Früher, als der Wunsch nach einem vernünftigen Fernsehprogramm noch geholfen hat, gehörte auch das ZDF-Magazin Wiso zu den informativen Angeboten.
In jenen Zeiten arbeiteten für das Format Redakteure, die sich auf beiden Gebieten auskannten. Heute existiert das Kürzel für „Wirtschaft und Soziales“ noch immer. Das Magazin informiert auch nach wie vor. Nur eben nicht mehr zu ökonomisch-sozialen Fragen, sondern eher zum Stand der gesellschaftlichen Dyskalkulie. Die wiederum beeinflusst übrigens beides, Wirtschafts- wie Sozialleben.In seiner Sendung am 21. März deckte Wiso „Die Tricks der deutschen Restaurants“ auf, und zwar anhand der Herstellung eines Lachs-Flammkuchens. Erst lässt der Wiso-Koch Sebastian Lege seine Studiogäste schätzen, was diese Mahlzeit im Restaurant kosten würde. Die Vermutungen bewegen sich zwischen sechs und zehn Euro. Dann folgt die versprochene Trickaufdeckung:
„Rund zwei Euro hat Sebastian Lege für die Fertigprodukte ausgegeben. Unsere Gäste hätten zehn gezahlt. Eine traumhafte Marge von fast 500 Prozent.“
Die Zutaten für den Flammkuchen belaufen sich in der Tat auf 2,01 Euro. Mit etwas Lebenserfahrung würden die meisten auch außerhalb des Studios vermuten, dass die Materialkosten in der Gastronomie um die 20 Prozent liegen, während die Personalkosten den größten Teil ausmachen. Dazu kommen noch die Posten Energie, Miete oder Pacht für die Geschäftsräume, Versicherung, Kapitalkosten, da es Küchenausstattungen in aller Regel nicht geschenkt gibt. Obenauf kommen noch Abgaben an den Staat. Kurzum: Würde der Koch das Rohmaterial auf der Straße anbieten, damit sie es nach Hause nehmen und dort selbst zubereiten, kämen die Kunden selbst mit Mehrwertsteuer ziemlich günstig davon. Der Trick der Restaurantinhaber besteht also darin, ein Restaurant zu führen. Mit der groß eingeblendeten Marge von 500 Prozent zeigen die Wiso-Macher, dass sie tatsächlich außer dem Wareneinkauf nichts kalkulieren.
Hier handelt es sich nicht nur um ein schlichtes Verrechnen, sondern um ein relativ neues Phänomen, für das sich der Begriff “gesellschaftliche Dyskalkulie” anbietet. Dazu gehören ähnlich wie zu einem Flammenkuchen mehrere Zutaten. Erstens das völlige Unvermögen, Überschlagsrechnungen anzustellen, also eine Plausibilität zu überprüfen. Bei Gewinnspannen von 500 Prozent müssten Betreiber von Restaurants und Imbissbuden in einem märchenhaften Wohlstand leben, selbst dann, wenn sie ihren Angestellten ähnliche Gehälter bezahlen würden wie das ZDF seinen Redakteuren. Zum Mangel an Überblick kommt aber noch die profunde Unkenntnis von Zusammenhängen. In dem Wiso-Fall scheinen die Redakteure nicht nur nicht zu wissen, wie sich Kalkulationen in der Gastronomie zusammensetzen. Sie verstehen auch offensichtlich auch das gesamte Konzept unternehmerischer Tätigkeit nicht. Drittens leiden Dyskalkulatoren an allem Möglichen, nur nicht an Ressourcenmangel. Sie finden sich in Parlamenten, Institutionen und großen Medien, mitunter auch sehr großen Medien. Das ZDF beispielsweise nimmt 2023 voraussichtlich 2,501 Milliarden Euro für seine gut 3500 Mitarbeiter ein. Nach der vereinfachten Wiso-Methode, in diesem Fall ausnahmsweise Sach- und alle anderen Kosten beiseitezulassen, ergibt sich daraus übrigens ein jährliches Durchschnittsgehalt um die 714 000 Euro.
Dyskalkuliegeübte lieben außerdem den preziösen Stil: Sie liegen entweder um mehrere Nullen oder hundert Prozent daneben, verwechseln Äpfel mit Gipseiern und verstehen meist das Kernprinzip einer Sache nicht. Aber fast immer betreiben sie dabei einen beachtlichen Aufwand. Zu dyskalkulatorischen Zahlenwerken oder Erklärbeispielen gehören fast immer aufwendige Grafiken, außerdem ein Tonfall, als würde die Wissenschaft persönlich das leicht zurückgebliebene Publikum sanft auf den Verständnispfad schubsen. Das gilt nicht nur für das Rechnen, sondern auch für naturwissenschaftliche Themen. Beispielsweise, wenn Plan B – auch ein Format des ZDF – die Wichtigkeit von Insekten exemplarisch mittels Bienen erläutert, die Weizen bestäuben. Wie wir sehen, handelt es sich um eine Animation. Und zwar notwendigerweise. Denn in der Natur kümmern sich Bienen nicht um Weizen. Die Getreideart zählt zu den Selbstbestäubern.
