher wie Hans von Storch, Judith Curry und andere, die den Doomsday-ism, die ständige Drohung mit Kipppunkten und dem bevorstehenden jüngsten Klimagericht ausdrücklich für schädlich erklären. Erstens, weil der Daueralarmton eine rationale Debatte zerstört. Und zweitens, weil inzwischen schon zahllose verstrichene Kipppunktprognosen und Ultimaten in den Archiven liegen.
Nur zeichnen sich wissenschaftliche oder zumindest wissenschaftsnahe Texte etwa über den Sauerstoff-Kohlenstoff-Austausch im Amazonasbecken oder Schwankungen der Meerestemperatur durch Länge und eine gewisse Komplexität aus, zumindest im direkten Vergleich mit dem Tweet einer Grünenpolitikerin oder der Kapitalismus-abschaffen-wegen-Klima-Lehre einer taz-Autorin. Aus dem gleichen Grund sitzen eine Katrin Göring-Eckardt und eine Luisa Neubauer sehr viel häufiger zu Klimathemen in Fernsehstudios als etwa ein Hans von Storch. Er versteht etwas von der Materie.
Aus Sicht von Redaktionen und Talkshowmoderatorinnen disqualifiziert ihn das für die Art Sendung, die sie produzieren. Das heillose Schwatzen stellt mittlerweile eine Grundvoraussetzung dar, um große Podien der Aufmerksamkeitsökonomie erklimmen zu können, ob es sich nun um einen Erfinder wundersamer, aber leider nie gesehener Energieerzeugungsanlagen in Afrika handelt, Klimaesoteriker oder andere Quackperten. Wer öffentlich-rechtliche Sender konsumiert, bestimmten Leuten auf Twitter folgt und/oder zu einer Instagram-Gruppe von Anhängern der “Letzten Generation” gehört, lebt also in einer Art ständigem Partikelschauer der Meldungen vom bevorstehenden Weltenende.
Berichte über Wüstenbildung vor Berlin, baldigen Trinkwassermangel in München, Hitzschlag im Juli und austrocknende Seen bleiben nicht ohne Wirkung. Es gibt gerade unter den Jüngeren mit meist sehr schütteren naturwissenschaftlichen Kenntnissen nicht wenige, die fest daran glauben, demnächst klimabedingt zu verbrennen, zu ertrinken, zu verdursten und nicht mehr genügend Sauerstoff zu bekommen, jedenfalls dann, wenn die Regierung nicht sofort allerradikalste Maßnahmen ergreift.
Das führt zu Teil zwei des Angstklimas. Wo mediale Wüsten wachsen, blühen ganz realexistierende Psychosen und Neurosen wie noch nie. Das entgeht vielen Medien nicht – vorzugsweise denen, die das Dauerfeuer der apokalyptischen Nachrichten in Gang halten. Sie beginnen neuerdings auch die Angst selbst zu kultivieren und zu bewirtschaften. Beispielsweise das WDR-Format Quarks, das seine selbstgewählte Identität als Wissenschaftsmagazin auslebt. Unter der Überschrift „Darum müssen wir über Klimaangst sprechen“ zählt Quarks auf, wie stark der Katastrophismus schon wirkt:
„In der Wissenschaft ist ‚Klimaangst‘ längst ein eigener Forschungsbereich. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass das Phänomen tatsächlich weit verbreitet ist und in den vergangenen Jahren zugenommen hat. […] ‚Vor allem 16- bis 25-Jährige verspüren Ängste‘, sagt Gerhard Reese, Professor für Umweltpsychologie an der Universität Koblenz-Landau. In der Sinus-Jugendstudie 2021 gaben knapp 40 Prozent der Befragten an, große Angst vor der Klimakrise zu verspüren. Ihre drei größten Sorgen in diesem Kontext sind laut der Studie, dass extreme Wetterereignisse zunehmen, dass der Lebensraum von Tier und Mensch verloren geht und dass die Pole abschmelzen.
Auch die internationale Studie von der University of Bath im Vereinigten Königreich zeigt die Bedeutung von “Klimaangst” unter jungen Menschen. 60 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus zehn Ländern gaben an, besorgt über die Klimakrise zu sein. 45 Prozent gaben sogar an, diese Sorgen würden ihren Alltag bestimmen.“
Problematisch findet das WDR-Magazin daran eigentlich nur den Begriff „Klimaangst“ – denn der suggeriere, es handle sich um eine Krankheit, zumindest um einen unangemessenen Reflex und nicht etwa, wie Quarks erklärt, um eine „normale und gesunde Reaktion“. Auch die oben schon zitierte Zeit entdeckt die Kimaangst für sich und ihre Leser:
Wie, fragt sie, lasse sich mit dieser Angst umgehen? Sie sei jedenfalls „nichts, was man wegtherapieren sollte“, denn sie sei schließlich nicht eingebildet. (Was, ganz nebenbei, für ein bemerkenswertes Unverständnis von therapiebedürftigen Ängsten spricht: Die meisten Ängste, mit denen sich Psychotherapeuten beschäftigen, entspringen ja auch nicht der bloßen Phantasie, also etwa Angst vor Krankheit, Alter und Einsamkeit.)
Der amerikanische Psychologe und Autor Jonathan Haidt beschäftigt sich schon länger mit der messbaren Tatsache, dass etwa seit 2015 die psychischen Probleme von Teenagern stark zunehmen. Den Hauptgrund sieht er in der exzessiven Nutzung von Social Media-Plattformen.
Die Ausbreitung von Angststörungen und Isolationsgefühlen gerade bei Jüngeren dürfte auch in der Coronazeit noch einmal einen starken Schub erfahren haben, als beispielsweise in Deutschland ein Papier des Innenministeriums ausdrücklich zur Verbreitung von Angst- und Schuldgefühlen riet, unter anderem dadurch, dass Kindern eingeredet werden sollte, sie würden durch mangelnde Vorsicht ihre Eltern töten. Die systematische Klimaangsterzeugung („Ich will, dass ihr in Panik geratet“ – Greta Thunberg) fügt sich in ein größeres Bild. Ihre Besonderheit liegt darin, dass erstens die gleichen, die sie verursachen, sie inzwischen auch systematisch verwerten. Psychosen müssen nicht nur gezüchtet, sondern auch geerntet, zu Sträußen gebunden und den Betroffenen zurückverkauft werden. Nach diesem Muster entsteht gerade ein neuer vielversprechender Wirtschaftszweig, zu dem in Kürze mit Sicherheit beispielsweise eine eigene Klimaangst-Ratgeberliteratur gehört, die sich in Buchhandlungen auf einem Extratisch neben den Thunberg-, Neubauer- und Schellnhuber-Werken stapelt, aber auch Angstberater an Schulen, mit Steuergeld entlohnte Gutachter, Sonderforschungsbereiche und vieles mehr. Angstpolitik – Peter Sloterdijk prägte dafür den schönen Begriff ‚Phobokratie‘ – eignet sich auch dafür, politische Bildungen zu erzeugen. Das „Kollekt-Portal“ des „Progressiven Zentrums“, einer Denkfabrik für Gesellschaftstransformation etwa fordert verängstigte Jugendliche auf, „ihre Geschichte“ zu erzählen („wir wollen sie hören“).
Angst als Lebenszustand wirkt lähmend für den, der an ihr leidet. Sie macht unproduktiv. Für denjenigen, der Ängste bewirtschaftet, entfaltet dieser Zustand – jedenfalls, wenn er andere betrifft – durchaus belebende Wirkung. Dauerverängstigte finden sich eher als ausbalancierte Menschen dazu bereit, politischen Maßnahmen bedingungslos zuzustimmen, solange sie Schutz versprechen. Angst konditioniert. Sie führt dazu, dass die chronisch Furchtsamen sich selbst und ihrer Wahrnehmung nicht mehr trauen.
Für sie entwickelt die Zeit Online gerade ein neues Format: Die Plattform, so liberal wie „Quarks“ wissenschaftlich, fordert ihre Leser auf, gern auch anonym ihre geheimsten Verbotsphantasien aufzuschreiben. Nicht etwa Verbote für andere, sondern für sich selbst:
„’Protect me from what I want’ lautet ein berühmter Slogan der US-amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer: Schütze mich vor dem, was ich mir wünsche. In diesem Sinne möchten wir Sie fragen: Worauf würden Sie zwar niemals freiwillig verzichten, aber heimlich dankbar für eine staatliche Regulierung sein? Wovon würden Sie gern abgehalten werden? Von lauen Grillnächten mit Discounterwürstchen? Lustvollem Rasen auf der A2? Spontanem Inlandsflug nach Köln? Oder würden Sie sich am liebsten direkt den Diesel wegnehmen lassen? Sind Verbote wirklich so schlimm, wie sie sich anfühlen? Nehmen sie denen Möglichkeiten weg, die ohnehin schon wenig haben?
Erzählen Sie uns von Ihrer heimlichen Verbotsforderung im Formular, in den Kommentaren oder schreiben Sie eine Mail an [email protected]. Ausgewählte Beiträge wollen wir auf ZEIT ONLINE veröffentlichen, auf Wunsch auch anonymisiert.“
Auch hier tun sich Marketingmöglichkeiten auf. Als Aboprämie beispielsweise statt der Espressomaschine die neunschwänzige Katze aus Naturkautschuk. Es muss sich auch nicht jeder unbedingt selbst geißeln. Auch das nehmen Fachkräfte gegen Zahlung gern in ihre Hände.
Sämtliche Phobogeschäftsmodelle zeichnen sich im Wortsinn durch Nachhaltigkeit aus. Angst ist ein Stoff, der sich spielend leicht erneuern lässt.
Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.
Liebe Leser von Publico: Die Krise vieler Medien ist keine Krise der Nachfrage, sondern des Angebots. Während sich das Angebot auf der einen Seite verengt, entstehen gleichzeitig neue Medien, die zur Debattenkultur eines Landes beitragen. Denn es gibt viele Themen, über die gestritten werden muss. Für einen zivilisierten Streit braucht es Informationen, gut begründete Argumente und Meinungen.
Publico hat sein Angebot in den vergangenen Monaten erweitert; das Medium bietet mehr Beiträge, auch häufiger von Gastautoren. Dieses Wachstum ermöglichen die Leser mit ihren Beiträgen. Denn es gibt keine anderen Finanzierungsquellen, die Publico tragen.
Für andere Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt gilt das nicht. Verlage erhalten beispielsweise reichliche Zuwendungen – aus dem Bundesetat demnächst 220 Millionen Euro an sogenannten Förderungen. Außerdem 43,5 Millionen Euro in Form von Anzeigen der Bundesregierung im Jahr 2019 – wobei es 2020 mehr sein dürfte. Der Organisation „Neue Deutsche Medienmacher“ zahlte das Bundeskanzleramt 2019 für deren Projekte mehr als eine Million Euro.
