Mit einem Hauch von Frivolität versucht die Münchner Abendzeitung, die neuen Lockdown-Ankündigungen der Politik auf ihrer Titelseite so zu beschreiben, dass der Kaufimpuls potentieller Leser die rote Linie überschreitet: „Noch härter. Noch länger.“
Das Spielzeug muss unter die Decke
Wie gehen andere Länder mit Covid-19 um? Belgien ist nach wie vor das Land mit der weltweit höchsten Todesrate pro Einwohner. Die Regierung verordnet dem Land eine verwirrende Teilstillegung – bisher ohne durchschlagenden Erfolg. Archi W. Bechlenberg beschreibt, wer was (nicht) darf. Und warum Supermärkte einen Teil ihrer Waren verstecken
von Archi W. Bechlenberg
„Das ist ja hier wie bei uns zur Pessach-Zeit“ sagt Freund Joshi und verdreht die Augen.
„Wieso? Gibt es bei Colruyt jetzt auch Gefilte Fisch?“ frage ich zurück, und Joshi verdreht die Augen um weitere 180 Grad.
Scholl und Hitler für alle
Jana aus Kassel, die sich in eine Widerstandskämpferin einfühlte, dient vielen Medien als idealtypisch durchgeknallte Corona-Demonstrantin. Dabei ist sie so viel mehr: ein soziales Leitbild. Denn wir leben im Zeitalter der Wasserfrau
Seit wenigen Tagen kennt Deutschland Jana, 22, aus Kassel. Sie erklomm dort das Podest einer Querdenker-Veranstaltung und stellte sich mit folgenden Worten vor:
„Ja hallo, ich bin Jana aus Kassel, und ich fühle mich wie Sophie Scholl, weil ich seit Monaten im aktiven Widerstand bin, Reden halte, Kundgebungen anmelde.“
Ausbildung zum Erwachen
„Wo sind all die woken Leute?“ fragte Alexander Wendt auf Publico. Ich wage eine Antwort: Zum Beispiel an Universitätsinstituten für Europäische Ethnologie. Woher ich das weiß? Weil ich zehn Jahre zum Lehrkörper einer Universität gehörte, als das Fach noch Volkskunde hieß*. Eine Schadensbilanz
von Jürgen Schmid
Oft ist die Rede davon, dass Soziologie und Politologie eine linke Deutungshoheit vorgeben. Das ist sicherlich richtig, wenn man bedenkt, dass elf von 39 grünen MdB-Frauen Politikwissenschaften studiert haben (was mit knapp 30 Prozent exakt dem Anteil von Politikwissenschaftlern in der Gesamtbevölkerung entspricht), während bei unter 40-jährigen grünen MdBs zwei von drei dieses Fach absolviert haben – als einzige Berufsausbildung.
„Wo sind eigentlich die ganzen Nazis?“
„Ja lesen Sie denn keine Medien?“
Wer demonstriert eigentlich gegen das Corona-Gesetz? Und wer gegen die Protestierer? Ein Ortstermin mit mehreren Gesprächsversuchen
Ein junger Mann mit einem sehr nachdrücklichen Lächeln geht durch die Menge, um kleine Faltblättchen mit Matthäus- und Johannes-Zitaten zu verbreiten: „Freiheit durch Wahrheit“. Das Papier empfiehlt, die Bibel zu lesen. Jemand hält die Regenbogenflagge hoch. Ein Mitdemonstrant ein Pappschild, auf dem steht: „Peaceful Revolution. Friedlich bleiben!“
Die dünne rote Linie
Bundestag und -rat boxten heute gegen alle Verfassungsbedenken und Proteste ihr Grundrechtsbeschneidungsgesetz durch. Es geht nicht mehr nur um Corona. Nur Gerichte könnten jetzt noch den Versuch stoppen, die Gesellschaft von oben umzukrempeln
In der englischsprachigen Welt gehört the thin red line zum Vorrat der festen Redewendungen: die dünne rote Linie, der schmale Grat – das steht für eine letzte und ziemlich prekäre Verteidigungsstellung. Das Wort geht auf einen martialischen Ursprung zurück, es stammt aus der Schlacht von Balaklawa im Krimkrieg.