Damals, als es in der Wiso-Redaktion noch Kenntnisse der Betriebswirtschaft gab, lernten Schüler die Geschichte von Bienen und Windbestäubung noch in der achten Klasse. Heute – Plan B – kümmert sich das Fernsehen darum, Wissenslücken mit Unfug auszustopfen.
In der Regel steckt eine erzieherische Absicht hinter dem alternativen Umgang mit Zahlen. Bei der WDR-Wissenschaftssendung Quarks sogar immer. Im April erläuterte das Magazin seinen Zuschauern, wie Autos zwischen 1975 und 2022 durchschnittlich an Höhe sieben und in der Breite zehn Zentimeter zugenommen hätten, wodurch sie immer mehr Platz im Verkehrsraum beanspruchen. Auf der Grafik dazu zeigen schon die Nummernschilder und der eingequetschte Radfahrer in der Mitte, dass die Redaktion diesen Größenzuwachs als sehr problematisch ansieht.
Die Darstellung suggeriert durch ihren Text, dass die Grafik den Größenunterschied abbildet. Würde die Höhendifferenz zwischen Auto links und LMAA rechts tatsächlich sieben Zentimeter betragen, wären Autos heute im Schnitt insgesamt etwa 30 Zentimeter hoch. Darin liegt aber noch nicht die eigentliche Pointe. Sondern in der Frage: Wie entwickelte sich eigentlich die Körpergröße der Menschen in Deutschland zwischen 1975 und 2022? Etwa bis 1980 nahm die Durchschnittslänge etwa um zwei Zentimeter pro Jahrzehnt zu, danach nur noch etwa um einen Zentimeter. Das ergibt ungefähr einen durchschnittlichen Längenzuwachs von fünf Zentimetern. Interessanter für Autohersteller sind allerdings die Maximalgrößen, so, wie sich Statiker an der höchstmöglichen Last orientieren. Die Grenze für das 95. Perzentil der Körpergröße bei Männern lag 1975 bei 184,1 Zentimetern – 95 Prozent aller Männer lagen also unter diesem Wert. Bis ins Jahr 2000 verschob sich diese Markierung auf 191 Zentimeter – also um ziemlich genau die sieben Zentimeter, die auch die Autos in Deutschland in dieser Zeitspanne über alle Modelle gerechnet höher wurden. Sicherlich, es kamen sehr viele SUVs auf die Straßen, andererseits drückten aber auch die Mini Coopers und Fiat-Retromodelle den Gesamtwert wieder leicht nach unten. Alles in allem jedenfalls vergrößerten sich Autos im Verhältnis zu ihren Nutzern also überhaupt nicht, sondern die Durchschnittsmaße wuchsen einfach mit. (Die Breitenentwicklung der Fahrzeuge, zehn Zentimeter in 47 Jahren, entspricht nach Daten der Bekleidungsindustrie auch ziemlich gut dem durchschnittlichen Wachstum um die Hüften). Bei dem Fahrzeugwachstum handelt es sich also genauso wenig um einen Skandal wie beim Preis für den Flammkuchen in der Gastronomie.
Von anderen Ländern und ähnlichen Sitten aber wieder zurück ins Land, in dem es früher einmal Geldscheine mit dem Konterfei von Carl Friedrich Gauß gab. Einen mustergültigen Fall von Dyskalkulie bescherte die Zeit ihrem Publikum, und zwar mit allen Elementen: aufwendiges Zahlenwerk, groteske Falschbehauptung, die schon beim ganz groben Überschlagen hätte auffallen müssen – und das alles im Dienst der Belehrung. Die Journalistin Annika Joeres erklärte in einem Text unter der Überschrift „In der Atomfalle“, wie sich Frankreich durch Kernkraft ruinieren würde. Für seine 56 Atommeiler, rechnete sie vor, gibt Frankreich „400 bis 600 Milliarden Euro“ Subventionen pro Jahr aus. Schon die Schwankungsbreite von immerhin 200 Milliarden hätte jemanden in der Redaktion stutzig machen müssen, spätestens aber der Blick auf den französischen Staatshaushalt. Sechshundert Milliarden wären mehr als ein Drittel des Etats von 2023 (1,597 Billionen Euro). Immerhin korrigierte das Blatt dann später klein unter dem Online-Beitrag die Zahl auf die tatsächliche Subventionshöhe, nämlich sehr viel bescheidenere zwei Milliarden Euro jährlich.
