Als Mitglieder der „Letzten Generation“ vor wenigen Tagen mit Pinseln Farbe auf einige Säulen des Brandenburger Tors schmierten, bemerkte die Berliner Zeitung treffend, sie hätten sich dieses Mal die „unversehrte Seite“ des Denkmals ausgesucht.
Auf der Ostseite tragen die Stützen immer noch einen orangenen Schimmer; die von der „Letzten Generation“ vorher dort aufgesprühte Farbe sitzt so tief im Sandstein, dass die Reinigungstrupps sie bisher nicht komplett entfernen konnten.
Möglicherweise bleibt sie für immer. Oder die Putzkolonnen müssen eine Schicht an der Säulenoberfläche opfern. Aufnahmen zeigen Passanten, die zwei der Säulenanstreicher mit ihren Handykameras filmen, ohne einzugreifen. Die Polizei nähert sich gemächlich. Offenbar gibt es keine Beamten, die ständig auf das bekannteste Bauwerk Deutschlands aufpassen. Die „Letzte Generation“ jedenfalls kündigte schon einmal die nächsten Einfärb-Aktionen an.
Ähnliche Besudelungen durch die „Letzte Generation“ gab es viele, allerdings bis vor kurzem nicht an dem Nationaldenkmal. Und bisher – was bedeutet: bis zu dem ersten Farbstreich am Tor – meldete sich noch keine Akademikerin und kein Akademiker, um die Aktion mit einem überwölbenden Sinn zu versehen. Das erledigte nachträglich Hedwig Richter, Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Bundeswehruniversität München, die Journalisten meist als „Demokratieforscherin“ apostrophieren. Richter jedenfalls schrieb auf Twitter: „Ein würdiger Gebrauch unseres Nationaldenkmals. Mir fällt momentan kein besserer ein.“ Zur Erklärung schob sie nach: „Es ist gut, dass das Nationaldenkmal an die Zerstörungen erinnert, die wir aktuell anrichten, die vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig benannt wurden und gegen die wir viel zu wenig unternehmen.“ Andere Twitternutzer, die nicht einzusehen vermochten, warum überhaupt an eine angebliche Weltzerstörung durch menschengemachten Klimawandel erinnert werden müsse, da das Thema schließlich jeden Tag Qualitätsmedien und Politikerreden füllt, und weshalb die Farbe überhaupt an etwas anderes erinnern sollte als den Überfall der „Letzten Generation“ auf einen frühklassizistischen Bau in Berlin, belehrte Richter, sich gefälligst zu zügeln:
„Die Empörung über diese Zerstörung steht in keinem Verhältnis zur Zerstörung, die wir alle anrichten und die, wenn wir nichts dagegen machen, auch der Demokratie den Boden entziehen wird.“
Natürlich hatte das Bundesverfassungsgericht nicht irgendeine nicht näher ausbuchstabierte Zerstörung als verfassungswidrig bezeichnet. Richter gehört zu den vielen Personen, die das so genannte Klimaurteil nie gelesen oder jedenfalls nicht verstanden haben. Der Beschluss stellt vielmehr Grundrechte unter einen Klimavorbehalt, was wiederum den Boden der Demokratie tatsächlich bedroht. Aber nimmt man ihre Professorinnenlogik ernst, dann handelt es sich bei der von ihr so bezeichneten Welt- und Demokratiezerstörung um eine so absolute Gefahr, dass sie auch noch ganz andere Anschläge rechtfertigen würde, falls die Urheber erklären, damit ein Zeichen setzen zu wollen.
Apropos Zeichen: Es drängt sich die Frage auf, warum die Streichung der Professur für Neuere und Neueste Geschichte in München nicht genauso gut oder schlecht als Mahnung für irgendetwas dienen könnte wie die Beschädigung eines Denkmals, zumal bei einer Stellenbereinigung an der Bundeswehruniversität geringere Folgekosten anfallen dürften als am Pariser Platz. Die Berliner Zeitung, die Richter interviewte und ihr dabei diese Frage nicht stellte, schrieb zur näheren Charakterisierung der Akademikerin:
„Sie engagiert sich seit längerem für Klimapolitik. Immer wieder fordert sie auch die Politik dazu auf, der Bevölkerung angesichts der Klimakrise mehr Einschränkungen zuzumuten.“
Aufforderungen, der Bevölkerung mehr Einschränkungen und überhaupt allerhand zuzumuten, kommen in diesem Land grundsätzlich von Professorinnen und Professoren, Kirchenleuten, Mitarbeitern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Berufspolitikern, kurz, den „Sinn- und Heilsverwaltern“ (Helmut Schelsky) mit der Gemeinsamkeit, ihr Besserleben mit Steuern und Abgaben anderer Leute zu bestreiten und nicht in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen zu müssen. Aber das nur am Rand, denn in diesem Text soll es um etwas anderes gehen.
Bis vor einigen Jahren, ganz genau lässt es sich nicht datieren, gab es eine allgemeine Scheu, Denkmale anzutasten. Für die allermeisten gibt es keine Bewachung, noch nicht einmal Kamerabeobachtung. Sie stehen zugänglich in der Öffentlichkeit. Das Beschmieren und Zerstören machte technisch also noch nie besondere Mühe. Es passierte aber jahrzehntelang trotzdem nur extrem selten. Diese Hemmung jedenfalls existiert nicht mehr. Und das trifft nicht nur auf Deutschland zu. Als die Black Lives Matter-Kundgebungen 2020 durch die USA und Westeuropa tobten, vandalisierten Demonstranten Columbus-Statuen in Baltimore, Boston und Houston. Im britischen Leeds beschmierte eine talibaneske Menge den Sockel eines Denkmals für Königin Victoria mit der Beschuldigung, sie würde eine Mitschuld an der Sklaverei tragen. Tatsächlich gehörte Victoria genauso wie ihr Mann Prinz Albert zu den entschiedensten Gegnern der weltweiten Sklaverei (die im Königreich selbst schon vor ihrer Thronbesteigung abgeschafft worden war).
