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Ihr habt die Magengeschwüre, wir haben das Bier – eine kurze Geschichte des Oktoberfesthasses

2024 erreicht die Abscheu der Guten über die Münchner Feiermeute ihren Höhepunkt: denn die strömt aus aller Welt freiwillig zusammen, um Spaß und Ruhe vor den Problemponys zu haben. Ein Prosit auf den schönsten Kurpark der Welt

„Der Kultivierte bedauert nie einen Genuß, der Unkultivierte weiß überhaupt nicht, was ein Genuß ist“, meinte Oscar Wilde, für den es sich von selbst verstand, dass es sich bei denjenigen, die Texte verfassen, Klatsch betreiben und gesellschaftliche Moden prägen, nicht unbedingt um die Geld-, aber immerhin die Kulturelite eines Landes handelt.

Wilde lebte in dem als puritanisch verschrienen, in Wirklichkeit aber gar nicht so lustfeindlichen viktorianischen Zeitalter, in dem seine Stücke über lästige Gouvernanten und Moralprediger die Londoner Theater füllten. Auch seine Prosa verkaufte sich glänzend, in der Sätze vorkamen wie: „Es ist absurd, Menschen in gut und schlecht einzuteilen. Die Leute sind entweder charmant oder langweilig.“ Wilde besuchte – anders als sein späterer amerikanischer Autorenkollege Thomas Wolfe („ich hatte sieben oder acht Liter“) nie die Wiesn, aber vermutlich hätte er dort seine Maß getrunken (oder wie Wolfe zahlreiche), wohlgeratenen Bauernsöhnen hinterhergeschaut und, siehe oben, nichts davon bereut oder anderen die Gaudi madig gemacht.

Das Oktoberfest verkörpert schon seit Jahren so ziemlich alles, was Wohlgesinnte in den zentralen Vierteln Berlins und deren Ausläufern verabscheuen: Es findet in Bayern statt, tendiert zu Fleisch, Bier und patriarchalischer Musik und lenkt, um einmal ganz orthodox altlinks zu sprechen, die Massen von ihren wahren Bedürfnissen wie Klima und Antifaschismuskampf ab. Allerdings ignorierten die meisten Wohlgesinnten vor zehn, fünfzehn Jahren das Oktoberfest noch weitgehend, statt sich obsessiv mit dieser fremden Kultur zu befassen. Die Veranstaltung mit ihrem erstaunlichen Beharrungsvermögen eignet sich deshalb ganz gut als Referenzpunkt für die zunehmende Übersäuerung und Selbstvergiftung der Progressisten aller Bundesländer. Der September 2024 jedenfalls markiert einen vorläufigen Höhepunkt des gärenden Wiesnhasses. Bei Hass handelt es sich bekanntlich um keine Meinung, sondern einen Affekt, wobei es – ebenfalls bekanntlich – oft nicht bei Worten bleibt. Wer in einer für seine Verhältnisse überteuerten Mietwohnung in Friedrichshain sitzt und gegen Münchner Sitten in die Tasten greift, kann sein Magengeschwür demnächst gern ‘Trachtenzug‘ oder ‘Hackerzelt‘ nennen.

Der Zeitpunkt, an dem sich die naserümpfende Dreiviertelignoranz in jährliche Oktoberfesthasswochen verwandelte, lässt sich ziemlich genau bestimmen: die Jahreswende 2015/16. Damals fand bekanntermaßen auf der Kölner Domplatte eine Party ganz ohne Blasmusik und Prosit statt, und nach drei Tagen Generalpause stellten die korrekten Medienschaffenden fest, dass sich gut 1000 Übergriffe auf junge Frauen beim besten Willen nicht mehr unter dem Deckel halten ließen. Also kam das ZDF auf die Idee, eine gewisse Anne Wizorek vor die Kamera zu zitieren, damit sie dort die Lüge abspulte, hinter den Bergen bei den schlimmen Südlern gäbe es noch ein Dutzendmal mehr Vergewaltigungen als in Köln, nämlich 200, das würde eine offizielle Dunkelziffer beweisen, während bei der ARD eine Redakteurin die fast wortgleiche Desinformation in die Öffentlichkeit einspeiste. Der Fachbegriff dafür lautet derailing, was bedeutet: Entsteht eine Debatte gegen den Willen der Wohlgesinnten, muss sie schleunigst aus dem Gleis geschubst werden.