Dazu kommen noch großzügige Hilfen von Stiftungen diverser Milliardäre für etliche Medien.
Publico erhält nichts davon, und würde auch weder Staats- noch Stiftungsgeld annehmen. Unser Unternehmen finanziert die staatlichen Subventionen durch seine Steuern vielmehr mit. Publico erhält nur von einer informellen Organisation Zuwendungen: seinen Lesern. Mit Ihren Beiträgen ermöglichen Sie die Beiträge auf Publico – auch umfangreichere Recherchen und Dossiers, die Honorare für Gastautoren und die Chance auf weiteres publizistisches Wachstum.
Jeder Beitrag hilft. Auch wenn Sie weder Regierungsbeamter noch Milliardär sind, können Sie mit Ihrer freiwilligen Zahlung erstaunlich viel bewirken.
Sie können einen Betrag Ihrer Wahl via PayPal überweisen – oder auf das Konto
Wendt/Publico
DE04 7004 0048 0722 0155 00
BIC: COBADEFF700
Herzlichen Dank.
Unterstützen Sie Publico
Publico ist werbe- und kostenfrei. Es kostet allerdings Geld und Arbeit, unabhängigen Journalismus anzubieten. Mit Ihrem Beitrag können Sie helfen, die Existenz von Publico zu sichern und seine Reichweite stetig auszubauen. Danke!
Sie können auch gern einen Betrag Ihrer Wahl auf ein Konto überweisen. Weitere Informationen über Publico und eine Bankverbindung finden Sie unter dem Punkt Über.
Rainer Möller
11. Juli, 2023Was “Zeit online” da bewirtschaftet, nannte man früher die “Furcht vor der Freiheit”. Ist Erich Fromms Klassiker wieder aktuell?
Wolfgang Kreipe
11. Juli, 2023sehr treffend!
angst hat schon bei corona wunderbar funktioniert und selbstverständlich die immer gleichen akteure. wenn der klimawandel es wieder erwarten nicht schaffen sollte die welt zu ruinieren, diese leute schaffenn es mit sicherheit. die ergebnisse kann man täglich besichtigen: weil kein geld mehr in der regierungskasse bei 52% staatsquote; unternehmenspleiten nehmen stark zu; die gesellschaft jetzt schon gespalten und die (faschos) rechten in ganz europa auf dem vormarsch. die merken nicht einmal das sie ihren vorstellungen einen bärendienst erweisen.
früher war es der teufel den der pastor von der kanzel herab predigte obwohl er ihn noch nie gesehen hat. heute ist es göring-eckhardt. warum sollte etwas was im mnittelalter gut funktioniert hat nicht auch heute gehen! so sind sie die progressiven. immer fortschrittlich auch wenn das mittelalter grüßen läßt.
Anjo
10. August, 2023Richtig. Nur leider sind es die Rechten, was früher ja mal für konservativ stand, die als einzige politische Kraft diesem Unsinn entgegenzuwirken scheinen. Rechts ist nicht gleich fascho. Und links nicht gleich RAF.
Andreas Stueve
11. Juli, 2023Herr Wendt, ausgezeichnet, wundabah. Wie immer. Gerade die jungen Leute legen Zeugnis ab über die um sich greifende Miss – Bildung in der besten BRD ever. Lassen wir die Journalistixe quarken und zeiten, Küchenhelfend*Innen Metereologie und Glaziologie spielen. Was macht eigentlich die Pippi aus Köttbullar – Land? Ist die schon Persona Non Grata, wo in Schweden doch neuerdings der National – Sozialismus reüssiert?
Und verwechselt Klamotten – Karl, der Fichige, eventuell Celsius und Fahrenheit? Fraaaagen über Fraaaagen
Roy
11. Juli, 2023“Umweltpsychologe”, was es so alles gibt. Die Klimaphobiker schaffen sich ihre Planstellen clevererweise selbst.
Wäre ich in diesem Lande Migrant, würde ich mich nicht wohlfühlen.
R.J.
11. Juli, 2023Vielen Dank für diese ausgezeichnete Kompilation und Analyse. In der Tat gibt es bereits von Bundesministerien geförderte Forschungsprogramme zu den sog. Klimaängsten der Jugend. Mir scheint ein Aspekt von Bedeutung, von dem ich nicht annehme, dass er in dieser Supportforschung adressiert wird, weil „zu gefährlich“. Und der betrifft die Persönlichkeitsmerkmale der Jugendlichen, die besondere Ängste haben und imbezil genug sind, besonders radikale Maßnahmen zu fordern, unter denen ganz wesentlich sie selbst leiden werden – doch dies zu erkennen, dazu reicht es subkranial nicht.
D. trägt ca. 2% zum weltweiten anthropogenen CO2-Ausstoß bei, andere Länder mit zehnmal so hohen Beiträgen befinden sich im Expansionskurs usw., in China alleine sind pro Woche zwei Kohlekraftwerke geplant oder im Bau usw., alles bestens bekannt. Angesichts der Unsicherheiten der Vorhersagemodelle, welche ihnen als prädiktiven, nicht direkt überprüfbaren Approximationen superkomplexer Gegebenheiten unvermeidlich innewohnen, gehen die 2% ohnedies komplett im Rauschen auf. Man sollte m.E. in der Lage sein, die 2% zum Gesamten in Beziehung zu setzen statt sie in wahnhafter Verkennung aufzublasen.
Leider habe ich über die Jahre feststellen müssen, dass bei jungen Leuten die Fähigkeit, auch nur die einfachsten Abwägungen sowie Plausibilitätsbetrachtungen vorzunehmen, oft nicht vorhanden ist. Dieses Defizit zieht sich allerdings weit durch die sog. Intelligenz, es ist fast schon konstitutiv. Die Behauptung eines afrikanischen technischen nobody beispielsweise, mittels Piezokristallen Energie für so und so viele Menschen zu erzeugen, kann man durch eine überschlägige Abschätzung, die im Kopf in zwei Minuten zu leisten ist, als geradezu schwachsinnig erweisen – Sie haben sich dieses Aberwitzes ja angenommen. Das hielt Herrn „Dr. med.“ E. v. H. nicht vom Lob ab, und dieser Herr ist zugleich „Honorarprofessor“ für „Wissenschaftskommunikation“ (!) an der Universität Marburg. Jemand, der nicht einmal eine simple Abschätzung hinbekommt, für die man keine spezifischen Physikkenntnisse benötigt? Geht es noch tiefer? Die alternative Erklärung wiese natürlich in Richtung charakterlicher und moralischer Defekte.
Das bringt mich zurück zu den Persönlichkeitsmerkmalen im Sinne einer Disposition, sich leichter kollektiv verrückt machen zu lassen. Dies erfordert sicher einen stärkeren Hang zu sozialer Adhärenz und einen geringeren Hang zur Selbständigkeit. Rudelheuler versus Einzelgänger, Anpassung versus Eigenständigkeit, um es plakativ zu sagen. Da bestehen große interindividuelle Unterschiede, und es gibt Forschungsinstrumente, um diese Dispositionsprofile zu erfassen. Zugleich fällt auf, dass sich unter den sog. Aktivisten und Nachläufern besonders viele Frauen befinden.
Nun gibt es guten Grund anzunehmen, dass unter Frauen verglichen mit Männern der Anpassungs- und Rudelmodus schon aus evolutionsbiologischen Gründen im Mittel stärker ausgeprägt ist. Man erinnere sich an die Tatsache, dass bei Auseinandersetzungen zwischen Gruppen in der Regel die Männer getötet und die Frauen und Kinder genommen wurden, an Frauenraub usw. usf. Man erinnere sich auch an die Praxis der Exogamie der Frauen in vielen tribalen Gesellschaften, alles Phänomene, die bestens bekannt und dokumentiert sind. Wir finden das alles auch in den Beschreibungen rezenter steinzeitlicher Gesellschaften wie den Eipo in Neuguinea oder den Yanomami im Orinokogebiet.
Und wir finden es bei Primaten, man schaue z.B. in entsprechende Kapitel in dem Buch „Primate Behavior and Human Origins“ von Glenn E. King, Routledge 2016. Bei Schimpansen etwa, die dem Last Common Ancestor vermutlich am nächsten kommen, wechseln Weibchen die Gruppe, während Männchen philopatrisch sind und verbleiben; auch können Weibchen geraubt werden. Den Weibchen wird in der neuen Gruppe abverlangt, Allianzen mit anderen Schimpansen zu schmieden und sich zugleich einzupassen, wobei sie sich gerne an hochrangige Männchen anlehnen, um vor einer initialen Aggression anderer Weibchen geschützt zu sein. Es gibt dann auch Frauenallianzen z.B. mit dem Effekt, die Macht eines Alpha-Männchens zu demontieren. Interessant sind beim Menschen natürlich zusätzlich die sekundären Rationalisierungen (auf die Menschen ihr Denken weitgehend verwenden), so in der Shari’ah, welche den Besitzübergang der Frau und die geforderte Anpassungsleistung explizit formuliert, siehe z.B. „Reliance of the Traveller”, O9.13 usw.).
Es gibt also guten Grund anzunehmen, dass sich Frauen aus evolutionär ererbtem Überlebensinteresse auch heute im Mittel stärker an äußere Einflüsse anpassen und sozusagen opportunistischer sind als Männer. Historische Beschreibungen des überwiegenden Verhaltens der Frauen unter politischen Zwangssystemen gehen damit konform. Natürlich gilt das immer nur im Mittel, und es gibt innerhalb der Geschlechter ein breites Spektrum an Dispositionen; deshalb sollte man nicht auf Einzelne schließen, aber die Frage nach dem mittleren Verhalten ist m.E. legitim.
Heute stellt sich nun die Frage, inwieweit mediale Amplifikationen und Kanalisierungen aus diesem – sozusagen lokal sinnvollen evolutionär entwickelten – Verhalten ein für die Gesamtgesellschaft destruktives gemacht haben, natürlich immer, wie es sich für Menschen gehört, rationalisiert durch Phrasen, die allzu bekannt sind (Fem/Klim/Rass/Gend/xyz). Eine interessante Frage ist ebenfalls, warum unter den 2015ff-Delusioniären besonders viele Frauen zu finden waren. Ich sehe bei diesen wahnhaften Verkennungen weniger die Attraktivität zugewanderter Virilität am Werke als vielmehr den massiven kollektiv-suggestiven Wahn, der – vor allem junge – Frauen dazu brachte, demonstrativ gegen ihre eigenen Interessen zu handeln, sofern diese Interessen die Verfügbarkeit über sich selbst betreffen. Darin verborgene Wünsche zu sehen, hielte ich für zu spekulativ, und wie so oft dürften kollektive Verblendbarkeit und gemeinsam zusammenstehende Dummheit als Erklärung ausreichen.