Der Denkmalsturm in den USA ging schnell in geordnete Bahnen über. In Columbus, Ohio, ordnete Bürgermeister Andrew J. Ginther im Juni 2020 an, das Denkmal des städtischen Namenspatrons von seinem Platz vor dem Rathaus zu entfernen. Die Statue des dritten US-Präsidenten Thomas Jefferson, die 187 Jahre in der Halle des Rathauses von New York stand, fiel ebenfalls keinem Mob zum Opfer, sondern Politikern, die 2021 beschlossen, Jefferson sei zwar einerseits Mitverfasser der Unabhängigkeitserklärung, andererseits auch Sklavenhalter gewesen und deshalb der Öffentlichkeit nicht mehr zumutbar. Über eine mögliche Entfernung der Washington-Statue in New York mit gleicher Begründung debattieren Lokalpolitiker gerade. Wie alle politisch-akademischen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten schwappten sowohl der wilde wie auch der regulierte Vandalismus gegen Denkmale auf Deutschland über. Mit ausdrücklicher Berufung auf das BLM-Purgatorium in den USA forderte der Hamburger Historiker Jürgen Zimmerer schon 2020 in der Zeit, das Bismarckdenkmal der Stadt gehöre wegen der Mitschuld des Reichskanzlers am Kolonialismus auch irgendwie zerstört und unterbreitete dazu an anderer Stelle gleich praktische Vorschläge. „Wenn der Prozess erst gemeint ist“, fand der Professor, der den Prozess durchaus ernst meinte, „müsste es eine Option sein, das Denkmal ganz wegzunehmen. Oder wir halbieren es, nehmen den Kopf ab, wir verändern die Statue. Das müssten alles auch Optionen sein.“ (Dass Bismarck ein Gegner kolonialer Ambitionen Deutschlands war und sie bremste, wo es ging, muss ein Geschichtsprofessor heute nicht mehr unbedingt wissen).
Mit der symbolischen Köpfung der westlichen Schuldvergangenheit brachte Zimmerer das eigentliche Anliegen ganz treffend auf den Punkt. Von der dafür notwendigen intellektuellen Selbstenthauptung an etlichen westlichen Universitäten legt der Professor auch sonst beredt Zeugnis ab. Er leitet die „Forschungsstelle Hamburgs (post)koloniales Erbe“; überregionale Bekanntheit erwarb er sich dadurch, dass er nicht nur Bismarck neu zu kontextualisieren wünscht, sondern auch den Holocaust. Denn die Erinnerung an den europäischen Judenmord, meint er zusammen mit Dirk A. Moses und anderen Stichwortgebern, stünde der Erinnerung an die westlichen Kolonialverbrechen im Weg. Und ganz nebenbei der Postkolonialen Lehre und der Critical Race Theory, wonach Weiße nur als Täter und Nichtweiße ausschließlich als Opfer in Frage kommen. Im weitesten Sinn plädiert Zimmerer auch dafür, den bisherigen Westen im Stil Frantz Fanons ganz praktisch und in toto abzuräumen. Jedenfalls betrachtet er jede politische Kraft, die illegale Migration auch nur einschränken will, als völkisch und macht dabei neuerdings selbst vor den Grünen nicht Halt.
Übrigens erscheint es rätselhaft, wie es Zimmerer bei seinen umfangreichen Twitterverpflichtungen noch schafft, seine Nebentätigkeit an der Universität zu bewältigen.
Erst nach der umfangreichen akademischen Begründung, warum Vergangenheitszeugnisse durch Köpfung, Zerteilung oder durch andere Mittel eine Angleichung an die schon existierenden antiwestlichen Theoriemüllhalden erfahren müssen, ging eine Welle der Zerstörung durch das Land, teils mit politischer Botschaft, in vielen Fällen aber auch ohne eine spezielle Richtung, vom grundsätzlichen Destruktionswillen einmal abgesehen. Hier fand tatsächlich ein Dammbruch statt. Im Juli 2020 beschmierten ein oder mehrere Unbekannte etwa 50 Museumsobjekte in der Wewelsburg in Nordrhein-Westfalen. Am 3. Oktober schafften es nie gefasste Täter, 70 Objekte auf der Berliner Museumsinsel mit einer öligen Flüssigkeit zu übergießen. Zwei Jugendliche beschmierten ebenfalls im Oktober 2020 die Granitschale im Berliner Lustgarten, 1831 aus einem Block gehauen und über Dekaden von solchen Angriffen verschont, mit dem türkischen Schriftzug „hayat kisa insanlar ölüyor“ („Das Leben ist kurz Menschen sterben“).
Kaum ein Medium berichtete über den Inhalt der Inschrift, ihre Meldungen illustrierten sie meist mit Fotos, auf denen der türkische Satz nicht zu lesen war. Kurz darauf folgten die nächsten Schmierangriffe auf die Schale.
Zum Verdruss der Sinn- und Heilsverwalter im Westen schlagen die meisten ihrer Ideen keine tiefen gesellschaftlichen Wurzeln. Im Fall des Vandalismus verhält es sich anders. In der BLM-Bewegung steckte schon vor dem Tod George Floyds eine radikal antiwestliche Ideologie, außerdem ein magisches Denken, in dem das Zeichen immer einen höheren Rang einnimmt als das Bezeichnete. Sowohl die BLM-Führer als auch die Critical-Race-Textbausteinlieferanten wussten natürlich, dass auch hundert verwüstete oder abtransportierte Denkmale nicht das Leben eines einzigen Farbigen oder überhaupt irgendeines Bürgers verbessern. Für materielle Verbesserungen zugunsten anderer interessierte sich die BLM-Mitgründerin Patrisse Cullors, die mit Spendengeld eine Millionenvilla in Los Angeles kaufte, genauso wenig wie ein erwachter Professor in Harvard.