Das bisschen Oktoberfestlüge schadete Wizorek natürlich genauso wenig wie anderen Aktivisten der guten Desinformation, und fortan stand das Narrativ des reaktionären und obendrein sexistischen Münchner Sauf- und Notzuchtsabbats in allen fortschrittlichen Redaktionen und Gremien des Landes nicht nur bombenfest, sondern verlangt den Mitarbeitern Jahr für Jahr immer neue Steigerungen ab. Diese Arbeit schmeckt zwar saurer als die fünfte Maß, wenn sie die Kehle wieder hochsteigt – aber an ihr führt nichts vorbei für Leute, die um ihren Platz in der linken Aufmerksamkeitsökonomie kämpfen. Übrigens, um das noch abzuarbeiten: Laut Polizeistatistik gab es beim Oktoberfest 2016 insgesamt 18 ermittelte Sexualtäter, von denen zwei die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen. Bei gut sechs bis sieben Millionen Besuchern und 16 Tagen Dauer liegt die Kriminalitätsrate deutlich unter dem Schnitt von Berlin, das allein 2023 insgesamt 111 Gruppenvergewaltigungen zählte.

In diesem Jahr meinte es das Wetter am Eröffnungstag in München gut, ein Video zeigte deshalb eine Menge überwiegend junger Leute in Tracht, die auf die von der Vormittagssonne beschienene Theresienwiese rannten, um sich ihr Plätzchen zu sichern. Diese ganz kurze Szene reichte aus, um fast ganz Linkstwitterhausen in eine Erregung zu versetzen, die alles bisher Dagewesene übertraf.

Diejenigen, die sich über das Wettrennen ereiferten, befanden sich umgehend selbst im Spurt um den Tweet, der Abscheu, Entsetzen und Gutdenk am besten bündelt.
Der Geiferschaum saß ihnen deshalb schon gelb und steif in den Mundwinkeln, bevor es überhaupt die erste volltrunkene Person gab, über die der WDR in seinen halbstündlichen Nachrichten berichtete. Wobei es nicht wie dringend erhofft einen Dieseldieter aus Gräfelfing traf, sondern eine vermutlich an Bud Light gewöhnte Amerikanerin. Aber irgendwas ist ja immer.

Den Zug zum Anarchischen, der sich mit einer undeutlichen Sehnsucht nach Tradition verbindet, die Lust an Trank und Speise, ohne nach Gesundheit und Weltgerechtigkeit zu fragen, kurz, das Dionysische der Veranstaltung empfanden die erwachten Neopuritaner in den Berliner und Hamburger Redaktionen und bei X schon vor Jahren als Höllenloch. In diesem Jahr kommt noch eins dazu, und zwar gerade angesichts der rennenden Feiermeute: Dass ganz normale Leute wenigstens ein einziges Mal so zu Grünenveranstaltungen, zum Wärmepumpenverkauf und überhaupt zu einer progressiven Festivität laufen, und das auch noch ohne Aufforderung aus Funk & Fernsehen, Parteien und Verbänden, ohne Plakataktionen und Belohnungsbockwurst – nach dieser Vorstellung verzehrt sich das Milieu heuer noch mehr als in irgendeinem anderen Jahr. Einmal diesen Zuspruch empfinden, und sie wären für Jahrzehnte versöhnt. Sie wissen, dass sie diese Szene nie erleben werden. Und es kommt noch ein bisschen schlimmer: Ungefähr in dem Tempo, wie die Schar in Lederhose oder Dirndl zu den Zelten hinsprintet, laufen die umschmeichelten Jungen gerade vor den Gesellschaftsingenieuren weg, die es in ihrem Pfefferkuchenhäuschen doch nur gut mit ihnen meinen. Diese Schmach, diese Demütigung kann sich nur in Hass, Hass und nochmals Hass entladen.

