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Politik & Gesellschaft

Von Stichforschern und anderen Narrativkräften

„Expertin für Messerkriminalität“, „Transformationsforscherin“ – mittlerweile existiert ein Markt für Experten, die medial passgenau das Gewünschte abliefern. Ein kleiner Überblick von Jürgen Schmid

Die Anthropologin Bonnie Urciuoli hat vor einigen Jahren die Ergebnisse ihrer Feldforschung über „Neoliberal Education“ an amerikanischen Universitäten mit dem vielsagenden Untertitel “Preparing the Student for the New Workplace“ veröffentlicht. Urciuoli beschreibt anschaulich, wie in der neoliberalen Vorstellungswelt jede Person zu ihrem eigenen Produkt werden muss („Students thinking of themselves ‘as products, not people’”) – mit einem primären Zweck: sich selbst zur Marke zu machen.

Das große Umschreiben: Wie der Holocaust aus der Geschichte verschwinden soll

Das Gedenken an den europäischen Judenmord, fordern akademische Stichwortgeber und Aktivisten, dürfe nicht mehr so wichtig genommen werden. Denn es behindere die Erinnerung an Kolonialverbrechen. Diese Gewichtsverschiebung ist nur ein Teil eines globalen Unternehmens, um den Westen zu delegitimieren

Die Begehung des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar 2023 unterschied sich von jener der Vorjahre. Auf den ersten Blick nur im Detail. Auf den zweiten fügt sich die Art und Weise, wie Regierungsvertreter und Journalisten den Akzent setzten, in ein sehr viel größeres Bild ein. Und das wiederum betrifft nicht nur die deutsche Gedenk- und Geschichtspolitik.

Achtet auf den, der „Verschwörungstheorie“ sagt

Der Physiker Hans Joachim Schellnhuber schlägt eine Rationierung von CO2 vor: Jeder soll nur noch drei Tonnen ausstoßen dürfen. Sein Plan passt in ein großes Bild: Nicht nur er wünscht eine radikal andere Gesellschaft. Ihre Freunde befinden sich überall im Westen auf dem Vormarsch

Hannah Arendt meinte, Wahrheit gebe es nur zu zweien, was für sie einschloss, dass sie auch jemandem aus Versehen entschlüpfen kann. Dafür braucht es noch nicht einmal Philosophen. Ein Politiker und ein Fragesteller genügen, so wie bei Alfred Schiers Gespräch mit Karl Lauterbach, ausgestrahlt im Frühjahr 2021 auf Phoenix (ab Minute 17.46).

Das Ende der schnatternden Klasse durch künstliche Intelligenz und die Unsterblichkeit: ein Jahresvorblick

Mit ChatGPT gibt es ein Programm, das den Journalismus und das gesamte akademische Milieu radikal umpflügen wird. Wahrscheinlich macht es die Öffentlichkeit aber auch gleichförmiger. Es dürfte die Gesellschaft jedenfalls tiefer verändern als Mobiltelefon und Computer

Wirklich große Umwälzungen kommen meist unter unauffälligen Namen. Einer lautete DynaTAC 8000X; es handelte sich um das erste in Serie gebaute schnurlose Telefon der Welt, das Motorola im Jahr 1983 auf den Markt brachte.

Ein Wort, nicht von dieser Welt

Zum Rückblick auf die autoritären Corona-Maßnahmen gehört das Verhalten der Amtskirche. Sie stand stramm an der Seite von Staat und Medien. Und vergaß ihre uralte Pflicht: Einsamen und Kranken beizustehen. Bei aller Weihnachtsmilde: es gibt keinen Grund, dieses moralische Desaster zu vergeben

Seit dem 20. Dezember 2022 steht ein Beitrag auf der Facebookseite der Sängerin Julia Neigel, der möglicherweise der am häufigsten gelesene nichtjournalistische Text des Jahres werden könnte.

Delegitimieren kann der Staat sich nur selbst

Um einen Staatsstreich handelte es sich nicht, was ein Prinz und seine Komplizen ausheckten. Eine große Rolle spielt er trotzdem: zur Begründung einer freiheitsfeindlichen Maßnahmenwelle, die den Charakter des Landes verändern soll

In diesen Tagen benutzen viele die Begriffe ‚Putsch‘ und ‚Staatsstreich‘ synonym. Zu Unrecht, denn es handelt sich nicht um das Gleiche.