Sie wollten und bekamen die von ihnen dringend gewünschte symbolische Handlung, die öffentliche Hinrichtung des Westens, exekutiert an seinen historischen Wegmarken. Dieser Aufführung folgte, was erwartungsgemäß folgt, wenn Sinnverwalter ein bisher besonderes, aber nicht geschütztes Gut nicht nur für wertlos, sondern für schädlich erklären und damit zum Abbruch freigeben: Viele, sehr viele brauchen keine Extraeinladung, um aus unterschiedlichen Gründen beim Abbruch mitzuhelfen. Hier kam eine Idee ausnahmsweise wirklich in der Breite an.
Diese Breite in Motiven und Vorgehen erstreckt sich von dem Beschmieren des Denkmals für deportierte Juden in Berlin-Grunewald über abgehackte Teile der marmornen Neptun-Statue im Park Sanssouci und einer entstellenden Beschädigung der Julius Caesar-Statue am Rheinufer in Beul bis zu der oben geschilderten doppelten Farbattacke auf das Brandenburger Tor und die Ersteigung des Neptunbrunnens am Alexanderplatz, wo junge Mobmänner am 4. November im Gestus von Eroberern die palästinensische Fahne hissten.
Alle genannten Beispiele stammen aus dem Jahr 2023. Selbst in München, verglichen mit Köln und Berlin noch eine Insel urbaner Ordnung, fühlen sich Leute neuerdings ermuntert, beispielsweise die Anlage am Friedensengel nicht nur wie früher an Wochenenden zuzumüllen, sondern das Denkmal auch nach ihrem Geschmack zu gestalten. Das begann mit dem schablonengesprühten Zeichen von Extinction Rebellion am Tag einer Demonstration von Fridays for Future und setzte sich dann unpolitisch fort.
Auch an der Brunnenfigur an der Luitpoldbrücke davor.
Wie gesagt: es braucht dazu keine besonderen Aufforderungen und Anstiftungen. Mit bestimmten zivilisatorischen Hemmungen verhält es sich wie mit einem mühsam eine Ebene hinaufgeschobenen und mit Keilen gesicherten Steinblock. Das kostete kraftraubende Arbeit. Wer sie zunichtemachen will oder einfach für entbehrlich hält, muss nur die Keile wegschlagen. Der Rest vollzieht sich durch Schwerkraft von ganz allein.
Dieses Wegschlagen ziviler Tabus geschieht nicht überall im Westen in gleichem Maß. Als ein Vandale von FFF im März in Italien anfing, den Palazzo Veccio mit rötlicher Farbe zu beschmieren, stürzte sich Bürgermeister Dario Nardella, der zufällig auf dem Platz davor ein Interview gab, auf den Mann und fragte ihn auf eine ziemlich nachdrückliche Weise: „Che cazzo fai?“ Nardella kam damit ins landesweite Fernsehen.
Auch darin unterscheidet sich der aus ARD- und ZDF-Sicht politisch schwer bedenkliche Staat von den Barbaren im Norden, wo regelmäßig Luisa Neubauer oder Carla Reemtsma zum jeweiligen Moderatorenstichwort monologisieren dürfen. Bei einem Bürgermeister, der sich hier auf Gretagläubige stürzt, würden erst einmal Tiefenrecherchen bis in seine Schulzeit stattfinden. In Italien sieht ein neues Gesetz inzwischen eine Geldstrafe von bis zu 60 000 Euro für das Beschmieren von Kulturgütern vor, auch dann, wenn der Schaden geringer ausfällt. Transmontane Professoren, die öffentlich dazu aufriefen, Vittorio-Emanuele-Statuen zu köpfen, müssten wahrscheinlich mit den einen oder anderen Unannehmlichkeiten rechnen.
Vor 30 Jahren erschien im Spiegel der Essay „Anschwellender Bocksgesang“ von Botho Strauß. Die üblichen Wortwarte stürzten sich damals sofort zeternd auf den Text, weil sie ahnten, dass er ins Schwarze traf. Aber weder sie noch Strauß konnten sich 1993 schon in allen Einzelheiten dieses Europa vorstellen, in dem Professoren und Mob einander bei der Abwrackung des historischen Erbes die Hand reichen. Der Autor des Bocksgesang-Textes verstand eine entscheidende Sache: In den größten Konflikten der Zukunft (die jetzt anbricht) geht es nicht um Materielles. Sondern um das Selbstverständnis derjenigen, die sich zum Westen zählen und derjenigen, die dagegen antreten. Es geht um Ideen, Erinnerung, Zeugnisse. Um das Eigene.
Bei Strauß hieß es damals: „Es ziehen aber Konflikte herauf, die sich nicht mehr ökonomisch befrieden lassen; bei denen es eine nachteilige Rolle spielen könnte, daß der reiche Westeuropäer sozusagen auch sittlich über seine Verhältnisse gelebt hat, da hier das »Machbare« am wenigsten an eine Grenze stieß. Es ist gleichgültig, wie wir es bewerten, es wird schwer zu bekämpfen sein: daß die alten Dinge nicht einfach überlebt und tot sind, daß der Mensch, der einzelne wie der Volkszugehörige, nicht einfach nur von heute ist. Zwischen den Kräften des Hergebrachten und denen des ständigen Fortbringens, Abservierens und Auslöschens wird es Krieg geben.“
Sein Text streift nur am Rand die Möglichkeit, dass hunderttausende Migranten aus muslimischen Ländern durchaus etwas Traditionelles herbringen, wenn sie in den Westen kommen, insbesondere den Hass auf Juden und Schwule, ein patriarchalisches Verständnis der exakt zwei Geschlechter, aber auch eine grundlegende Verachtung für den Westen als Ganzes. Dass diese Anhänger von etwas Hergebrachtem sich mit den ureigenen Fortbringern und Auslöschern des Westens zumindest auf Zeit verbünden würden, konnten sich vor drei Jahrzehnten nur die Allerwenigsten ausmalen. Die eingewanderten Muslime mit ihrer ewigen Verantwortungsflucht sowie Anklagebereitschaft und die erwachten Selbstgeißler und Ankläger des Westens im akademisch-politisch-medialen Komplex bilden zusammen eine Mischung, die genügend Sprengkraft zur Zerstörung ganzer Staaten besitzt.