Früher gab es zum Ausgleich wenigstens eine linke Kirmes, und zwar unter dem Namen Twitter. Es hieß damals: Sie haben drei Wochen Gaudi – wir haben ganzjährig die Bedeutungsplattform. Auf X geht es zwar immer noch beziehungsweise erst neuerdings kunterbunt zu, aber eben nicht mehr so, dass die Guten die Bösen wegmelden können und die Zentrale in Kalifornien Leute mit bestimmten Meinungen shadowbannt. Den eigenen Spielplatz verloren zu haben, die analoge Deutungshoheit sowieso, zuzusehen, wie die eigene Partei in die Einstelligkeit rutscht und die antisemitische Klimagreta gerade noch zwei Handvoll Ergebene anzieht, das allein wäre schon gallebitter. Aber gleichzeitig noch anschauen zu müssen, wie die Verhassten sich schick zurechtmachen, um fröhlich vorwärts zum Festival der Reaktion zu strömen, stracks an allen Warnschildern von ARD, Spiegel und Zeit vorbei, dieser Schmerz wühlt unstillbar in den Eingeweiden.

„Schmach ist mein Heldentum! / Die Acht ist mir gesprochen / zertrümmert liegt mein Schwert / 
mein Wappen ward zerbrochen“, singt Friedrich von Telramund in „Lohengrin“. Wenn die kulturell Abgemeierten wenigstens so anmutig reimen würden, hätte unsereins sogar Mitleid mit ihnen.

Soweit zur Veränderung der Umstände, unter denen die Neolinken heute operieren. Das Oktoberfest eignet sich aber auch bestens, um ihren inneren Wandel auszumessen, nämlich den Unterschied zwischen der Linken in den Sechzigern und Siebzigern mit ihrer Anbindung an die Popkultur, bewusstseinsverändernde Substanzen und ganz allgemein: individuellen Spaß, und den trüben Hafermilchtassen, die heute auf dem Campus, in Redaktionen und im Kulturbetrieb herrschen. Diese Truppen folgen beispielsweise der „4b-Bewegung“, die jungen Frauen in Südkorea und (ein Stück erfolgreicher) im Westen einredet, dass sie nicht nur Heirat und Kinderkriegen ablehnen müssten, sondern auch Romanzen und überhaupt sexuelle Beziehungen. Das Zeigen nackter Haut gilt bei den neuen Savonarolas als nichtwiedergutzumachende Sünde, sogar im Museum, also an einem Ort, den Eiferer dieser Sorte sowieso nur betreten, um Bilder mit Farbe zu überkübeln.
Für wirklich alles gibt es heute Studien, unter anderem auch ein Thesenpapier, demzufolge Alkohol die Konsumenten nicht etwa wahllos aus der Senkrechten kippen lässt, sondern stramm nach rechts. Bars mit Alkoholausschank können heute aus durchaus kombinierbaren Gründen (haram/rechts) ins Fadenkreuz geraten.
Ganz frisch kommt das Manifest in der taz, dessen Autor darlegt, dass es sich auch beim Rauchen um eine grob unlinke Angelegenheit handelt.

Das gilt, wer hätte etwas anderes gedacht, auch fürs Fleischvertilgen, nicht nur die ganz spezielle Fleischeslust.

