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Besser als Johnny Rotten kann man es kaum ausdrücken. Als erste Reaktion auf seine traurige Darstellung kam mir die Idee "Das ist doch krank!"
Und in der Tat, das, was er beschreibt, kann nur der Zustand einer kranken Gesellschaft sein.
- Im Prinzip können alle Gesellschaften "erkranken" - wobei hier natürlich Krankheiten geistiger Art gemeint sind. Der Ethnologe Robert Edgerton hat das in seinem höchst lesenswerten Buch "Sick Societies" bei Naturvölkern dargelegt. Auch zivilisatorisch hochentwickelte Gesellschaften leiden unter solchen Krankheiten, wenn wohl auch aus anderen Ursachen. Eine Literatursuche erbrachte mir nichts wirklich Interessantes - bis sich hinten in meinem Gedächtnis eine Schublade öffnete, in der meine alten Soziologienotizen abgelegt sind.
- Wenn Émile Durkheim ('Le suicide') noch leben würde, er würde ob der zahllosen, ins Auge springenden Beispiele für seine Theorien als Fachmann jubilieren. Unter den verschiedenen Symptombereichen, die nach ihm zu Selbstmord führen, ist hier sein "anomischer Selbstmord" von grösster Relevanz. Natürlich ist das alles auf das Individuum bezogen. Aber können nicht auch ganze Gesellschaften Selbstmord begehen? Deutschland hat das ja schon einmal (fast) vorgemacht.
- Seit einigen Jahren können wir am Beispiel Venezuela sehen, wie es selbst in einem potentiell (!) reichen Land (Öl!) geht, wenn sich zuerst die Bevölkerung irrationale Vorstellungen des Machbaren einreden lässt ("Bolivarische Revolution", Hugo Chavez) und sich dann machtgierige Verrückte an den Schalthebeln des Staates festsetzen (Maduro). In Venezuela führte eine radikalsozialistische Politik praktisch zu einem Streik der ökonomischen Elite - mit verheerenden Folgen für das Land.
- Dass Intellektuelle sich von den weltfremden Schalmeientönen der Träumer blenden lassen, sieht man beispielhaft am linken Nobelpreisträger für Wirtschaft und früherem Weltbank-Vizepräsident Joseph Stiglitz, der 2007 die katastrophale venezolanische Wirtschaftspolitik über den grünen Klee lobte (brachte ihm unter Kollegen den Spottnamen "Venezuela-Joe" ein).
- Zurück zu Durkheim:
Durkheim sieht Anomie (einer der Ursachenbereiche für Selbstmord) als einen Zustand der sozialen Desintegration aufgrund eines weitreichenden sozialen Wandels. Gesellschaftliche Ausdifferenzierungen wie arm-reich, Stadt-Land, religiös-säkular, usw. führen nach und nach zum Schwinden alter Struktur- und Ordnungsprinzipien und schwächen damit den sozialen Zusammenhalt (unsere grünen urbanen 'anywheres' vs. die ländlich-verwurzelten 'somewheres', nach David Goodhart, sind ein Beispiel).
- "Als Folge dessen finden allgemeine soziale Regeln keine Beachtung mehr; die kollektive Ordnung löst sich auf und ein Zustand der Anomie tritt zutage. Die Folgen hiervon sind erhöhte Selbstmord- und Kriminalitätsraten" ('soztheo.de, "Anomiebegriff (Durkheim)").
- Offenbar hängt dies mit der in der in den letzten Jahren Platz greifenden Verteufelung des Konservatismus zusammen. Denn es ist ja gerade der Konservatismus, der die "kollektive Ordnung", die gewachsenen Regeln, aufrechterhalten und nur langsam und vorsichtig veränderten Zeiten anpassen will.
- Wirft eine gesellschaftliche Elite wie die 'Wokies' aber alle möglichen überkommenen Selbstverständlichkeiten (jeder bestimmt jährlich selbst, ob er Mann oder Frau ist, u.v.m.) über Bord, stürzt ein ganzes gesellschaftliches Glaubensgebäude zusammen und ein geistiges Chaos kann entstehen.
- Nietzsche hat dies in seiner "Genealogie der Moral" in das Schlagwort gefasst:
"Nichts ist wahr, alles ist erlaubt". Was bei Nietzsche ein interessantes intellektuelles Spiel sein mag, ist unter soziologischen Aspekten hochgefährlich. Es führt zu den kranken "Verrücktheiten", mit denen uns unsere geisteswissenschaftliche-theologische-künstlerische Möchtegern-Elite permanent traktiert. Fakten zählen nicht mehr. Das Reich der Phantasie ersetzt das Reich der Realitäten. Dementsprechend stellen nicht die Einwanderergemeinschaften die gefährlichsten Parallelgesellschaften in Deutschland, sondern jene gesellschaftlichen Gruppen, aus denen sich unsere Regierung vorwiegend rekrutiert.
- Die ersten Entwicklungen hin zu diesem Krankheitszustand hat George Orwell schon 1937 in seinem leider kaum bekannten Essay "On the Road to Wigan Pier" (im Internet Archive) drastisch beschrieben. Seine Darstellung lächerlicher, weltabgehobener Salonbolschewisten, denen nichts fremder ist als ihr theoretisches Anbetungsobjekt, die Arbeiterklasse, ist nicht nur treffend, sondern unterhaltsam ausgearbeitet. In ihrer Realitätsblindheit und ihrer abgeschotteten Parallelwelt sind diese Figuren die Vorläufer der heutigen Wokies, die die Verrücktheiten ihrer Vorgänger nur auf einen höheren Level gehoben haben.
- Für mich ist nicht mehr die Frage, ob unsere Gesellschaft krank ist. Das scheint mir evident zu sein. Es fragt sich nur noch, ob die Krankheit tödlich ist oder ob noch Heilung möglich ist. Wenn letzteres der Fall sein sollte, dann wirkt vielleicht die Tatsache, dass unsere Elite uns gerade ökonomisch gegen die Wand fährt, wie eine geistige Rosskur.
Er hat auch mal die Schule abgebrochen, bei der Gelegenheit aber spätere Bandkollegen kennengelernt. Im Gegensatz zu grünen Schul- und Studienabbrechern war er an einem erfolgreichen Show-Unternehmen beteiligt und hat sicher mehr gearbeitet als Fester, Nouripour und Lang zusammen.
Richtig, gut erkannt! 👍🏼