Sign up with your email address to be the first to know about new products, VIP offers, blog features & more.
[mc4wp_form id="4890"]
Zapisz Zapisz

Königskind in einer kleinen Medienstadt

Wie geht es weiter mit Claas Relotius? Thilo Schneider traf den Schreiber, der in Herzen und Hirnen rührte

Wenn Claas Relotius sein Büro im 13. Stock des SPIEGEL-Gebäudes an der noblen Hamburger Ericus-Spitze 3 verlässt, dann summt er meistens ein Lied. Nichts deutsches, denn Deutsch-Sein, das war noch nie sein Ding. Er mag die frühen Stones, aber am heutigen Tag geht ihm ironischerweise „My Way“ von Paul Anka durch den Kopf. Ein Lied, das gerne auch auf Beerdigungen gespielt wird.

Relotius umklammert die kleine Notebooktasche, als wäre sie sein größter Schatz. Er grüßt auf seinem Weg nach draußen die Angestellten, die Praktikanten, die angehenden Möchtegernjournalisten, die er in seinem Innersten verachtet, ja, verachten muss, denn diese sind für ihre Artikel auf Recherche angewiesen. Wir treffen uns an diesem verschneiten Mittwoch, an diesem für Hamburg mit 23 Grad ungewöhnlich warmen Tag bei Rudolph´s, nur wenige Schritte von seinem bisherigen Arbeitsplatz entfernt. Relotius wirkt äußerlich ruhig, höflich, fast autistisch, als er den Mantel abnimmt und an der Garderobe aufhängt, bevor er sich zu mir an den Tisch setzt. „Es ist kalt in Deutschland“, sagt er und reibt sich die frostwarmen Hände, bis seine Fingerknöchel weiß werden. Er bestellt sich eine glutenfreie Pizza, weil sie die im Rudolph´s servieren, er verträgt seit seinem letzten Einsatz als Kriegsberichterstatter in Afghanistan nichts anderes mehr. „Eine 10-Zentner-Luftmine in der Nähe von Abu Dhabi“, sagt er knapp, als ich ihn frage, wo er sich seine Glutenunverträglichkeit zugezogen hat. Er sagt, er habe Glück gehabt. Die beiden Flüchtlingskinder Hans und Grete, die ihn begleitet haben, haben die Explosion nicht überlebt. Und dabei deutet er mit den Händen die Größe der Kinder an und holt tief Luft.

Aber wir sind heute aus einem anderen Grund hier. Relotius galt als ein journalistisches Idol seiner Generation, der für seine Artikel Auszeichnung um Auszeichnung bekam. Den Deutschen Reporterpreis für die beste Reportage, das Bundesverdienstkreuz für seinen außergewöhnlichen Einsatz für schwedische Flüchtlinge, das Ritterkreuz mit Kuli und Bleistift, die Claudia-Roth-Gedenkmünze für besonders aufdringliche Empathie und das Goldene Blatt für die am besten ausgedachte Skandalgeschichte über das englische Königshaus. Auszeichnungen, die in dieser Masse selbst alte Kollegen und Kolleginnen nicht ihr eigen nennen können. Und dann das. Der tiefe Fall. Der Sturz aus dem Olymp der deutschen Betroffenheitsmagazine auf den weichen Teppichboden des Rudolph´s. Der Realität. Relotius nimmt einen Schluck von seinem Whisky Soda ohne Wasser. Er wirkt immer noch paralysiert von den Ereignissen der letzten Stunden.

„Ich verstehe es nicht“, sagt er tonlos. „Ich habe immer mein Bestes gegeben. Ein Journalist muss sich immer mit einer Sache gemein machen, auch mit einer guten“, erklärt er. So habe er es gelernt, so habe er es praktiziert, schließlich gehe es in erster Linie darum, Haltung zu zeigen. Relotius kommt aus einer Bergarbeiterfamilie in Ostfriesland. Schon sein Großvater, aber auch sein Vater haben unter dem Tag malocht und abends dann gearbeitet. Zitronen zuerst gefaltet und dann damit gehandelt. Stundenlang. Das prägt. „Du sollst es einmal besser haben als ich“, hat ihm seine verwitwete Mutter immer wieder gesagt. Früh ist er Waise geworden. Sein Vater, ein überzeugter früher Grüner, wurde nach seiner Geschlechtsumwandlung von einem Rechtsabbieger mit einer Dampfwalze überfahren. „Da waren alle platt“, erzählt er mit einem Anflug eines Lächelns. Aber sein Lächeln erreicht nicht seine Augen. Das Ereignis hat ihn geprägt.