Vielleicht ist es für manchen Leser hilfreich, auf diese Weise die Sache auch aus ethnologischer, ethologischer und primatologischer Perspektive zu betrachten, zumal es offensichtlich auf Argumente gar nicht ankommt, da diese nur die Form von ad hoc-Rationalisierungen haben, inhaltlich gesehen also fast schon den Status der nichtverbalen Lautäußerungen von Primaten erreichen.
Manfred Müller
14. Juli, 2023Warum so kompliziert? Wir haben eine Generation mit zahlreichen wohlstandsverwahrlosten Mittelschichtskindern. Die Ursache ist in meinen Augen: der Anstieg der Produktivität seit Beginn der 80er und die Zuwanderung billiger Arbeitskräfte seit den 90ern. Beides hat immer mehr Menschen freigesetzt. Sie sehen keine Arbeit für sich die sich lohnen würde. Also krankenpfleger kommt nicht in Frage, zu schlecht bezahlt. Handwerk schon gar nicht, zu anstrengend. Beides aber ohnehin sozialer Abstieg und deshalb nicht erstrebenswert. Für ein Studium mit dem sich später Geld verdienen lässt recht das Talent nicht, aber wer gesteht sich das gerne ein? Trotz ihrer Einfältigkeit halten sich die Klimaaktivisten ja für Elite. Nachdem es mit dem Berufsleben also nicht so klappt suchen die Wohlstandsverwahrlosten eben andere Wege um dem eigenen Leben irgendeinen Sinn zu geben: Sie retten eben Flüchtlinge, das Klima, die rassistisch Benachteiligten und beschützen gleichzeitig noch die sexuell diversen. Volles Programm also, da bleibt kaum Zeit zum Nachdenken. An allen Ecken lauert Bösartigkeit, schließlich wird ja das bisher normale als schrecklich und gefährlich definiert. Die welt ist, so wie sie ist, ungerecht und muss verbessert werden. Wie haben sich diese sogenannten Antifaschisten, Faktencheker und anderen präkeren (Pseudo)akademikerInninnen auf Corona gestürzt! Endlich waren sie wichtig, forderten Solidarität, Zwangsimpfungen, Lager für Ungeimpfte und Sprechverbote für Andersdenkende! Die meisten der Themen die diese Leute beackern sind wissenschaftlich diffus. alles kann richtig und falsch sein, egal was jemand von sich gibt, man kann darüber diskutieren und niemand hat je ganz unrecht. Auch nur 2 % CO 2 sind immerhin 2 %. Hinzukommt dass diese Menschen Zeit haben, im Gegensatz zu Menschen die arbeiten können sie auf Sitzungen bis spät in die Nacht diskutieren und alle anderen vertreiben. Und so dominieren diese Menschen über kurz oder lang auch die Parteien und bilden so in unserer Republik auch an der Spitze die Wagenburg der Dummen. Immer wieder erheiternd und erfrischend wie Herr Wendt sachlich und ironisch den Schleier der selbstverliebten, schon fast religiösen Verklärung bei diesen Figuren beiseitezieht.
Und ich halte es für enorm wichtig dass er dies tut. Denn wir müssen uns dringend darüber im Klaren werden was hier eigentlich für Prozesse ablaufen, denn davon hängt unsere Zukunft ab. Insofern bitte ich Sie, sollten Sie meinen Kommentar lesen, diesen nicht als Kritik zu verstehen sondern als Anregung. mfg M.M
R.J.
15. Juli, 2023Vielen Dank für diesen Kommentar, ich stimme Ihnen inhaltlich völlig zu, nur ging es mir mehr um die evolutionär ererbten Mechanismen und Dispositionen, welche dahinter stehen. Und das Phänomen ist ja nicht unbekannt. Nehmen Sie die Fabeln des Äsop vom Fuchs (es gibt zwei Versionen), der die appetitlich aussehenden Trauben sieht, sie aber nicht erreichen kann und sodann schlechtredet. Das trifft es exakt. Der Fuchs hat nicht das charakterliche Format, einzusehen, dass ihm nun einmal nicht alles auf Erden beschieden ist, und also die Trauben denen zu überlassen, die sie erreichen können. Andererseits verfügt er nicht über die Kreativität, sich ein Werkzeug wie eine Leiter oder einen Greifer zu bauen, seine Intelligenz erschöpft sich in Schläue.
Der Typus, den Sie beschreiben und der seit dem Umsichgreifen einer formalen, aber nicht inhaltlich-substantiellen Bildung (Anbildung) einen enormen Zuwachs erhalten hat, ist genau von dieser Art. Es ist nach meiner Meinung auch nicht primär das Geld, das antreibt, sondern das Streben nach Distinktionsgewinn, das Geld ist eines der Vehikel dazu. Und da liegt es nahe, den komfortablen Weg zu wählen und sich auf quasi-moralische Manier Auskommen & Macht zu verschaffen und zugleich aufzuwerten, durch eine Art von parasitärer Erpressung. Entsprechend ist die bequemste Art, sich zu erhöhen, diejenige, andere zu erniedrigen, daher finden wir seit einigen Jahrzehnten überall das „vom Sockel holen“ und „dekonstruieren“. Mit dem Vergehen der Religion bzw. ihrer Transformation in eine Ego-Bespiegelung geht auch die Bescheidenheit verloren, und darunter leidet die Charakterbildung.
Entsprechend ist es, was die Wissenschaft angeht, geradezu phänomenal, wie heute der Dunning-Kruger-Typus geradezu explodiert ist. Hier hat m.E. die Populär-Wissenschaft einen wesentlichen Anteil, da sie dem typischen Angebildeten schmeichelt, sich auf der Basis von Aufschnappungen und suggestiven Visualisierungen ein Urteil bilden zu können, obgleich die tatsächliche Wissenschaft nie zuvor intellektuell so anspruchsvoll war wie heute und nie zuvor so viel Wissen und Erfahrung erforderte. Nach meiner Erfahrung findet man die im klassischen Sinn vernünftigen Leute inzwischen eher unter den „einfachen Leuten“ als unter „Gebildeten“, die oft nur ihre faktische Mediokrität als Superiorität inszenieren.
Manfred Müller
16. Juli, 2023Vielen Dank für Ihre Antwort!
Sie haben sicherlich recht was den Frauenanteil an den sogenannten Klimaaktivisten betrifft. Auch die Frage nach dem mittlerem Verhalten ist legitim. Bei Massenbewegungen scheitert die Einzellfallprüfung. Ihr Standpunkt dürfte an den allermeisten geisteswissenschaftlchen Fakultäten in Deutschland für einen kollektiven Aufschrei sorgen, Sie würden als biologistisch und in Folge natürlich als frauenfeindlich gebrandmarkt. Ihre Verurteilung als rechtsradikal wäre dann wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Aber es geht ja bei Alexander Wendt nicht darum die akademischen mainstream Meinungen möglichst noch eloquenter zu formulieren sondern darum die Gegenstandpunkte darzustellen, was eigentlich ja die ursprüngliche Aufgabe von kritischem Journalimus ist. Und was man auch in den sogenannten alternativen Medien kaum findet, auch dort werden ja zumeist nur plakativ Gegenstandpunkte formuliert, eine echte gründliche inhaltliche Auseinandersetzung mit den jeweiligen Argumenten vermisse ich oft.
Diese gründliche Auseinandersetzung ist aber Vorraussetzung für eine demokratische Willensbildung oder überhaupt für eine Willensbildung. Ein freier Wille hat ja zur Vorraussetzung dass man die Folgen der jeweiligen Entscheidung auch abschätzen kann und diese Folgen müssten deshalb ausreichend und kontrovers diskutiert werden.
Ich persönlich denke die Affinität mancher junger Frauen zu Männern aus islamisch geprägten Kulturen liegt an der Erziehung der Männer. Viele werden schon als Kinder als künftige Leader behandelt. Viele von ihnen entwickeln dadurch eine natürliche Autorität, eine selbstbewusste und sichere Ausstrahlung weitgehend unabhängig von ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen.
Zur Bildung: natürlich haben Sie recht was die eklatanten Bildungslücken betrifft, neulich hat mir eine Flüchtlingshelferin versichert wir, also Deutschland, seien zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Afrika moralisch verpflichtet weil wir ja Kolonien gehabt hätten und Afrika ausgebeutet hätten. Auch Nigeria sei deutsche Kolonie gewesen und zwar bis in die 60er Jahre, so genau wusste sie das nicht. Aus solchen einzelnen Begenungen kann man nicht ins Allgemeine schließen, aber erhellend finde ich das allemal.
Die Ursache ist in meinen Augen schlechte Schulbildung, die Kinder werden zu wenig geschult etwas auswendig zu lernen. Die Gedächtnisleistung nimmt dann ab, fürchte ich. Ohne ein Grundgerüst an Fakten im Kopf aber kann man keine Zusammenhänge erkennen. Zum anderen ist die Individualisierung ein Problem. Jeder wird angehalten einen eigenen Standpunkt zu formulieren statt zu versuchen zunächst den Standpunkt des anderen zu verstehen. Da sind Handwerker im Vorteil. Sie müssen klar denken, ihr Gehirn wird auf Fakten geschult, ein einmal zu kurz abgeschnittener Balken ist – ohne wenn und aber – zu kurz. Der Schnitt lässt sich auch nicht durch das Drücken der Reset Taste rückgängig machen. Ein Handwerker erlebt auch immer wieder dass ein Gegenüber, dreckig, vielleicht moralisch verkommen, vielleicht der Sprache nicht richtig mächtig, vielleicht sogar angetrunken in der Sache um die es geht Recht hat. Und zwar weil er zwar nicht schlau ist, aber eben 30 Jahre mehr Berufserfahrung hat. Der Dunning Kruger Effekt wird auch vom Handwerk genutzt, fast jeder Außendienstmitarbeiter wird heutzutage rhetorisch geschult. Aber zum Schluß zählt eben das sicht- und messbare Ergebniss und das kann man schlecht schönreden. Da haben es Politiker einfacher.
Eine wichtige Frage an Sie wäre nun:
Sie meinen charaktrliche Disposition sei gut messbar. Wie? Ich muss gestehen dass ich durch die gelegentliche Lektüre aktueller Studien etwa der Bertelsmannstiftung vorgeschädigt bin. Zweitens:
Ist diese klimapanik ein auf Deutschland begrenztes Phänomen oder findet man es auch in anderen Industrienationen, etwa den USA, Japan, Österreich oder der Schweiz? Diese sogenannte 68 Revolution etwa war ja ein weltweites Phänomen.