In Kontaktanzeigen aus der Zeit, in der es auch die prähistorischen hedonistischen Linken gab, hieß es: Alles, was Spaß macht. Um die progressiven Neucalvinisten zu beschreiben, muss man diesen Spruch nur umdrehen. Sie wissen, um mit Oscar Wilde zu reden, nicht, was Genuss ist, wollen es auch gar nicht erfahren, ahnen es aber dunkel, weshalb sie Gaudi jedweder Art für alle anderen zu zerstören und verbieten trachten. Im Vergleich zu diesen Megären m/w/d zeichnet sich selbst Gollum durch ein warmes und menschenfreundliches Wesen aus. Die Wiesn bildet nun einmal den Gegenpol zu allem, was sie verkörpern, wollen und meinen. Und die dort feiern, tun das nicht einmal, um den Verkniffkes eins auszuwischen, sondern rein aus Spaß an der Freud.

Natürlich höre ich schon alle fälligen Einwände. Ja, es stimmt, dass viele Wiesnbesucher nur nachgemachte Billigware tragen. Manche Hosen haben so viel mit Leder zu tun wie die Öffentlich-Rechtlichen mit dem Inhalt ihrer Staatsverträge. Und besonders tief wurzelt die Tradition der Lederhosen, Janker und Dirndl auch nicht. Das, was heute als oberbayrische Tracht gilt, machten erst die beiden aus Bielefeld stammenden Neumünchner Kaufleute Moritz und Julius Wallach um 1890 mit ihrem Volkskunsthaus populär, sie sampelten dafür die schon ältere sogenannte Miesbacher Tracht und die Lederhose oberbayrischer Jäger und gaben dem Ganzen eine massentaugliche Form. Aber selbst jemand, der eine Kunstlederhose spazieren trägt, sucht noch Anschluss an eine mittlerweile doch schon althergebrachte Form. „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ stammt eigentlich aus der entgegengesetzten Ecke Deutschlands, nämlich aus Bremen, komponiert vom damaligen Chefredakteur des Weser-Kurier, Georg Kunoth. Und die Fahrgeschäfte könnten auch in irgendeinem Vergnügungspark stehen. Thomas Wolfe erinnerten sie damals übrigens an Coney Island. Zu den mäkelnden Anmerkungen gehören wie jedes Jahr der Preis für die Maß, die Preise allgemein, außerdem – das aber fast durchweg von Nichtwiesngängern – der Hinweis auf den einen oder die andere, die ihren Bierrausch auf der Schandwiesn ausschlafen.

Aber gerade dieses Zusammengesetzte: ein bisschen München, ein bisschen Miesbach, auch Bielefeld, Bremen und Rummel mit Achterbahn und Schießbude macht das Oktoberfest verständlich und zugänglich für die ganze Welt. Im Gegensatz zu den Klimamärschen und den Redaktionssitzungen der Zeit geht es hier wirklich divers zu. Diversität wirkt erst in einem gemeinsamen Rahmen, auf den man sich aus freien Stücken einigt. Was gibt es Hübscheres als Japaner, Chinesen, Brasilianer, Australier und Einheimische in Tracht? Die Miesbach-Wallach-Kleidung verbessert nämlich das Aussehen jeder Frau und jedes Manderls so zuverlässig, wie Problempony und Nasenring selbst ansehnliche Köpfe ruinieren.

Anders als Energiewende und feministische Außenpolitik taugt das Oktoberfest mit allem Drumherum aus diesen Gründen wirklich als kulturelles Exportgut, wovon sich jeder Besucher Saigons gleich neben dem Opernhaus überzeugen kann.

Wirklich bemerkenswert wirkt die Aufregung der wohlgesinnten Wiesnverächter über den einen oder anderen Oktoberfestbesucher, der sein Bier nebst Hendl nicht mehr bei sich behalten kann. Ja, in manchen Ecken auf der Theresienwiese sieht es tatsächlich kurzzeitig so aus wie auf jedem zweiten Berliner U-Bahnhof, wobei immer noch nicht ganz so schlimm wie im einzigen authentisch grünen Bauwerk Berlins und dessen Umgebung, dem Kreuzberger Hofdrückhaus am Kottbusser Tor.