„Ich aber wusste, ich will Reporter werden“, sagt Relotius. Er will fortan gegen Rechts kämpfen. Mit allen legalen und fast allen illegalen Mitteln, die seine Profession kennt. Er studiert Islamophobie, Stepptanz, Politik- und Kulturwissenschaft in Bremen und Valencia. In Bremen schließt er mit der Bestnote „Ganz phantastisch“ ab. Die Kantine auf dem Bremer Kampus heißt bis heute „Claas-Room“. Sie werden den Namen nun ändern.

Ja, Relotius hat gelogen. Hat sich seine Reportagen erfunden, erträumt, ergänzt, weggelassen, hinzugefügt, umformuliert, gefeilt, abgeschrieben, zusammengeklaubt – aber ist es nicht gerade das, was einen guten Geschichtenerzähler ausmacht? Das Ausschmücken, die Pointe, die Moral? Kann, ja muss sich Relotius hier für eine Handlungsweise Vorwürfe machen lassen, die wir andererseits an Ikonen wie Karl May, den Gebrüdern Grimm, Münchhausen und Andrea Nahles schätzen? Relotius weiß es nicht. Er sieht ein, einen Fehler gemacht zu haben, wenn Haltung denn ein Fehler ist, aber er versteht nicht, warum ihn das Spiegel-Magazin für seine Methode tadelt, wenn doch die Springer-Presse und die ganzen anderen konservativen Magazine und Zeitungen sich der gleichen Methoden bedienen. Darum geht es doch. Es geht um Waffengleichheit. Um Fairness. Um Moral. Und um Ethik. Was spielt es da für eine Rolle, dass er nie wirklich auf der Bismarck war, als sie vor Gibraltar venezuelanische Flüchtlinge aus Seenot rettete? Warum soll es wichtig sein, dass er gar nicht anwesend war, als Kim Jong Un mit Donald Trump Blutsbrüderschaft geschlossen hat? Es geht doch um die Aussage, nicht um die Geschichte an sich.

Wir haben beide unsere Pizza gegessen. Relotius hält seine Hände auf der Tischplatte vor sich derart fest geschlossen, dass die Knöchel weiß hervortreten. Rudolf Augstein gab dem Spiegel das Motto „Sagen, was ist“. Er hat es für sich interpretiert. Als „,Fühlen, wie es sein sollte“. Er hat für eine bessere Welt gekämpft. Eine Welt ohne Kriege, ohne Krisen, ohne AfD, aber mit viel Liebe. Dafür hat er geschrieben, dafür hat er seine Karriere riskiert. Geerntet hat er Undank und Tadel. Relotius steht auf, ich zahle die Rechnung. Umgerechnet 80 Mark haben wir verfressen. Es wird für lange seine letzte glutenfreie Pizza sein. Er bedankt sich mit leiser, tonloser Stimme. Dann nimmt er seinen Mantel und geht. Und beim Hinausgehen summt er ein Lied.

 


Thilo Schneider, geboren 20.09.66, lebt, liebt und leidet in Aschaffenburg. Je nach Gemütszustand ist er Finanzmakler, Autor, Kabarettist und für die kommunale FDP engagiert. Unabhängig davon betreibt er den Blog „Politticker“ auf Facebook und www.thiloswunderbarewelt.blogspot.com


Unterstützen Sie Publico

Publico ist werbe- und kostenfrei. Es kostet allerdings Geld und Arbeit, unabhängigen Journalismus anzubieten. Mit Ihrem Beitrag können Sie helfen, die Existenz von Publico zu sichern und seine Reichweite stetig auszubauen. Danke!

