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Weihnachten mit Publico

Es ist spät geworden in der sehr kleinen Publico-Redaktion. Wir ahnen: Wer jetzt kein Geschenk hat, kauft auch keins mehr. Außer vielleicht für sich selbst.

Denn zwischen Weihnachten und Dreikönig haben die meisten doch ein wenig mehr Zeit als sonst, um zu lesen, Musik zu hören und, siehe unten, Messer zu schmieden. Viel Freude mit den Tipps von Redaktion und Publico-Autoren. Frohes Fest!

 

Alexander Wendt

Henry James: Die Gesandten

Ein sehr gut gealterter, exzellent neu übersetzter Roman, vielleicht der beste des Amerikaners Henry James, der im Lauf seines Lebens zum Europäer wurde. Der Mittfünfziger Louis Lambert Strether macht sich von Neuengland aus auf nach Paris zu einer kurzen Mission: er soll im Auftrag seiner künftigen Braut, einer Unternehmenseigentümerin, deren Sohn Chadwick heimführen. Denn dort, so ihr Plan, hat er die Rolle des Firmenjuniorchefs zu übernehmen. Der Leser bekommt schon eine Ahnung auf den ersten 100 Seiten: Nicht Strether lockt Chad ins puritanische Amerika, sondern Paris saugt den Gesandten der neuen Welt regelrecht auf.

Allerdings merkt der Held, dass er – der als junger Mann schon einmal Paris besuchte – nicht wieder an seine Jugend anknüpfen kann. Oder nur auf Umwegen. Wie Strether den jungen Chad gewissermaßen zu seinem Avatar macht, um sich mit seiner Hilfe den Lebensgenuss zu verschaffen, den er selbst verpasst hat – das gehört zu den schönsten Schilderungen der Weltliteratur. Nebenbei ist das Buch der Paris-Roman schlechthin.

Obdendrein begegnet der Leser hier einer großartigen, klugen, indiskreten Frauenfigur namens Maria Gostrey. Sie gehört zu den literarischen Schöpfungen, die man nach der Lektüre in seinen Freundeskreis aufnimmt.

 


Matthias Matussek

Martin Lichtmesz: Mit Linken leben

Als Martin Lichtmesz und Co-Autorin Caroline Sommerfeld ihr Buch auf der Frankfurter Buchmesse vorstellten fuhr ihnen ein antifaschistischer Mob in die Parade und unterstrich die Relevanz dieses Buches, das klug die dogmatischen Verhärtungen der aggressiven Linken analysiert, und ernsthafte Wege aufzeigt, wie mit ihrer Rhetorik umzugehen ist. Kapitulation gehört nicht dazu.

 

Paul Bogosian: Angst vor der Wahrheit

Es geht um nichts weniger als den Frontalangriff gegen den Konstruktivismus, die beherrschende Mode der letzten Jahrzehnte, die aus Geschlechtern eine Frage der Wahl und aus der Wahrheit ein Sprachspiel machten, ein Spiel der Perspektiven und Rollen. Und er plädiert dafür, dass wir getrost von dem Gebrauch machen sollten, was wir den „Gesunden Menschenverstand“ nennen.

 

Daniel Kehlmann: Tyll

Großartig erzähltes Schelmen-Epos aus der Zeit des 30-jährigen Krieges, meisterlich aus dem Stil und Bewusstsein der Epoche geschrieben, zwischen Magie und Aufklärung, Experiment und Aberglaube und der Beginn des „Politischen“. Großartiges Personentableau mit Inquisitoren und Söldnern, dem Schalk und der Tochter des englischen Königs bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden.

 

Paul Josef Kardinal Cordes: Dein Angesicht Gott suche ich

In zahlreichen Zeugnissen von Heiligen und inspirierten Schriftstellern sucht der Kardinal, Autor zahlreicher Bücher, nach überwältigenden und überwältigten Zeugen des Glaubens und der Gottesbegegnung, von den Propheten des Alten Bundes über die Mystiker des Mittelalters und Heiligen an der Schwelle der Neuzeit wie Teresa von Avila nach denen, die Gott geschaut haben. Martin Mosebach bemerkt richtig, dass „für Mensch und Menschheit die Gottesfinsternis die gefährlichste Bedrohung“ darstellt.

 


Jörg Friedrich

Ermanno Wolf-Ferrari: Violinkonzert op.26
Ulf Hoelscher, Frankfurt Radio Symphony Orchestra, Alun Francis

 

 

Habe nun, ach, Moderne Musik,
Schönberg, Bartok, Stravinsky, quieck, quieck,
mir ‘reingewürgt mit heißem Bemüh’n.
Doch will einer heimlich davor entflieh’n
mit einem Konzert aus finsterster Zeit,
Stalingradwinter, in Seligkeit,
sei ihm dies traumverlor’ne Stück angedieh’n.

(auch in youtube, 3 Interpretationen darunter Guila Bustabo, die Widmungsträgerin und Muse)

 


Julico (Redakteurin vom Dienst)

Brüder Grimm: Die wunderliche Gasterei

 

 

 

 


Wolfram Ackner

Heiße Eisen

Meine Weihnachtsempfehlung – eine Art Yoga-Wellness-Wochenende für echte Kerle. Ein Schmiedekurs bei einer der besten europäischen Klingenschmieden, der hessischen Firma Schmiedeglut. Eine Herausforderung für Körper und Geist, und am Ende darf man zufrieden und erschöpft ein wertvolles, selbstgeschmiedetes Unikat sein Eigen nennen.

 


 


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4 Kommentare
  • Lichtenberg
    23. Dezember, 2017

    Möge Publico wachsen und gedeihen. Sie werden gebraucht.

    Friedliche Feiertage dem Gründer und dem gesamten kleinen Team.

  • Alma Ruth
    23. Dezember, 2017

    Schöne Feiertage liebe(r) Publico! Bleib gesund und wachse weiter, bis Du ganz groß
    bist. Alles Gute!
    lg
    Alma Ruth

  • Jürgen
    24. Dezember, 2017

    Dem kleinen Publico Team die allerbesten Wünsche für Weihnachten und das neue Jahr.
    Jeder Artikel von Ihnen bestätigt aufs Neue, wie dringend wichtig Ihre Existenz ist. Mögen Sie eine möglichst große Verbreitung finden – es kann ja nicht sein, dass nur die Linken bei uns die “zu habende” Meinung verkünden und mit Brachialgewalt durchsetzen.

  • Dietrich Martin Schilling
    26. Dezember, 2017

    Danke für viele erfreuliche Ansichten und Einsichten und ein frohes,neues Jahr!

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