Stichwortgeber wie Zimmerer und Richter verstehen vermutlich gar nicht, wie leicht sich Tabus und Schranken demolieren lassen, während sich an der Reparatur eine ganze nächste Generation verschleißen wird. Falls sie überhaupt gelingt. Aber sehr viele Wähler verstehen es offenbar gut. Aus diesem und keinem anderen Grund stimmten die Niederländer so ab.
Aus diesen Gründen könnte Marine Le Pen nächste französische Präsidentin werden. Die Verhältnisse in Deutschland geraten 2024 vermutlich auch aus ihren gewohnten Fugen. Eigentlich ergäbe sich jetzt schon die Gelegenheit, den einen oder anderen postkolonialen Forschungsverbund und manche geldberegnete Vereine, die ihrerseits mit islamischen Eroberungsverbänden paktieren, in den 60-Milliarden-Krater zu stoßen, der sich gerade im Bundeshaushalt auftut. Aber wie fast immer in Deutschland bedarf es einer gründlicheren Erschütterung, bevor sich tatsächlich Strukturen ändern. Eine große Zahl von Wählern will diese Erschütterung offenbar bei nächster Gelegenheit herbeiführen. Sie würden vermutlich jedem ihre Stimme geben, der ihnen glaubhaft versichert, nicht mehr jeden über die Grenze zu lassen, die Hamas-Jubelaraber zurückzudrängen, hetzenden Akademikern die Forschungsgelder zusammenzustreichen und Zerstörer öffentlicher Güter mit Strafen zu überziehen, die wirklich zum Nachdenken anregen. Über diese Wähler könnte es in einigen Jahren heißen: „Sie wussten sich kein anderes Mittel.“
Jedenfalls wissen sie, dass die Mitglieder der Jugendgang, die einen Weg von 17 Kilometern auf sich nahmen, um ein Dorffest im südfranzösischen Crépol mit dem Schlachtruf „wir wollen Weiße abstechen“ zu überfallen, einen Jugendlichen töteten und 16 andere Besucher mit Messern verletzten, dass diese Truppe sich deshalb formierte, weil es vorher die schon weit fortgeschrittenen Abrissarbeiten am und im Westen gab.
Und sie wissen auch, dass sie die Gefährlichsten in diesem Prozess nicht unter den Einwanderern suchen müssen.
Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.
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Oskar Krempl
24. November, 2023Vorzüglich formuliert, wie stets, aber in einem Punkt widerspreche ich entschieden, denn
das sind nicht einmal in ironischer Verwendung (dafür ist die Lage zu heikel und der Verfall zu weit fortgeschritten) Sinn- noch Heilsbringer, sondern schlichtweg Unsinn- und Unheilsbringer, denn von ihnen geht lediglich Verderben aus.
Wie schon früher des öfteren geschrieben, wenn man Idioten und Schwachköpfe an die Schalthebel der Macht lässt und bestenfalls Halbgebildete als alleswissendes Orakel anbetet, dann darf man sich nachher nicht über die logischen Konsequenzen wundern. Es passiert so, wie es passieren mußte.
Natürlich verachten viele eingewanderte Muslime den Westen. Wie kann jemand, der sich selbst und seine Geschichte nicht achtet von anderen dann Achtung erwarten?
Wie kann jemand, der sich selbst nicht respektiert, dann von anderen Respekt erwarten?
Entweder kommt rasch eine entscheidende Wende oder alles geht den Bach runter und das nicht nur im wirtschaftlichen Sinn.
Rudi
25. November, 2023Das kann eventuell daran liegen, daß bei “rechten” Parteien oder Ansichten die “Nazikeule” geschwungen wird.
Karsten Dörre
24. November, 2023Kultur und Geschichte zu zerstören, heisst immer Identität vernichten. In einer orientierungslosen Gesellschaft, fehlen der Zusammenhalt, die Gemeinschaft und die daraus resultierende Verteidigung der gesellschaftlichen Struktur. Wieso Professoren und ähnliche Koryphäen auf einen kosmopolitischen Zug aufspringen, den es weltweit nicht gibt, wissen diese hoffentlich zu erklären bzw. zu begründen. Außerhalb Deutschlands ist die Welt keineswegs einfacher, brüderlicher/schwesterlicher oder solidarischer. Man braucht nur in die deutschen Nachbarländer schauen, wie Polen, Tschechien, sozialdemokratisches Dänemark und neuerdings die Niederlande. Und Frankreich braucht nicht mehr lange. Weiter weg sieht es noch komplizierter aus, seit es die erstarkende BRICS gibt und in der UNO wird nicht Terror/Massenmord sondern die Reaktion auf Terror verurteilt.