Großes Trara gibt es in den Qualitätsblättern auch über die sogenannte Kotzgebühr von 50 Euro, die auf der Theresienwiese gilt, aber in keiner Station der Berliner Verkehrsbetriebe, die sich mit diesem Geld finanziell eigentlich ganz gut sanieren könnten. In der Hauptstadt kostet das spontane Unwohlsein anderer Leute gar nichts, außer der Reaktionsschnelligkeit derjenigen, die ausweichen müssen. Die Schandwiesenschläfer tragen, das nebenbei, nicht nur bessere Kleidung als die Personen, die am Schlesischen Tor ganzjährig tagen und nächtigen,

sondern auch als die meisten Passanten in dieser Gegend. Ganz nebenbei, schon kurz nach Feierschluss sieht die Theresienwiese wieder sauberer aus als beispielsweise der Gleisdreieckspark zu Berlin zwischen Januar und Dezember.

Dass Medienleute, die in der Hauptstadt ganzjährig über Fentanylleichen, Kotzfladen und Schlimmeres steigen, sich über ein paar bekleckerte Flecken in München nicht wieder einkriegen, wirkt in dieser reinen Projektion komischer als alle ZDF-Humorsendungen zusammen.
„Der Lärm ist fürchterlich, man kann die Luft mit dem Messer schneiden“, schrieb Thomas Wolfe am 4. Oktober 1928 an Aline Bernstein, also zu einer Zeit, da in den Zelten noch geraucht werden durfte, „und an diesen Orten kommt man zu dem Herzen Deutschlands, nicht den Herzen seiner Dichter und Gelehrten, sondern zu seinem echten Herz. Es ist ein enormer Bauch. Sie essen und trinken und atmen sich in den Zustand einer tierischen Verblödung – der Ort wird zum heulenden, röhrenden Tier, und wenn die Band ihre Trinklieder spielt, steigen sie auf die Tische, stehen auf den Stühlen und schwanken hin und her mit untergehakten Armen in lebendigen Ringen.“

Wer sich selbst nicht nur für den Kopf des Landes hält, sondern auch den rechtmäßigen Dompteur der Volksleute da unten, der muss den enormen Bauch natürlich hassen und verachten. Das Bild vom Bauch trifft zwar insoweit zu, als dieser den ganzen Organismus ernährt, aber darüber hinaus schon nicht mehr. In einer durchschnittlichen Zehnerbox eines Festzeltes findet sich mehr praktischer Sachverstand als in einem ganzen demissionierten und neuen Grünenvorstand zusammen. Und was die selbstverschuldete Verblödung durch das Bier angeht – die hält nur kurz vor. Bis auf ein paar Politiker, die sich auf der Wiesn volksnah geben, mussten die Besucher in aller Regel vor dem Fest einer wertschöpfenden Tätigkeit nachgehen, und hinterher, ausgeplündert von den Wirten, erst recht.

Wer einen Bogen um das Festgelände machen will, weil ihn das Gedränge stört, bittesehr. Der Autor dieses Textes lebt ganz gut fleischlos; sein Hauptvergnügen früherer Zeiten, das Schießen, fällt heute wegen drastisch schlechter gewordener Augen flach. Aber trotzdem, ein Wiesngang mindestens muss sein.

Man betritt schon vorher freudentrunken der Bavaria Heiligtum; weit und breit gibt es hier keine Personen mit asymmetrischen Blauhaaren, keine Studenten, die das Lob der Hamas verkünden, keine Talahonks und sonstige Herrenmännchen, sondern ganz überwiegend ordentlich angezogene Leute aus aller Welt, die nie auf die Idee kämen, sich um Hasskappen zu kümmern, die hegemonietechnisch auf dem absteigenden Ast sitzen.
Auf der Wiesn kann man die Wokoharam-Fraktion in Grund und Boden trinken, ohne ihr überhaupt begegnen zu müssen.
Ein Prosit auf den schönsten Kurpark der Welt.

 

 

 

 


Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.