Die Frage könnte man ausdehen auf das Flüchtlingsgedöns. Auch hier: ein deutsches Phänomen? ich habe gehört dass in GB beides, Klima und Flüchtlinge dort in diesen akademischen Mittelschichts Kreisen ähnlich gesehen wird wie hier. Aber wie ist das etwa in Japan? Ich wäre nicht enttäuscht wenn sich diese Fragen nicht beantworten liesen, aber eine klare Antwort, mag sie auch akademisch umstritten sein würde mich freuen. Ich halte nämlich nichts von diesem Geschwurbel das die meisten Akademiker heutzutage an den Tag legen um ja nirgens annzuecken. Die prüfen ja jedes Kommazeichen noch bevor sie es setzen ob es auch gendergerecht und mit den gängigen Klimamodellen kompatibel zu sein scheint. Und mit diesem Geschwurbel kann man zwar Karriere machen, es bringt aber nicht weiter. Ein Wort noch zu Populärwissenschaft: “Corona Fehlalarm” von Dr. Bahdi und Dr. Reiss ist auch Populärwissenschaft, oder? Ich denke es kommt eben darauf an wer schreibt und ob wissenschaftliche Sachlichkeit dahinter steckt oder ob mit Sensationsgier Verkaufszahlen erreicht werden sollen. mfG M.M
R.J.
18. Juli, 2023Vielen Dank. Die Fragen in Ihrem zweiten Kommentar versuche ich hiermit ansatzweise zu beantworten und wähle als formalen Antwortmöglichkeit den ersten Kommentar, damit der Text in der Breite nicht allzu schmal wird.
(A) Es gibt beispielsweise die klassischen „big five“, um eine Persönlichkeit in fünf latenten Dimensionen (Offenheit für Erfahrung, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus) zu charakterisieren, und dazu eine Unmenge an wissenschaftlicher Literatur.
(B) Meines Erachtens sollte man nur (z.B. mittels Suchmaschinen wie „pubmed“ u.ä.) nach wissenschaftlichen Arbeiten suchen. Was in die Medien gelangt, ist heute mit hoher Wahrscheinlichkeit absichtsvoll tendenziös und methodologisch anfechtbar oder zumindest von Journalisten falsch interpretiert. Das war auch bei Corona regelhaft so. Bertelsmann-Studien verwende ich allenfalls dazu, anderen aufzuzeigen, wie Pseudowissenschaft arbeitet.
Idealerweise sollte ein Journalist einem Wissenschaftler ähnlich sein in dem Bestreben, Tatsachen und Zusammenhänge möglichst genau zu beschreiben, so dass andere sich ihr Urteil bilden können und es einen Fortschritt der Erkenntnis gibt. Derart klassische Journalisten sind heute die Ausnahme. Vielmehr sammelt sich unter dieser Bezeichnung ein Typus, der nach meiner Erfahrung zu dumm & faul ist, in irgend etwas ernstlich kompetent zu werden, gleichwohl den Geltungsanspruch hat, über alles & jedes urteilen und andere belehren zu können, darunter auch tatsächliche Fachleute, da habe ich schon absurde Szenen erlebt. Was reüssiert, ist Meute. Und diese Subkultur ist autonom in dem Sinne, dass sie sich selbst in ihren Gesinnungsbrutschränken kultiviert.
(C) Die Sensationslust der Journalisten an sich ist natürlich nicht neu. So habe ich ein Büchlein von 1832 des Astronomen J.J. Littrow mit dem Titel „Über den gefürchteten Kometen des gegenwärtigen Jahres 1832 und über Kometen überhaupt“, in dessen Vorwort Littrow u.a. schreibt: „Über den Kometen, welcher nächstens mit der Erde zusammentreffen, und dadurch, ich weiß nicht was alles für Unglück verursachen soll, haben sich in den letzten Zeiten so viele ganz ungegründete Nachrichten und Besorgnisse verbreitet, daß eine Berichtigung derselben wohl nicht anders als wünschenswerth seyn kann. Besonders haben sich, wahrscheinlich des allgemeinen Interesses wegen, unsere Zeitschriften mit diesem Thema eifrig zu beschäftigen gesucht, so fremd dasselbe auch größtentheils den Verfassern derselben zu seyn scheint. Aber auch an eigentlichen Büchern über diesen Gegenstand fehlt es nicht, von welchen sich, wohl mit noch größerem Rechte dasselbe sagen lässt. [……]. Alle aber beinahe vertrösten uns auf eine Weise, die nur zu deutlich zeigt, daß sie selbst noch nicht recht bei Troste sind, und daß es ihnen sämtlich an den Kenntnissen und Gründen fehlt, die allein eine auf Überzeugung gegründete Beruhigung gewähren können.“
Das Büchlein ist eine wunderbar geschriebene, umfassende, sorgfältige Abhandlung über alles, was man zur damaligen Zeit über Kometen wusste und an Hypothesen formulierte oder auch spekulierte.
Der Unterschied zu heute scheint mir, dass – im Verein mit einem hohen Grad von expliziter und impliziter Synchronisation – (a) die heutige politische Unterlegung viel penetranter und bösartiger ist als es die damalige (nur partiell) religiöse war und dass (b) die Themen heute von den Mächtigen wirkungsvoll funktionalisiert werden.
(D) Ob es in D. eine besondere Inklination zum sozusagen gnadenlosen Fanatismus gibt, weiß ich nicht, aber die Annahme liegt nahe, da es so aussieht, dass in keinem anderen westlichen Land eine so gezielte, umfangreiche, durch systematische Verblendung abgeschirmte, lustvolle und geradezu nachhaltige Selbstzerstörung betrieben wird. Den dt. Weltbelehrungs- & Vorreitertypus kennen wir ebenfalls. Weltanschaulich sehe ich da die unheilvolle Linie der politischen Romantik vom Beginn des 19. Jh. über die Jugendbewegung, über die damit assoziierte, alle Bedenken beiseite wischende Begeisterung der sog. Intelligenz für den WK 1, über den von weiten Teilen der sog. Intelligenz (zur Verblüffung der Nationalsozialisten selbst) rasch adaptierten und bis zuletzt hochgehaltenen Nationalsozialismus, und dann bis heute zu den Grünen, in denen die Attitüde endlich die multimorbide Form der Letzten Degeneration annimmt.
(E) Andererseits muss man m.E. auch Spezifika der dt. Geschichte berücksichtigen. Nach dem WK 1 gab es den desaströsen Versailler Vertrag mit seiner Kriegsschuldzuschreibung usw., der den Übergang in die folgende parareligiöse Erlösung per NS begünstigte. Nach dem WK 2 gab es aus einer Reihe von Gründen im Westen das gegenteilige Extrem und eine eher zarte Behandlung der Westdeutschen. Das ist relevant, weil sie heute das Sagen haben. Vor allem gewöhnte man sich daran, niemals konkret verantwortlich zu sein, da man im Effekt niemals eigenständig handeln musste oder durfte. In dieser von Unbill abgeschirmten Treibhausatmosphäre konnte sich die hedonistische Hypermoral nicht nur in besonders exzessiver Form entwickeln, sondern ihre Vertreter konnten nach und nach auch alle Institutionen infiltrieren und an die Macht kommen. Die Verdammung aller Eigeninteressen, die man sich heiligenmäßig und engelsgleich glaubte erlauben zu können, führte dazu, dass über die Zeit kein rationales Profil dieser Interessen entwickelt wurde, nur globale Missionsvisionen. Besonders gravierend – und da sehe ich schon eine gewisse dt. Tradition – ist auch die sofortige Religionisierung aller Sachfragen (die man sehr gut an Corona nachverfolgen konnte, von der Dämonisierung der Epidemie als Menschheitsgefahr über das Erlösungsversprechen des Impfens bis zur demonstrativen Selbstkasteiung in Form der Lockdown-Maßnahmen; das konnte man vor einiger Zeit an einem Aufsatz des sog. Philosophen Habermas in geradezu wahnhafter Weise illustriert finden). Die Kombination all dieser Faktoren rächt sich jetzt, indem D. zur sich selbst wehrlos machenden Beute amerikanischer sog. Philanthropen, sog. NGOs, Milliardäre und Investoren zu werden droht. Sri Lanka im Großen.
Insofern scheint dann doch ein historischer Fluch auf diesem Land zu liegen, von dem parallel laufenden Zermürbungsangriff des organisierten Islam ganz zu schweigen. Signifikant sichtbare, unmissverständliche Islamkritik gibt es nach meiner Wahrnehmung in westlichen Ländern nur in den USA, bezeichnenderweise fast ausschließlich von bekennenden Christen, die es hierzulande nicht gibt bzw. die komplette Außenseiter sind. Von einem amerikanischen Autor, der viele Bücher zum Thema geschrieben hat und dessen Vorträge u.a. auf youtube zu finden sind, alle bestens mit Daten unterfüttert, weiß ich, dass seine Filme weltweit am häufigsten in der Türkei und in D. gesperrt werden, noch vor den islamischen Ländern. Das sagt alles.
Mit Japan kenne ich mich aus, aber mir scheinen die historischen, sozialen und geistigen Grundlagen inklusive der Wertschätzung der eigenen Kultur ganz andere als hier. Der Wokismus ist eine westliche Pathologie, die man als kombinierte Störung in ICD-10 einordnen könnte, und m.E. letztlich als Perversion des Christentums entstanden.
(F) Natürlich ist nicht alle Populärwissenschaft schlecht. Es gibt jedoch etliche Bücher und Autoren, die ich für tendenziös oder regelrecht irreführend halte und deren Werke ich bevorzugt in den Auslagen der Buchhandlungen sehe. Diese versorgen überdies ein Dunning-Kruger-Publikum, das die sog. öffentliche Meinung dominiert. Es ist aber nicht alleine die politische Infiltration, sondern oft auch das intellektuelle Niveau, was stört. So habe ich vor ca. 10-15 Jahren einmal in einer Bahnhofsbuchhandlung ein Werk des Autors Lesch über Kosmologie gekauft, weil ich sehen wollte, wie ein dt. Autor über so etwas schreibt. Ich selbst lese nur wissenschaftliche Fachbücher und als populärwissenschaftliche Ergänzung, aus der man immer wieder lernen kann, ab und an die entsprechenden Bücher angloamerikanischer Autoren. Bei Herrn Lesch stellte ich die Lektüre nach ca. 25 Seiten ein und überflog den Rest nur noch, weil so viel redundantes, infantiles, schwer erträgliches Geschwätz darin war und auch philosophisch oder wissenschaftshistorisch nichts zu lernen war; es ist eines der ganz wenigen Bücher, die ich weggeworfen habe. Amerikanische Autoren wie Steven Weinberg, Sean Carroll oder Frank Wilczek, teils Nobelpreisträger, schreiben auch populärwissenschaftlich um Klassen besser, und man liest sie mit Gewinn auch dann, wenn man selbst etwas von der Sache versteht. Inzwischen habe ich natürlich mitbekommen, dass Herr Lesch ein Feldprediger des Klimangeliums ist und ein Propheteus, der den Menschen die Gefahren des Feuers vorstellt statt es zu bringen, dafür allerdings vom allstaatlichen Adler belohnt statt angefressen wird, und ich finde, das passt zu ihm und seinen Adepten.