Soso
25. November, 2023Ein Fall aus Tschechien: Wie ein Graffito in Prag auf wundersame Weise verschwand
https://www.sueddeutsche.de/panorama/prag-karlsbruecke-graffito-cerny-1.4555053-0
Skepticus
25. November, 2023Michael Meyen, der derzeit als Medien-Professor tapfer um seine Weiterbeschäftigung als beamteter Professor kämpft (es wird ihm Zusammenarbeit mit Rechten vorgeworfen), hat das Buch “Hybris und Nemesis” von Prof. Rainer Mausfeld kritisch betrachtet und dabei u.a. Erstaunliches festgestellt:
“Rainer Mausfeld spricht aus, was ist, und macht damit vor, was er von anderen erwartet – „elementare gesellschaftliche Sachverhalte und unumstößliche Tatsachen“ benennen (S. 466) und „reale Machtverhältnisse“ mitdenken, bevor man anfängt, sich eine Zukunft auszumalen (S. 454). Repräsentative Demokratie? Von Anfang an ein Mittel der „Demokratieabwehr“ (S. 269) und heute nicht mehr als eine “Illusion”, schon lange erkannt “als die kostengünstigste, wirksamste und stabilste Form der Machtausübung” (S. 257). Wahlen? Nie und nimmer frei, solange die Meinungsbildung manipuliert wird. „Direkte Demokratie“? Ein „gravierendes Missverständnis“ nicht nur wegen der Machtverhältnisse in Medien, Wirtschaft, Gesellschaft, sondern auch deshalb, weil Wahlen allenfalls ein „Nebenaspekt“ sind, wenn es darum geht, Machteliten auf den Willen der Beherrschten zu verpflichten…”
Unsere Demokratie war wohl, wie oben beschrieben, NIE so gedacht, nämlich als Grundgesetz-Versprechen, dass der Souverän die Bürger sind (siehe nur, dass ein einfaches Infektionsschutzgesetz das GRUNDGESETZ einfach so außer Kraft setzen kann) und NICHT die Politiker und schon gar nicht die superreichen Milliardäre, die in Wahrheit bestimmen, wer “das Sagen” hat, und wer nicht. Kein Wunder, dass die Verunglimpfer des Brandenburger Tores quasi ungeschoren davonkommen. Sogar die Juristen (und wohl auch die Politik) nehmen den Staat nicht mehr für voll. Bravo, was die Holländer aktuell gewählt haben. Bravo.
Rudi
25. November, 2023Ach der Herr Professor Jürgen Zimmerer. Nachdem er in einem Interview in der Zeit Anfang 2017 die Berichte über die Ereignisse in der Silvesternacht 2916/2016 mit Rassimus in Verbindung brachte, halte ich ihn weder für kompetent noch moralisch integer.
Thomas Schweighäuser
26. November, 2023Vielleicht hat das alles schon etwas früher begonnen als mit BLM, und vielleicht sind es nicht Angehörige der “Letzten Generation”, sondern “Volkszugehörige” (Strauß) resp. “”Kräfte des Hergebrachten” (idem), die sich beim Zerstören von Denkmälern hervortun, s. hier: https://www.tagesschau.de/inland/uebergriffe-rechtsextreme-kz-gedenkstaetten-101.html.
Leonore
30. November, 2023@Thomas Schweighäuser
Ja, vielleicht sind es “Rechtsextreme”, wie die Tagesschau es im Link kurz und bündig behauptet. Die scheint es tatsächlich zu geben, Gott sei Dank aber – verglichen mit Linksextremen und Religiösextremen – nur in relativ kleiner Zahl.
Ein Hakenkreuz kann aber von jedem hingeschmiert worden sein (wie z.B. der “Geflüchtete” in Dresden, der einen anderen Geflüchteten per Schnitt durch die Kehle und Hinabstürzen vom Balkon des Flüchtlingsheimes umgebracht hatte, dann aber ein Hakenkreuz in den Flur des Flüchtlingsheimes malte und den Verdacht auf Pegida-Spaziergänger lenkte)… oder eingeritzt. Und den rechten Arm zum “Gruß” gehoben hat in Chemnitz beim Trauermarsch für Daniel Hillig ein Linksextremer, der die Polizisten damit beleidigen und ihnen seine Verachtung zeigen wollte…. Von den Öffentlich-Rechtlichen wurde es jedoch als “Beweis für Rechtsextremismus” hingestellt.
Mir scheint, die Frage nach dem “cui bono” ist dort besonders angebracht, wo Leute ihren Lebensunterhalt mittels “Kampf gegen rechts” bestreiten, uns für die es deshalb geradezu existenzgefährdend wäre, würde die “Gefahr von rechts”, für deren Bekämpfung man ja gut bezahlt wird, nicht immer wieder mal “an die Wand gemalt”…
Die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder hatte damals von allen Gruppierungen, die Steuerzahlergeld für ihren “Kampf gegen rechts” haben wollten, verlangt, daß sie zuvor ein Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung ablegen sollten. Dazu sahen sich viele “Antifaschisten” anscheinend außerstande, und Köhlers Nachfolgerin Manuela Schwesig schaffte daraufhin diese offenbar unzumutbare Regelung/Bedingung mit einer ihrer ersten Amtshandlungen wieder ab. Was zur Folge hatte, daß verfassungsfeindliche Linksextremisten gewalttätige Aktionen z.B. gegen demokratisch gewählte Politiker der AfD durchführen und dafür sogar noch “Staatsknete abgreifen” (LINKE) können…
Doch zurück zur Liste der Tagesschau. Daß die Tagesschau irgendwie nicht ganz so objektiv zu sein scheint wie das BuVerfG es eigentlich als Bedingung für die Erhebung von Zwangsgebühren vorausgesetzt hatte, wird spätestens bei dem erläuternd gemeinten Satz ” (…) ‘Den ermordeten Sinti und Roma zum Gedenken’ mit dem von den Nationalsozialisten verwendeten Schimpfwort ‘Zigeuner’ beschmiert” deutlich.
Nein, liebe Tagesschau, “Zigeuner” ist kein Schimpfwort, wenn es auch manchmal mit negativer Konnotation benutzt wird (woran Angehörige dieser Gruppen nicht unschuldig sind, die z.B. ihre strafunmündigen Kinder zu Einbrüchen, Diebstähen und Raub anstiften, und die Müll und Exkremente ins Treppenhaus oder auf den Bürgersteig schmeißen). Und schon gar nicht haben ausschließlich die Nationalsozialisten das Wort “Zigeuner” verwendet!
Man muß schon sehr entschlossen die “drei Affen” spielen, wenn man die Oper “Carmen”, die Operette “Der Zigeunerbaron” und “Alexandras” sehnsüchtig-melancholischen Schlager “Zigeunerjunge”, in denen Zigeuner für attraktiv-exotisch, für Lebensfreude, Freiheitsdurst und unabhängige Lebensweise sowie Erotik und verführerische Schönheit stehen, ausblenden will.