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10 Kommentare
  • Karsten Dörre
    27. September, 2024

    Man kann annehmen, es sind die Gottesfürchtigsten und korrekt Lebenden, die voller Neid Volksfeste kritisieren. Psychologisch betrachtet sind es Menschen, die Gefühle nicht zulassen, die nicht aus sich rauskommen können oder wollen. Sie wollen nicht als Menschen erkannt werden, sondern als unfehlbar Aalglatte. Und somit graue Massenware. Nicht von ungefähr sind Begriffe wie Kollektiv und Kollektivismus wieder in.

    • Klaus. Vollmann
      28. September, 2024

      Lieber Herr Wendt
      Wie wohlig und vergnügt sitzt man im Sessel beim Rotwein
      und lässt Ihre Zeilen gleiten wie ein aussergewöhnliches Genussmittel.
      Ach, ist das so schön normal, wo das Normale doch fast
      nirgends mehr zu finden ist.
      Seit Langem und für immer – treuer Leser.
      Immer wieder ein großes Danke!

  • ROLAND
    27. September, 2024

    Ich habe Ihren Beitrag soeben gelesen und jede Zeile genossen…

  • Immo Sennewald
    27. September, 2024

    Ein Heidenspaß, für den sich ein alter, in der Jugend gerne als “trinkfest und arbeitsscheu” auftretender Heidendarsteller herzlich bedankt. Er darf dem Oktoberfest auch künftig fernbleiben, denn amüsanter als bei diesem Feuilleton auf Kosten morscher Hassknochen dürfte’s am Originalschauplatz für ihn nimmermehr werden.

  • Karl Heinz Maierl
    28. September, 2024

    Sehr geehrter Herr Wendt!

    Einen ganz sakrischen Dank an den weltbesten Feuilletonisten in der Weltstadt mit Herz. Janz ehrlich.

    ‘Wisse, nichts ist in dem Himmel so verachtet,
    als ein Mensch, der Freuden fliehet.’
    (Wilhelm Ludwig Wekhrlins)

    Mit freundlichen Grüßen
    Karl Heinz Maierl

  • Peter Feierlein
    28. September, 2024

    Allein wegen dieses Artikels wird man Ihnen eines Tages die Münchner Ehrenbürgerschaft verleihen.
    Als Münchner darf ich das zumindest hoffen.
    Und, auch wenn Sie an der Schießbude keinen Teddybären mehr erlegen, bleibt Ihr Blick doch ungetrübt.

  • Klaus Neumann
    28. September, 2024

    Es ist ein Genuss, dieses Essay zu lesen. Der Inhalt beschreibt bis ins Kleinste die Geisteshaltung dieser “woken”
    Nomenklatur, die meint, der absoluten Mehrheit der Bevölkerung die Art und Weise der Lebensart vorschreiben
    zu dürfen. Der Zustandsbericht über die Situation beim Berliner ÖPNV beschreibt die Lage nur unzureichend.
    Die Eloquenz des Autors ist unübertroffen und die manchmal unterschwellige Ironie ist hervorragend.
    Alles absolut zutreffend.

  • Publico
    28. September, 2024

    Herzlichen Dank für die Komplimente! Applaus ist das Brot des Künstlers. So heißt es jedenfalls. In Wirklichkeit ist allerdings das Brot das Brot des Künstlers, auch des Schreibers. Wenn der eine oder andere, dem der Text eine Freude bereitet, den Gegenwert einer Zehntel-, einer Drittel- oder womöglich sogar einer ganzen Wiesnmaß in den Hut von Publico werfen mag – vergelts Gott.