Hier wäre ganz nebenbei ein Vergleich mit den Kosten der deutschen Energiepolitik nicht schlecht gewesen: Im Jahr 2021, als die Subventionen für Windkraft-, Solar- und Pflanzengasanlagen noch komplett als EEG-Umlage über die Stromrechnungen eingezogen wurden, bevor dieser Posten in den Bundeshaushalt wanderte, betrug diese Transfersumme gut 31 Milliarden Euro. Und das für eine Energieerzeugung, die, vom Biogas einmal abgesehen, nur schwankend zur Verfügung steht.
Der Unterschied zwischen grundlastfähiger und wetterabhängiger Stromproduktion lässt sich eigentlich gut ausrechnen – oder eben mit den Mitteln der Dyskalkulie vernebeln. Der grüne Europaabgeordnete Michael Bloss gehört gerade auf diesem Gebiet zu den prominenten Verrechnern, die ein vorbildliches Unverständnis in der Sache kongenial mit einem Narrativ verbinden.
Einmal abgesehen davon, dass 2,9 Gigawatt nicht der Kapazität von drei Kernkraftwerken entspricht (die bei fast allen über einem Gigawatt liegt): Kapazität ist etwas entschieden anderes als Leistung. Die Verfügbarkeit von Kernkraftwerken liegt über 90 Prozent. Windkraft an Land erreicht im deutschen Schnitt nur etwa 1800 Volllaststunden, sie liefert also an weniger als einem Viertel der 8760 Stunden pro Jahr ihre höchste erreichbare Leistung ab. Solarenergie schafft sogar durchschnittlich weniger als 1000 Volllaststunden. Außerdem schwankt deren Erzeugung im Jahresverlauf stark; 70 Prozent entfallen auf die Zeit zwischen Mai und September. Beim Ein- und Wiederausspeichern in Form von Wasserstoff oder synthetischem Erdgas, also dem, was sich Wirtschaftstransformatiker um Robert Habeck als Lösung zum Ausgleich der Schwankungen vorstellen, gehen insgesamt gut 60 Prozent des Stroms verloren.
Auch hier lässt sich eine realistische Rechnung anstellen, zur Güte mit Windkraft, die in ihrer Leistung immerhin etwas besser dasteht als Solaranlagen: Im 1. Quartal gingen in Deutschland bundesweit 117 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von 546 Megawatt in Betrieb. Unter Berücksichtigung von Volllaststunden und Speicherverlust wären also etwa 3000 neue Windkraftanlagen mit einer Leistung von drei oder immer noch knapp 2000 zu fünf Megawatt nötig, um auch nur den Verlust der am 15. April abgeschalteten drei Atomkraftwerke mit ihrer Kapazität von zusammen 4 Gigawatt auszugleichen. Und das sehr konservativ gerechnet. Eine Berechnungsaufgabe könnte also lauten: Angenommen, der Zubau von Wind und Solar beschleunigt sich so wie von Habeck gewünscht – wie viele Jahre dauert es, dieses Ziel zu erreichen? Und eine andere, auch für eine Grafik gut geeignet: Vergleichen Sie den Flächenverbrauch von drei Kernkraftwerken mit dem von zwei- bis dreitausend Windrädern oder der entsprechenden Photovoltaik-Fläche.
Die Redakteure von ZDF Wiso, WDR und Zeit prägen zwar das Klima im Land mit. Aber sie entscheiden immerhin nicht über die Zukunft der Energieversorgung. Politiker wie Michael Bloss schon. So, wie Bauministerin Klara Geywitz über die Zukunft der Städte. In der Sendung von Markus Lanz schlug sie kürzlich vor, zur Lösung der Wohnungsknappheit auf vorhandene Häuser noch „drei, vier Etagen“ aufs Dach zu stapeln.
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Statiker. Oder lieber gleich das Umzugsunternehmen ihres Vertrauens, falls jemand wirklich anfangen würde, mit dieser Methode auf ihrem Gründerzeitwohnhaus neue Quartiere zu schaffen.