Die Aufzählung der Zerstörungen und Beschädigungen der Denkmale sowie ihr Mißbrauch für politische Agenden wühlt natürlich auf und bestürzt. Aber sie hat immerhin den positiven Effekt, daß man sieht, wie unglaublich viele Denkmäler Deutschland zur Erinnerung an die damaligen schrecklichen Verbrechen errichtet hat. Und gerade diese Vielzahl läßt das Bestreben von AfD-Politikern, nicht auch noch den heutigen Kindern und Jugendlichen die Selbstverachtung und den Selbsthaß der vorherigen Generationen einzuflößen und ihnen damit den Selbsterhaltungswillen zu nehmen, verständlich erscheinen. Daß dabei offenbar manch einer das Kind mit dem Bade ausschüttet, ist höchst bedauerlich, jedoch in einer Demokratie, wo eben auch schlichte und politisch unerfahrene Menschen und nicht nur Intellektuelle und Diplomaten ihre Meinung kundtun dürfen, wohl unvermeidlich. (Warum sagt die ach-so-neutrale Tagesschau nicht, daß die AfD Stefan Bauer, den Rosenheimer Blogger wegen seines Vergleichs von Impfstoffen mit “Zyklon B” aus der Partei ausgeschlossen hat? “Damals aktiv” ist eindeutig Vernebelungstaktik, um der Partei zu schaden! Denn er ist jetzt nicht nur “nicht aktiv”, er ist draußen!)
Jedenfalls ist ohne diesen Selbsthaß der Politik der letzten 20 Jahre, ohne die Rufe von Politikern nach dem “Volkstod” der Deutschen, ohne das bösartige “Bomber Harris do it again” (verbunden mit der Spezifizierung: “bitte montags, wenn Pegida durch die Straßen zieht!”), ohne die Ansicht der Grünen-Abgeordneten Frieß, daß es für Europa besser wäre, wenn Polen und Frankreich eine gemeinsame Grenze hätten, Deutschland möge also von der Landkarte verschwinden*, die diabolische Freude, mit der z.B. in der Hamburger Bürgerschaft die baldige Minderheitswerdung der Deutschen von von diesen üppig bezahlten Politikern bejubelt wird, kaum zu erklären.
Ebendiese Einflößung der Selbstverachtung und des aus ihr erwachsenden Wunsches nach einer Identität als “Europäer” oder “Weltbürger” ist zu einem nicht geringen Teil auch an der gescheiterten Integration des Großteils der Zuwanderer selbst nach 50 Jahren schuld. Niemand mag sich halt mit einem verachteten Underdog identifizieren.
Daß der mangelnde Überlebenswille der Deutschen auf Umwegen zu einer Situation geführt hat, wo Millionen glühende Antisemiten die Straßen in Deutschland bevölkern und für genau die Minderheiten eine Gefahr darstellen, um deretwillen man doch so viel Scham und Schande empfindet, daß man die eigene Selbstauslöschung begrüßen würde, ist eine Ironie der Geschichte, aber eines jedenfalls nicht: die Schuld derjenigen Partei, die Maß und Mitte sowohl bei der Migration als auch bei der Erinnerungspolitik fordert.
*Ja, ich weiß, daß “Correctiv” behauptet, das hätte Frieß nicht gesagt, sie hätte nur einen Kabarettisten zitiert und “nur einen Teil” seiner Aussage als “etwas Wahres” bezeichnet, das sie darüberhinaus auch noch verhindern wollte. Tatsache ist allerdings, daß aus dem bei Correctiv angegebenen vollständigen Zitat klar hervorgeht, daß sie erstens die Wiedervereinigung verhindern wollte (nämlich durch Anerkennung der DDR noch schnell im Sommer 1989) und daß sie zweitens offensichtlich die Wiedervereinigung Deutschlands als etwas so Negatives sieht, daß es für Europa besser wäre, wenn Polen und Frankreich sich dieses Deutschland untereinander aufteilen würden. Genau das ist der “Teil”, den sie als “etwas Wahres” im Text des Kabarettisten ansieht, das geht aus dem Zitat m.E. eindeutig hervor. “Verhindern” will sie das, indem sie gegen die Wiedervereinigung arbeitet.
Und es ist die Frage, ob sie die Existenzvernichtung eines Landes, seine Teilung und restlose Annexion durch seine Nachbarn, auch so positiv sähe, wenn es nicht gerade Deutschland wäre, um das es geht. Man könnte ja probehalber mal die Namen anderer Länder statt “Deutschland” einsetzen und in sich horchen, wie sich das so anfühlt…
Also ich finde, es fühlt sich skandalös an. Es ist einfach ein extremistischer Deutschlandhaß. Und die grüne Ampelpolitik lebt ihn gerade aus.
Thomas Schweighäuser
29. Dezember, 2023““Zigeuner” ist kein Schimpfwort, wenn es auch manchmal mit negativer Konnotation benutzt wird (woran Angehörige dieser Gruppen nicht unschuldig sind, die z.B. ihre strafunmündigen Kinder zu Einbrüchen, Diebstähen und Raub anstiften, und die Müll und Exkremente ins Treppenhaus oder auf den Bürgersteig schmeißen). Und schon gar nicht haben ausschließlich die Nationalsozialisten das Wort “Zigeuner” verwendet!”
Sie haben es aber verwendet, um im “Zigeunerlager Auschwitz” Tausende Sinti und Roma viehisch zu quälen und zu töten. Eine weitere Verwendung gegen den Willen der Opfer verbietet sich.
“Das Bestreben von AfD-Politikern, nicht auch noch den heutigen Kindern und Jugendlichen die Selbstverachtung und den Selbsthaß der vorherigen Generationen einzuflößen und ihnen damit den Selbsterhaltungswillen zu nehmen” dient keinem anderen Zweck, als dieses Wissen nicht mehr weiter zu verbreiten. Befassen Sie sich mit der Bildungspolitik der AfD, die “Heimatliebe und Traditionsbewusstsein” fördern will, aber keine Kritik.
pantau
5. Dezember, 2023Vielleicht haben Sie auch lediglich nicht den Artikel verstanden, Herr Schweighäuser, denn es geht nicht darum, dem staatlich und mainstream-medial täglich neu beschworenen Aufguss von der rechten Gefahr eine weitere journalistische Fußnote beizufügen, sondern auf neue, vielfach wirksamere Player der Destruktion aufmerksam zu machen, denen gegenüber sich die Rechtsradikalen ausnehmen wie eine kurz vorm Aussterben stehende Trachtengruppe.