    – Redaktion Publico

  • Werner Bläser
    28. September, 2024

    Oh Gott, Thomas Wolfe nur “sieben oder acht Liter”? Ein Asket, offenbar. Mein Rekord, aufgestellt zu Studentenzeiten in der Rose Street von Edinburgh, dazumal an einem Abend im Jahre des Herrn 1975, steht auf 23 “pints of heavy” , ein UK pint knapp 0,57 Liter. Zumeist Worthington Pale Ale (gibt es m.W. nicht mehr), aber auch meine damalige Lieblingssorte Newcastle Brown.
    Ich kann mit Blaustrümpfen, Teetollers, Veganern, Marsianern, und Sexismusbekämpfern nichts anfangen. Sie sind langweilig – die Todsünde nach Oscar Wilde. Es lebe Gargantua! (Auch wenn der Klassiker von Rabelais eigentlich als Lektüre selbst todlangweilig ist.) Aber ich finde es gut, wenn die Speerspitze unserer Neulinken sexuell enthaltsam ist – dann vermehrt sich diese Bagage wenigstens nicht.
    Leuten ohne Sinn für Genuss, Schönheit und Humor ist nicht zu trauen – sie betätigen sich allzu gern als Bilderstürmer (hier in der Schweiz haben wir unsere Erfahrungen mit dieser sauertöpfischen Spielart des Calvinismus) und gönnen anderen nicht das Schwarze unterm Nagel, sofern es sich um Vergnügliches handelt.
    Im wunderschönen Al-Andalus war es mit dem lustigen Leben erst einmal vorbei, als die Almoraviden von den Almohaden unterjocht wurden. Diese Berberdynastie ersetzte die Buntheit der andalusischen Fürstenhöfe durch moralisierendes Prophetengrün (die ersten Grünen??).
    Wirkliche Koryphäen des Lebens verstehen etwas von diesem, und geniessen es. Hätte Bismarck seine geniale Diplomatie ersinnen können, wenn er nicht die Härte dieser Pflicht mit unmässigem Fressen und Saufen abgemildert hätte? Unvorstellbar für mich.
    Natürlich, mag der Einwand lauten: Man soll nichs übertreiben. Ich habe deshalb schon seit langem das Bier aufgegeben.
    Und es durch Wein ersetzt. Salute!

  • A. Iehsenhain
    2. Oktober, 2024

    Von Nicholas Potter fühle ich mich durchaus angesprochen – allerdings nicht als Nichtraucher sondern eher als nichtrauchender Nichtgeimpfter. Oder bilde ich mir eine ähnliche Klangfarbe wie aus dem Zeitalter von Karl dem Pillendreher und seinen Freunden nur ein? Wenn ich indes Fleisch esse, kaue ich gerade eher links, weil mir rechts schon vor einiger Zeit die Amalgam-Füllung flöten ging. Die „Vegane Gesellschaft Österreich“ stellte übrigens am 10. 05. 2015 auf ihrer Website fest: „Hitler war Nichtraucher! (Aber kein Vegetarier.)“ Die letzte Steigerung des Wiesn-Hasses wäre womöglich – wenn das Täternarrativ nicht dem „rechten Rand“ zugeordnet und auf tönernen Füßen in einer regelmäßig gutsortierten Asservatenkammer des Vertrauens stehen würde – die Verleihung der Gundolf-Köhler-Medaille an verdiente Antischreiber, inklusive Wellness-Wochenende bei der Wehrsportgruppe Hoffmann oder der Viking-Jugend (für das leibliche Wohl sorgte Attila Hildmann).
    Ich persönlich verzichte gerne auf das Live-Erlebnis in München oder im nahen Bad Cannstatt und schaue gelegentlich von außen (also per Mattscheibe) rein, wenn hinter den Bierkrügen nicht gerade die Köpfe von Horrorfilm-Ikonen wie Claudia Roth, Ricarda Lang oder Katharina Schulze lauern. Zu meinen persönlichen Favoriten zählen Hamed Abdel-Samad und Henryk M. Broder in Burka auf dem Oktoberfest. Im Archiv erlebt man also allerhand vergnügliche Kurzweil bei den Volksfesten.
    Am besten auf den Punkt bringt es immer noch ein Klassiker von Gustl Bayrhammer: „Saufst‘ na stirbst‘ (Saufst‘ net stirbst‘ aa)“…

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