(G) Man muss m.E. unterscheiden zwischen genetisch festgelegten Verhaltensdispositionen, die dem Menschen generell als Primaten zukommen und die schon deshalb zu erwarten sind, weil Individuen nur endliche Gelegenheit und Zeit zum Lernen haben und es evolutionär vorteilhaft, ja zwingend ist, einen erprobten Rahmen zwecks raschen Entscheidens und effizienten Lernens bereit zu halten, sowie individuellen genetisch bedingten Variationen in einzelnen Persönlichkeitskomponenten, bei deren phänotypischer Ausprägung individuelle Erfahrung und Sozialisation natürlich ebenfalls eine Rolle spielen.
Was die generellen Dispositionen angeht, gibt es viele Daten zum Vergleich von Primaten und vor allem kleinen Kindern, die Gemeinsamkeiten zeigen, von Komponenten der Mimik über die besondere Aufmerksamkeit für spezifische Umweltfaktoren wie Schlangen bis zu der Art und Weise, wie durch Kombination von Aggression und Friedensakten Dominanzhierarchien aufgebaut werden.
(H) „Biologistisch“ bedeutet klassischerweise, dass man (a) eine Totalerklärung des Phänomens, die (b) auch moralisch verbindlich ist, versucht, oder mindestens eins davon. Ich kenne niemanden, der das heute unternimmt. Ironischerweise allerdings geht das „follow the science“ in diese Richtung, vor allem als Handlungsanweisung (b). In meinen Augen ist der Begriff primär eine der vielen bequemen Klassifikationen und rationalisierten Markierungen dafür, dass man zum korrekten Rudel gehört. So etwas sollte man m.E. in seiner sozialen Funktion betrachten, analog gewissen Lautäußerungen bei Primaten. Auf die Funktion kommt es an, nicht die Inhalte, ob das nun „biologistisch“, „jüdisch“, „ketzerisch“ usf. heißt, das ist austauschbar. Wenn Orthopäden auf biomechanische, physikalische Randbedingungen verweisen, oder Physiologen auf biochemische Randbedingungen, die wir mit Primaten und allgemein mit Säugetieren gemeinsam haben und die es zu berücksichtigen gilt, könnte man dies analog als „physikalistisch“ oder „chemistisch“ denunzieren. Und wir sehen ja schon Ansätze dazu, wenn sogar die Mathematik, d.h. eine der Disziplinen, die vom Ansatz her und auch historisch gesehen kulturunabhängig ist wie keine andere, inzwischen rassifiziert wird, offenkundig, um gewissen Leuten intellektuelle Anstrengungen zu ersparen. Der Fuchs des Äsop lässt täglich grüßen.
(I) Was die Beziehung zwischen individueller Persönlichkeit und politischer Ausrichtung oder praktischem Handeln angeht, gibt es eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten, mit Ergebnissen, die ich plakativ so zusammenfassen würde, dass Linke & Grüne eher vom Typus sind, der den konkreten eigenen Vorteil sucht, aber den gemeinschaftlichen Vorteil plakatiert und entsprechend zum Heucheln & Betrügen neigt. Hier zwei Arbeiten dazu.
Erstens: “Believing in climate change, but not behaving sustainably: Evidence from a one-year longitudinal study” von Michael P. Hall, Neil A. Lewis Jr., Phoebe C. Ellsworth im Journal of Environmental Psychology 2018, mit dem Abstract:
“We conducted a one-year longitudinal study in which 600 American adults regularly reported their climate change beliefs, pro-environmental behavior, and other climate-change related measures. Using latent class analyses, we uncovered three clusters of Americans with distinct climate belief trajectories: (1) the “Skeptical,” who believed least in climate change; (2) the “Cautiously Worried,” who had moderatebeliefs in climate change; and (3) the “Highly Concerned,” who had the strongest beliefs and concern about climate change. Cluster membership predicted different outcomes: the “Highly Concerned” were most supportive of government climate policies, but least likely to report individual-level actions, whereas the “Skeptical” opposed policy solutions but were most likely to report engaging in individual-level pro-environmental behaviors. Implications for theory and practice are discussed.” Konkretes Verhalten und verbales Bekenntnis divergieren also.
Zweitens: “Support for redistribution is shaped by compassion, envy, and self-interest, but not a taste for fairness” von Daniel Sznycera, Maria Florencia Lopez Seale, Aaron Sell, Julian Limb, Roni Porat, Shaul Shalvi, Eran Halpering, Leda Cosmides, John Tooby in PNAS 2017. Für signifikant halten die Autoren:
“Markets have lifted millions out of poverty, but considerable inequality remains and there is a large worldwide demand for redistribution. Although economists, philosophers, and public policy analysts debate the merits and demerits of various redistributive programs, a parallel debate has focused on voters’ motives for supporting redistribution. Understanding these motives is crucial, for the performance of a policy cannot be meaningfully evaluated except in the light of intended ends. Unfortunately, existing approaches pose ill-specified motives. Chief among them is fairness, a notion that feels intuitive but often rests on multiple inconsistent principles. We show that evolved motives for navigating interpersonal interactions clearly predict attitudes about redistribution, but a taste for procedural fairness or distributional fairness does not.” Konkreter noch heißt es gegen Ende des Abstracts: “Endorsement of redistribution is independently predicted by dispositional compassion, dispositional envy, and the expectation of personal gain from redistribution. By contrast, a taste for fairness, in the sense of (i) universality in the application of laws and standards, or (ii) low variance in group-level payoffs, fails to predict attitudes about redistribution.” Das ist natürlich höflich verpackt, aber man kann die Botschaft entnehmen, dass Linke im Sinne allgemeiner Gerechtigkeitsapostel im Mittel verglichen mit Nichtlinken eher hochmeinende Heuchler und faktische Schmarotzer sind.
Andreas Rochow
11. Juli, 2023Es wird schon irgendwo unter der Regie der in Oligarchenhand befindlichen USA als Anhängsel des WEF ein mehr oder weniger geheimes Treffen von “Experten”, Geheimdienstleuten und Unternehmen zur Hitze-Pandemie gegeben haben. Anders wären Medien und Regierende nicht in der Lage, uns mit gleichlautenden Signalen den Sommer zu vergraulen und ihn zur pathogenen Situation hochzujazzen. Klar, dass die Reaktion darauf sein muss, die Anstrengungen zur CO2-Reduzierung und zur Deindustrialisierung noch zu intensivieren. Diese Panik-Kampagnen laufen aber bei immer mehr Menschen ins Leere, weil die These vom menschengemachten CO2 als Ursache der “Klimakrise” falsifiziert ist! Es ist schon ein großer Unterschied, ob wir diesmal schuld an der x-ten Erderwärmung sind, oder ob wir uns an eine anspruchsvolle “Laune der Natur” anpassen müssen, für die den üblichen Verdächtigen keine momentan auper ihren PIK-Modellen keine vernünftigen Erklärungen einfallen. Zu lange wurden globale Durchschnittstemperaturen, “Extremwetterereignisse”, Wasserverknappung völlig einseitig und dumm als “gerechte Strafe” für industrielle Entwicklung, Energieverbrauch und “entfesselte” Mobilität gedeutet. Anpassungsmaßnahmen, wie sie der dänische Autor Björn Lomborg ( “Apocalypse No!”) seit 20 Jahren mit wissenschaftlicher Argumentation fordert, wurden nicht ins Auge gefasst. Dass unser Covid-Chefatastophiker wieder an erster Stelle dabei ist, Panik zu schüren und Überlebenstipps für die Krise zu geben, zu warnen und zu raunen, macht deutlich. wie kopflos die Aktivistenregierung der Bundesrepublik Deutschland ist. An die Klimafolge “Kopflosigkeit” hat das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) nicht gedacht. Die der Disziplinierung des Weltwetters gewidmeten Abermillionen sind verbranntes Geld, das anderswo sinnvoller hätte eingesetzt werden können. Auch das rechnet Björn Lomborg immer wieder vor. Das Deutsche Ärzteblatt hat sich auch schon an die Panikfront begeben; man darf davon ausgehen, dass von dort beruhigende Aufklärungsarbeit nicht zu erwarten ist.
Gisela Busch
11. Juli, 2023Was für eine beängstigend treffsicher formulierte Analyse von Alexander Wendt. Dass vor allem Kinder und Jugendliche für dieses furchtbar erfolgversprechende Klimaangst-Geschäftsmodell benutzt werden, weil sie aufgrund ihrer mangelnden Lebenserfahrung gegenüber den angesagtesten und zerstörerischsten Bedrohungsgefühlen am wehrlosesten sind, das schockiert mich am meisten. Die Folge: Auf die schon jetzt überlasteten Psychiater kommt eine ganze Generation angstgesteuerter Anpasser zu, die das eigenständige Einschätzen von Gefahren verlernt haben. Statt furchtlos ihr Leben in die Hand zu nehmen, bekommt von diesen jungen Leuten jener den meisten Applaus, der sich am effizientesten und publikumswirksamsten selbst verleugnet. DAS ist zum Fürchten!
Skepticus
11. Juli, 2023Hin und wieder stelle ich mir die Frage, ob ich womöglich etwas schief sehe und (bereits seelischen) Schaden genommen habe – oder ob ich richtig liege und Ihre sachlichen Berichte absolut zutreffend sind. Ihr neuester Bericht hat mich mal wieder überzeugt, dass ich wohl (noch) nicht Schaden genommen habe. Dr. Judith Curry ist mir sehr bekannt aufgrund ihrer Webside und dem Video-Gespräch mit Dr. Jordan B. Peterson. Das Sachgespräch erreicht demnächst bei Youtube die stattliche Zahl von einer Million Zuschauer. Dr. Hans von Storch kenne ich ebenfalls als Autorität der Klimaproblematik aufgrund seiner Sachkenntnisse. Sodann schätze ich auch insbesondere Ihre Hinweise auf das unvernünftige “Angstmachen” bereits bei Kindern anläßlich Corona, “ersonnen” in den Ministerien des Innern. Was soll man davon halten, wenn schon bei Corona Kinder in Angst durch eine Behörde versetzt werden sollten, die wohl kaum gefährdet und noch weniger Gefährder waren? Und nun also Klima. Wer verbreitet hier erneut Angst und Schrecken und will partout KEINE sachliche Aufklärung und meidet daher diese? An Herrn Wendt, Dr. Curry und Dr. von Storch liegt es ganz sicher nicht.