Thomas Schweighäuser
29. Dezember, 2023Die “kurz vorm Aussterben stehende Trachtengruppe” der Rechtsradikalen wird, so steht zu befürchten, 2024 große Gewinne bei Wahlen erzielen.
Werner Bläser
26. November, 2023Henrik Müller schrieb am 16.2.2020 (in einem ansonsten recht dümmlichen Artikel “Irrsinn statt Interessan”) einige bemerkenswerte Sätze:
“Offenkundig sind vielen Bürgern ihre persönlichen Interessen weniger wichtig als Fragen der Identität. Traditionelle Politikangebote, die Interessen ansprechen, verlieren unter diesen Bedingungen ihre Wirkung. Finanzielle Vorteile für spezifische Bevölkerungsgruppen zu versprechen…, verfängt nicht mehr. Statt dessen haben Politikangebote Zulauf, die sich auf Fragen der Identität konzentrieren.”
Müller schreibt diese Identitätspolitik der “nationalistischen Rechten” zu, die programmatisch nichts zu bieten habe – wobei er völlig ausblendet, dass nicht nur Überfremdung mit der einhergehenden geringeren Lebensqualität (Gewaltkriminalität etc.) den Interessen der Bevölkerung widerspricht, sondern die Migration selbstverständlich auch immense Steuergelder verschlingt, die anderswo fehlen. Den rosa Elefanten der woken Identitätspolitik mitten im Raum übersieht er.
Das ist schon eine absolut rekordreife Leistung an Realitätsverleugnung und bietet damit ein Beispiel für die GRÜNDE, warum eine solche irrationale Politik Platz greift.
Es ist – bei uns – Wohlstandsverwahrlosung in ihrer Endform, die zu diesen selbstzerstörerischen geistigen Dysfunktionen führt. (Dysfunktion als höflicherer Ausdruck für ‘Irrsinn’ – wir hatten hier einmal die Diskussion, ob man politische Akteure als “verrückt” bezeichnen sollte.)
Wohlstandsverwahrlosung scheint nur eine der Ursachen, die solche Sekten-Phänomene hervorrufen können. Möglicherweise war das, was man als “spätrömische Dekadenz” bezeichnet, vor 1600 Jahren ähnlichen Gründen geschuldet.
In anderen Fällen scheint das Gegenteil von Wohlstand, nämlich extreme Verarmung, dieselben Folgen haben zu können – als Beispiel wäre hier der Taiping-Aufstand in China Mitte des vorletzten Jahrhunderts zu nennen.
Aber auch das Wiedertäufer-Phänomen in Münster und anderswo im 16. Jahrhundert könnte so teilweise erklärt werden.
Pikanterweise bezeichnete der grossartige Soziologe Erwin Scheuch in seinem 1968 erschienenen Buch “Die Wiedertäufer der Wohlstandsgesellschaft” die 68iger mit selbigem Namen.
Maos Kulturrevolution dürfte ebenfalls nicht unwesentlich von widrigen Wirtschaftslagen gespeist worden sein – wobei natürlich die Hauptspeerspitze der Bewegung, ihren Mitläufern unbewusst – auf die Sicherung der gefährdeten Macht Maos hinzielte.
Das Horror-Reich der Roten Khmer (darstellend geschönt und exkulpiert von Linksintellektuellen wie Noam Chomsky) gründete sich ebenfalls auf soziale Probleme (Anstieg der Landbevölkerung ohne Grundbesitz), und auch auf geschichtsrevisionistische und sogar rassistische Ressentiments gegenüber dem vietnamesischen Erbfeind.
Die verschiedenen “Bilderstürme”, die es zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Kulturen gab und die die eher harmlosere Variante des aktuellen Irrsinns darstellen, zeigen, dass Menschen zu allen Zeiten in allen Zivilisationen plötzlich dazu neigen können, mit dem Althergebrachten radikal zu brechen (Alfred Kroebers “cultural fatigue” ist nur ein Beispiel).
– Die Ursachen für solchen sektiererischen politischen Irrsinn können also verschiedene sein – der Phänotyp der Erscheinung äussert sich aber offenbar immer – das ist eine der Gemeinsamkeiten – in einem schockierenden Abschied von aller geistigen Normalität, die vorher als gesellschaftliche Übereinstimmung bestand.
Allen solchen Bewegungen gemeinsam ist – bislang – ebenfalls, dass sie nach relativ kurzer Zeit scheiterten. Und das ist der tröstliche Aspekt bei der Geschichte – denn eine Psychiatercouch, auf die man grosse Teile der Bevölkerungen des Westens legen und therapieren könnte, existiert nicht.
Publico
27. November, 2023Wir hatten im ersten Moment „mit ähnlichen Grünen“ gelesen.
– Redaktion
Werner Bläser
27. November, 2023Schöner Freud. Es wäre eigentlich ganz lustig, einmal die Geschichte von Sekten, die geistige Deformierungen à la woke verursachen, gesammelt aufzuschreiben. Hier ist natürlich nicht der Platz dafür. Aber nur mal als Beispiel dafür, zu welchen geistigen Verirrungen Gruppen von Menschen durch religiöse und quasi-religiöse Wahnvorstellungen getrieben werden können, wäre ein Blick auf folgende recht spannend (Liste nicht vollständig):
Die Bewegung der Adamiten in Böhmen entstand nach der Verbrennung des “Ketzers” Hus. Sie liefen im Alltag splitternackt herum und wussten, dass das Ende der Welt nahe ist (“Adamites for Future”, sozusagen). Sie praktizierten freie Liebe – das ist der sympathische Aspekt – , gingen aber auch auf Raubzüge (Quelle: ‘Radio Prag, Webseite, 18.10.14).