Die Stadtentwicklungsvorstellungen der Ministerin ähneln strukturell verblüffend der Gastronomiekalkulation von Wiso und der Energiezukunftsberechnung des grünen Abgeordneten: Sie scheitert schon an der Basis. In den Rechnungen gibt es zwar keine Erkenntnis, aber immer eine Botschaft. Sie lautet bei Wiso: Unternehmertum ist kaum etwas anderes als Trickbetrug – und Firmenchefs, die drogenhandelsübliche Profite einheimsen, würden problemlos mehr Steuern vertragen. Bei Quarks: Autos rauben Platz und damit Freiheit. Bei Bloss: „Wir bauen die Zukunft“ geht klimakinderleicht – Atom- und nächstens Kohlekraftwerke aus, Solarmodule auf die Felder, fertig. Und laut Ministerin Geywitz liegt der Wohnraummangel weder an ungeregelter Migration noch an tausend Vorschriften, die Bauwillige wie Immobilieneigner erdrosseln: Aufstockung um ein paar Etagen löst das Problem. Wer folgt eigentlich diesen Argumentationen? Ein Blick in die Wählerstatistik und erst recht in die deutsche Twitter-Ausgabe zeigt: gar nicht so wenige.
Die spezielle Dyskalkulatoren-Mischung aus Inkompetenz und Bescheidwisserton bleibt nicht ohne Tiefeneinfluss auf die Gesellschaft. Anders ließe es sich nicht erklären, dass die Grünenpolyhistorin Katrin Göring-Eckardt erklären kann, der Strompreis würde durch die Abschaltung der Atomkraft sinken, während ihr Kollege Robert Habeck gleichzeitig die Subventionierung des Industriestrompreises ankündigt und einzelnen Unternehmen zusätzlich Milliarden anbietet, damit sie noch in Deutschland produzieren.
Unter anderen Umständen müssten sehr viel mehr Bürger fragen, warum der Strompreis in Deutschland schon seit Jahren steil ansteigt, obwohl doch immer mehr kostengünstige Wind- und Solarkraft ans Netz geht, und Kernkraft seit 2011 schwindet.
Ohne die Langzeitwirkung des breiten Rationalitätsverlustes wäre es auch kaum möglich, dass Politiker aus dem Milieu, das den Fachkräftemangel beklagt und durch Migration beheben will, die Vier-Tage-Woche als ganz neues Wirtschaftskonzept ausrufen. Das alles – daran muss immer wieder erinnert werden – geschieht nicht etwa nacheinander, sondern gleichzeitig. Solche offenkundig gegenläufigen Botschaften akzeptiert nur jemand mit handfester kognitiver Dissonanz. Und dazu wiederum gehört notwendigerweise die Fähigkeit zur Dyskalkulie, also zum Rechnen mit Narrativen statt mit Zahlen. „Prüfe die Rechnung, du musst sie bezahlen“, mahnte Bertolt Brecht, der in alten Zeiten genauso wie die Bienen und die Bestäubung zum Schulstoff gehörte.
Die Wissenslücken von Absolventen des deutschen Bildungssystems auf ökonomischem, finanziellem und technischem Gebiet klaffen sowieso schon weit und tief. Aber ohne das Narrativrechnen von Medien und Politikern wären die Betroffenen immer noch besser dran. Eine Leerstelle schadet dem Bewusstsein weniger als eine falsche Überzeugung, von der die Betroffenen auch noch glauben, es handle sich dabei um zahlengestütztes Wissen.
Ein halbwegs skeptischer Endverbraucher von Medien und Politik sollte sich deshalb immer wieder den kleinen Warnhinweis aufsagen: Rechne nicht mit den Schlimmsten.
Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.
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Werner Bläser
4. Mai, 2023Genauer rechnen geht leider nicht. Denn Mathematik ist rechts. Haltung (!) ist gefragt. Die FAZ hat es jetzt sozusagen offiziell zugegeben (siehe K.R. Mai auf ‘TE’ von gestern). Also: Haltung annehmen! Hacken zusammenknallen, Hände an die Hosennaht und Habeck wählen!
– Ich weiss nicht, was mich mehr schockiert. Diese seit langem zu konstatierende allgemeine Verblödung in Medien und Politik – oder die animalische Geduld, mit der das (west-)deutsche Stimmvieh dies alles über sich ergehen lässt. Hat dieses Volk eine Allergie gegen Freiheit, eine totale Gleichgültigkeit gegenüber Demokratie, keinerlei Stolz?
Selbst die Chinesen, die nach einer allgemeinen Redensart dort erst revoltieren, wenn sie nichts mehr zu essen haben (dann aber richtig!), haben – unter ganz anderen Umständen als wir sie haben – mutig gegen die Auswüchse der Pekinger Coronapolitik demonstriert.