Georg Bauer
11. Juli, 2023Sicher, was hier zu der Angst vor dem “Klimakollaps” geschrieben wird, trifft in den Kern. Ich frage mich aber, warum man, wenn die Politik die Emission von Treibhausgasen reduzieren will, warum diese Ampelkoalition vieles macht, um die Treibhausgasemission zu erhöhen, die Ausweitung des Energiepflanzenanbaus auf den Ackerflächen, den Bezug von Kohlestrom aus Polen. Es werden ja auch keine Bilanzen für präferierte technische Lösungen vorgelegt, Elektroautos sind per Definition “klimaneutral”, ebenso wie Windkraftanlagen oder Solarplatten. Das aber hat nichts mit der Realität zu tun. Für die jetzige Regierung ist “Klimaschutz” nur ein Code, autoritär zu dekretieren, ohne sinnvolle Begründung, die Einführung disruptiver Techniken. Das und die Tatsache, daß die etablierten Medien dies mitmachen, ist das Problem
Thomas
12. Juli, 2023130 gutwillige Verächtlichmachungen
oder: Heuchler
• *Angst ist ein Stoff, der sich spielend leicht erneuern lässt.*
Das stimmt. Und im Gegensatz zum Klimawandel (den es gibt seit es Klima gibt) ist der menschliche Anteil an dieser Angst in hohem Maße menschengemacht.
• *In den drei Beispielen stellen Personen absurde Falschbehauptungen auf, Personen allerdings mit großer Reichweite besonders im Milieu der Klimakatastrophisten, die daran glauben, in einer globalen Endzeit zu leben*
Das stimmt.
Bei „young global leader“ Maischberger durfte ich gestern den Märchen des Meteorologen und TV-Moderators Sven Plöger lauschen, als er so ziemlich alle kruden Theorien und Computermodelle zur späten Stunde in einer Klimaerzählung zusammenreimte. Der Staatsfunk macht es unwidersprochen (und beitragsfinanziert) möglich. „Der Mann, der zwischen Bäumen steht“ (Maischberger) durfte dem als „Deutschlands bekanntester Förster“ dann assistieren.
https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/maischberger-und-zwei-gaeste-die-sich-lohnten/
Man ist wirklich blöd, wenn man heute noch zehn Stunden für seine Familie, sein Häuschen, seine Rente und sein Feierabendbier malocht.
Was noch? Nun,
die Sprüche einer grünen Dauergast-Herrmann von der taz ignoriert man am besten nicht mal. Aber den Vogel schoss dann Alev Doğan(The Pioneer) ab, als sie in den zarten Hinweis des tapferen Bosbach, die AfD-Wähler seinen doch nicht alle „Rechtsradikale und Nazis“, prompt hineingrätschte und die steile These anmerkte, daß:
„jeder, der AfD wählt, sagt, die Nazis sind für mich kein Problem“ Punkt
Nun haben wir im bunten Deutschland heute die Lage, daß die modernen Semantiker der Bewegung den Begriff „Nazi“ von den Nationalsozialisten bis hin zum rechten Flügel der CDU/CSU ausgedehnt haben. Und rechts davon herrscht bekanntlich Feindschaft (Merz). Und an der Macht beteiligt sind derzeit eben nicht „Nazis“, sondern „Neostasis“. Aber die Feindschaft des Herrn Merz wurde erst gestern wieder vom beitragsfinanzierten ZDF im so genannten „politischen Kabarett“ der „Anstalt“ (mitsamt Aiwanger) bis in die Iden des Merz verlacht. Sogar Newton wurde bemüht, weil „Wissenschaft“ und so … (lach). Wieso sich die CDU/CSU von der Bewegung in den Medien so widerstandslos verars…n lässt, ist ein Rätsel.
Übrigens wurde die Stimmungsmacherei „Pioneer“ dadurch bekannt, dass Interviewgäste mit dem hauseigenen Schiff und dem Springer-Konzern die Spree rauf- und runter geschippert werden. Bei Pioneer glaubt man offenbar fest an die grünen Methoden, den Klimawandel zu stoppen. Für 850 Euro im Monat (bzw. 10.000 EUR im Jahr) erhalten Gleichgesinnte (und solche, die es werden wollen) übrigens weitergehend freien Zugang zu den Veranstaltungen, sowie Zugang zu dem Kreis der Pioneer-Supporter. Bei ZDF-Maischberger („young global leader“, Schwab) darf jeder Mitarbeiter der Bewegung mal ran. Widerspenstige Stimmen natürlich nicht. Wenn das kein Anreiz ist, den Klimawandel zu begrenzen. 🙂
Würden Klimawandel-Grenzschützer wie Habeck einen Demokratietest West bestehen?
https://www.tichyseinblick.de/meinungen/robert-habeck-heidelberg/
Werner Bläser
12. Juli, 2023Wie R.J. oben ausgeführt hat, sind verschiedene Charaktertypen unterschiedlich aufnahmebereit gegenüber angsteinflössenden Kommunikationsinhalten. Ein ganzer Forschungszweig – nach dem Kommunikationswissenschaftler Carl Ivor Hovland früher gelegentlich “Hovland-Forschung” genannt – hat sich empirisch, in Experimenten und Felduntersuchungen, mit der Thematik befasst. Trotz der Unterschiede bei einzelnen Zielgruppen lassen sich einige generalisierende Aussagen zum Rezipientenpool als ganzem machen.
– Mein erster Kontakt mit empirischen Untersuchungen zu “Angstwerbung” vor einigen Jahrzehnten betraf die genauere Probe der Wirkung einer Zahnpastawerbung; dabei wurde mit grauslichen Bildern von schrecklich entstelltem, blutigem Zahnfleisch vor den Gefahren der Parodontose gewarnt. Wie sich herausstellte, nahmen die Rezipienten die Werbung nicht an – die Bilder waren so unangenehm, dass man sich einfach abwandte.
Im wesentlichen gilt unter Kommunikationsfachleuten auch heute noch, dass Angstwerbung BEI DER ALLGEMEINHEIT DES PUBLIKUMS nur unter seltenen, streng umrissenen Bedingungen breit wirksam sein kann.
Ein aktuelleres Beispiel dafür nennt der Wirtschaftspsychologe H. Müller-Peters auf dem Blog des IVW Köln, “Angst in der Werbung”, 29.3.22.
Cassie Hayward von der Univ. of Melbourne meint:
“A recent meta-analysis of fear appeals supports the conclusion that successful behaviour change ads require high fear (ads that make people stop and feel something), high threat (make people think “that could be me”) and high efficacy (make people think “I can do something about it”).” Quelle: “How fear advertising works”, ‘Pursuit’, Univ. of Melbourne, 10 June 2022.
Andere Experten sind noch wesentlich skeptischer. Auf der Webseite des Fachmagazins ‘Werben und Verkaufen’ (W&V) wird darauf hingewiesen, dass Angstwerbung durchaus ernste Gefahren für die beworbene Marke aufweisen kann (Nico Klink, “Werbung mit Angst – Gefahr für die Marke?”, 6.7.23).
Einigkeit scheint unter Fachleuten darüber zu bestehen, dass Angstwerbung wahrscheinlich wenig wirksam bleiben wird, wenn nicht ein plausibler (!), konkreter Ausweg aus der Gefahrenlage aufgezeigt wird. Desgleichen muss sich ein Rezipient sicher sein, dass er selbst persönlich von der aufgezeigten Gefahrenlage betroffen ist.
Unabhängig vom Spezialfeld der Angstwerbung belegen vielfältige Ergebnisse der Hovland-Forschung die intuitive Annahme, dass persuasive Kommunikationen nur dann funktionieren, wenn dem Kommunikator eine relativ hohe Glaubwürdigkeit zugemessen wird.
– Allgemein müssen persuasive Kommunikationen mehrere Hürden überspringen, wenn sie wirken sollen: Sie müssen zunächst einmal überhaupt bemerkt werden, sie müssen sodann geglaubt und richtig verstanden werden, und sie müssen auch längere Zeit im Gedächtnis verbleiben. Treffen sie auf negative Prädispositionen ( auf entgegengesetzte Einschätzungen), dann ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass sie nicht nur nicht geglaubt werden, sondern dass sie auch im Bewusstsein des Rezipienten in ihrer Bedeutung verfälscht werden – insbesondere nach einer bestimmten Zeitspanne, in der die Erinnerung an den genauen Kommunikationsinhalt verblasst.
– Ein anderes Feld der Sozialpsychologie ist die Untersuchung von “Themenkarrieren”. Anthony Downs hat in seinem grandiosen, klassischen Aufsatz über den “issue attention cycle” den Aufstieg, die Blüte, und den Fall von bestimmten Themen der öffentlichen Debatte untersucht (für eine allgemeine zusammenfassende Darstellung der Thematik könnte man in das relativ neue Buch von Andreas Gravert, “Zur Entwicklung von Aufmerksamkeit gegenüber Themen” hineinschauen – das Buch geht nicht sehr in die Tiefe, bietet aber einen ersten Überblick und ist online lesbar).
Nach Downs umfassen die einzelnen “Karriereschritte” eines Themas u.a.
1. die alarmierte Entdeckung einer Sache, 2. die euphorische Annahme des Themas,
3. die evtl. schockierende Wahrnehmung der Kosten, die mit der Remedur des Problems verbunden sind, und 4. danach das allmählich nachlassende Interesse (vereinfachte Darstellung).
Um ein konkretes Beispiel für den Übergang von Status 2 in Status 3 zu nennen, können wir den Streit um Habecks Heizgesetz betrachten. Obwohl die meisten Deutschen in Umfragen den Klimaschutz als wichtiges Problem angeben, sieht die Zustimmung zum Klimaschutz schon ganz anders aus, wenn man 20.000 Euro für eine Wärmepumpe plus die Kosten für eine etwaige Haussanierung ausgeben soll.
Zusätzlich greift hier – nach meinem Eindruck – langsam die Erkenntnis, dass alles, was wir national in Deutschland machen, für die Katz ist, angesichts dessen, was weltweit mit dem Klima passiert (ich sage nur: China). Hier ist die weiter oben angesprochene Bedingung für die Wirksamkeit von Angstwerbung angesprochen, die einen plausiblen Ausweg aus dem Problem voraussetzt.