Die russischen Skopzen, entstanden um die Mitte des 18. Jahrhunderts, lebten ein absolut asketisches Leben, was auch das Sexuelle betraf (Vermehrung nur durch neue Gläubige), und praktizierten sogar die Selbst-Kastration (inklusive der weiblichen Brust – Quelle: einfach Wikipedia).
Beide letztgenannte Sekten hatten übrigens Vorläufer im Altertum, was wiederum zeigt, dass die menschliche Kreativität begrenzt ist und man immer wieder denselben Clownerien verfällt. Da wären zu nennen die Valesianer, gegründet von einem Araber im allgemeinen Rahmen des Christentums, welche aber doch auf eine noch ältere Sekte zurückgeht, den heidnischen Kybele-Kult.
Im römischen Nordafrika hatte es eine Sekte gegeben, die erfolgreich über lange Zeit von Räubereien lebte – der Name ist mir im Augenblick entfallen. Auch im Mittelalter gab es Ähnliches – auch hier fällt mir der Name nicht mehr ein, sie werden in Ecos ‘Name der Rose’ erwähnt.
Die Narreteien der deutschen Wiedertäufer um van Leyden sind wohl jedem, der Geschichtsunterricht hatte, bekannt. Die Lektüre darüber ist hochunterhaltsam.
Auch die französischen Katharer, obwohl aufgrund von durchaus nachvollziehbarer Kritik an der Offizialkirche gegründet, hatten einige durchaus gagaistische religiöse Vorstellungen; das ist insofern besonders interessant, weil für viele ähnliche Sekten (z.B. für die chin. Taiping) gilt, dass sie von absolut vernünftiger Kritik an bestehenden Zuständen ausgingen, dann aber im geistigen Chaos versanken.
– Wer mag, kann da Parallelen zu den Grünen sehen.
Werner Bläser
28. November, 2023Nachtrag: Die von Eco erwähnte Sekte waren die Dolcinianer; sie machten sich die Weltende-Theorie das Abtes Gioacchino da Fiore zu Eigen (“die Welt wird 1260 untergehen”) und griffen dann zu gewaltsamen Mitteln, inklusive Räubereien (hingerichtet wurden sie übrigens in Novara, nicht allzu weit von meinem Wohnsitz entfernt).
Im römischen Nordafrika wüteten über lange Zeit die ‘Circumcellionen’ (bei Augustinus beschrieben), ebenfalls eine christliche (!) Sekte, die raubte. Ihre Opfer schlugen sie zumeist mit Knüppeln halbtot und liessen sie dann sterben (guter Artikel in der ‘Welt’ von Florian Stark, 26.2.21, “Bevor sie sich umbrachten, feierten sie Sauf- und Sexorgien”).
Im Indien der Kolonialzeit trieben die “Thuggees” (Phansigar) ihr räuberisches Unwesen. Sie huldigten der Gottheit Kali.
– Nicht alle diese Sekten waren von politischer Relevanz, einige jedoch schon (Wiedertäufer, Dolcinianer, Taiping…). Es spielt letztlich auch keine Rolle. Relevant für unsere Zwecke ist die Tatsache, dass grosse Gruppen von Menschen unter bestimmten Umständen zu für den “Normalen” kaum fassbaren geistigen Verirrungen kommen können. Überträgt sich das ins Feld der Politik, kann dies eine Gefährdung der politischen Kultur und des staatlichen Zusammenlebens bedeuten.
Mimus Polyglottos
8. Dezember, 2023Ja, eine Zusammenfassung der Geschichte der “Sekten, die geistige Deformierungen à la woke verursachen”, würde ich mir auch wünschen. Sie, Herr Bläser, haben ja schon eine ganze Menge an Stichworten zusammengetragen.
Ich kann aus dem Gedächtnis nur die Bauernkriege (nicht in aller Breite, aber solche Knalltüten wie Thomas Müntzer schon) und Viehtötungen der Xhosa (Mitte der 1850er in Südafrika) hinzufügen. Ich würde mich über weitere Stichwortegeber freuen …
Ernstl
27. November, 2023Schnorrer am Brandenburger Tor: ” Haste n’ bißchen Orange?”
A. Iehsenhain
27. November, 2023Herr Zimmerer (schon der Name ist blanker Hohn) sollte konsequenterweise auch die Schmierfinken der LG gleich zu Künstlern verklären – vielleicht sind die Farbattacken ja lediglich ein großes Skizzenbuch für deren eigene amorphe Cartoon-Welt. Das Bismarck-Denkmal in Hamburg will er „halbieren…den Kopf abnehmen…wir verändern die Statue“. Das löst bei jedem “Rechten” vom Dienst, der Alpträume vom Wokismus hat, die auch nach dem Erwachen nicht verschwinden, ungute Assoziationen aus, denn manche Zeitgenossen beschränken sich beim Absägen nicht auf Steinköpfe. Etwas, das darauf wartet, erfunden zu werden, wäre ein Universal-Firnis für alte Denkmäler, an dem jede Farbattacke abprallt, am besten auch jeder Hammer- oder Pickelschlag (“Pickel” kann man in Zusammenhang mit der LG gerne doppeldeutig lesen). Bei den Klebern ein entsprechender Fahrbahn-Belag (oder ein Klebstoff, der unsichtbar macht). Wenn jemand z. B. eine Kathedrale zum Einsturz bringen will, dann soll er es gefälligst wie John Morlar (alias Richard Burton) in „Der Schrecken der Medusa“ mit direkter Telekinese vollbringen und sich nicht irgendwelcher fauler Tricks bedienen…
Rainer Möller
28. November, 2023Der “Westen’ ist letztlich doch bloß eine rhetorische Figur, die genauso gut vom Staat vereinnahmt und gegen seine Bürger in Stellung gebracht werden kann. Nein, diese rhetorische Figur ist kein Opfer und keine Wahlentscheidung wert!