Mit 38,4 Prozent verfehlte Sebastian Kurz glasklar die absolute Mehrheit bei der Nationalratswahl in Österreich. Gut, er schnitt alles in allem besser ab, als es der Fall gewesen wäre, wenn nur deutsche Journalisten und ZDF-Late-Night-Personen hätten wählen dürfen. Die Tatsache, dass die Ostmark dort beginnt, wo die Reichweite der Süddeutschen nachlässt, verzerrt das Wahlergebnis bei unseren Nachbarn erheblich.
Wenn sich ein Politiker bedrängt fühlt
Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) verantwortet nicht nur eine marode Polizei. Er ließ kürzlich auch einen Journalisten abdrängen, der ihn mit Fragen dazu nervt. Außerdem lässt er unhaltbare Behauptungen über den Publizisten verbreiten
Der Berliner Journalist und Blogger Anatol Wiecki kann mitunter sehr lästig sein. Vor allem für Politiker des sozialdemokratisch-grün-linken Senats. Vor einigen Wochen machte Wiecki stadtweit Furore, als er die miserable Infrastruktur der Berliner Polizei dokumentierte. Der Journalist hatte versucht, die Polizei anzurufen, um sie aufzufordern, ein Auto abzuschleppen, das einen barrierefreien Straßenübergang zugeparkt hatte.
Pauschale Entfernung vom Leben
Robert Habecks Ahnungslosigkeit beleuchtet ein grundsätzliches Problem: Die Bessermeinenden in Deutschland kümmert die Lebenswelt der anderen außerhalb der Städte nicht. Das könnte früher oder später zu einer Eruption führen
Es war kein Blackout, als Grünen-Chef Robert Habeck im „Bericht aus Berlin“ vorzurechnen versuchte, dass sich Pendler durch die neuesten Beschlüsse der Bundesregierung künftig sogar noch bereichern: Weil der Benzinpreis nur um drei Cent pro Liter steigen soll, die Pendlerpauschale aber um 5 Cent. „Einen Anreiz zu geben möglichst weite Distanzen zu fahren ist klimapolitisch Wahnsinn“, dozierte Habeck, der offenbar glaubt, dass Pendler aus steuerlichen Gründen gern noch eine Extrarunde einlegen.
Wochenrückblick: Die wichtigsten selbsternannten Skandale und inneren Parteitage im Überblick
Der Chef der staatlichen hessischen Filmförderung Hans Joachim Mendig muss etwas Böses getan haben – wenn auch nicht ganz klar ist, was – denn eines Tages beziehungsweise in der vergangenen Woche wurde er angeklagt. Dreihundert so genannte Filmschaffende und zahlreiche gute Medien fordern Mendigs Rücktritt, weil er sich vor Wochen privat mit dem AfD-Chef Jörg Meuthen und dem PR-Berater Moritz Hunzinger getroffen hatte. Es hatte sich, wie Mendig sagt, um ein privates Treffen gehandelt.
Im nächsten Sozialismus wird alles besser. Und andere Systemfehler
Streikende ließen sich auf der Hamburger Klima-Demo nicht finden. Aber jede Menge Überzeugte. Eine Reportage aus der Mitte der neuen Gesellschaft
Am weltweiten Klimastreiktag, dem 20. September, hatte ich auf das Gespräch mit einem Klimastreikenden gehofft. Die Frage, ob jemand tatsächlich seine Erwerbsarbeit niederlegt, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, interessiert mich wirklich. Bisher liefen auf den freitäglichen Klimademonstrationen Schüler mit, Studenten, manchmal auch, wie ich im erweiterten Bekanntenkreis gehört hatte, Mütter mit Tagesfreizeit. Keiner gehörte zu einer Personengruppe, die ihre Arbeitsleistung verweigern können, um eine Forderung gegen ihren Arbeitgeber durchzusetzen.
Wochenrückblick: Herbert Grönemeyer rettet die Demokratie in Wien, Ruprecht Polenz die CDU bei Twitter und Margarete Stokowski die deutsche Satire in Berlin
Wenn Erfindung und dokumentierte Wirklichkeit nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind, dann ist das nicht gut. Nicht für die Wirklichkeit, nicht für die Erfindung, nicht für die Gesellschaft und vor allem nicht für den Autor, der sich als Autor naturgemäß mal auf dem Boden der Dokumentation bewegt und mal auf dem Terrain der Parodie, also der ähnlichen Erfindung.
Sie lernen es nicht
Nach den Wahlen in Sachsen und Brandenburg erreicht die Verachtung des tonangebenden Milieus für den hässlichen Ossi neue Höchststände. Diese Verachtung sagt allerdings mehr über die besserfühlenden Kreise aus als über Ostdeutschland. Was bilden sich die Gutmeiner eigentlich ein?
Auf die französischen Bourbonen und grundsätzlich auf alle, die immer in der gleichen Spur bleiben, obwohl sie im eigenen Interesse gute Gründe hätten, sie zu wechseln, münzte Charles Maurice de Talleyrand 1814 den Satz: „Sie haben nichts gelernt und nichts vergessen“. Ils n’ont rien appris, ni rien oublié. Für die meisten Großkommentatoren der Wahlen in Sachsen und Brandenburg reicht schon die erste Satzhälfte.
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