– Einschub: Zudem muss man im Auge behalten, dass viele Umfragen zur Wichtigkeit von Themen fachlich schlecht gemacht sind. Eine gute Umfrage versucht, sicherzustellen, dass der abgefragte Themenkomplex bei den Befragten auf echtes Interesse und persönliche Betroffenheit trifft. Ist das nicht der Fall, antworten diese häufig einfach so, wie sie es als sozial erwünscht ansehen (“alle sagen das”). Als Ergebnis erhält man dann das, was wir früher als “empirische Monster” bezeichneten – Umfragewerte, die wenig Validität haben.
Das typische Beispiel dafür ist die immer wiederkehrende Umfrage nach der Einschätzung der “Arbeit verschiedener Minister”. Hier anzunehmen, dass mehr als einige wenige Prozent der Befragten irgendeine konkrete Idee von der tatsächlichen Arbeit dieser Politiker haben, ist höchst naiv – es handelt sich um eine reine Sympathiebewertung.
– Tony Hawthorne et al. verbinden in ihrem Aufsatz “Fear appeals in print advertising” (‘Journal of Advertising’, 2/1993) die Untersuchung von Furchtwerbung mit so etwas wie einer Themenkarriere. Sie stellen die These auf, dass die Stimulation von Angst beim Rezipienten zunächst den “Energielevel” steigert – aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Jenseits dieses Punkts (nennen wir ihn modern “Kipp-Punkt”) sollte die Angst sich negativ auf den Energielevel auswirken. Die Ergebnisse dieser Untersuchung waren nicht eindeutig, da nur zwei Printwerbungen untersucht wurden. In der Realität der politischen Werbung haben wir es aber oft mit ganzen Kampagnen zu tun, die ein hohes Mass an Intensität und Extensität beinhalten. Hier sollte nach dieser These ein Kipp-Punkt durch den Kumulationseffekt vieler Botschaften wesentlich leichter erreicht werden.
– Und in der Tat deuten etwa die Ergebnisse der renommierten ‘Pew-Research’ wenigstens indirekt darauf hin: Im Vorfeld der letzten am. Präsidentschaftswahl gaben 55% der Befragten an, sie seien erschöpft (“worn out”) durch die vielen medialen politischen Botschaften und Diskussionen (M. Anderson / B.Auxier, “55 per cent of social media users…”, in ‘Pew Research Center’, 19.8.20).
– FAZIT: Probleme lassen sich nicht dauerhaft in den Köpfen der Rezipienten auf einem gleich hohen Aufmerksamkeits- und Angstlevel halten. Besonders, wenn ein plausibler Ausweg aus der problematischen Lage nicht ersichtlich ist, wird das “Energielevel” des Themas abebben. Das Publikum stumpft irgendwann einfach ab, wenn es dauerberieselt wird.
Dabei lässt sich durchaus die These aufstellen, dass dies unterschiedliche Themen auf asymmetrische Weise betrifft. Wenn Personen sich direkt von Problemen betroffen fühlen können (Schliessungen von Schwimmbädern, gefährliche Innenstädte…), denen mit relativ einfachen Lösungen (Grenzschliessungen, weniger Pull-Faktoren) behoben werden könnten, dann dürfte dies auf Dauer höhere Aufmerksamkeitslevels ermöglichen als der Klimawandel, dessen zu erwartende Effekte eher in fernerer Zukunft liegen und die im nationalen Alleingang ohnehin nicht zu lösen sind – auch nicht mit immensen Kosten für den Einzelnen.
Ich rechne deshalb damit, dass sich auf die Dauer eher “rechte” Themen als politisch effektiver erweisen könnten als die gegenwärtigen linken Themen wie Klimawandel oder gar die lächerliche, nur wenige tausend Menschen betreffende LGBTQ-Kampagne.
R.J.
13. Juli, 2023Großen Dank für diesen Kommentar. Es wird Sie vielleicht interessieren, dass beispielsweise auch für abschreckende Photos auf Tabakpackungen, abhängig vom Zielpublikum, teils keine oder sogar kontraproduktive Effekte gefunden wurden. Ich finde es phänomenal, dass den typischen Protagonisten der Angstmonokultur & Hysteriezüchtung beim Ausbleiben des gewünschten oder imaginierten Effektes immer nur eine Dosissteigerung einfällt, sofern man überhaupt von „einfallen“ sprechen mag.
Werner Bläser
13. Juli, 2023Sie meinen diese Bilder von kaputten Raucherlungen, ich erinnere mich. Sie scheinen vom Fach zu sein, lieber R.J. . – Irgendwann nutzt sich jede Kampagne ab, und sei sie noch so hysterisierend. Die ganze ubiquitäre Kommunismuspropaganda mit der Angst vor Kapitalismus und einem westlichen Angriff im Ostblock hat ja zuletzt auch nur noch ein müdes Lachen hervorgerufen, obwohl die weitgehend gegenstimmenfrei ablief.
Gegenstimmenfreiheit haben wir gottseidank bei uns nicht, es blühen im Internet ja die konservativen Blogs auf wie die Serengeti nach dem ersten Regen. Das wird die Periode abkürzen, bis der Überdruss an der ganzen Panikagitation einsetzt, zumal uns die Herrschaften ja den Gefallen tun, selbst ihre Glaubwürdigkeit radikal zu demontieren. Es wird ja langsam dem letzten Normalbürger klar, dass diese Leute für ihre Regierungsjobs bis in die Haarspitzen unterqualifiziert sind. Insofern müssen wir eigentlich Graichen und Habeck dankbar sein.
Sie schreiben zu Recht, dass unter den Aktivisten auffallend viele Frauen sind. Das erinnert mich an die Aussage eines empirischen Kommunikationsforschers (ich weiss nicht mehr, ob bei Irving Janis, Wilbur Schramm, Bernard Berelson, Ray Funkhouser, McCombs und Shaw, Leon Festinger…), dass die ganzen Abwehrmechanismen der Rezipienten gegenüber persuasiven Kommunikationen, die man in “Regeln” fassen kann, bei Frauen nicht so funktionieren wie bei Männern.
Während sich Männer in solchen Situationen mit klar umrissenen kommunikativen Bedingungen statistisch erwartbar verhalten, lassen sich bei Frauen keine solchen klaren Verhaltensnormen erkennen. Es gab damals keine Erklärung für diese Diskrepanz, aber meine Zeit als Wissenschaftler ist lange her, vielleicht ist man heute weiter…
Für einen Einstieg in die Materie würde ich ausser den Arbeiten Hovlands, Lazarsfelds, Schramms und Janis’ die neueren Bücher von James Stiff und Paul Mongeau empfehlen (“Persuasive Communication”, 2016), sowie das von Richard Petty und John Cacioppo (“Attitudes and Persuasion”, Erstveröffentlichung 1996).
Oder auch, was speziell Umweltfragen betrifft, H.H. Chang, “The Yale model of green message sharing…”, in: ‘Online Information Review’, 2/2022, leider nicht gratis lesbar).
Rudi
12. Juli, 2023Die Umfrage in der Zeit über Verbote wäre wohl früher nur am 1. April erschienen. Oder ist das ein Beitrag unter der Rubrik “Satire”?
k.d.m.
12. Juli, 2023Hans von Storch war schon zu meiner Zeit als Donaldist ein “Guter”.
Stephan Fleischhauer
13. Juli, 2023Einen wichtigen Zusammenhang zwischen Trockenheit/Waldbränden und Klimawandel hat Herr Wendt leider nicht verstanden.
Zitat
“Abgesehen davon führt eine wärmere Durchschnittstemperatur langfristig zu mehr Niederschlag, nicht zu weniger.”
Die höhere Temperatur für zu einem Anstieg der Verdunstung (3% mehr pro °C), aber auch zu einer Abnahme der realtiven Luftfeuchte (7% mehr Wasseraufnahmefähigkeit pro °C). Daraus folgt, dass es trotz stärkerer Verdunstung länger dauert, bis Wasserdampfsättigung erreicht ist. Niederschläge werden seltener, aber heftiger. Seltene, heftige Niederschläge tendieren aber dazu, über Flüsse ins Meer abzufließen. Deshalb ist tendenziell mit mehr Trickenheit zu rechnen (tendenziell, denn es spielen nich andere Faktoren eine Rolle).
Das sagt übrigens auch das IPCC.
Mehr Niederschlag bedeutet akso keine Entwarnung.
Fakt ist auch, dass in Deutschland der Grundwasserspiegel sinkt.
Zitat
“Die Brände verursacht auch nicht der Klimawandel; sie entstehen entweder natürlich durch Blitzschlag oder durch Brandstiftung.”
Brände entstehen nur, wenn die Bedingungen stimmen, d.h. wenn die Vegetation trocken ist. Extreme Waldbrände hängen nicht mit der besonderen Häufigkeit von Gewittern zusammen, sondern mit besonderer Trockenheit.
Man kann Waldbrände gut voraussagen – im Gegensatz zu Blitzen und Gewittern. Die eigentliche Ursache ist eben Trockenheit.
Herr Wendt hat natürlich recht mit seiner Kritik an der überemotionalen Rhetorik der Klimaaktivisten, mit denen ich mich selbst schon oft angekegt habe.
Aber er hat nicht wirklich Ahnung von der Physik hinter dem Klimawandel und lässt sich gelegentlich von Klimaskeptikern hereinlegen.
Publico
13. Juli, 2023Lieber Stephan Fleischhauer,
Alexander Wendt lässt sich schon deshalb nicht von Klimaskeptikern hereinlegen, weil er keinen kennt und auch nicht recht weiß, welche Personengruppe durch diesen Begriff umrissen werden soll. Zu den einzelnen Punkten: Der Anstieg der durchschnittlichen Niederschlagsmenge in Deutschland (seit 1900 um etwa 10 Prozent) bedeutet weder eine „Entwarnung“ noch eine „Warnung“. Er ergibt sich schlicht aus den meteorologischen Daten, die für die Sommermonate übrigens keinen Trend aufweisen. Was die Brände in Australien (und generell) betrifft: Ohne Zweifel verstärkt eine Austrocknung der Vegetation die Wahrscheinlichkeit für ausgedehnte Wald- und Buschbrände. Nur herrscht im Süden Australiens generell ein ausgeprägt trockenes Klima. Das verhielt sich auch schon vor 150 und 100 Jahren so. Der führende australische Wissenschaftler auf dem Gebiet der Buschbrandbekämpfung David Roy Packham weist darauf hin, dass die Erhöhung der Durchschnittstemperatur in Australien um etwa 1 Grad seit Beginn der systematischen Messungen aus seiner Sicht die Wahrscheinlichkeit für Buschfeuer nicht erhöht https://www.publicomag.com/2020/01/diesmal-brennt-es-anders-das-elend-der-deutschen-buschfeuer-berichterstattung/.