Wir lassen alles über uns ergehen. Ich hätte eigentlich gedacht, die Merkel-Zumutungen sind kaum noch zu toppen. Die Scholz-Habeck-Regierung beweist das Gegenteil.
Leben wir in einem grossen Sozialexperiment? Ziel: Austesten, was man den Deutschen alles antun kann, ohne dass sie mit Dreschflegeln oder deren modernem Pendant
gegen die Berliner Flegel vorgehen?
Würde eine solche Politik wie in Deutschland in meinem Wohnland Schweiz gemacht (hier haben viele noch ihre Armeekarabiner im Schrank), es gäbe gar nicht genug Hubschrauber, um die Berner Politiker in Sicherheit ausser Landes zu bringen.
Pauline G.
4. Mai, 2023Richtig. Die Deutschen sind Untertanen – unter JEDER Regierung. Sie sind nicht Bürger, sie wissen gar nicht, was das ist! Sie sind Untertanen und Denunzianten – das waren sie im 3. Reich, sie sind es heute. Sie können nur arbeiten – u. Steuern bezahlen, mehr können sie nicht! Aber das stört sie nicht.
Martin Banger
4. Mai, 2023Lieber Herr Wendt,
die Dyskalkulie beruht hier nicht nur auf einem fehlenden Bezug zur Lebenswirklichkeit sondern auch auf einem gestörten Verhältnis zu den Grundrechnarten.
Gewinnmarge (schlicht: Gewinn) nennnt man die Differenz zwischen Kosten und Erlös. Im hier vorgestellten Fall sind dies € 8.-. Oder anders: Wenn ich aus zwei Euro zehn Euro mache, sind das 400% Gewinn, nicht 500.
Freundliche Grüße
Mathias
5. Mai, 2023Ich sags nur ungern, aber in Ihrer Argumentation sind gleich mehrere Fehler: Marge ist die Differenz zwischen Einnahmen und Kosten, also eben nicht der Gewinn, sondern der Deckungsbeitrag. Zu den Kosten wären hier auch noch die Arbeitszeit des Kochs, der Bedienung, Strom für die Küchengeräte usw. dazuzurechnen. Also realistisch in der Gastronomie nochmal so ca. drei Euro. Bleiben fünf Euro Deckungsbeitrag für Miete, Buchhaltung, Löhne usw. Wenn dann noch ein Reingewinn von 50 Cent übrig bleibt ist das schon sehr gut.
Mal angenommen, die Kosten lägen trotzdem nur bei zwei Euro, dann ergibt sich bei 10 Euro Verkaufspreis eine Marge von 80 Prozent, nicht 400 Prozent.
Publico
5. Mai, 2023Das ist zutreffend. So steht es auch schon in dem Text.
-Redaktion
Andreas Hofer
4. Mai, 2023Es heißt ja auch Narrativ. Da steckt doch schon der „Narr“ drin 🙂
oldman
4. Mai, 2023Manipulation ist die neue Information. Je frecher, desto wirksamer wie es scheint. Und der deutsche Michel hat sich das Denken abgewöhnt. Allein dieses Autobild mit den 7 cm Höhenzuwachs – einfach irre. Von einer “Forschungsgesellschaft” .
Jürgen
4. Mai, 2023Wen wundert’s: Dummheit, Unwissen und Un-Bildung sind ein Phänomen der heutigen Gesellschaft. Das geht schon los in den Schulen, in denen nicht länger Wissen gelehrt wird, sondern “Gesellschaftliches Verhalten”. Die Anforderungen an das Abitur sinken von Jahr zu Jahr, damit auch der letzte Dummkopf die Universitätsreife erlangt – wehe einem Lehrer, dessen Durchschnitt der Abitursnoten unter “2” liegt. Das kann man leider auch in den Medien zunehmend beobachten, sowohl im Printbereich wie im TV: Die Feinheiten der deutschen Sprache gehen immer mehr, vor allem jungen, Journalisten verloren. Egal, Hauptsache grün/links und stramme “Haltung”. Das von Ihnen gezeigte “wiso” Beispiel ist für die gesamte Redaktion beschämend. Und warum sollte das bei vielen unserer Politiker anders sein, da braucht man sich nur die akademischen Karieren vieler ansehen.
Leider trifft auch hierzu wie auf vielen anderen Gebieten: Armes Deutschland!