Sie können auch gern einen Betrag Ihrer Wahl auf ein Konto überweisen. Weitere Informationen über Publico und eine Bankverbindung finden Sie unter dem Punkt Über.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter, wir benachrichtigten Sie bei neuen Beiträgen.
* Ja, ich möchte über Neue Beiträge von PublicoMag.com per E-Mail informiert werden. Die Einwilligung kann jederzeit per Abmeldelink im Newsletter widerrufen werden.
30 Responses
  • Libkon
    23. Dezember, 2018

    Gekonnt ist gekonnt, Herr Schneider, Sie haben gekonnt eine Story erfunden, äh, gefunden, bzw., geschildert, die im Stile des Spiegel-Fälschers daherkommt. Unnütze Nebensächlichkeiten werden ausführlich geschildert, damit die sog. Atmosphäre eingefangen wird. Nichts davon kann der Leser überprüfen, obwohl es sich um eine (reale) Reportage gehandelt haben soll. Vertrauen ist hier ALLES.

    So hat er, der Spiegel-Fälscher, gearbeitet und dazu noch immer eine steife linke Prise,äh, Brise, und schon war der Tatsachenbericht, Story genannt, fertig. Allerdings müssen wir jetzt wohl ein Auge auf Sie werfen, Herr Schneider, von wegen authentisch – oder heisst das jetzt autistisch??? Aber das wäre ja dann wohl Spiegelfechterei…

  • Daniel Matissek
    23. Dezember, 2018

    Feinsinnig, böse, gut. Trotzdem stilistisch problematisch, weil erst gegen Mitte des Textes der satirische Charakter zum Vorschein tritt, und daran ändert auch die Karl-May-Bebilderung nichts. Müsste deutlicher gemacht werden.

    • Peter Thomas
      23. Dezember, 2018

      “Wir treffen uns an diesem verschneiten Mittwoch, an diesem für Hamburg mit 23 Grad ungewöhnlich warmen Tag…” – an dieser Stelle könnte man anfangen, den Text mißtrauisch zu beäugen, aber man kann auch erst später damit anfangen, oder auch gar nicht, xd.

      • Martin1
        27. Dezember, 2018

        Ich hab’s noch weiter oben verstanden bei “und simmt ein Lied”.

        Denn jedes Mal ab so einer Textzeil Relotius’ fing immer das Erhabene an!

        • Peter Thomas
          29. Dezember, 2018

          Tatsächlich – vor zwanzig Jahren habe ich aufgehört, Zeit zu lesen, vor zehn Jahren Spiegel, vor vier Jahren FAZ – so war mir der Harry-Potter-Name Relotius bis jetzt vollkommen unbekannt.

    • Sabine Schönfelder
      24. Dezember, 2018

      Sie haben offenbar noch keinen ‘ echten Relotius’ gelesen, sonst wäre Ihnen sein schmieriger Hedwig-Courths- Mahler-Stil, vortrefflich von Herrn Schneider kopiert, bereits im ersten Satz ins Auge gesprungen.

  • Hans Peter Dietz
    23. Dezember, 2018

    Geniale story! Davon wuerde ich gerne im fernen Australien mehr lesen. Den deutschen Niedergang kann man nur mithilfe von Satire ertragen.

  • Helene
    23. Dezember, 2018

    Wirklich gekonnt! Ich schließe mich Libkon an.

  • Carputius
    23. Dezember, 2018

    Dieser 23. Dezember wird mein Leben verändern. Es ist ein nebliger, grauer Wintertag. Ich wache auf, schaue aus dem Fenster, und sehe die Silouetten von Bäumen wie schwarze Skelette in den Himmel ragen. Der Tau der Nacht tropft von ihren Zweigen, wie die noch ungeweinten Tränen all derer, die ihre Heimat noch verlassen müssen, um in Deutschland Zuflucht zu finden. Der von deutschen Dieselfahrern verursachte Klimawandel zwingt sie dazu. Halb noch schlafend, halb wachend, lese ich die Reportage von Thilo Schneider. Tränen der Rührung rollen meine Wangen hinab, ob des ungerechten Schicksals, das dem Relotius zuteil wird. ‘My way’- summend beschließe ich, mein Leben zukünftig dem Kampf gegen Rechts zu widmen ..

  • Sabine Schönfelder
    23. Dezember, 2018

    Genial!!!

