Sign up with your email address to be the first to know about new products, VIP offers, blog features & more.
[mc4wp_form id="4890"]
Zapisz Zapisz

Berichterstattung über die AfD: Schreiben nach Gehör und Gefühl

Will der bayerische AfD-Bundestagsabgeordnete Petr Bystron „Flüchtlinge entsorgen“? Das schrieben und sendeten etliche Medien – Bayerischer Rundfunk, zeit.de, faz.net und andere – in ihren Beträgen über den Parteitag der bayerischen AfD am Sonntag.

„Politisch sprach sich Bystron für ein Ende der Zuwanderung aus. Abgelehnte Flüchtlinge müssten rasch ausgewiesen werden. Flüchtlinge, die in Deutschland lebten, dann aber in ihren angeblich unsicheren Heimatländern Urlaub machten, müssten ‚selbstverständlich entsorgt werden’, sagte er“, berichtete etwa zeit.de. Das Problem: alle Medien, die so texteten, hatten keine Korrespondenten auf dem Parteitag, sondern griffen auf eine dpa-Meldung zurück. Damit begann das Problem.

Wochenrückblick: Slomkarren und Schulzen

Populär sind bei Journalisten Ausflüge in die Jugendsprache. I bims! Großer Beliebtheit erfreut sich auch das Spiel, Neologismen zu erfinden und gleichzeitig zu behaupten, sie kämen aus dem Bauch des Volkes. Beispielsweise „lindnern“. Das Verb, erklärt der SWR, dessen Redakteure sich seit letztem Sonntag kreative Gedanken über den Jamaikazerstörer Christian Lindner machen, „beschreibt das Zurückziehen von einer gemeinsam geplanten Gruppenaktivität zum spätmöglichsten Zeitpunkt.“

„Abneigung gegen Teile der Regierung“

Islamistische Postings von Polizeischülern könnten nicht überprüft werden, behauptet die Berliner Polizei: keine rechtliche Handhabe. Publico liegen allerdings Dokumente vor, die zeigen: wenn es politisch passt, forschen interne Ermittler sehr wohl in sozialen Netzwerken nach

“Schwule, Transen, und Lesbische Muslime? Burka und Niqab Verbot? Sollen doch lieber ne neue Religion aufmachen so wie Scientology, aber unsere Religion nicht in den Dreck ziehen.” Israel ist ein „Terrorregime“, die Hamas dagegen, deren Ziel erklärtermaßen darin besteht, den Judenstaat auszulöschen, eine unterstützungswürdige Organisation. Wer postet so etwas auf Facebook? Einer der Salafisten, die sich in der Berliner Al-Nur-Moschee und anderswo sammeln? Über den Hintergrund des Schreibers ist bisher wenig bekannt.

Einstürzende Rauten

Nach dem Jamaika-Ende geben sich die deutschen Medien so wirr wie schon lange nicht mehr

Seit der Wahl Donald Trumps und der Brexit-Entscheidung existiert eine gewisse Routine der deutschen Medien: Leitartikler und andere Meinungsinhaber stellen fest, dass die Zeitläufte schmählich darin versagt hat, ihre Prognosen zu erfüllen. Am Mittwoch vergangener Woche lautete der Beschluss der Medienschaffenden noch, mitgeteilt in einer Einheitsformulierung von ARD, Stern, Süddeutsche bis BILD: Jamaika ist auf der Zielgeraden. BILD ragte zugegebenermaßen mit der Doppelmetapher heraus, der „Jamaika-Poker“ befinde sich auf der „Zielgeraden“.

Nicht mehr ihr Land

Die Zeit nach Merkel hat schon begonnen. Zuerst müssen die Trümmer beiseite geräumt werden

Auf dem Höhepunkt ihrer Machtvollkommenheit im Herbst drohte Angela Merkel ihrer Partei und mehr oder weniger auch den Bürgern mit Rücktritt, sollte sich Widerstand gegen die von ihr durchgesetzte Grenzöffnung erheben: “Dann ist das nicht mehr mein Land.” Es war tatsächlich ihr Land, nicht im Sinn einer tatsächlichen Bindung, sondern eben dieser Negativformel: im Bundestag keine Oppositionspartei, vom Versuch der CSU einmal abgesehen, Regierungspartei zu bleiben und irgendwie noch die Leerstelle des Widerparts auszufüllen.

Kirche ohne Glut

Der Katholik Matthias Matussek rechnet mit den Luther-Festspielen der EKD ab

Mit einem zehnjährigen Anlauf wollte die protestantische Kirche in Deutschland ihrem Stifter ein 500-Jahres-Jubiläum vorbereiten, das die Welt aufhorchen ließe. Im Stammland Martin Luthers wurden zehn Themenjahre vereinbart, die mir im Moment ebenso entfallen sind wie allen anderen außer den Veranstaltern, aber ich schätze, dass Luther als Klimaretter und Genderforscher/Feminist von allen Seiten beleuchtet wurde.

Mit dem Zweiten täuscht man besser

In den Jamaika-Sondierungsverhandlungen stellt vor allem der Familiennachzug für die so genannten subsidiär Schutzbedürftigen einen zentralen Streitpunkt dar. Die Bundesregierung hatte den Nachzug für diese Gruppe für ein Jahr ausgesetzt, die Grünen möchten diese Aussetzung aufheben. Die CSU ist strikt dagegen. Die ZDF heute-Redaktion veröffentlichte nach dem vorläufigen Abbruch der Sondierungen eine Grafik mit Umfragedaten, die belegen sollen, wie sehr die CSU damit gegen eine Bevölkerungsmehrheit steht, selbst im Unionslager.

Merkel ist weg

In der Jamaika-Nacht endete eine Ära. Es dauert nur noch eine Weile, bis alle das verstehen

An Angela Merkel wurde in den letzten Monaten selbst von grundsätzlich geneigten Kommentatoren eine völlige Entkernung ihrer Restpolik diagnostiziert. Möglicherweise täuscht der Eindruck. Die Koalition mit der FDP bis 2013 verwaltete sie wurstig, zielstrebig nur in ihrem Vorsatz, den Verbündeten auf Null zu bringen. In den beiden Bündnissen mit der SPD nahm sie den Partner gewissermaßen in die CDU auf, um ihn allmählich zu verdauen.

Publico: in eigener Sache

Das neue Medium wächst

Neun Tage nach dem Start sieht die Bilanz von Publico folgendermaßen aus: Es gab 114 822 Seitenabrufe (Stand 15. November 20 Uhr) von 37 341 Nutzern, die im Schnitt 2 Minuten 25 auf der Seite verweilen. Und: durch die zahlreichen kleinen und größeren Spenden sind die Anlaufkosten fast schon zur Hälfte gedeckt.

Danke! Die Flut der Leserzuschriften ist so heftig, dass eine Teilzeitredakteurin gut damit beschäftigt ist, sie zu ordnen.

Wird sehr häufig gelesen