Werner Bläser
5. Mai, 2023@Juergen. Ihr Kommentar ist deprimierend. Weil er wahr ist. Es gibt in Deutschland eine neue Art der “Apartheid”. Eine strikte Trennung von öffentlicher Diskussion und wissenschaftlicher Erkenntnis. In der Öffentlichkeit wird von interessierter Seite eine bestimmte Auswahl an wissenschaftlichen oder angeblich wissenschaftlichen Informationen verbreitet, um politische Ziele zu erreichen. Andere wissenschaftliche Aussagen werden entweder im Weg der Agitation niedergemacht (einige), oder (Normalfall) gar nicht erwähnt.
Ich beklage hier keineswegs das Ignorieren von Minderheitenpositionen – obwohl das auch beklagenswert wäre – ich spreche davon, dass der wissenschaftliche Mainstream, soweit er dem politischen (!) Mainstream nicht entspricht, schlichtweg ignoriert wird.
Wenn Sie sich die Literatur über Kolonialismus, allgemeine Ethnologie, Geschichte des Kontakts zwischen entwickelten und weniger entwickelten Völkern, usw., anlesen, ergibt sich ein Bild, das mit dem politisch mainstreamigen, heute pflichtgemäss geforderten Bild, nicht in Übereinstimmung zu bringen ist (und bitte, lesen Sie Wissenschaftler, nicht Bücher von Journalisten! – sorry, Herr Wendt).
– Es ist zum grossen Teil eine Bildungsfrage. Man sehe sich an, wen gewisse Leute auf den “Index” setzen wollen. Karl Popper ist mittlerweile begraben und tot. Carl Schmitt sowieso (verstehe ich sogar). Aber sogar erwiesenene soziolinguistische Erkenntnisse im Gefolge der Humboldt-Sapir-Whorf-These werden im ÖR von Witzfiguren wie Richard David Precht schon ohne tiefere Kenntnisse in Zweifel gezogen. Der Mann ist offenbar zu faul oder zu unfähig, sich die Literatur anzulesen!
Da tun sich zwei völlig verschiedene Welten auf.
Wenn man wissenschaftlich arbeiten will, registriert man das mit absoluter Fassungslosigkeit. Ich weiss leider, dass viele meiner Ex-Kollegen inzwischen so eingeschüchtert sind, dass sie sich verhalten wie unter dem Kommunismus. Sie passen sich an. Es ist z.B. in der Ethnologie, aber auch in der Geschichte, kaum mehr möglich, ausserhalb enger Fachkreise über gewisse Normen und Verhaltensweisen von primitiven Stämmen zu reden – es kommt sonst sofort die Rassismus-Keule. Fakt hin oder her. –
– Und ich befürchte (davon habe ich allerdings als Sozialwissenschaftler keine Ahnung), dass es in der Klimaproblematik ähnliche Probleme gibt.
Ingo Erik
5. Mai, 2023Es muss nicht immer nur Dyskalkulie sein, manchmal tut es auch eine kreative Umschreibung. In der Klimafrage bedeutet zum Beispiel : “Die 7 wärmsten Jahre liegen alle in den 10 letzten Jahren” nicht etwa das es deutlich wärmer wird, sondern das die Temperatur stagniert, wenn nicht sogar sinkt. Da das Letztere aber nicht so gut zum Green New Deal passt und man eventuell auf seinen CO2 Papieren (mit doppelter Umsatzsteuerrückerstattung) sitzenbleibt, muss man halt erfinderisch sein.
Dr. Wolf Manuel Schröter
5. Mai, 2023Es ist so wie beschrieben im Artikel. Es ist nicht mehr zu ändern, die Verdummung ist allgemein. Und sie betrifft nicht nur diejenigen, die den Märchenerzählern das Narrativ glauben sollen; es betrifft auch die Märchenerzähler selbst, bei denen ein Großteil genau so dumm, aber unverschämt und von sich überzeugt ist (relotiusiert). Nur wenige wissen wirklich, worum es geht und sie geben das ihnen Genehme zur Weitergabe vor, weil sie zur Gruppe der Strippenzieher im Hintergrund, den Puppenspielern also, gehören. Dort mag es einige geben, die nach Mark Twain handeln:” Die Tatsachen muss man kennen, ehe man sie verdreht!”.
Nun ja, weiter so: “Wer lügt, hat die Wahrheit wenigstens (eventuell) gedacht?!”
Albert Schultheis
5. Mai, 2023Danke, für die wunderbaren Beispiele für die allgemeine ungehemmt voranschreitende Infantilisiering und Cretinisierung der deutschen Michaela!