  • Edith
    23. Dezember, 2018

    Ich finde den Artikel nicht im mindestens informativ geschweige denn amüsant. Wenn man nichts wirklich wichtiges zu sagen hat, ist es besser seine Klappe zu halten.
    Darüber hinaus ist es weit unter Niveau, sich direkt oder indirekt über Personen lustig zu machen, die unter einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) leiden. Personen mit einer Zöliakie wird je nach Sitz des Versorgungsamtes ein Grad der Behinderung von mindestens 20 zugebilligt, somit gelten sie als Behinderte. Witze über Behinderte finde ich weder lustig noch sind wert zu publizieren!

    • Großer Bruder
      23. Dezember, 2018

      Über echte Glutenunverträglichkeit sollte man sich tatsächlich nicht lustig machen.

      Wohl aber über die vielen eingebildeten Gluten-Nichtvertragenden, die nur glutenfrei essen, weil sie ja so einen sensiblen Verdauungstrakt haben oder weil es irgendwie modern ist, besondere Bedürfnisse anzumelden, und wenn es nur die Ernährung ist.

      DIE sind es nämlich, die mit ihrer eingebildeten Gluten-Sensibilität am Leiden echter Zöliakie-Patienten schmarotzen.

    • Nic
      23. Dezember, 2018

      Richtig, Edith. Und auch keine Witze über sogenannte Gesunde. Die sind nur nichtig untersucht worden.

    • Anhaltspunkt
      24. Dezember, 2018

      Mit einem Grad der Behinderung von 20, weil unter 50 ist man nicht schwerbehindert. Also heißt es „Schwerbehindertenwitze“. Wenn schon die Betroffenheitsnummer, dann bitteschön richtig!

    • Sabine Schönfelder
      24. Dezember, 2018

      Mensch Edith, Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Wenn man keinen hat, gibt’ s dann auch einen Behinderungsgrad oder gar mehrere? Guten Rutsch!

    • Eloman
      26. Dezember, 2018

      Gehen Sie zum Lachen immer in den Keller?

    • MartinP
      27. Dezember, 2018

      Hahaha!

      Eine SJW, BessermenschIn! 😁

    • Werner Bläser
      28. Dezember, 2018

      Liebe Edith. Man kann darüber streiten, ob Menschen wie Claas Relotius behindert sind. Aber ich glaube, das trifft hier nicht das Thema. Es geht um Haltung. Und da müssen Sie doch zugestehen, dass moralisch hochstehende Menschen (ich benutze ausdrücklich nicht den heute von Ewig Gestrigen als Schimpfwort benutzten Ausdruck “Gutmenschen”) wie Relügius empfindsamer sind als hartmäulige Rechte. Sehen Sie doch den hohen Anteil an Vegetariern unter Linken!
      Der Linke liebt eben Tiere und Flüchtlinge (oder in anderer Reihenfolge), jedenfalls hat er einen empfindlichen Magen. Deshalb ja auch sein Hass auf Tatsachen.
      Haltung zeigen! So (oder so ähnlich) hieß ja auch eines der letzten Bücher von Günter Grass. Und der kannte sich mit Haltung aus. In seiner Jugend war der ja in einer Institution, in der es bei Schlappheit auch hieß: “Mann! Nehm’ Se ma’ Haltung an!” – Verstehe nur nicht, warum er diese Bildungseinrichtung so lange verleugnet hat. Passte doch zu ihm. Während unser empfindsamer, kreativer Claas damals eher im Propagandaministerium Karriere gemacht hätte. Aber heute vergrault Deutschland eben seine Talente.

  • Peter Thomas
    23. Dezember, 2018

    Köstlich, Herr Schneider, ganz köstlich! Beim Lesen sind mir selbst die Knöchel ganz weiß hervorgetreten, an beiden Händen und am rechten Fuß. Ich werde Ihre Artikel auf der Achse jetzt doch wieder dann und wann probieren, denn Ansichten können sich ändern, und auch wenn nicht, dann sind sie eben unterschiedlich. Eine unadventliche Bemerkung erlaube ich mir vor dem Schluß: Nämlich daß der gemeine AfD-Kritiker das Programm der Partei nicht zu kennen scheint… Was irgendwie schade ist, auch weil so viel Mühe drin steckt. Der Sturm hat den Schnee im mittleren Schwarzwald verblasen. Ihnen und allen Menschen guten Willens in Aschaffenburg und anderswo frohe Weihnachten!