Als Hauptursache der meisten Brände sieht er eine hohe Brandlast (fuel load).
– Redaktion
Werner Bläser
14. Juli, 2023Ich bin kein Experte für Klima. Aber in den entsprechenden Fachzeitschriften ist z.B. eindeutig zu lesen, dass die Sahelzone – sehr lange ein spezielles Sorgenkind wg. Trockenheit – seit einigen Jahren ergrünt. Ich weiss nicht, ob das überall der Fall ist, aber in wenigstens in einigen Gegenden scheint es deutlich feuchter und grüner zu sein.
Stephan Fleischhauer
15. Juli, 2023Das ist völlig normal, dass sich die globale Erwärmung regional unterschiedlich auswirkt. Mit der Erwärmung ändern sich ja auch Strömungsmuster in der Atmosphäre und in den Meeren. Ich schrieb deshalb: “Deshalb ist tendenziell mit mehr Trockenheit zu rechnen (tendenziell, denn es spielen noch andere Faktoren eine Rolle).”
A. Iehsenhain
13. Juli, 2023„Erzählen Sie uns von Ihrer heimlichen Verbotsforderung“…
So hören sich die neuen Sex-Hotlines nach der Zeitenwende an, im hiesigen Fall beim berühmten Phobo-Pornomagazin ZEIT.
„Sind Verbote wirklich so schlimm, wie sie sich anfühlen?“ Nicht mehr ganz so schlimm fühlen sie sich vielleicht noch dort an, wo bei schönem Badewetter der Weiße Hai im Wasser lauert (oder das Pilzschirm-Toupet von Sara Schurmann).
Nach Ansicht von C. Ronaldos Feuerwalzen-Fotos stellte ich mir die Frage, ob bei den Klimasochisten womöglich bewusst solcherart Ablichtungen gewählt werden, die alten Meistern nahe kommen, z. B. den apokalyptischen Bibeladaptionen eines John Martin (1789-1854). Letzten Endes landet man bei dieser allseits chaotischen Vermischung von Themen und Weltanschauungen wieder bei Monty Python, vor allem hinsichtlich dem „was nicht passt, wird passend gemacht“: z. B. mit Gerry Schlick, dem Produzenten von „Scott of the Antarctic“, der als Location dummerweise einen englischen Badestrand im Sommer wählt (den man zunächst noch mit „Wintrex“ weiß zu pinseln versucht) und demzufolge mit etlichen Logikproblemen im Drehbuch zu kämpfen hätte, weshalb man den Film am Ende in „Scott of the Sahara“ umbenennt. Ein anderer MPFC-Protagonist würde sich ferner als Modellierer des Klimazeitgeistes eignen – Sir George Head, der alles doppelt sieht und beide Gipfel des Kilimandscharo besteigen will. Er könnte Schellnhuber assistieren, dem großen Thermo-Multiplikator phantastischer CO2-Steigerungsraten…
Stephan Fleischhauer
13. Juli, 2023Der Hinweis auf die erhöhte Niederschlagsmenge im obigen Artikel ist klar im Sinne einer Entwarnung zu verstehen. Hier soll der Tatsache widersprochen werden, dass eine Erhöhung der Lufttemperatur Wüstenbildung begünstigt. Wenn Herr Wendt das so nicht sagen will, sollte er sich präziser ausdrücken.
“Ohne Zweifel verstärkt eine Austrocknung der Vegetation die Wahrscheinlichkeit für ausgedehnte Wald- und Buschbrände.”
Aha. Warum steht dann im Artikel folgendes?
“Die Brände verursacht auch nicht der Klimawandel; sie entstehen entweder natürlich durch Blitzschlag oder durch Brandstiftung.”
Publico
13. Juli, 2023Es steht dort, weil ein Unterschied zwischen „Verstärkung der Wahrscheinlichkeit für X“ und „Ursache von X“ besteht.
– Redaktion
Stephan Fleischhauer
13. Juli, 2023Das ist nicht gerade überzeugend. Der Klimawandel wird im Satz explizit erwähnt, und es wird suggeriert, dass er keinen Einfluss hat.
Irgendwie wollen Sie sich gerade herausreden.
Warum machen Sie nicht ein kleines Update? Man kann doch im nachhinein eine missverständliche Formulierung ändern. Lässt sich als entsprechend kennzeichnen, und gut is.
Sie möchten gern bei Ihren irreführenden Suggestionen bleiben?
Thomas
17. Juli, 2023In die Irre führende Suggestionen
Irgendwann wird die Hitzepanik an oder mit ihrer eigenen Hitze zu Grunde gehen; und die Elektro-Autoindustrie an Physik, Chemie und am Markt. Daß sich das Panikorchester dann mit seinen Luft- und Bodentemperaturen selber treu bleiben wird, zeigen die Debattenbeiträge des Panikorchesters durchaus deutlich auf.
Herzlichen Dank!
Thomas
14. Juli, 2023Warnhinweise
„Der Hinweis auf die erhöhte Niederschlagsmenge im obigen Artikel ist klar im Sinne einer Entwarnung zu verstehen.“
Im Grunde
ist eben auch der Hinweis
auf die Gefahr der Leugnung von Klimagefahr
ein Hinweis auf die wirklichen Ursachen in der Debatte.
Gratuliere! 🙂
pantau
15. Juli, 2023Ich halte es umgekehrt für eine irreführende Suggestion, den Klimawandel für konkrete Buschbrände verantwortlich zu machen. Von wieviel Grad real gemessener Temperaturdifferenz zum Mittelwert vergangener Jahrhunderte reden wir? Welche brandverursachenden Variablen haben sich im Vergleichszeitraum erheblicher verändert? Wenn Nebel Unfälle verursachen kann, die Nebendichte um ein Mikrojoda zunimmt, aber im Beobachtungsgebiet eine Disco eröffnet hat, muss der Physiker sich einfach mal zusammenreißen und seinen theoretischen Wert theoretischer Wert sein lassen. Suff am Steuer kommt für einen Anstieg von Unfällen signifikant eher infrage als die minimale Zunahme der Nebeldichte. In Australien hat man aus scheinökologischen Gründen verboten, Unterholz zu roden, wie es die Aborigines über Jahrhunderte getan haben. Noch eine Anregung: sollte nicht jeder Wissenschaftler primär ein Skeptiker seines Gebietes sein, nach dem trivialen Merkmal jeder echten Wissenschaft, Falsifikation als Endpunkt im Auge zu behalten, also alles positive Wissen vorläufig ist? Wer daher ironiefrei “Klimaskeptiker” sagt oder schreibt, ist bereits auf dem Gebiet der Wissenschaft durchgefallen. Ideologen bitte draußen bleiben, Danke.
Werner Bläser
17. Juli, 2023Hier dreht sich jetzt die Diskussion um einen meiner Meinung nach weniger relevanten Aspekt: nämlich ob die Klimaerwärmung zu mehr oder weniger Trockenheit führt. Es geht aber m.E. darum, wie katastrophal oder moderat die Folgen dieser Tatsache ausfallen werden. Wobei man eventuelle Gegenmassnahmen mit einberechnen muss
(z.B. Küstenschutz, wie es Prof. von Storch erwähnt).
Zweitens: Selbst wenn man annimmt, dass die Erwärmung zu sehr nachteiligen Ergebnissen für Europa führen würde, muss man immer noch berücksichtigen, wie rational es ist, allein in Deutschland radikale Massnahmen gegen diese Entwicklung zu ergreifen. Mit welchen Kosten.
Nützen nationale deutsche Massnahmen irgend etwas in Bezug auf das Weltklima?
Das ist die Frage, um die es eigentlich geht. Wenn nicht, hat es keinen Zweck, Panik-Politik zu machen. Wir müssen die bestmöglichen Gegenmassnahmen ergreifen, die uns schützen (z. B. Wiedereinschalten der Kernkraftwerke).
Deutschland kann das Weltklima nicht retten.
Und wer glaubt, wir hätten eine Vorbildfunktion, sollte zum Arzt gehen.
Werner Bläser
19. Juli, 2023Nachhall: Jüngstes Paradebeispiel für Herrn Wendts Ausführungen – die Wettervorhersage von 48 Grad Celsius am Mittelmeer, die vor einigen Tagen durch die Medien spukte. Es waren BODENTEMPERATUREN, die in der Vorhersage der NASA gemeint waren, und die können wesentlich höher sein als Lufttemperaturen.
Einige Medien haben, als sie den Fehler merkten, ihre Meldungen stillschweigend einkassiert, ohne sich zu entschuldigen. Einige, wie etwa die Fake-News-Schleuder N-TV, halten an der Panikmache fest. Sie berichten von erstickender Hitze von weit über 40 Grad im Süden, etwa in Rom. Ich habe das überprüft.
Es ist einfach falsch.
Die Römer melden für einen römischen Sommer ganz normale Temperaturen. Für die nächsten Tage sind übereinstimmend von mehrere Wetter-Webseiten Temperaturen im mittleren 30iger Bereich vorhergesagt. Die Webseite ‘Archivio Meteo Storico Roma’, wo man die Klimadaten der letzten Tage einsehen kann, bietet auch nichts besonders Angsteinflössendes. Völlig normale Mittelmeertemperaturen, Spitze bei 36 Grad (ich fahre da seit 40 Jahren regelmässig hin).
Nur in Katalonien (Seite aemet.es, El tiempo hoy y ultimas días. Cataluña) stiegen STELLENWEISE die Temperaturen bis 43 Grad.
Vielleicht nehmen wir in unsere Nationalhymne jetzt die Zeile auf;
“Panik, Panik über alles, über alles in der Welt!”
Werner Bläser
21. Juli, 2023Letzte Meldung von mir zum Thema, versprochen: Es wurden in Sizilien an EINZELNEN PUNKTEN Rekordtemperaturen gemessen. Generell erlebt Sizilien jedoch einen relativ normalen Sommer. Das Wetterarchiv für die Region Siracusa (da sollte es besonders warm werden) konstatiert für die letzten Tage Höchsttemperaturen von unter 40 Grad.
Auch für nächsten Sonntag, für den auf einzelnen Webseiten Temperaturen von bis zu 47 Grad erwartet wurden, haben sich die Vorhersagen beruhigt, etwa auf knapp über 40 Grad.
NIEMAND wird da gebraten. Ausser, wenn er vielleicht ein schöner weichgeklopfter Pulpo ist. Sollte sich unter den Lesern hier ein solcher Tintenfisch befinden, sollte er sich überlegen, in diesen Tagen diese wunderschöne Region zu meiden.
Karsten Dörre
20. Juli, 2023Angst, Panik und Hysterie haben Stillstand und/oder Zerstörung im Schlepptau.