Das ist das Ergebnis, wenn ein Land sich dazu entschließt, seinen Nachwuchs fast nur noch von GEW-Frauen mit rotgefärbten Haaren unterrichten zu lassen. Diese atavistischen mathematischen Spitzfindigkeiten des alten weißen Mannes, wen interessieren die schon? Solange die innere Haltung stimmt, wird da immer noch eine stramme Soziologin, Politologin, Philosophin, Philologin oder Theologin draus oder eben jemand ohne Berufsausbildung – also immerhin eine “Expertin” für irgendwelchen Aufklärungsquark im ZDF oder eben eine Ministerin für Soziales, Familien, Verteidigung, Wirtschaft, Innenministerium oder irgend ein Gedönse mit Internationalem Recht!
Stephan
5. Mai, 2023Die Abkürzung “LMAA” auf dem (bösen!) Auto rechts, habe ich gerade gelernt, steht für “Leck Mich Am Arsch”: https://de.wiktionary.org/wiki/LMAA.
Man muss den ÖRR einfach hassen.
Elisabeth Köster
5. Mai, 20231. Es sollte ja um einen Lachs-Flammkuchen gehen. Auf der Zutatenliste von WiSo fehlte aber die teuerste Zutat, der Lachs.
2. Der Gewinn, wenn man nur die Kosten der Zutaten (ohne Lachs) rechnen würde, sind nur 80%.
3. Deswegen schau ich schon seit Jahren keines der Magazine im deutschen Fernsehen mehr, eben weil ich bei fast jedem Beitrag aus der Haut fahren müsste, wenn nicht wegen der gezielt falschen, dann wegen der lückenhaften Information.
Gerald Gründler
6. Mai, 2023Danke, Herr Wendt, zum schon oft wiederholten Male. Eine Stimme der Vernunft ist Trost in diesen irren Zeiten.
Heinz Horst
6. Mai, 2023Wieder ein Artikel, den ich gleichermaßen mit Genuss wie mit Erkenntnisgewinn gelesen habe. Nur beim Auto-Thema bin ich ein bissl ins Grübeln geraten. Meines Wissens fährt man ein Auto überwiegend im Sitzen und eher nicht im Stehen. Also bleiben von den 7 cm schätzungsweise 3 cm Höhenwachstum übrig (wenn ich mal mutig unterstelle, dass das seit Jahrzehnten zunehmende Körperlängenwachstum überwiegend in den Beinen stattfindet). Ok, nicht nur beim Sitzen, sondern v.a. beim Einsteigen ist die Höhe eines Autos von erheblicher Bedeutung. Als ich mal ein Auto kaufte, das etwas niedriger war als mein Vorgängerauto, habe ich mir einige Male den Kopf angestoßen, bis ich mich endlich daran gewöhnt hatte. Ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Höhen- und Breitenwachstum beim Menschen und beim Auto besteht, bedürfte wohl noch einer näheren Überprüfung. Es gibt sicherlich noch eine Menge anderer Kriterien, weshalb Autos in den letzten Jahrzehnten immer größer und wuchtiger wurden. Ich selbst habe immer darauf geachtet, dass meine Autos in etwas gleich groß blieben, indem ich zum Beispiel von einem (alten) Golf auf einen gleichgroßen (neuen) Polo umgestiegen bin. Demnächst lande ich dann wohl beim VW-Up.
Im übrigen fällt mir die Gründlichkeit des Autors auch daran auf, dass er das LMAA so hervorgehoben hat. Wäre mir gar nicht aufgefallen. Die dahinter verborgene “subtile” Botschaft dürfte sein: Ihr SUV-Fahrer könnt uns alle mal am A… lecken. Sozusagen die Entwicklung vom AU-TO (1975) zum LM-AA (2022) in nur zwei Kfz-Kennzeichen untergebracht. Framing vom feinsten. 😊
A. Iehsenhain
7. Mai, 2023Interessant – „Quarks &Co.“ sind also überzeugt, dass Götz von Berlichingen im Jahr 2022 SUV fahren würde. Vielleicht wurde in der Sendung ja auch schon mal der „Ames-Raum“ behandelt, der optische Täuschungen hervorruft und auf eine Idee von Helmholtz zurückgehen soll. Unter den Erben von Letzterem, die an den gleichnamigen Instituten tätig sind, gab es in den zurückliegenden drei Jahren viele Zahlenillusionisten- und Propheten, z. B. Brinkmann oder Meyer-Hermann. Dazu passt, dass beide fanatische Anhänger der Null-Idolatrie sind bzw. sich als Möchtegern-Keimersticker aufplusterten. Für Corona oder Klima wäre Graf Zahl aus der Sesamstraße die bessere Wahl gewesen.
pantau
8. Mai, 2023Humoristisches Glanzstück, Herr Wendt! Guter Humor ist für mich ein Überlebensmittel geworden. Erneut vielen herzlichen Dank für diesen Text.