  • George
    23. Dezember, 2018

    Wie schon Medienmogul Jacob Augstone immer so schön sagte: Si non è vero, è ben trovato. Faktencheck ist bourgeoises Kleinklein.

  • Wolf Manuel Schröter
    23. Dezember, 2018

    Neckisch, diese Geschichte. Was mir unfair erscheint: Ein Foto von Karl May in seiner (wenn auch selbstgewählten/selbstbehaupteten) Rolle als “Old Shatterhand” als Entré. Dieser Mann hat mit seinen Geschichten jenen, die diese Welt damals nicht selbst bereisen konnten, doch eine Welt eröffnet und er hat (wenn auch angelesenes, aber immerhin) Wissen vermittelt, das er aus der Auswertung von tatsächlichen Reiseberichten bekannter Autoren entnehmen konnte (Gerstäcker, Brehm, Emin Pascha, Pückler-Muskau, Moltke, Nachtigal, Presseberichte über Gordon und Khartum – soll hier genügen). Er war ein begnadeter Kompilator und dazu Fantast; für seine Behauptungen hat er mehr als gebüßt, deswegen hat er auch noch heute seine Leser, selbst danach.
    Das kann man nun von Relotius überhaupt nicht behaupten: Der hat nach dem “political-correctness-Mainstream” geschrieben, was er sich aus den Fingern gesogen hat, unbeschwert von Fakten (und seien sie auch abgeschrieben), nur getragen von gewissenlosem Hochmut. Er wird zu recht vergessen werden. Und das ist noch das Beste, was ihm passieren kann.

  • Fantomas
    23. Dezember, 2018

    “Ich empfehle Ihnen übrigens, Herr Kollege Carstens … gucken Sie mal nach, was Ihre Schilderung der inneren Entwicklung der Bundesrepublik und Ihr Vibrieren der Stimme in bezug auf die Zustände, unter denen die Menschen hier leben, betrifft. Daran können Sie sich informieren in einem Organ, das — wenn auch anders aufgezogen — Seite an Seite mit Ihnen diese Regierung Brandt bekämpft. Ich meine den SPIEGEL (Zurufe, Lachen). Sie lachen gern, das weiß ich. Nur, irgendwann werden Sie ja mal aufhören müssen zu lachen, denn Ihr Lachen wird auch Sie selbst nicht dauernd befriedigen, obwohl Sie sonst Selbstbefriediger sind … Und gucken Sie sich bitte den SPIEGEL an. … Sie haben ja auch alle den SPIEGEL und bedienen sich seiner. (Abg. Dr. Jenninger: Scheißblatt.) Nicht einmal das hat kürzlich der Kanzler gesagt, (Heiterkeit) und ich teile da die Meinung: nicht einmal das. Ein Blatt. Ein Blatt, weiter gar nichts. ” Herbert Wehner, SPD-Fraktionschef, am 28.01.1974 im Bonner Bundestag. Offizielles Protokoll.

  • Dieter Graber
    23. Dezember, 2018

    Noch eine Korrektur: Die Brüder Grimm haben Märchen nicht erfunden. Sie haben sie gesammelt. Man könnte also bestenfalls die Redaktion des SPIEGEL mit den beiden vergleichen. Allerdings waren Jakob und Wilhelm G. ausgewiesene Germanisten und Mitglieder der Akademie der Wissenschaften, die sich gegen politische Einflussnahme verwahrten.

  • Nikolaus
    23. Dezember, 2018

    Wunderbar! Großartig! Und so aufrichtig, aus dem Leben gegriffen, besonders latürnich die Bergarbeiter in Ostfriesland. Kann man für die nix tun? Claudias & Frau Baers Gendertröten hinschicken?

  • F. Hoffmann
    23. Dezember, 2018

    Er muss garnicht tief fallen. Seine Begabung prädestiniert ihn geradezu Madame Merkels 2. Pressesprecher zu werden (siehe auch Steffen Seibert und Chemnitz). Das Duo würde passen wie Pech und Schwefel. Also, schnell mal bewerben!