Zitat:
“Dyskalkulie wird so zum Gesellschaftsproblem: Sie zerstört flächendeckend die rationale Wahrnehmung”
Faktenchecks zielen ebenfalls auf Zersetzung der rationalen Wahrnehmung ab, vielleicht sogar am effektivsten. Jedenfalls auch ein würdiger Gegenstand für eine Untersuchung, welche Techniken der Wahrheitsvernebelung oder -verdrehung in den Faktenchecks zur Anwendung kommen.
Thomas
10. Mai, 2023Es ist ja nur ein kleines Kreuzchen
– *So, wie Bauministerin Klara Geywitz über die Zukunft der Städte. In der Sendung von Markus Lanz schlug sie kürzlich vor, zur Lösung der Wohnungsknappheit auf vorhandene Häuser noch „drei, vier Etagen“ aufs Dach zu stapeln.*
Wo die eine derartige „Denkfabrik“ den Bewohnern eine Hochstapelei auftischt,
da tischt eine andere noch „eine Kugel Eis“ obendrauf.
Sind die noch bei Trost?! Es reicht.
– *Ein halbwegs skeptischer Endverbraucher von Medien und Politik sollte sich deshalb immer wieder den kleinen Warnhinweis aufsagen: Rechne nicht mit den Schlimmsten.*
Das stimmt. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man mit den Schlimmsten nicht nur rechnen sollte, sondern darüber hinaus: abrechnen.
Die Bewohner können das heuer beispielsweise am 14. Mai tun, und zwar in Bremen. Oder am 8. Oktober, in Bayern und in Hessen.
https://www.bundestag.de/wahltermine
Viel Vergnügen!
Werner Bläser
10. Mai, 2023Aus gegebenem, neuen Anlass, sprich, ein Artikel von G. Schattauer im ‘Focus’ über Kriminalität von Migranten:
Was würden Sie von jemandem halten, der Sie gerade tot auffindet – nehmen wir an, Sie wurden von einem Migranten erstochen -, und der Ihnen sagt: “Trösten Sie sich. Dass Sie von einem Einwanderer erstochen wurden, ist soziologisch erklärbar; es handelt sich höchstwahrscheinlich um einen jungen, recht ungebildeten, ärmeren Mann aus unterer Gesellschaftsschicht. Es hätte Sie auch ein deutscher Täter mit diesen soziologischen Merkmalen erstechen können!”
Würden Sie nicht – selbst als Toter – einen solchen Erklärer für komplett gaga halten?
Würden Sie ihm nicht aus dem Grab heraus entgegenschleudern, dass es Sie nicht interessiert, wie man den Mord an Ihnen erklären kann? Sondern nur, dass Sie eigentlich nicht ermordet werden wollten?
– Schattauer und viele andere Möchtegern-Soziologen in Deutschland erliegen einem kaum glaublichen Denkfehler: sie tun so, als ob die reine ERKLÄRUNG einer Tatsache irgendwie die FOLGEN dieser Tatsache abmildern könnte.
Das ist nicht nur “Dyskalkulie”, sondern geht noch tiefer: es ist geradezu eine kategorische Verweigerung logischen Denkens. Denn wenn es weniger Migranten in Deutschland gäbe, gäbe es weniger kriminelle Migranten. Weniger kriminelle Migranten bedeuten weniger migrantische Straftaten und weniger durch diese Taten Geschädigte.
Das scheint mir logisch unabweisbar.
Es ist dabei völlig irrelevant, ob man die relativ hohe Gewaltkriminalität von Migranten soziologisch erklären kann. Durch die Erklärung geht die Tatsache ja schliesslich nicht weg.
Claudia
5. Juni, 2023Etwas verspätet zu einem Artikel, der nicht nur in Schulen Pflichtlektüre werden sollte, noch eine allgemeine Anmerkung: Im Vergleich zum angelsächsischen Raum, wo man früh über Daten, Statistiken, Risiken und Wahrscheinlichkeiten lernt, sind Konzepte wie Wettchance in Deutschland eher unbekannt. Hier ein Beispiel aus meiner Lokalzeitung vom Mai 2023: “Jede 100-ste Motorradfahrt endet zum Beispiel tödlich – für den Fahrer und oft auch andere Verkehrsteilnehmer.” Sowohl die Autorin dieses Beitrages als auch der zuständige Redakteur haben bei einem simplen “Plausibilitätscheck” versagt und Leserbriefe dazu sind auch nicht erschienen. Mit anderen Worten: Die ideologisch gewollte Zahlendreherei tut sich in Deutschland sowieso schon leicht.