  • Gerhard Sauer
    23. Dezember, 2018

    Wie mit Relotius umgegangen wird, ist wirklich unter aller Sau. Da zerreißt sich jemand, eine bessere Welt zu beschreiben, uns Hoffnung zu machen auf eine helle Zukunft und wird dafür übel niedergemacht. Was hätte er denn schreiben sollen, über die triste Gegenwart des vom Murkselismus ruinierten Landes? Millionenfache Depressionen unter den schon länger hier Lebenden wäre die Folge gewesen, mit all den schrecklichen Konsequenzen wie erhöhte Selbstmordraten und gehäuften Messerattacken? Wollen wir das wirklich? Da ist es doch tausendmal schöner, in eine Welt der Phantasie entführt zu werden, in der unsere kleinkarierten Konflikte und Problemchen überwunden und durch Harmonie und Mitmenschlichkeit ersetzt sind. Um seine visionäre Welt eindrucksvoll von dem heutigen Elend abheben zu können, mußte er gelegentlich traurige Begebenheiten aus Chemnitz und anderswo einflechten, auf daß sein Traum um so heller erstrahle. Daß er dabei Ereignisse voraussah bevor sie sich tatsächlich ereigneten, beweist nur, daß er mit Leib und Seele im Morgen lebte. Daraus kann man keine Vorwürfe gegen ihn ableiten, wirklich nicht.

    Auch hat er sich nicht nur durch Reportagen Verdienste für die gesellschaftliche Weiterentwicklung erworben, er hat sich zusätzlich darum bemüht, den Gestrandeten unserer Welt unter die Armen zu greifen. Die von der Bismarck geretteten venezolanischen Flüchtlinge, die auch in Genuß seiner Großzügigkeit gekommen sind, können ein Lied davon singen:

    Gracias a Relotius
    Que nos ha dado tanto.

    Ein Lied, das bald in Venezuela und der gesamten spanisch sprechenden Welt zu einem Hit aufsteigen wird. Eines Tages werden wir noch stolz auf unseren Relotius sein und freudig davon erzählen wie ein Mensch mit mitfühlendem Herzen aus unserer Mitte aufstand und zeigte, wie es auch geht, wenn wir nur unsere Egoismen hinter uns lassen. Nicht zufällig heißt er mit Vornamen Claas: Kommt nicht gerade zu dieser Jahreszeit Santa Claas zu uns auf die Erden nieder, um uns reich zu beschenken? Was wir bisher für eine Legende hielten, ist wahr geworden. Seien wir dankbar, daß wir das erleben dürfen.

    • Martin1
      27. Dezember, 2018

      Richtig! Und deswegen wird DER SPIEGEL, ein ehemaliges Nachrichtenmagazin jetzt auch in Das Märchenmagazin umbenannt und Claas Relotius wieder eingestellt!

      Raffiniert, wie die Leser zurückgewinnen.

  • starhemberg
    23. Dezember, 2018

    Unglaublich, der Hammer! Ich habe mich selten so köstlich amüsiert. Mit dieser Persiflage ist alles gesagt bzw. geschrieben. Danke für diesen tollen Text, frohe und besinnliche Weihnachten wünsche ich allen aufgeweckten Geistern hier.

  • Dieter Schilling
    25. Dezember, 2018

    Super, Thilo!
    Das Jahr ist ja nun fast vorbei, damit kommt Ihr Artikel als Nr.1 auf meine Bestenliste 2018
    Guten Rutsch !

  • C.R.
    26. Dezember, 2018

    Der Artikel ist infam! Ich…äh, ich meine Herr Klitorius, hat keine Glutenunverträglichkeit! Und ich wende mich auf’s schärfste…ich meine Herr Klitorius, wendet sich auf’s schärfste gegen andernorts getätigte bösartige Unterstellungen ich… ich meine Herr na Sie wissen schon hätte Spendengelder für die an GDD (Gluteninduziertedauerdiarrhoe)-Leidenden veruntreut. Eine Unverschämtheit, sowas! ; )

What do you think?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert